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Überlebende nach Krebserkrankung

Kognitive Veränderungen durch Erkrankung und Therapie

<p class="article-intro">Kognitive Störungen sind bei Erwachsenen und Kindern, die eine Krebserkrankung überstanden haben, ein häufiges Problem. Sie treten sowohl bei Tumoren im ZNS wie auch bei Nicht-ZNS-Tumoren auf. Die derzeitigen Kenntnisse fassten Sara J. Hardy, Kevin R. Krull, Jeffrey S. Wefel und Michelle Janelsins am ASCO zusammen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Als Ursache f&uuml;r kognitive St&ouml;rungen wird zwar vor allem die Krebsbehandlung angesehen, zunehmend gibt es jedoch Studien, die belegen, dass die Ver&auml;nderungen auch durch die Erkrankung selbst ausgel&ouml;st werden k&ouml;nnen.</p> <p>So wiesen z. B Patienten mit Brust- oder Darmkrebs bereits vor Beginn einer Therapie kognitive St&ouml;rungen auf. Eindeutig sind die Befunde f&uuml;r Chemotherapie-bedingte kognitive St&ouml;rungen. Eine Metaanalyse mit 17 Studien ergab einen Abfall der kognitiven Funktionen innerhalb von 6 Monaten oder mehr nach dem Ende der Chemotherapie im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen oder zu den Werten vor Chemotherapie. Die St&ouml;rungen manifestierten sich vor allem in den verbalen und visuospatialen F&auml;higkeiten. Bei Kindern nach einer Chemotherapie manifestieren sich kognitive St&ouml;rungen in der visuellen Verarbeitung, in visuell-motorischen Funktionen sowie in Aufmerksamkeit- und Ausf&uuml;hrungsfunktionen. Bei Erwachsenen und Kindern besteht eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen Chemotherapie und kognitiver St&ouml;rung.</p> <p>H&auml;ufig besteht keine Korrelation zwischen den vom Patienten beklagten St&ouml;rungen und bei mit Tests festgestellten Defiziten. Die vom Patienten berichteten Symptome sind vermutlich eher Ausdruck von Stress und Belastung und weniger ein Hinweis auf kognitive St&ouml;rungen. Patienten, die einen Abfall ihrer kognitiven F&auml;higkeiten bemerken, k&ouml;nnen jedoch mehr Stress empfinden.</p> <p>Risikofaktoren, die das Auftreten kognitiver St&ouml;rungen bei Erwachsenen mit Nicht-ZNS-Tumoren beg&uuml;nstigen, sind Alter, die kognitive Reserve, Depression, Schlafst&ouml;rungen, Fatigue und Angst. Der Mechanismus, der zu den kognitiven St&ouml;rungen f&uuml;hrt, ist vermutlich multifaktoriell. Ein Faktor scheinen hierbei entz&uuml;ndliche Komponenten zu sein. Bei Kindern sind genetische Faktoren, weibliches Geschlecht, j&uuml;ngeres Alter bei der Diagnose, Dosis der Chemotherapie und Umfang der Bestrahlung wichtige Risikofaktoren.</p> <p>Zu den Krebserkrankungen mit ZNS-Beteiligung geh&ouml;ren prim&auml;re Hirntumoren und Hirn-Metastasen peripherer Tumoren. Prim&auml;re Hirntumoren sind bei Erwachsenen selten, gehen jedoch mit einer hohen Morbidit&auml;t und Letalit&auml;t einher. Bei Kindern machen ZNS-Krebserkrankungen etwa 30 % aller Malignit&auml;ten aus. Kognitive St&ouml;rungen sind h&auml;ufig. Das Ausma&szlig; wird z. B. durch Gr&ouml;&szlig;e und Lokalisation, Histologie und kognitive Reserve bestimmt. Bei Patienten mit Hirnmetastasen ist das Ausma&szlig; der kognitiven St&ouml;rungen st&auml;rker mit dem Tumorvolumen als mit der Zahl der Metastasen assoziiert. Eine Strahlentherapie kann insbesondere bei Kindern die kognitiven Funktionen erheblich beeintr&auml;chtigen.</p> <p>Interventionen umfassen kognitives Training, kognitive Rehabilitation, k&ouml;rperliche Aktivit&auml;ten und pharmakologische Ma&szlig;nahmen. Derzeit wird eine Reihe neuer Verfahren zur kognitiven Rehabilitation untersucht, wie beispielsweise Web-basierte Programme. Zu den pharmakologischen Interventionen geh&ouml;ren Methylphenidat und Modafinil. Die Ergebnisse mit beiden Substanzen in klinischen Studien waren jedoch uneinheitlich.</p> <p><strong>Referenzen:</strong><br /> Janelsins MC: Trajectory and risk factors for cognitive changes in patients with cancer. ASCO Annual Meeting 2018<br /> Wefel JS: Assessment and clinical implications of cognitive change in adult cancer survivors. ASCO Annual Meeting 2018 <br />Krull KR: Addressing the unique cognitive needs of pediatric and AYA cancer survivors. ASCO Annual Meeting 2018<br /> Hardy SJ et al: Cognitive changes in cancer survivors. American Society of Clinical Oncology Educational Book 2018; 38: 795-808</p> <p>Bericht: Dr. Ine Schmale</p></p>
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