© Getty Images/iStockphoto

Bildgebung bei rheumatischen Affektionen am Fuß

<p class="article-intro">Zur Bildgebung bei rheumatischen Affektionen am Fuß eignen sich neben dem konventionellen Röntgen insbesondere der Ultraschall, aber auch die DECT und die MRT. Mit Sonografie, DECT und MRT ist die Frühdiagnostik von rheumatischen Affektionen möglich, wodurch eine rechtzeitige und frühzeitige Therapieeinleitung bei betroffenen Patienten durchführbar ist und auch ein entsprechendes Therapiemonitoring einfacher und genauer durchgeführt werden kann, als dies noch vor wenigen Jahren möglich war.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Wie aus der wissenschaflichen Literatur zu entnehmen ist, leiden mehr als 85 % aller Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) im Laufe ihrer Erkrankung unter manifesten Fu&szlig;beschwerden, wobei etwa 80&ndash;95 % dieser Betroffenen einen Befall der Zehengrundgelenke aufweisen. Diese Aussage mag aufgrund der neuen antirheumatischen Therapieoptionen der letzten Jahre nicht mehr in diesem Ausma&szlig; g&uuml;ltig sein, dennoch treffen wir im Alltag unserer orthop&auml;dischen T&auml;tigkeit auch heute noch auf schwerwiegende Ver&auml;nderungen am Fu&szlig;skelett, die auf rheumatische Erkrankungen zur&uuml;ckzuf&uuml;hren sind (Abb. 1).</p> <h2>Was versteht man unter rheumatischen Affektionen am Fu&szlig;?</h2> <p>Grunds&auml;tzlich gemeint sind entz&uuml;ndlich- rheumatische Krankheiten, welche die Gelenke und Sehnenscheiden am Fu&szlig; betreffen. Laut Aussage von auf Rheumatologie spezialisierten Kollegen geh&ouml;ren mehrere Hundert verschiedene Krankheitsbilder zum rheumatischen Formenkreis. Neben autoimmunbedingten Erkrankungen sowie Stoffwechselst&ouml;rungen, die mit rheumatischen Beschwerden einhergehen k&ouml;nnen, finden sich auch rheumatische Pathologien der Weichteile (Muskulatur und Sehnen) und verschlei&szlig;bedingte (degenerative) Erkrankungen wie etwa Arthrosen, die dieser Gruppe zugeordnet werden. Die h&auml;ufigsten rheumatischen Affektionen im engeren Sinn, auf die wir im orthop&auml;dischfu&szlig;chirurgischen Bereich t&auml;tigen &Auml;rzte treffen, finden sich bei RA, Psoriasisarthritis sowie bei Gicht und anderen Kristallablagerungskrankheiten wie der Pyrophosphaterkrankung (Pseudogicht).</p> <h2>Was erwarten wir uns von der Bildgebung in der Rheumatologie?</h2> <p>Sie dient der Diagnosestellung und Abgrenzung zahlreicher Differenzialdiagnosen und ist essenziell f&uuml;r die Therapie- bzw. OP-Planung sowie f&uuml;r die Therapie&uuml;berwachung und Verlaufsdokumentation. Zudem ist die Zuhilfenahme der Bildgebung bei lokalen Interventionen wie diagnostischen oder therapeutischen Gelenkspunktionen in vielen F&auml;llen notwendig und hilfreich.</p> <h2>Konventionelle Radiologie</h2> <p>Sie dient als Standardmethode zur Untersuchung im Rahmen einer Erstbegutachtung, aber auch zur Verlaufsbeobachtung und bietet die Vorteile einer gleichzeitigen Darstellung zahlreicher Gelenke mit der M&ouml;glichkeit einer genauen Evaluierung des Verteilungsmusters und des Gesamtausma&szlig;es der Erkrankung bei gleichzeitig hoher Ortsaufl&ouml;sung kn&ouml;cherner Strukturen im Vergleich zu vielen anderen bildgebenden Verfahren, exklusive der Computertomografie (CT). Die konventionelle Radiologie erm&ouml;glicht die Darstellung von Erosionen, Usuren, Ankylosen, aber auch Fehlstellungen, Wachstumsst&ouml;rungen oder Periostver&auml;nderungen. Dar&uuml;ber hinaus gestattet sie eine problemlose Archivierung und Befund&uuml;berpr&uuml;fung durch andere Untersucher und ist weltweit durch eine ausgezeichnete Verf&uuml;gbarkeit und jahrzehntelange Erfahrung bei der Bewertung gekennzeichnet.