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Kognitive Veränderungen durch Erkrankung und Therapie
Jatros Digital
30
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25.05.2018
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<p class="article-intro">Kognitive Störungen sind bei Erwachsenen und Kindern, die eine Krebserkrankung überstanden haben, ein häufiges Problem. Sie treten sowohl bei Tumoren im ZNS wie auch bei Nicht-ZNS-Tumoren auf. Die derzeitigen Kenntnisse fassten Sara J. Hardy, Kevin R. Krull, Jeffrey S. Wefel und Michelle Janelsins am ASCO zusammen.</p>
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<p class="article-content"><p>Als Ursache für kognitive Störungen wird zwar vor allem die Krebsbehandlung angesehen, zunehmend gibt es jedoch Studien, die belegen, dass die Veränderungen auch durch die Erkrankung selbst ausgelöst werden können.</p> <p>So wiesen z. B Patienten mit Brust- oder Darmkrebs bereits vor Beginn einer Therapie kognitive Störungen auf. Eindeutig sind die Befunde für Chemotherapie-bedingte kognitive Störungen. Eine Metaanalyse mit 17 Studien ergab einen Abfall der kognitiven Funktionen innerhalb von 6 Monaten oder mehr nach dem Ende der Chemotherapie im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen oder zu den Werten vor Chemotherapie. Die Störungen manifestierten sich vor allem in den verbalen und visuospatialen Fähigkeiten. Bei Kindern nach einer Chemotherapie manifestieren sich kognitive Störungen in der visuellen Verarbeitung, in visuell-motorischen Funktionen sowie in Aufmerksamkeit- und Ausführungsfunktionen. Bei Erwachsenen und Kindern besteht eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen Chemotherapie und kognitiver Störung.</p> <p>Häufig besteht keine Korrelation zwischen den vom Patienten beklagten Störungen und bei mit Tests festgestellten Defiziten. Die vom Patienten berichteten Symptome sind vermutlich eher Ausdruck von Stress und Belastung und weniger ein Hinweis auf kognitive Störungen. Patienten, die einen Abfall ihrer kognitiven Fähigkeiten bemerken, können jedoch mehr Stress empfinden.</p> <p>Risikofaktoren, die das Auftreten kognitiver Störungen bei Erwachsenen mit Nicht-ZNS-Tumoren begünstigen, sind Alter, die kognitive Reserve, Depression, Schlafstörungen, Fatigue und Angst. Der Mechanismus, der zu den kognitiven Störungen führt, ist vermutlich multifaktoriell. Ein Faktor scheinen hierbei entzündliche Komponenten zu sein. Bei Kindern sind genetische Faktoren, weibliches Geschlecht, jüngeres Alter bei der Diagnose, Dosis der Chemotherapie und Umfang der Bestrahlung wichtige Risikofaktoren.</p> <p>Zu den Krebserkrankungen mit ZNS-Beteiligung gehören primäre Hirntumoren und Hirn-Metastasen peripherer Tumoren. Primäre Hirntumoren sind bei Erwachsenen selten, gehen jedoch mit einer hohen Morbidität und Letalität einher. Bei Kindern machen ZNS-Krebserkrankungen etwa 30 % aller Malignitäten aus. Kognitive Störungen sind häufig. Das Ausmaß wird z. B. durch Größe und Lokalisation, Histologie und kognitive Reserve bestimmt. Bei Patienten mit Hirnmetastasen ist das Ausmaß der kognitiven Störungen stärker mit dem Tumorvolumen als mit der Zahl der Metastasen assoziiert. Eine Strahlentherapie kann insbesondere bei Kindern die kognitiven Funktionen erheblich beeinträchtigen.</p> <p>Interventionen umfassen kognitives Training, kognitive Rehabilitation, körperliche Aktivitäten und pharmakologische Maßnahmen. Derzeit wird eine Reihe neuer Verfahren zur kognitiven Rehabilitation untersucht, wie beispielsweise Web-basierte Programme. Zu den pharmakologischen Interventionen gehören Methylphenidat und Modafinil. Die Ergebnisse mit beiden Substanzen in klinischen Studien waren jedoch uneinheitlich.</p> <p><strong>Referenzen:</strong><br /> Janelsins MC: Trajectory and risk factors for cognitive changes in patients with cancer. ASCO Annual Meeting 2018<br /> Wefel JS: Assessment and clinical implications of cognitive change in adult cancer survivors. ASCO Annual Meeting 2018 <br />Krull KR: Addressing the unique cognitive needs of pediatric and AYA cancer survivors. ASCO Annual Meeting 2018<br /> Hardy SJ et al: Cognitive changes in cancer survivors. American Society of Clinical Oncology Educational Book 2018; 38: 795-808</p> <p>Bericht: Dr. Ine Schmale</p></p>
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