© Getty Images/iStockphoto

Interessantes aus Andrologie und Inkontinenzforschung

<p class="article-intro">Obwohl in diesem Jahr onkologische Themen wieder einen breiten Raum bei der Jahrestagung der EAU einnahmen, gab es auch Interessantes aus anderen Bereichen der Urologie zu berichten. So wurde beispielsweise das Thema der Stoßwellentherapie zur Behandlung der erektilen Dysfunktion kontrovers diskutiert. Neues gab es auch bei der sakralen Neuromodulation, der Testosterontherapie bei Hypogonadismus und dem Gesundheitsstatus infertiler Männer.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>LIESW T bei ED &ndash; ja oder nein?</h2> <p>Prof. Markus Margreiter, Wien, moderierte die Diskussion um den Einsatz der niedrigenergetischen Sto&szlig;wellentherapie (LIESWT) bei erektiler Dysfunktion (ED).<sup>1</sup> Prof. Ilan Gruenwald, Haifa/Israel, argumentierte daf&uuml;r, Dr. Mikkel Fode, Herlev/ D&auml;nemark, dagegen.<sup>2, 3</sup><br /> Gruenwald erl&auml;uterte aktuelle Erkenntnisse zur Wirkweise der LIESWT. Sie kann unter anderem die Angiogenese stimulieren und Patienten, die nicht auf PDE-5-Inhibitoren ansprechen, zu Respondern machen.<sup>4</sup> Zudem wird die Durchblutung des Penis gef&ouml;rdert.<sup>5</sup> Wichtig ist dabei die Auswahl der Patienten. Von dem Verfahren profitieren vor allem M&auml;nner, deren ED vaskul&auml;r bedingt ist. Nach Gruenwalds Ansicht ist die LIESWT geeignet, um das Ansprechen auf PDE-5-Inhibitoren zu verbessern. Bei M&auml;nnern mit Kontraindikationen gegen diese Medikamente kann sie auch als alleinige Behandlung eingesetzt werden.<sup>2</sup><br /> Dem widersprach Fode und wies auf verschiedene Limitationen der bisher ver&ouml;ffentlichten Studien hin. Bei Menschen wurde das Verfahren haupts&auml;chlich im Rahmen von Fallstudien eingesetzt. Dabei kam es zwar auch zu Verbesserungen beim International Index of Erectile Function (IIEF), die aber oftmals klinisch nicht von Bedeutung waren, betonte er. Randomisierte Studien h&auml;tten dagegen keine eindeutigen Ergebnisse erbracht und viele Fragen nicht beantwortet.<sup>6</sup> Fodes Fazit: Zwar ist die LIESWT interessant f&uuml;r die ED-Behandlung, aber es bedarf noch sehr viel Forschungsarbeit, bevor sie routinem&auml;&szlig;ig angewandt werden kann. Das Verfahren sollte daher nur im Rahmen von klinischen Studien eingesetzt werden.<sup>3</sup></p> <h2>Testosteronsubstitution und Blasenfunktion</h2> <p>M&auml;nner mit Blasenentleerungsst&ouml;rungen (&bdquo;lower urinary tract symptoms&ldquo;, LUTS) leiden oft ebenfalls an Hypogonadismus.<sup>7</sup> Wie sich eine Langzeit-Testosteronsubstitution auf die LUTS bei hypogonadalen M&auml;nnern auswirkt, berichtete Dr. Karim Haider, Bremerhaven/Deutschland. In einer Registerstudie hatten von 776 M&auml;nnern mit symptomatischem Hypogonadismus 178 (23 % ) einen moderaten International Prostate Symptom Score (IPSS) von 8 bis 19; 80 % waren adip&ouml;s. Von den 178 M&auml;nnern erhielten 152 &uuml;ber 12 Wochen Injektionen mit 1000mg Testosteronundecanoat, w&auml;hrend 26 Probanden als Kontrollgruppe dienten. Die Teilnehmer der Therapiegruppe waren durchschnittlich 63&plusmn;4 Jahre alt, die der Kontrollgruppe 65&plusmn;5 Jahre. Hinsichtlich der Einnahme von Alphablockern gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Die 7-Jahres- Daten ergaben in der Therapiegruppe eine Abnahme des IPSS von 10,6&plusmn;2,1 auf 2,2&plusmn;0,9 (p&lt;0,0001). Im selben Zeitraum lag der IPSS der Kontrollgruppe bei 8,5&plusmn;0,8 bis 9,3&plusmn;2,3 (p=NS) (Abb. 1). Gleichzeitig sank das Restharnvolumen in der Therapiegruppe von 69,9&plusmn;12,9ml auf 15,9&plusmn;5ml (p&lt;0,0001) und die M&auml;nner verloren 18&plusmn;6 % an K&ouml;rpergewicht (p&lt;0,0001). In der Kontrollgruppe stieg das Restharnvolumen von 67,7&plusmn;11,2 auf 76,3&plusmn;18,5 (p&lt;0,01) und die M&auml;nner nahmen an Gewicht zu (2&plusmn;2 % ; p&lt;0,005). Dies belege, so Haider, dass die Testosteronsubstitution bei hypogonadalen M&auml;nnern mit moderaten LUTS die Beschwerden bessert und die Blasenfunktion &uuml;ber einen l&auml;ngeren Zeitraum erh&auml;lt.