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Mikrowellen gegen axilläre Hyperhidrose
Jatros
Autor:
Tina Heckler, BA
Autor:
Dr. Sabine Apfolterer, MBA
Korrespondierende Autorin<br> Worseg Clinics GmbH<br> Sieveringer Straße 36, 1190 Wien<br> Tel.: +43(0)676/446 47 76<br> E-Mail: s.apfolterer@worseg-clinics.com
30
Min. Lesezeit
15.09.2016
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<p class="article-intro">MiraDry® ist ein neues, nicht invasives und klinisch erprobtes Verfahren gegen übermäßiges Achselschwitzen (axilläre Hyperhidrose) und starken Schweißgeruch. Es basiert auf einer sicheren Mikrowellentechnologie und ist die einzige Thermolysemethode, die eine FDA-Zulassung und ein CE-Zeichen besitzt (Abb. 1). Schon eine einmalige Anwendung führt zu einer dauerhaften Reduktion der Schweißproduktion.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Mikrowellengestützte Thermolysemethode gegen Achselschweiß</li> <li>Nicht invasives, dauerhaftes Verfahren</li> <li>FDA-Zulassung, CE-Zeichen</li> <li>40.000 erfolgreiche Behandlungen weltweit</li> <li>Keine Schmerzen, keine Ausfallszeit</li> </ul> </div> <p>Schwitzen ist eine lebensnotwendige Körperfunktion, welche die Haut kühlt und hilft, die Körpertemperatur stabil zu halten. Die Thermoregulation wird vom Hypothalamus übernommen. Neben körperlicher Tätigkeit und Außentemperatur spielen auch Hormone und Stress eine Rolle bei der Schweißpro­duktion.<br /> Die vom sympathischen Nervensystem gesteuerten ekkrinen Schweißdrüsen sind über den ganzen Körper verteilt, produzieren ein klares, wässriges Sekret und regulieren die Körpertemperatur. Die apokrinen Schweißdrüsen sind v.a. im Intimbereich sowie axillär und periareolär zu finden und produzieren ein milchiges, pheromonhaltiges Sekret, welches den individuellen Körpergeruch prägt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1603_Weblinks_Seite67.jpg" alt="" width="381" height="595" /></p> <h2>Hyperhidrose – wenn Schwitzen zum Problem wird</h2> <p>Von Hyperhidrose spricht man, wenn die ekkrinen Schweißdrüsen vermehrt aktiv sind und die Schweißproduktion über das zur Temperaturregulation nötige Maß hinausgeht. Ursache ist eine sympathische Überstimulation. Neben einer generalisierten Hyperhidrose unterscheidet man auch den fokalen Typ, der v.a. die Achseln, die Hände oder die Füße betrifft. Typisch für eine Hyperhidrose ist ausbruchsartiges, verstärktes Schwitzen, das unabhängig von körperlicher Aktivität, Außentemperatur oder Tageszeit ist. Verstärken kann sich dieser Effekt durch die Angst vor dem unkontrollierten Schwitzen.<br /> Hyperhidrose bedeutet für viele Patienten eine massive Minderung der Lebensqualität, mit deutlichen Einbußen im privaten und beruflichen Leben. Viele Betroffene empfinden v.a. die Begleiterscheinungen wie schweißnasse Hände, Schweißflecken unter den Achseln sowie einen unangenehmen verstärkten Körpergeruch als sehr stigmatisierend. Folgen sind sozialer Rückzug und Isolation.<br /> Erst seit einigen Jahren wird die Hyperhidrose als therapierbares Krankheitsbild wahrgenommen. Während früher nur 1 bis 2 % der Bevölkerung über übermäßiges Schwitzen klagten, ergab eine neue Studie mit 14.000 Befragten im Alter von 16 bis 70 Jahren, dass 16,3 % dieses Kollektivs von Hyperhidrose betroffen sind.<br /> Eine neue Untersuchung hat ebenfalls gezeigt, dass von Hyperhidrose betroffene Menschen oft eine ähnlich starke Minderung der Lebensqualität empfinden wie Tumorpatienten. Die psychische Belastung der Patienten resultiert v.a. daraus, dass sie sich für ihr übermäßiges Schwitzen schämen. Sie haben Angst vor öffentlichen Auftritten bei der Arbeit oder vermeiden soziale Begegnungen wie Partys, Familienfeiern oder Sportveranstaltungen. Viele haben negative Reaktionen wie Ekel oder Spott von Mitmenschen erfahren und ertragen müssen.