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Einstieg in die Insulintherapie

<p class="article-intro">Der Beginn einer Insulintherapie kann und sollte bei Bedarf auch in jeder allgemeinmedizinischen Praxis durchgeführt werden. Erst für komplexere Therapien sind Spezialambulanzen oder spezialisierte niedergelassene Internisten notwendig.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Zun&auml;chst muss die Indikation f&uuml;r eine Insulintherapie gestellt werden. Dabei ist &Ouml;sterreich ein Land, in dem traditionell erst sehr sp&auml;t &ndash; zum Teil sicherlich zu sp&auml;t &ndash; mit einer Insulintherapie begonnen wird. Allerdings sind speziell in den letzten Jahren viele neue Substanzen auf den Markt gekommen, die einen sp&auml;teren Beginn und eine gute Einstellung m&ouml;glich machen. Wenn jedoch die orale Therapie bzw. die GLP-1-Analoga ausgesch&ouml;pft sind, sollte z&uuml;gig mit einer Insulintherapie begonnen werden. Die Leitlinien der &Ouml;sterreichischen Diabetes Gesellschaft (&Ouml;DG) stellen den Beginn einer Insulintherapie frei bzw. lassen auch den fr&uuml;hen Beginn zu, wenn er als sinnvoll erachtet wird.</p> <h2>Therapiestart</h2> <p>Die einfachste und in der Praxis am leichtesten durchzuf&uuml;hrende Methode ist der Beginn mit einer basal unterst&uuml;tzten oralen Therapie (BOT). F&uuml;r diese Therapie wird immer mit einem Verz&ouml;gerungsinsulin (NPH-Insulin) begonnen. Die Krankenkassa erstattet Insulin Glargin (Lantus, Abasaglar), Glargin U300 (Toujeo) oder Insulin Degludec (Tresiba) nur bei n&auml;chtlichen Hypoglyk&auml;mien unter NPH-Insulin, sodass immer mit einem NPH-Insulin begonnen werden muss.<br /> Zun&auml;chst sollte mit dem Patienten ein Zielwert f&uuml;r den N&uuml;chternblutzucker vereinbart werden, der mit der Insulintherapie erreicht werden soll. Ein sicherer Wert ist &lt;130mg/dl. Die orale antidiabetische Therapie kann gleich belassen werden (au&szlig;er der Patient nimmt auch am Abend einen Sulfonylharnstoff ein, dieser sollte dann abgesetzt werden). Die Insulininjektion soll 1x t&auml;glich abends vor dem Zubettgehen, idealerweise jeden Tag zur gleichen Zeit, zwischen 21 und 23 Uhr stattfinden. Wichtig ist, den Patienten gut im Verwenden eines Insulinpens einzuschulen. Bei einem NPH-Insulin ist es besonders wichtig, dass der Patient den Insulinpen vor Verwendung circa 20-mal schwenkt, um die 2 Phasen des NPH-Insulins zu einer zusammenzuf&uuml;hren. Auch die Lagerung von Insulin sollte mit dem Patienten besprochen werden.<br /> Es empfiehlt sich, mit 6&ndash;10IE NPH-Insulin zu starten &ndash; je adip&ouml;ser der Patient, desto h&ouml;her ist seine Insulinresistenz und umso mehr Insulin wird er ben&ouml;tigen. Also sollte man bei Patienten mit einem BMI &gt;30kg/m&sup2; eher mit 10IE NPH-Insulin beginnen, bei einem schlankeren Patienten eher mit 6&ndash;8IE. Wichtig ist, dass diese Angaben ausschlie&szlig;lich f&uuml;r Patienten mit Typ-2-Diabetes gelten, Patienten mit Typ- 1- oder LADA-Diabetes bzw. Patienten mit sekund&auml;rem Diabetes sollten von einem spezialisierten Zentrum bzw. Facharzt auf Insulin eingestellt und geschult werden.<br /> Der Patient sollte dazu angehalten werden, t&auml;glich am Morgen seinen Blutzucker zu kontrollieren. Der Blutzuckerwert am Morgen bestimmt die Dosis des Insulins am Abend. Daf&uuml;r kann der Patient oder der betreuende Arzt die morgendlichen Blutzuckerwerte von einer Woche heranziehen und einen Durchschnitt berechnen. Je nachdem wie dieser ausf&auml;llt (Tab. 1), sollte die Insulindosis erh&ouml;ht oder reduziert werden.<br /> Wenn allerdings der morgendliche Blutzucker auch nur einmal &lt;70mg/dl ist, sollte die abendliche Insulindosis sofort vom Patienten um 2IE reduziert werden.<br /> So kann eine einfache und sichere Insulintherapie initiiert werden. Der Patient oder der behandelnde Arzt sollten so lange einmal pro Woche die Insulindosis anpassen, bis ein guter N&uuml;chternblutzucker erreicht worden ist. Falls vor Erreichen eines guten N&uuml;chternblutzuckers n&auml;chtliche Hypoglyk&auml;mien auftreten, kann der betreuende Arzt auf eine Therapie mit Insulin Glargin (Lantus, Abasaglar), Glargin U300 (Toujeo) oder Insulin Degludec (Tresiba) umstellen. In diesem Fall sollte bei Umstellung ein Drittel der Insulindosis abgezogen werden.<br /> Wenn trotz optimaler N&uuml;chternblutzuckerwerte und bei bereits ausgereizter oraler antidiabetischer Therapie kein guter HbA<sub>1c</sub>-Wert erzielt werden kann, d&uuml;rfte ein postprandiales Problem vorliegen, und die Insulintherapie ist weiter zu intensivieren.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_DAM_Allgemeinm_1804_Weblinks_dam_1804_s18_tab1.jpg" alt="" width="1417" height="261" /></p> <h2>Patientengespr&auml;ch</h2> <p>Ein wichtiger Punkt am Beginn einer Insulintherapie ist, dem Patienten einerseits die Angst vor dem Insulin zu nehmen, andererseits ihm auch klarzumachen, dass die Einstellungsphase langsam &ndash; da ja auch ambulant durchgef&uuml;hrt &ndash; erfolgt. Ansonsten l&auml;uft man Gefahr, dass der Patient meint, bei ihm sei Insulin nicht wirksam, und die Therapie abbricht. Startet man jedoch mit zu viel Insulin und erzeugt eine Hypoglyk&auml;mie, steht der Patient der Insulintherapie in der Folge eventuell ablehnend gegen&uuml;ber. Ziel sollte es daher sein, den Patienten davon zu &uuml;berzeugen, dass, auch wenn anf&auml;nglich keine starke &Auml;nderung erkennbar ist, es zu einer langsamen, aber st&auml;ndigen Verbesserung der Blutzuckerwerte kommt.</p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>Eine BOT sollte auch im niedergelassenen Bereich vom Allgemeinmediziner durchgef&uuml;hrt werden. Sie ist wenig zeitintensiv und der Patient braucht keine aufwendigen Ern&auml;hrungsschulungen, da bei dieser Therapie nicht mit Broteinheiten gerechnet werden muss. Da die meisten Patienten zu Beginn einer Insulintherapie bereits mit einem Sulfonylharnstoff behandelt worden sind, ist die Hypoglyk&auml;mieschulung ohnehin bereits erfolgt und muss nur aufgefrischt werden. Dem Patienten kann so ein sanfter Einstieg in die Insulintherapie erm&ouml;glicht werden. Es wird dadurch sicherlich auch die Compliance f&uuml;r die Zukunft verbessert, wenn eine komplexere Therapie notwendig wird.</p></p>
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