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Update nekrotisierende Weichteilinfekte

<p class="article-intro">Nekrotisierende Weichteilinfekte (NWTI) stellen eine eigene Gruppe von Weichteilinfektionen dar, die durch ausgedehnten nekrotischen Gewebszerfall, progredienten Verlauf, systemische Toxizität und hohe Mortalität gekennzeichnet ist. In der Praxis werden drei Krankheitsbilder unterschieden, die sich hinsichtlich ihres klinischen Bildes, ihres Verlaufes und letztlich der daraus resultierenden Therapie grundlegend unterscheiden: die nekrotisierende Fasziitis, die Fournier-Gangrän und die clostridiale Myonekrose (oder auch „echter Gasbrand“). Im Folgenden werden Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie der NWTI erläutert.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Mikrobiologische Einteilung der NWTI</h2> <p>Urspr&uuml;nglich beruhte die Einteilung der NWTI ausschlie&szlig;lich auf deren klinischer Pr&auml;sentation. Mit zunehmendem Wissen &uuml;ber die zugrunde liegende Mikrobiologie wurde eine Klassifikation mit 4 Typen erstellt. Die Pilzinfektionen sind dabei eine sehr seltene, spezielle Entit&auml;t und werden im Folgenden nicht weiter ausgef&uuml;hrt (Tab. 1).<sup>1</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Derma_1803_Weblinks_s32_tab1.jpg" alt="" width="600" height="489" /></p> <h2>Diagnostische Hilfsmittel bei NWTI</h2> <p><strong>LRINEC-Score</strong><br /> Der &bdquo;Laboratory Risk Indicator for Necrotizing Fasciitis&ldquo; (LRINEC) wurde mittels einer retrospektiven Analyse, in der nekrotisierende Fasziitiden mit anderen, nicht nekrotisierenden Weichteilinfekten verglichen wurden, entwickelt und soll helfen, die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer nekrotisierenden Fasziitis einzusch&auml;tzen. In den Score flie&szlig;en CRP, Leukozytenzahl, H&auml;moglobin, Natrium, Kreatinin und Glukose ein. Ein Score =6 soll an eine nekrotisierende Fasziitis denken lassen, bei einem Score =8 liegt sie mit hoher Wahrscheinlichkeit vor (Tab. 2).<sup>2</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Derma_1803_Weblinks_s32_tab2.jpg" alt="" width="400" height="765" /></p> <h2>Bildgebende Verfahren</h2> <p>Bildgebende Verfahren k&ouml;nnen in der Diagnostik von NWTI hilfreich sein, haben aber weder eine hohe Sensitivit&auml;t noch eine hohe Spezifit&auml;t. Auf konventionellen R&ouml;ntgenbildern<sup>3</sup> und in der Computertomografie (CT)<sup>4</sup> lassen sich &Ouml;dem und Weichteilemphysem darstellen. Letzteres ist nicht spezifisch f&uuml;r NWTI, es kommt nur bei etwa einem Drittel der F&auml;lle vor und ist selbst beim Gasbrand nicht immer vorhanden.<sup>5</sup> Die Magnetresonanztomografie zeigt bei der nekrotisierenden Fasziitis &Ouml;deme und es lassen sich Faszienver&auml;nderungen feststellen,<sup>6</sup> die Untersuchung beansprucht jedoch wertvolle Zeit, die f&uuml;r die Einleitung einer ad&auml;quaten Therapie lebensentscheidend sein kann. Zudem ist die MRT dem CT in der Diagnostik hinsichtlich Sensitivit&auml;t und Spezifit&auml;t nicht &uuml;berlegen.