</p> <h2>Ursachen der Hyperhidrose</h2> <p>Zu unterscheiden sind die primäre, ange­borene und die sekundäre, krankheitsbedingte Hyperhidrose. Während die sekundäre Form, oft ausgelöst durch Diabetes, Übergewicht, Schilddrüsenüberfunktion, psychische Belastungen oder Medikamente, behoben werden kann, wenn die Grunderkrankung suffizient therapiert wird, liegt die Ursache der primären Hyperhidrose in einer Überstimulation der ekkrinen Schweißdrüsen. Die Drüsen selbst sind weder vermehrt oder vergrößert, produzieren aber bis 5-mal so viel Schweiß wie bei Gesunden.<br /> Um die Hyperhidrose ursachengerecht therapieren zu können, sind eine ausführliche Anamnese und Diagnostik vor der Einleitung einer Therapie unerlässlich. Es sollte eine Abgrenzung zwischen primärer und sekundärer Hyperhidrose er­folgen. Typisch für eine primäre Hyperhidrose sind folgende Kriterien:</p> <ul> <li>Beginn der Symptome im Kindes- oder Jugend (vor dem 25. Lj.)</li> <li>Auftreten des Schwitzens temperatur­unabhängig, unvorhersehbar, nicht willentlich kontrollierbar</li> <li>Fokales Auftreten an einer oder mehreren Stellen mit beidseitigem, symmetrischem Befall</li> <li>Auftreten öfter als einmal pro Woche mit Beeinträchtigung im Alltag</li> <li>Kein vermehrtes Schwitzen während des Schlafes</li> <li>Positive Familienanamnese</li> </ul> <h2>Bisherige Behandlungsmöglichkeiten</h2> <p>Initial werden als topische Therapie meist Antitranspirantien wie Aluminiumchlorid-Hexahydrat in einer Konzentration von 10–30 % angewendet. Sie verschließen die Schweißdrüsenausführungsgänge und verhindern so das Schwitzen, jedoch führen diese Produkte häufig zu einer juckenden und brennenden lokalen Dermatitis.<br /> Die Leitungswasser-Iontophorese, bei der die jeweilige Region mit Gleichstrom behandelt wird, ist v.a. bei palmarer und plantarer Hyperhidrosis geeignet, mit speziellen Schwämmen jedoch auch axillär anwendbar. Ein Nachteil ist jedoch, dass dieses Verfahren sehr zeitaufwendig ist. Zu Beginn sollte die Therapie 3–5x/Woche durchgeführt werden.<br /> Häufig wird mittlerweile Botulinumtoxin zur Behandlung der stärkeren axillären Hyperhidrose eingesetzt. Bei dieser chemischen Denervierung blockiert das Botulinumtoxin A die Übertragung der sympathischen Nervenimpulse auf die Schweißdrüsen, wodurch diese weniger stark stimuliert werden. Das Toxin wird nach einem Jod-Stärke-Test in regelmäßigen Abständen intrakutan unter der Haut verteilt. Die Wirkdauer ist individuell verschieden und beträgt zwischen 3 und 12 Monaten.<br /> Systemische Antihidrotika wie Methantheliniumbromid (Vagantin®) und Bornaprin (Sormodren®) sind v.a. bei generalisierten Formen der Hyperhidrose oder zur Unterstützung topischer Behandlungen sinnvoll. Durch die anticholinerge Wirkung der Präparate werden die peripheren Acetylcholinrezeptoren blockiert und so wird die Stimulation der Schweißdrüsen durch den Sympathikus gehemmt. Als Nebenwirkung wird v.a. über Mundtrockenheit berichtet. Auch Salbei als Tee oder in Tablettenform (Nosweat®) kann zu einer Reduzierung der Schweißdrüsenaktivität führen. Ein Nachteil sämtlicher oben genannter Lösungen ist die nur temporäre Therapie der Hyperhidrose.