Früher Einsatz von niedrig dosiertem Lenalidomid verbessert Prognose
Bericht: Dr. Ine Schmale
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Patient*innen mit einem niedrig Risiko myelodysplastischen Syndrom (LR-MDS) und 5q-Deletion weisen in etwa zwei Drittel der Fälle eine Anämie auf und sind häufig transfusionsabhängig. Die Sintra-REV-Studie untersuchte, ob niedrig dosiertes Lenalidomid die Prognose der Patient*innen verbessert.
Die mediane Zeit bis zur Transfusionsabhängigkeit beträgt bei anämischen nicht-transfusionsbedürftigen Patient*innen mit LR-MDS und del(5q) ca. 1,7 Jahre. Lenalidomid (10 mg qd) führte bei Patient*innen mit Transfusionsbedürftigkeit zur Senkung der Abhängigkeit und induzierte ein zytogenetisches Ansprechen. In der Phase-III-Studie Sintra-REV wurde daher placebokontrolliert untersucht, ob der frühe Einsatz von Lenalidomid in einer Dosierung von 5 mg qd die Zeit bis zur Transfusionsabhängigkeit verlängern und die Prognose verbessern kann. In die Studie eingeschlossen wurden MDS-Patient*innen mit einem niedrigen oder intermediärem (I) Risiko laut IPSS-Kriterien, die keine Bluttransfusionen benötigten. Voraussetzung für die Studienteilnahme war zudem eine Anämie (Hb <12g/dl) und der Nachweis einer 5q-Deletion. Die Patient*innen erhielten 2:1-randomisiert Lenalidomid oder Placebo. Die Therapie wurde über einen Zeitraum von 108 Wochen gegeben und die Patient*innen danach für weitere 108 Wochen nachbeobachtet.
Die beim ASH 2022 präsentierten finalen Studienergebnisse bestätigten die Verzögerung und Verringerung der Transfusionsabhängigkeit durch Lenalidomid. 23 Studienteilnehmer*innen (38,3%) wurden transfusionsabhängig, davon 10 im Lenalidomid-Arm (25%) und 13 im Placeboarm (65%). Das Risiko für die Transfusionsabhängigkeit wurde durch Lenalidomid um 69,8% signifikant reduziert (HR: 0,302; 95% CI: 0,132–0,692; p=0,005). Im Placeboarm betrug die mediane Zeit bis zur Transfusionsabhängigkeit 11,6 Monate, während der Median im Lenalidomid-Arm noch nicht erreicht war. Ein Erythrozytenansprechen wurde bei 77,8% versus 0 Patient*innen und ein zytogenetisches Ansprechen bei 94% versus 0 Patient*innen beobachtet. Das Gesamtüberleben (OS) war in beiden Studienarmen vergleichbar.
Lenalidomid wurde gut vertragen und wenige Grad 3–4 Nebenwirkungen beobachtet. Die häufigste hämatologische Nebenwirkung Grad 3–4 unter Lenalidomid war die Neutropenie (44,7%), aber nur in einem Fall trat eine febrile Neutropenie auf. Ein sekundärer solider Tumor trat bei 4 Patient*innen (10%) im Lenalidomid-Arm und 1 Patient*in (4,7%) im Placebo-Arm auf. Eine akute myeloische Leukämie (AML) entwickelte sich bei 6 Patient*innen (15%) im Lenalidomid-Arm und bei 5 Patient*innen (23,8%) im Placebo-Arm. Die klonale Evolution wurde durch Lenalidomid nicht unterstützt, auch nicht bei TP53-mutierten Patient*innen.
Quelle
Diez-Campelo M et al. Evaluation of lenalidomide vs placebo in non-transfusion dependent LR-MDS del(5q) patients: Final results of Sintra-REV phase III international multicenter clinical trial. ASH 2022, Abstr. #460
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