<sup>7</sup></p> <h2>Nekrotisierende Fasziitis (NF) und Fournier-Gangr&auml;n (FG)</h2> <p>Den Gro&szlig;teil der NF stellen Typ-1- und Typ-2-Infekte dar, die einander bez&uuml;glich ihrer H&auml;ufigkeit die Waage halten. Typ- 1-Infekte bestehen aus einer Mischflora aus aeroben, anaeroben und fakultativ anaeroben Organismen. Typ-2-Infekte sind monobakteriell und werden am h&auml;ufigsten durch A-Streptokokken ausgel&ouml;st, gefolgt von Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA). W&auml;hrend Typ 1 vor allem bei polymorbiden, &auml;lteren Patienten auftritt, sind Typ-2-Infekte relativ unabh&auml;ngig von Alter und Vorerkrankungen.<sup>8</sup> Typ 1 betrifft oft den Rumpf und die Perinealregion (z.B. Fournier-Gangr&auml;n), w&auml;hrend Typ 2 eher an den Extremit&auml;ten entsteht (Streptokokken- oder Staphylokokkenfasziitis). <sup>1, 7</sup> Die Infektion nimmt ihren Ausgang oft in kleineren Hautl&auml;sionen, die als Eintrittspforte f&uuml;r Pathogene fungieren. In etwa 50 % der F&auml;lle tritt die NF bei Patienten ohne Hautl&auml;sionen an K&ouml;rperstellen auf, die durch ein stumpfes Trauma vorgesch&auml;digt sind.</p> <h2>Befunde, klinische Pr&auml;sentation und Verlauf</h2> <p>Abgesehen von allgemeinem Krankheitsgef&uuml;hl finden sich initial unspezifische Symptome wie Schwellung und Schmerzen.<sup>9</sup> Eine rasch zunehmende Schmerzsymptomatik (Crescendo- Schmerzen), die weitgehend therapierefrakt&auml;r ist und im Vergleich zum klinischen Befund &uuml;berproportional erscheint, ist typisch und kann wegweisend sein.<sup>8</sup> Zus&auml;tzlich k&ouml;nnen mit Fortschreiten der Erkrankung Fieber, Tachykardie (&gt;100/min), Hypotonie (systolischer Blutdruck &lt;100mmHg) und Tachypnoe vorliegen.<sup>10</sup> Da bis auf eine diskrete Hautr&ouml;tung &uuml;ber dem betroffenen Areal (bzw. der Eintrittspforte) anfangs oft keine &auml;u&szlig;erlichen Ver&auml;nderungen sichtbar sind, kommt es in der Fr&uuml;hphase h&auml;ufig zu Fehldiagnosen. Gelegentlich lassen sich Krepitationen in den Weichteilen tasten, die auf Gasbildung hinweisen. Bei Auftreten von Hautnekrosen und Blasenbildung liegt meist schon ein ausgedehnter Weichteilschaden vor (Abb. 1). In diesen F&auml;llen entsteht durch systemische Toxizit&auml;t ein hochseptisches Zustandsbild mit Multiorganversagen. Im derart fortgeschrittenen Krankheitsstadium ist die Mortalit&auml;t selbst bei ad&auml;quater Therapie hoch, sie liegt bei &uuml;ber 70 % .<sup>1, 8</sup><br /> Im klinischen Verlauf der NF k&ouml;nnen eine akute und eine subakute Form unterschieden werden. Bei der akuten Verlaufsform entwickeln sich die Symptome rasch und es kommt innerhalb von wenigen Stunden zum Vollbild des septischen Schocks. Die subakute Verlaufsform entwickelt sich h&auml;ufig auf dem Boden einer vorbestehenden traumatischen oder chronischen Wunde, kann aber &ndash; vor allem bei Streptokokkeninfekten &ndash; auch nach Insektenstichen oder anderen Mikrotraumen entstehen. Die Symptome entwickeln sich schleichend &uuml;ber Tage bis Wochen. Anfangs stehen Schmerzen im Vordergrund, deren Intensit&auml;t allm&auml;hlich zunimmt. Mit Fortschreiten der Infektion kann es zu Fieber, Dehydrierung, Verwirrtheit, Schwindelgef&uuml;hlen, Durchfall, &Uuml;belkeit/Erbrechen, Schw&auml;chegef&uuml;hlen und Unwohlsein kommen. Bleibt die Erkrankung unerkannt, verschlechtert sich der Zustand im Verlauf pl&ouml;tzlich, wiederum unter dem Bild eines septischen Schocks.<sup>1</sup><br /> Eine wichtige Differenzialdiagnose zur NF ist das nekrotisierende Erysipel (NE, im englischen Sprachraum auch &bdquo;necrotizing cellulitis&ldquo;), eine seltene Komplikation des Erysipels.