<br /> Wird diese Behandlung von den Patienten nicht als ausreichend empfunden, kamen bislang meist dauerhafte operative Verfahren, wie die Schweißdrüsen-Saugkürettage oder die Laserlipolyse, zum Einsatz. Bei beiden Therapien wird die Anzahl der Schweißdrüsen durch Absaugung und Ausschabung dauerhaft reduziert und die Schweißbildung dadurch auf ein „normales Maß“ gesenkt. Der Nachteil ist jedoch, auch wenn es ein sogenanntes minimal invasives Verfahren ist, dass es sich um einen chirurgischen Eingriff handelt, mit all seinen Risiken (Entzündung, Infekt, Serome oder anhaltende Schmerzen).<br /> Nur selten – in Extremfällen – kommen heute noch ausgedehntere Entfernungen des schweißdrüsentragenden Hautteils der Axilla infrage, bei denen eine stärkere Narbenbildung zu deutlichen Bewegungseinschränkungen führen kann.<br /> Eine letzte radikale Therapie kann die Abklemmung des Sympathikus in Brusthöhe darstellen. Dabei wird die sympathikusgesteuerte Stimulation der Schweißdrüsen an Händen, Achseln und im Gesicht unterbrochen. Viele Patienten berichten jedoch über kompensatorisches Schwitzen in anderen Körperarealen, wie z.B. am Rücken und der Gesäßregion.</p> <h2>Behandlung mit miraDry<sup>®</sup></h2> <p>Da die axilläre Behaarung dem Behandlungsareal entspricht, wird den Patienten empfohlen, sich 3–5 Tage vor der Behandlung nicht mehr zu rasieren, sodass die Behaarung zur Orientierung bei der Behandlung dient. Im Anschluss wird mit einer speziell gefertigten Abziehfolie das Behandlungsprotokoll auf die Haut übertragen, sodass die Betäubungs- und Behandlungspunkte für den Behandler exakt festgelegt sind. Die Abziehfolien gibt es in verschiedenen Größen, abhängig von der Größe der Axillen. Im Anschluss wird das Behandlungsareal mit Lokalanästhesie betäubt. Nach einer Einwirkzeit von ca. 10–15 Minuten kann die Behandlung begonnen werden. Das miraDry®-Handstück wird im Rahmen des definierten Protokolls über den markierten Bereich in den Axillen geführt. Für die Behandlung sollte 1 Stunde eingeplant werden (Abb. 2). <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1603_Weblinks_Seite68_1.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Wirkmechanismus von miraDry<sup>®</sup></h2> <p>Nach dem Aufsetzen leitet das miraDry®-System präzise gesteuerte Mikrowellenenergie nicht invasiv in den Bereich der Schweißdrüsen (Abb. 3). Die durch die elektromagnetische Energie erzeugte Wärme induziert hier die Thermolyse. Gleichzeitig schützt ein kontinuierliches hydrokeramisches Kühlsystem die obere Hautschicht und begrenzt die Wärme auf den Bereich der Schweißdrüsen. Die Hitze von über 60 Grad zerstört die Schweißdrüsen. Da sich diese nach der Behandlung nicht regenerieren, ist das Ergebnis dauerhaft. Die meisten Patienten verzeichnen eine erhebliche Reduzierung ihrer Schweißbildung. In einer aktuellen Studie betrug die durchschnittliche Schweißreduzierung 82 % . Ein positiver Nebeneffekt von mira­Dry® ist, dass bei über 30 % der Patienten eine erhebliche Reduktion des Haarwuchses im Achselbereich zu verzeichnen ist. Da durch die Behandlung auch die apokrinen Schweißdrüsen zerstört werden, verschwindet der Schweißgeruch ebenfalls. <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1603_Weblinks_Seite68_2.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Nebenwirkungen nach der Behandlung mit miraDry<sup>®</sup></h2> <p>Das durch die Lokalanästhesie bedingte Taubheitsgefühl im Arm klingt im Laufe des Behandlungstages wieder ab. Nebenwirkungen wie blaue Flecken, Rötungen, Druckempfindlichkeit und Schwellungen können auch in den Tagen nach der Behandlung noch auftreten.