<br /> Die Nachteile des konventionellen R&ouml;ntgens bestehen in einer geringen, aber doch vorhandenen Strahlenbelastung und in der Tatsache, dass Weichteile wie etwa Sehnenscheiden oder Synovialmembranen bzw. Ver&auml;nderungen des Knorpels nicht oder nur indirekt zur Darstellung gebracht werden k&ouml;nnen. So etwa sind indirekte Zeichen einer Arthritis als Weichteilschwellung, eine gelenknahe Kalksalzverminderung (ab einer 30 % igen Reduktion bei RA) und als Gelenkspaltver&auml;nderung bei Knorpel- oder Knochensch&auml;den erkennbar.<br /> Die St&auml;rke des konventionellen R&ouml;ntgens liegt in der Darstellung von destruktiven Sp&auml;tsch&auml;den und in der Differenzialdiagnose von Erkrankungen wie etwa Gicht, Psoriasisarthritis oder Ver&auml;nderungen am Knochen bei rheumatoider Arthritis (Abb. 1). Nicht m&ouml;glich ist damit allerdings eine Fr&uuml;hdiagnostik, also die fr&uuml;hzeitige Darstellung von spezifischen Arthritiden oder rheumatischen Affektionen, wie sie bei Gicht vorkommen, wo die Detektion von Uratkristallen gefragt ist. Hier sind bildgebende Verfahren wie Sonografie, MRT oder Dual-Energy-CT notwendig.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1904_Weblinks_jatros_ortho_1904_s57_abb1+2_mattausch.jpg" alt="" width="275" height="465" /></p> <h2>Ultraschall</h2> <p>Heutzutage kann mit hochfrequenten Linearapplikatoren mit bis zu 20 MHz eine genaue Darstellung sogar von PIP- und DIP-Gelenken an H&auml;nden oder F&uuml;&szlig;en durchgef&uuml;hrt und eine exzellente Differenzierung von Knorpel- oder Knochengewebe bzw. Sehnen, Muskulatur und Gef&auml;&szlig;en erreicht werden. Die Vorteile des Ultraschalls liegen in der dynamischen Darstellbarkeit anatomischer Strukturen. Die Technik ist zeit- und kostensparend, es besteht keine Strahlenbelastung und sie kann zu lokalen Interventionen wie etwa diagnostischen oder therapeutischen Gelenkspunktionen herangezogen werden. So k&ouml;nnen z. B. bei Vorliegen einer Arthritis Synovialhypertrophien und Ergussbildungen einwandfrei abgebildet werden und auch die Hypervaskularisation im Gelenk bzw. in der Synovia, die bei Entz&uuml;ndungen infolge einer Vasodilatation und Neovaskularisation entsteht, kann durch die M&ouml;glichkeit der Dopplerfunktion dargestellt werden. Dabei kann grunds&auml;tzlich zwischen Farbdoppler und Powerdoppler unterschieden werden. Die Powerdoppleruntersuchung ist unabh&auml;ngig von der Flussrichtung des Blutes und wurde in der Vergangenheit vielfach als sensitiver f&uuml;r niedrige Blutfl&uuml;sse beschrieben. Tats&auml;chlich sind heutzutage aber beide Dopplerverfahren als gleichwertig anzusehen. Die mit dem Ultraschall darstellbare Hypervaskularisation ist ein Aktivit&auml;tskriterium f&uuml;r eine vorliegende Arthritis und daher ein sehr hilfreiches Tool in der Bewertung des Therapieeffektes hinsichtlich erreichter Remission.<br /> Zahlreiche Studien zur Ultraschallinterpretation und Definition sicherer Remissionskriterien wurden in der j&uuml;ngsten Vergangenheit durchgef&uuml;hrt. In der Frage nach der Bewertung oberfl&auml;chlicher Knorpeloder Knochenl&auml;sionen ist der hochaufl&ouml;sende Ultraschall im Vergleich zum R&ouml;ntgen sensitiver und auch die Weichteilsituation an Sehnen und Sehnenscheiden kann damit bestens bewertet werden, wobei auch hier die Darstellbarkeit einer eventuell vorliegenden Hypervaskularisation im Dopplerultraschall sehr hilfreich ist (Abb. 2).<br /> Ein wesentliches Anwendungsgebiet der ultraschallgest&uuml;tzten Bildgebung stellen Kristallarthropathien dar: Bei einer Hyperurik&auml;mie mit Harns&auml;urewerten bis 7,0 mg/ dl bei 20 % aller M&auml;nner in den Industriel&auml;ndern finden sich dementsprechend h&auml;ufig symptomatische Gelenks- und Weichteilver&auml;nderungen. Wir wissen, dass lediglich in 50 % der F&auml;lle die klassische Podagra des Gro&szlig;zehengrundgelenks die Erstmanifestation darstellt und in &uuml;ber 80 % der F&auml;lle Ver&auml;nderungen an der unteren Extremit&auml;t zu finden sind. Die Erstattacke &auml;u&szlig;ert sich dabei h&auml;ufig in Form einer Mono- oder Oligoarthritis an gro&szlig;en Gelenken. Kleine Zehen- und Fingergelenke sind anf&auml;nglich oft nur in Ausnahmef&auml;llen