<sup>8</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Urologik_Uro_1802_Weblinks_urologik_1802_s9_abb1.jpg" alt="" width="1455" height="863" /></p> <h2>Neues Ger&auml;t zur sakralen Neuromodulation bei OAB</h2> <p>Dr. Bertil Blok, Rotterdam/Niederlande, stellte ein neues System f&uuml;r die sakrale Neuromodulation (SNM) bei der &uuml;beraktiven Blase (OAB) vor. Die SNM ist eine etablierte Therapie bei refrakt&auml;rer OAB. Die derzeit verf&uuml;gbaren Ger&auml;te m&uuml;ssen jedoch alle drei bis f&uuml;nf Jahre ausgetauscht werden, da die enthaltene Batterie nicht aufgeladen werden kann. Das neue r-SNM System&trade; (Axonics) enth&auml;lt einen verkleinerten, wiederaufladbaren Stimulator mit einer Lebensdauer von mehr als 15 Jahren. Die Sicherheit und Wirksamkeit des Systems sowie die Lebensqualit&auml;t der Patienten wurden in einer Studie mit 51 OAB-Patienten im Alter von 21 bis 77 Jahren untersucht. Als Therapieansprechen wurde gewertet, wenn die Zahl der Entleerungen und/oder Inkontinenzepisoden im Vergleich zu Studienbeginn um &ge;50 % bzw. auf weniger als acht Entleerungen pro Tag gesunken war. Die Lebensqualit&auml;t wurde anhand des ICIQ-OABqol- Fragebogens ermittelt.<sup>9</sup><br /> Zu Studienbeginn entleerten die Probanden ihre Blase im Durchschnitt 14,3- mal pro Tag und hatten durchschnittlich 8,3 Inkontinenzepisoden. Innerhalb eines Monats sprachen 71 % der Patienten auf die SNM an. Nach sechs Monaten hatten sich die t&auml;glichen Blasenentleerungen im Schnitt um 6,6 (p&lt;0,001), die Inkontinenzepisoden um 6,3 (p&lt;0,001) reduziert (Abb. 2). Gleichzeitig besserte sich die Lebensqualit&auml;t und 83 % der Probanden waren zufrieden oder sehr zufrieden mit der Therapie. Blok ist daher der Ansicht, dass die neue r-SNM eine vielversprechende Alternative zu den derzeit &uuml;blichen Ger&auml;ten ist.<sup>9</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Urologik_Uro_1802_Weblinks_urologik_1802_s10_abb2.jpg" alt="" width="1471" height="802" /></p> <h2>Unfruchtbare M&auml;nner sind kr&auml;nker</h2> <p>Dr. Eugenio Ventimiglia, Mailand/Italien, berichtete von einer Kohortenstudie, die untersuchte, welche Faktoren die Gesundheit unfruchtbarer M&auml;nner beeinflussen. Teilnehmer waren 645 gem&auml;&szlig; WHODefinition unfruchtbare M&auml;nner (Unf&auml;higkeit, innerhalb von zw&ouml;lf Monaten bei regelm&auml;&szlig;igem ungesch&uuml;tztem Geschlechtsverkehr ein Kind zu zeugen). Gesundheitsrelevante Komorbidit&auml;ten wurden mithilfe des Charlson Comorbidity Index (CCI) erfasst. Bis 2017 wurden alle Probanden j&auml;hrlich untersucht und jede Verschlechterung ihres Gesundheitsstatus dokumentiert.<sup>10</sup><br /> Die Teilnehmer hatten ein Durchschnittsalter von 37 Jahren und einen mittleren BMI von 25. Im Schnitt dauerte ihre Unfruchtbarkeit bereits 24 Monate. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug neun Jahre. In dieser Zeit verschlechterte sich der CCI-Score bei 186 M&auml;nnern (29 % ) um mindestens einen Punkt. Hauptursache war eine Krebserkrankung. Im Vergleich zu den Probanden ohne CCI-Zunahme hatten Patienten mit CCI-Steigerung h&auml;ufiger bereits zu Studienbeginn einen CCI-Wert &ge;1 und eine Azoospermie (32 vs. 20 % ; p=0,001). Die Azoospermie war mit einem h&ouml;heren Risiko f&uuml;r Komorbidit&auml;ten verbunden (HR: 1,88; p=0,001). Das Gleiche galt f&uuml;r M&auml;nner mit einem CCIWert &ge;1 zu Studienbeginn und l&auml;ngerer Dauer der Fruchtbarkeitsst&ouml;rung. Da M&auml;nner mit Azoospermie w&auml;hrend der Nachbeobachtungszeit die st&auml;rkste Verschlechterung ihrer Gesundheit erlebten, riet Ventimiglia dazu, diese Patienten regelm&auml;&szlig;ig klinisch zu untersuchen.