<sup>11</sup> Im Unterschied zur NF sind beim NE nur Haut und Subkutis von der Nekrose betroffen, die oberfl&auml;chliche und tiefe Faszie sind ausgespart. Des Weiteren ist der klinische Verlauf eines NE bedeutend milder und die laborchemischen Parameter, insbesondere Leukozytenzahl und CRP, sind vergleichsweise nur geringf&uuml;gig erh&ouml;ht. Ein NE kann auch allein durch konsequente Antibiotikagabe zur Ausheilung gebracht werden.<sup>12</sup><br /><br /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Derma_1803_Weblinks_s32_abb1.jpg" alt="" width="600" height="516" /></p> <h2>Fournier-Gangr&auml;n: eine Sonderform der nekrotisierenden Fasziitis</h2> <p>Die NF der Perineal-, Inguinal- und Analregion wird nach ihrem Erstbeschreiber Jean-Alfred Fournier auch Fournier- Gangr&auml;n (FG) genannt. Sie stellt aufgrund ihrer Lokalisation, der Krankheitsdynamik und des Keimspektrums eine eigene Unterform der NF dar.<sup>13</sup> Die FG tritt typischerweise bei M&auml;nnern mittleren bis h&ouml;heren Alters auf. Bei Frauen ist die FG vergleichsweise selten (2&ndash;15 % der F&auml;lle).<sup>14, 15</sup> Typisch sind pr&auml;disponierende Begleiterkrankungen, die mit Durchblutungsst&ouml;rungen und Immunsuppression einhergehen (Diabetes mellitus, Hypertonus, Herzinsuffizienz, periphere arterielle Verschlusskrankheit, Nikotinabusus, Adipositas, generelle Immunsuppression).<sup>13</sup> H&auml;ufig tritt die FG infolge genitaler oder anorektaler Abszesse oder Dekubitalulzera auf,<sup>16</sup> seltener nach chirurgischen Eingriffen, Dauerkatheterismus oder Bagatelltraumata, wie Intimrasur. Die FG ist eine synergistische Infektion aus aeroben, anaeroben und fakultativ anaeroben Keimen. Der am h&auml;ufigsten isolierte Keim aus dieser Mischflora ist Escherichia coli; meist liegen zus&auml;tzlich Streptokokken, Bacteroides, Enterobacter, Staphylokokken, Pseudomonas, Corynebakterien, Klebsiella pneumoniae und Candida albicans vor. Clostridien kommen dagegen selten vor.<sup>13</sup><br /> Die FG entwickelt sich entlang des oberfl&auml;chlichen und tiefen Fasziensystems der Urogenital- und Anorektalregion. Durch die Anatomie der Faszien beim m&auml;nnlichen Genitale, die miteinander in Verbindung stehen (Colles, Dartos, Scarpa), kann sich die Infektion rasch sogar bis zum Abdomen, zu den Flanken und zum Thorax ausbreiten. Da die Hoden und die Corpora cavernosa bzw. die Urethra und das Corpus spongiosum ein eigenes Fasziensystem mit separater Blutversorgung besitzen, bleiben diese Strukturen meist weitgehend verschont (Abb. 2).<sup>13</sup><br /> Der LRINEC-Score hat sich in der Diagnostik der FG als weniger hilfreich erwiesen, da er das Risiko f&uuml;r das Vorliegen einer FG eher zu gering einsch&auml;tzt. Allerdings wurde ein Score =6 mit einer verz&ouml;gerten Wundheilung assoziiert.<sup>16</sup> Als prognostischer Indikator wurde der Fournier-Gangr&auml;n-Severity- Index entwickelt, in dessen Berechnung 9 Parameter einflie&szlig;en, die alle von 0 bis 4 bewertet werden (K&ouml;rpertemperatur, Herzfrequenz, Atemfrequenz, Serumnatrium, Serumkalium, Kreatinin, Bicarbonat, H&auml;matokrit und Leukozytenzahl). <sup>17</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Derma_1803_Weblinks_s32_abb2.jpg" alt="" width="600" height="498" /></p> <h2>Therapie der nekrotisierenden Fasziitiden</h2> <p>Die Guidelines on Urological Infections der European Association of Urology aus dem Jahr 2013 beinhalten Empfehlungen zur Therapie der FG, diese decken sich mit den generellen Empfehlungen zur Therapie der NF:<sup>1, 18</sup></p> <ul> <li>Ehestm&ouml;gliches chirurgisches D&eacute;bridement (&lt;24h), t&auml;gliche Wundinspektion und ggf. weitere Nekrektomie. Dabei sind Entlastungsinzisionen nicht ausreichend; nekrotisches Gewebe muss gro&szlig;r&auml;umig bis ins Gesunde entfernt werden.