</p> <h2>Beeindruckendes Langzeitergebnis nach der miraDry<sup>®</sup>-Behandlung</h2> <p>Nicht nur klinische Studien und Befragungen der Patienten belegen das Lang­zeit­ergebnis von miraDry®. Auch durchgeführte Jod-Stärke-Tests bestätigen dies. Die dunklen Flecken in der Abbildung 4 markieren das Schwitzen. Zu erkennen ist, dass der Patient im umschriebenen, behandelten Bereich nicht schwitzt und das Ergebnis auch 3 Monate, 2 Jahre und 3 Jahre nach der Behandlung anhält (Abb. 4). <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1603_Weblinks_Seite69.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Kosten einer miraDry<sup>®</sup>-Behandlung</h2> <p>Die Preise variieren von Klinik zu Klinik etwas. Wir bieten ein Komplettpaket von Beratung bis zur Nachsorge. Dieses beinhaltet ein ausführliches Beratungsgespräch, die schmerzarme Behandlung in lokaler Betäubung sowie ein Aftercare-Package inkl. Coolpacks, spezieller Hautpflege und professioneller Lymphdrainage. Eine Behandlung kostet € 2.290,–. Sollte eine 2. Behandlung notwendig sein, kommen wir dem Patienten preislich sehr entgegen.</p> <h2>Fazit</h2> <p>Ebenso wie die Internationale Hyperhidrosis Society können wir nach über 80 selbst durchgeführten Behandlungen die Therapie mit miraDry® wärmstens empfehlen. Weltweit wurden schon über 40.000 erfolgreiche Behandlungen durchgeführt. Ziel der Behandlung ist, die Schweißdrüsen thermisch zu schädigen, um so eine dauerhafte Reduktion der Schweißproduktion zu erzielen.<br /> Unsere Patienten berichten überwiegend schon nach der ersten Behandlung von einem zufriedenstellenden Ergebnis. In etwa 15–20 % der Fälle ist eine zweite Sitzung jedoch erforderlich, um vollkommene Patientenzufriedenheit zu erreichen.<br /> Die Behandlung ist sowohl für den Anwender als auch für den Patienten unkompliziert, schnell und sicher. Durch die lokale Betäubung spüren die Patienten während der Behandlung keinen Schmerz. Eine berufliche Ausfallszeit ist nicht üblich.<br /> Vorteile im Vergleich zu anderen Verfahren sind die dauerhafte Wirksamkeit, das nicht invasive Verfahren sowie die im Vergleich zu Operationen extrem niedrige Nebenwirkungsrate.<br /> Die Lebensqualität der Patienten steigt durch die dauerhafte Schweißreduktion von etwa 82 % und die Verminderung des unangenehmen Schweißgeruches (Bromhidrose) enorm. Positiv empfinden die Patienten auch die Verminderung der Achselbehaarung.</p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p>• Augustin M et al: Prevalence and disease burden of hyperhidrosis in the adult population. Dermatology 2013; 227: 10-13 • Lecouflet M et al: Duration of efficacy increases with the repetition of botulinum toxin A injections in primary axillary hyperhidrosis: A study in 83 patients. J Am Acad Dermatol 2013; 69(6): 960-964 • Lupin M et al: Long-term efficacy and quality of life assessment for treatment of axillary hyperhidrosis with a microwave device. Dermatol Surg 2014; 40: 805-807 • Müller C et al: Efficacy and safety of methantheline bromide (Vagantin) in axillary and palmar hyperhidrosis: results from a multicenter, randomized, placebo-controlled trial. J Eur Acad Dermatol Venereol 2013; 27(10): 1278-1284 • Omer I et al: The comparative effectiveness of suction-curettage and onabotulinumtoxin-A injections for the treatment of primary focal axillary hyperhidrosis: A randomized control trial. J Am Acad Dermatol 2013; 69( 1): 88-95 • Togel B et al: Current therapeutic strategies for hyperhidrosis: a review. Eur J Dermatol 2002; 12( 3): 219-223 • Wörle B et al: Definition und Therapie der primären Hyperhidrose. JDDG 2007; 5(7): 625-628</p>
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