<sup>10</sup></p> <h2>Allopurinol senkt BPH-Risiko</h2> <p>Dr. Teemu Murtola, Kangasala/Finnland, stellte Daten einer populationsbasierten Kohortenstudie zum Zusammenhang zwischen der Einnahme von Allopurinol und dem Auftreten einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) vor. Metabolisches Syndrom und Adipositas gehen mit einer erh&ouml;hten Harns&auml;urekonzentration im Blut einher. Gleichzeitig wird postuliert, dass oxidativer Stress aufgrund erh&ouml;hter Harns&auml;urespiegel das Entstehen einer BPH beg&uuml;nstigen kann. Ob die Gabe des harns&auml;uresenkenden Medikaments Allopurinol dem entgegenwirken kann, ist nicht klar.<br /> F&uuml;r die Studie wurden die Daten von mehr als 74 000 M&auml;nnern ausgewertet, die urspr&uuml;nglich als Kandidaten f&uuml;r die Screeningstudie bei Prostatakrebs (Fin- RSPC) identifiziert worden waren. Erfasst wurden au&szlig;erdem Daten zur medikament&ouml;sen Therapie von Gicht und BPH sowie zu BPH-Diagnosen, Hospitalisierungen und Operationen infolge der BPH. Ausgeschlossen waren M&auml;nner, die bereits zu Beginn der Studie an einer BPH litten. Es zeigte sich, dass M&auml;nner, die Allopurinol nahmen, ein geringeres Risiko f&uuml;r alle drei BPH-Endpunkte hatten: BPH-Medikamente (HR: 0,81), BPH-Diagnose (HR: 0,78) und Operationen aufgrund von BPH (HR: 0,67), p&lt;0,05 f&uuml;r alle drei Endpunkte. Als m&ouml;gliche Erkl&auml;rung gab Murtola die antioxidative Wirkung des Medikaments an.<sup>11</sup></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 33rd Annual EAU Congress, 16.–20. März 2018, Kopenhagen </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Plenary Session 1 &ndash; hot topics, evidence quality and advances in andrology: case-based debate low intensity extracorporeal shockwave therapy (ESWT) for erectile dysfunction (ED). 33<sup>rd</sup> Annual EAU Congress <strong>2</strong> Gruenwald I: ESWT is the new first-line therapy for ED. 33rd Annual EAU Congress <strong>3</strong> Fode M: ESWT for ED cannot be recommended based on current data. 33<sup>rd</sup> Annual EAU Congress <strong>4</strong> Gruenwald I et al.: Low-intensity extracorporeal shock wave therapy &ndash; a novel effective treatment for erectile dysfunction in severe ED patients who respond poorly to PDE5 inhibitor therapy. J Sex Med 2012; 9: 259-64 <strong>5</strong> Kalyvianakis D, Hatzichristou D: Lowintensity shockwave therapy improves hemodynamic parameters in patients with vasculogenic erectile dysfunction: a triplex ultrasonography-based sham-controlled trial. J Sex Med 2017; 14: 891-7 <strong>6</strong> Young Academic Urologists Men&rsquo;s Health Group: Low-intensity shockwave therapy for erectile dysfunction: Is the evidence strong enough? Nat Rev Urol 2017; 14: 593-606 <strong>7</strong> Kaplan SA et al.: Prevalence of low testosterone and its relationship to body mass index in older men with lower urinary tract symptoms associated with benign prostatic hyperplasia. Aging Male 2013; 16: 169-72 <strong>8</strong> Haider KS: Urinary function improves in hypogonadal men with moderate International Prostate Symptom Score (IPSS) treated for up to 10 years with testosterone in comparison to untreated controls. 33<sup>rd</sup> Annual EAU Congress, Abstract #1089 <strong>9</strong> Blok BFM: Treatment of overactive bladder with a miniaturized rechargeable sacral neuromodulation system. 33<sup>rd</sup> Annual EAU Congress, Abstract #950 <strong>10</strong> Ventimiglia E: Male reproductive health is a key determinant of unhealthy aging: results from a longitudinal cohort study. 33<sup>rd</sup> Annual EAU Congress, Abstract #757 <strong>11</strong> Murtola T: Allopurinol and risk of benign prostatic hyperplasia in a Finnish population-based cohort. 33<sup>rd</sup> Annual EAU Congress, Abstract #1125</p> </div> </p>
Back to top