betroffen. Tendinitiden oder Bursitiden sind aber h&auml;ufig schon fr&uuml;h oder sogar als Erstsymptom m&ouml;glich, und wir wissen auch, dass arthrotisch vorgesch&auml;digte Gelenke etwa achtmal h&auml;ufiger Gichtanf&auml;lle zeigen als gesunde Gelenke. Mittels Ultraschall kann neben Zeichen der Synovitis und kn&ouml;chernen Erosionen auch eine Ablagerung von Tophi mit einer Sensibilit&auml;t von 65 % bei einer Spezifit&auml;t von etwa 80 % dargestellt werden. Gichtkristallablagerungen am Gelenkknorpel finden sich als typisches Doppelkonturzeichen (Abb. 3) mit einer Sensitivit&auml;t von 83 % und einer Spezifit&auml;t von 76 % , w&auml;hrend bei der Pseudogicht (Chondrokalzinose bzw. Kalziumpyrophosphat-Erkrankung) Einlagerungen im Knorpel zu finden sind.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1904_Weblinks_jatros_ortho_1904_s58_abb3_mattausch.jpg" alt="" width="550" height="262" /></p> <h2>DECT (&bdquo;dual energy CT&ldquo;)</h2> <p>Dies ist eine hervorragende Technik zur Darstellung von Gichtver&auml;nderungen im K&ouml;rper. Dabei wird die unterschiedliche R&ouml;ntgenabsorption von kalziumhaltigen Strukturen im Gegensatz zu Natriumurat bei simultaner Anwendung von zwei unterschiedlichen Energien unter Zuhilfenahme einer speziellen Software dargestellt (Abb. 4). Laut Literatur zeigt die DECT eine Sensitivit&auml;t von 90&ndash;100 % bei einer hohen Spezifit&auml;t von 83&ndash;89 % und erm&ouml;glicht daher neben der Diagnosestellung und der Aktivit&auml;tsbewertung der harns&auml;urebedingten Kristallarthropathie auch ein Therapiemonitoring bei betroffenen Patienten.<br /> Einschr&auml;nkungen dieser Technik bestehen aber insofern, als hier nur solide Uratdepots mit einem Volumen &uuml;ber 1 mm<sup>3</sup> zuverl&auml;ssig erkannt werden k&ouml;nnen und auch die Dichte der Uratkristalle einen limitierenden Faktor darstellt: Gering konzentrierte Harns&auml;urekristalle in Gelenksfl&uuml;ssigkeiten bilden etwa kein DECT-Signal. Wissenschaftliche Arbeiten zeigen ferner das m&ouml;gliche Auftreten von Artefakten an Haut, Nagelbett bzw. Peroneal- oder Extensorensehnen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1904_Weblinks_jatros_ortho_1904_s58_abb4_mattausch.jpg" alt="" width="550" height="225" /></p> <h2>Magnetresonanztomografie (MRT)</h2> <p>Die bildgebenden Verfahren wie Ultraschall oder DECT eignen sich zur Fr&uuml;hdiagnostik rheumatischer Affektionen in der Peripherie, k&ouml;nnen aber nicht in allen K&ouml;rperregionen angewendet werden. Das einzige bildgebende Verfahren, das das Fr&uuml;hstadium einer Arthritis in allen K&ouml;rperregionen &ndash; somit auch am Achsskelett (Wirbels&auml;ule) &ndash; darstellen kann, ist die MRT. Sie kann zur Fr&uuml;hdiagnose und zum Therapiemonitoring, z. B. bei Spondylarthropathien mit Enthesitiden, eingesetzt werden und ist auch das Mittel der Wahl bei Knochenmitbeteiligung und in der Differenzialdiagnostik von Erkrankungen tumor&ouml;sen Charakters oder von osteomyelitischen Ver&auml;nderungen. Nachteilig sind nat&uuml;rlich die eingeschr&auml;nkte Verf&uuml;gbarkeit und auch der nicht zu untersch&auml;tzende Kostenfaktor der MRT-Untersuchung.<br /> &Ouml;demsensitive Sequenzen (TIRM, &bdquo;turbo- inversion recovery magnitude&ldquo;, fettunterdr&uuml;ckt T2) erm&ouml;glichen die Darstellung von Knochenmarks&ouml;demen und Gelenkentz&uuml;ndungen mit erh&ouml;hter intra- und extraoss&auml;rer Signalintensit&auml;t als Zeichen der Inflammation (Abb. 5a). T1-gewichtete Sequenzen, fettunterdr&uuml;ckt mit Kontrastmittel (z. B. Gadolinium) sind bestens geeignet, um Sehnen, Sehnenscheiden sowie peritendin&ouml;s inflammiertes Gewebe zur Darstellung zu bringen, und erm&ouml;glichen auch die Differenzierung von Ergussanteilen (Abb. 5b).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1904_Weblinks_jatros_ortho_1904_s58_abb5_mattausch.jpg" alt="" width="550" height="191" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
Back to top