Analkarzinom: therapeutische Impfung
Bericht:
Dr. Norbert Hasenöhrl
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Eine therapeutische Vakzine gegen HPV-16 wurde bei HIV-positiven MSM erprobt. Es zeigte sich eine moderate Ansprechrate, aber weitere Studien sind durchaus gerechtfertigt.
„Das Analkarzinom ist selten; es kommt jedoch bei Männern, die Sex mit Männern haben, kurz MSM, und HIV-positiv sind, 78-mal häufiger vor als in der Allgemeinbevölkerung“, erklärte Dr. Karien Gosens, Universitätsklinik Amsterdam, Niederlande.1 „Die Fünfjahresüberlebensrate beim Analkarzinoms ist deutlich geringer als jene beim Plattenepithelkarzinoms der Haut, sie entspricht eher jenerm beim malignen Melanom“, fuhr die Expertin fort. Für die Ätiologie des Analkarzinoms spielt – analog dem Zervixkarzinom – HPV, und hier insbesondere seine Hochrisikotypen, eine wichtige Rolle. Eine Vorläuferläsion ist die anale intraepitheliale Neoplasie (AIN).
Bei HIV-positiven MSM beträgt die Prävalenz von hochgradigen AIN zwischen 29% und 52%. Eine rezente große Studie zeigte, dass die Therapie von hochgradigen AIN die Rate von Progressionen zum Analkarzinom um signifikante 57% reduziert.2 „Ich kann daher nur dazu raten, bei HIV-positiven MSM jede hochgradige AIN unbedingt zu behandeln“, stellte Gosens klar. Allerdings ist die Therapie solcher Läsionen mühsam und zeitaufwendig. Infrage kommen Elektrokaustik, Kryotherapie, Laser, Imiquimod, 5-Fluorouracil und andere. Die Persistenz- bzw. Rezidivraten sind relativ hoch.3
HPV-16 als Ursache
Einer der bekannten HPV-Hochrisikotypen ist HPV-16, das ungefähr zwei Drittel aller Analkarzinome verursacht.4 „Es ergibt sich daher die Frage, ob eine therapeutische Vakzine gegen HPV-16 sinnvoll ist“, so Gosens weiter. Eine 2009 in einer Studie erprobte HPV-16-Impfung gegen intraepitheliale Neoplasien der Vulva zeigte eine gute Rate des klinischen Ansprechens von 79%.5
Neue Studie bei Analkarzinom
Die von Gosens vorgestellte Studie (VACCAIN-T) war eine Dosisfindungsstudie der Phasen 1/2, an der 40 HIV-positive MSM teilnahmen. Vier Dosisstufen wurden evaluiert. Die Teilnehmer mussten mehr als 350 CD4-Zellen/µL haben und eine persistierende oder rezidivierende hochgradige, durch HPV-16 bedingte AIN aufweisen. Die Vakzine wurde drei- oder viermal verabreicht. Adjuvant wurde bei der Hälfte der Patienten Peginterferon alpha gegeben. Primäre Endpunkte waren die Sicherheit und die Regression der Läsion nach drei, sechs und zwölf Monaten. Sekundäre Endpunkte umfassten die Läsionsregression nach 18 Monaten sowie die HPV-16-spezifische Immunität.
Die Ergebnisse
Was die Sicherheit angeht, so gab es nur eine Grad-3-Nebenwirkung, nämlich eine allergische Typ-1-Reaktion mit schwerem Exanthem und gastrointestinalen Beschwerden. Sonst wurde die Impfung gut vertragen. Die Gesamtansprechrate lag bei 24%. Wenn man allerdings nur die Patienten betrachtete, welche die Höchstdosis von 40µg erhalten hatten, stieg die Ansprechrate auf 40%. Die Größe der Läsionen spielte eine wesentliche Rolle, wie sich in dieser Studie herausstellte.
Die Immunreaktion war dosisabhängig, wobei die höchsten Dosisgruppen etwa jenen Immunreaktionen entsprachen, die auch in der Studie zu vulvären intraepithelialen Neoplasien aufgetreten waren. Die Stärke der Immunreaktion korrelierte auch mit dem Ansprechen – Responder zeigten eine signifikant stärkere Immunreaktion als Nonresponder. Dies galt für die HPV-16-spezifische T-Zell-Antwort, wobei die Gabe von Interferon alpha die Immunreaktivität nicht stärkte.
„Wir können also zusammenfassend sagen, dass die therapeutische Impfung gegen HPV-16 auf dem höchsten Dosisniveau immunogen und mit einer Ansprechrate von 40% auch klinisch wirksam ist“, so Gosens. Es gibt jedoch einige Diskussionspunkte. So ist einerseits die Ansprechrate von 40% relativ niedrig, während es in anderen Studien Ansprechraten von bis zu 51% gab.1 Zudem gibt es andere kausative HPV-Hochrisikotypen, sodass sich die Frage nach breiter wirksamen therapeutischen Vakzinen ergibt. Und schließlich könnten vielleicht andere, wirksamere Adjuvanzien verwendet werden.
Quelle:
Gosens K: Therapeutic vaccination against human papillomavirus type 16 for the treatment of high grade anal intraepithelial neoplasia in HIV+ men. EADV 2022, presentation ID FC07.02
Literatur:
1 Machalek DA et al.: Lancet Oncol 2012; 13(5): 487-500 2 Palefsky JM et al.: N Engl J Med 2022; 386(24): 2273-82 3 Richel O et al.: Lancet Oncol 2013; 14(4): 346-5 3 4 Lin C et al.: Lancet Infect Dis 2018; 18(2): 198-206 5 Kenter GG et al.: N Engl J Med 2009; 361(19): 1838-47
Das könnte Sie auch interessieren:
Aktuelle Entwicklungen in der ästhetischen Medizin
Das Wachstum des ästhetischen Marktes beschränkt sich mittlerweile nicht mehr nur auf weibliche Patientinnen, männliche Patienten machen derzeit einen Anteil von etwa 8% aus, erklärte ...
HPV-assoziierte Hautveränderungen in Kombination mit HIV
Infektionen mit humanen Papillomaviren (HPV) zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Man geht davon aus, dass weltweit 80–90% aller sexuell aktiven Erwachsenen im ...
Wundbehandlung jetzt und zukünftig – innovativ und vernetzt
Vom 5. bis 6. Dezember 2024 findet in der Meistersingerhalle in Nürnberg der 7. Nürnberger Wundkongress statt. Unter dem Motto „Wundbehandlung jetzt und zukünftig – innovativ und ...