</li> <li>Abstrichentnahme, Blutkulturen, Harnkulturen; Breitspektrumantibiose von Beginn an, ggf. Adaptierung gem&auml;&szlig; Antibiogramm im Verlauf</li> <li>Intensivmedizinische Therapie, aggressive Volumenersatztherapie</li> <li>Sofern verf&uuml;gbar hyperbare Sauerstofftherapie als additive Ma&szlig;nahme (verhindert weiteres Wachstum obligat anaerober Organismen, ist weniger wirksam gegen aerobe Keime wie z.B. Streptokokken)</li> </ul> <h2>Gasbrand (GB)</h2> <p>Die clostridiale Myonekrose, oder auch &bdquo;echter Gasbrand&ldquo;, ist eine fulminante Weichteilinfektion, die von Clostridien hervorgerufen wird und unbehandelt innerhalb von k&uuml;rzester Zeit t&ouml;dlich verl&auml;uft. Clostridien sind grampositive, obligat anaerobe, ubiquit&auml;r vorkommende, sporenbildende St&auml;bchenbakterien. Am h&auml;ufigsten werden aus GBWunden C. perfringens, C. septicum und C. histolyticum isoliert.<sup>19</sup> Nach der o.g. Klassifikation wird der GB zu den Typ-3-Infekten gez&auml;hlt.<sup>1</sup> Der GB tritt h&auml;ufig nach offenen Traumata auf, kann aber auch postchirurgisch oder spontan entstehen. Es wird davon ausgegangen, dass 30 % der traumatischen Wunden mit clostridialen Sporen kontaminiert sind.<sup>20</sup> Trotzdem kommt es &auml;u&szlig;erst selten zum Ausbruch der Erkrankung, da erst das Vorliegen eines hypoxischen Gewebsmilieus &uuml;berhaupt clostridiales Wachstum erm&ouml;glicht. Dieser Umstand erkl&auml;rt auch die Entstehung von GB nach simplen Kontusionen: Bei einem Drittel der Bev&ouml;lkerung ist C. perfringens Bestandteil der Darmflora; bei h&auml;matogener Aussaat (h&auml;ufig durch ein okkultes Kolonkarzinom) kann GB an Stellen mit lokaler Hypoxie auch ohne Eintrittspforte entstehen.<sup>21</sup> Die Inkubationszeit liegt zwischen einigen Stunden und wenigen Tagen.<sup>19</sup><br /> Clostridien selbst l&ouml;sen kaum Immunreaktionen aus. Das Vollbild des GB wird vielmehr durch die clostridialen Toxine bewirkt, weswegen oft auch von einer clostridialen Intoxikation statt Infektion die Rede ist. Das Haupttoxin des GB ist die histolytische Phospholipase A, deren Aussch&uuml;ttung zu lokaler Thrombenbildung und Myo- sowie H&auml;molyse f&uuml;hrt. Dadurch wird ein Pathomechanismus in Gang gesetzt, der ein rasches Fortschreiten der Nekrosefront und der Infektion bedingt, diese wiederum f&uuml;hrt durch zunehmende systemische Toxinausschwemmung sekund&auml;r zu generalisierter Zytolyse und Immunsuppression.