Blutdruckbehandlung durch Intervention
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Relevante Fragen zur Blutdruckbehandlung durch Intervention beantworteten Prof. Dr. Michael Böhm, Homburg/Saar, und Prof. Dr. Johannes Mann, München, in einer Pro- und Kontra-Debatte. Das Ergebnis: Die Erfolge sind nicht zu leugnen, aber es bleibt noch viel zu tun.
Durch einen erhöhten systolischen Blutdruck ≥140mmHg und schlechte Einstellung kommt es weltweit zu einer relevanten Sterblichkeit. Ein Problem der medikamentösen Therapie ist die hohe Nicht-Adhärenz bei Tabletteneinnahme, was durch Interventionen angegangen werden kann. An Interventionen ist die renale Denervation (RDN) am weitesten fortgeschritten.1 Drei Methoden werden durchgeführt: Die Radiofrequenz-basierte RDN, die Ultraschall-basierte RDN und die Alkohol-vermittelte RDN. Inzwischen wurden Placebo-kontrollierte Studien durchgeführt, die beispielsweise eine Absenkung des Blutdrucks ohne Medikamente um durchschnittlich 8,5mmHg (95% CI -10,6 bis -6,3) bei Ultraschall-basierter RDN zeigen.2 Dabei sei zu erwarten, dass ein Drittel der Patienten nicht auf eine RDN anspricht, erklärte Böhm. Wurden nach der Intervention Medikamente entsprechend der Entscheidung des behandelnden Arztes verabreicht, so wurden im Studienarm mit Intervention niedrigere Blutdruckwerte erreicht als im Placebo-Arm und der Blutdruck um durchschnittlich bis zu 28,5mmHg gesenkt. Vergleichbare Ergebnisse gibt es auch für die Radiofrequenz-basierte RDN, bei der zudem gezeigt wurde, dass die Blutdrucksenkung sowohl tags als auch nachts funktioniert.3 Die Sicherheit war in den verschiedenen Studien sehr gut.3, 4 Aktuelle Daten mit einer Nachbeobachtungszeit von 3 Jahren zeigten nun auch den guten Langzeiteffekt der RDN mit über die Jahre zunehmendem Blutdruckeffekt.5 Registerdaten bestätigen die Ergebnisse der klinischen Studien mit abnehmendem Bluthochdruck bei zum Teil abnehmender Medikamentenmenge.6 Die Nierenfunktion änderte sich nach der Intervention nicht.7
Eine RDN sollte bei Patienten angewendet werden, deren Blutdruck nicht kontrollierbar ist, bei denen ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko besteht und, ganz wichtig, wenn der Patientenwille besteht, so Böhm. Sekundäre Ursachen für den Bluthochdruck und Weißkittelhypertonie müssten ausgeschlossen werden. Zum zeitlichen Einsatz bemerkte Böhm, dass die Intervention so früh wie nötig angewandt werden sollte. Die RDN sei, nach Lebensstilmaßnahmen und der medikamentösen Behandlung, nun die dritte Option zur Bluthochdruckbehandlung.
Auf der Kontra-Seite sprach Mann, wenig überzeugt von seiner Rolle als Anwalt der Gegenseite, die moderate Wirkung und den hohen Placeboeffekt von Interventionen an. Auch sei nicht kontrollierbar, wie viele Nerven bei einem Eingriff nun wirklich denerviert würden. Man befinde sich noch in einem frühen Stadium und es bleibe viel zu tun.
Quelle:
„Kontroversen in der Nephrologie“, 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), 30. April 2022
Literatur:
1 Lauder L et al. Nat Rev Cardiol 2020; 17: 614-628
2 Azizi M et al. Lancet 2018; 391: 2335-2345
3 Böhm M et al. Lancet 2020; 395: 1444-1451
4 Kandzani D et al. Lancet 2018; 391: 2346-2355
5 Mahfoud F et al. Lancet 2022; 399: 1401-1410
6 Mahfoud F et al. PCR e-Course 2020
7 Mahfoud F et al. Eur Heart J 2019; 40: 3474-3482
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