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Fakten, Auswirkungen und therapeutische Implikationen

Pillenmüdigkeit

Unter der Wortschöpfung «Pillenmüdigkeit» wird üblicherweise die Ablehnung oder mangelnde Bereitschaft einer Anwenderin verstanden, die Einnahme eines hormonellen Kontrazeptivums weiter fortzusetzen. In Deutschland war in den letzten 10–15 Jahren das Verordnungvolumen hormoneller empfängnisverhütender Mittel rückläufig. Dieser Trend ist möglicherweise bedingt durch das zunehmende Wissen um Nebenwirkungen und Risiken der «Antibabypille», das Vorhandensein zahlreicher Alternativen und die Sorge, dass durch eine jahrelange hormonelle Kontrazeption die Familienplanung in eine spätere Lebensphase mit reduzierter Fruchtbarkeit und erhöhtem Risiko für Spontanabort verschoben würde.

In den Jahren nach der Markteinführung der ersten «Antibabypille» in der BRD im Jahr 1961 (Anovlar, Hersteller Schering AG Berlin) und der ersten «Wunschkindpille» in der DDR im Jahr 1965 (Ovosiston, Hersteller VEB Jenapharm Jena) wurden hormonelle Kontrazeptiva nur von wenigen Frauenärzten vor allem an verheiratete Frauen und nach dem 30. Geburtstag verordnet. Die anfänglich restriktive Verordnung hatte zur Folge, dass etwa im Jahr 1966 in der BRD <2% der Frauen eines Geburtsjahrganges eine hormonelle Empfängnisverhütung anwendeten. In den 1970er- und 1980er-Jahren stiess die hormonelle Empfängnisverhütung in der BRD dann auf eine breite Akzeptanz und wurde zeitweilig von mehr als einem Drittel der Frauen in gebärfähigem Alter praktiziert, in bestimmten Altersgruppen sogar von mehr als der Hälfte. Indes war im wiedervereinigten Deutschland das Verordnungsvolumen hormoneller empfängnisverhütender Mittel in den letzten 10–15 Jahren wieder rückläufig. Gleichzeitig wird von zahlreichen praktisch tätigen Frauenärzten über eine zunehmend kritische Haltung vieler Anwenderinnen (und potenzieller Anwenderinnen) mit Betonung der unerwünschten Wirkungen und Risiken der hormonellen Kontrazeption berichtet. Der beobachtete Trend zu einem Rückgang in der jährlichen Verordnungsmenge hormoneller Kontrazeptiva hat bislang nicht zu einem Anstieg der Zahl an gemeldeten und nicht medizinisch indizierten Unterbrechungen einer Schwangerschaft geführt. Man kann daraus den Schluss ableiten, dass die Frauen im gebärfähigen Alter heute generell nicht «unvorsichtiger» geworden sind in ihrem sexuellen Verhalten und in der Anwendung einer Empfängnisverhütung als früher, bei gleichzeitig deutlicher Wahrnehmung der unerwünschten Wirkungen einer hormonellen Kontrazeption.

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