<sup>19</sup></p> <h2>Befunde, klinische Pr&auml;sentation und Verlauf</h2> <p>Das Initial- und Kardinalsymptom des GB ist der im Verh&auml;ltnis zum Lokalbefund &uuml;berproportionale Schmerz. Die Patienten fiebern nicht zwingend, sind aber h&auml;ufig tachykard. Die Haut ist lokal durch das aus der Tiefe diffundierte H&auml;mo- und Myoglobin aus destruierten Zellen bronzeartig bis blau-livide verf&auml;rbt. An der Eintrittsstelle tritt kein Eiter aus, sondern br&auml;unliches, jauchig stinkendes Wundsekret (Abb. 3). Krepitationen in den Weichteilen, die auf Gasbildung hindeuten und namensgebend f&uuml;r den Gasbrand sind, sind nur bei 50 % der Patienten vorhanden. Die Nekrosefront kann mit einer Geschwindigkeit von bis zu 10cm/h fortschreiten. Ohne Therapie verf&auml;llt der Patient innerhalb von wenigen Stunden unter dem Bild des toxischen Multiorganversagens. Eine gef&uuml;rchtete Komplikation ist der meist irreversible kardiogene Schock, der beim GB durch ein hochpotentes clostridiales Kardiotoxin ausgel&ouml;st wird.<sup>19</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Derma_1803_Weblinks_s32_abb3.jpg" alt="" width="600" height="615" /></p> <h2>Therapie des Gasbrands</h2> <p>Das chirurgische D&eacute;bridement und die HBO stehen beim GB neben der Antibiose und der intensivmedizinischen Therapie an erster Stelle.<br /> Prim&auml;r erfolgt die Abstrichentnahme zur Erregerdiagnostik. Das Ergebnis soll aber bei dringendem Verdacht auf GB auf keinen Fall abgewartet werden! Als Erstma&szlig;nahme wird das chirurgische D&eacute;bridement angestrebt. Intraoperativ erscheint die Muskulatur oft wie &bdquo;gekocht&ldquo; &ndash; lediglich offensichtlich nekrotisches Gewebe soll entfernt werden. Die Operation soll weder zu wesentlichem Zeitverzug f&uuml;hren noch den Patienten so sehr belasten, dass die unmittelbar darauf durchzuf&uuml;hrende HBO-Therapie verunm&ouml;glicht wird.<sup>22</sup> Daher beschr&auml;nken sich einige Autoren prim&auml;r auf ein minimales D&eacute;bridement bzw. eine Kompartmententlastung. Wundkontrollen und ggf. weitere D&eacute;bridements m&uuml;ssen w&auml;hrend der ersten 10 Tage t&auml;glich durchgef&uuml;hrt werden.<sup>19</sup> Es wurden F&auml;lle beschrieben, in denen der GB im Fr&uuml;hstadium allein durch HBO austherapiert wurde.<sup>23</sup><br /> Der Stellenwert der HBO in der GBTherapie erkl&auml;rt sich im Wesentlichen durch zwei Aspekte:</p> <ul> <li>Hyperbarer Sauerstoff ist f&uuml;r Clostridien toxisch.</li> <li>Unter hyperbaren Bedingungen erfolgt der O<sub>2</sub>-Transport nicht h&auml;moglobingebunden, sondern gel&ouml;st im Blutplasma; dadurch k&ouml;nnen auch minderperfundierte Areale am Rand der Nekrosezone oxygeniert werden.<sup>22</sup></li> </ul> <p>Einerseits wirkt O2 auf Clostridien zytostatisch, andererseits hemmt es die Toxinproduktion. In den ersten 24 Stunden soll der Patient 3 HBO-Sitzungen zu jeweils 90 Minuten unter einem Druck von 3bar absolut erhalten. Danach kann davon ausgegangen werden, dass nahezu alle Clostridien eliminiert wurden. Im Verlauf erh&auml;lt der Patient t&auml;glich eine HBO-Sitzung zu 90min auf 2,5bar absolut, um ein Rezidiv zu vermeiden.<sup>19</sup><br /> Penicillin G und Dalacin werden als clostridienwirksame Antibiotika bevorzugt. Zus&auml;tzlich ist eine Breitbandantibiose erforderlich, um bei der durch die Clostridien induzierten Immunsuppression einer Superinfektion vorzubeugen. Die intensivmedizinische Therapie erfolgt bedarfsorientiert.<sup>19, 22</sup><br /> F&uuml;r alle NWTI gilt: Zeit ist Leben &ndash; eine rasche ad&auml;quate Therapie kann lebensrettend sein.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Misiakos EP et al.: Current concepts in the management of necrotizing fasciitis. 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