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Einfluss der intraoperativen Lagerung auf den Blutverlust bei Hüftgelenksersatz nach Schenkelhalsfrakturen

<p class="article-intro">Hüftprothesen bei Patienten mit medialer Oberschenkelhalsfraktur werden im Allgemeinen in Rückenlagerung oder Seitenlagerung implantiert. Bis heute sind in der Literatur keine Vergleiche dieser beiden Lagerungen verfügbar. Die aufgezeigte Studie wurde durchgeführt, um mögliche Unterschiede auf den postoperativen Bedarf an Bluttransfusionen zwischen den beiden Lagerungstechniken aufzuzeigen.</p> <hr /> <p class="article-content"><div id="Keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die Zunahme der Komorbidit&auml;ten und h&auml;ufiger vorliegende gerinnungshemmende Therapie erschweren die Operationsvorbereitung f&uuml;r Patienten mit Oberschenkelhalsfrakturen.</li> <li>Der Bedarf an Blutkonserven im postoperativen Verlauf ist trotz steigender Inzidenzraten an Vorerkrankungen weiterhin im akzeptablen Bereich.</li> <li>Die Lagerung (R&uuml;ckenlagerung oder Seitenlagerung) hat keinen Einfluss auf den postoperativen Bedarf an Erythrozytenkonzentraten.</li> </ul> Frakturen des Oberschenkelhalses betreffen &uuml;berwiegend Patienten im fortgeschrittenen Lebensalter. In Anbetracht der demografischen Entwicklung ist von einer deutlichen Zunahme der Inzidenz in den n&auml;chsten Jahren auszugehen. Br&uuml;che im Bereich des Oberschenkelhalses sollten prinzipiell zum ehestm&ouml;glichen Zeitpunkt operativ versorgt werden. Verschiedene Faktoren, wie Patientenalter, Komorbidit&auml;ten und Art der Fraktur, beeinflussen die Entscheidung &uuml;ber die Art der operativen Therapie. Da mediale Oberschenkelhalsfrakturen mit deutlicher Dislokation ein hohes Risiko f&uuml;r eine avaskul&auml;re H&uuml;ftkopfnekrose bergen, stellt der prim&auml;re H&uuml;ftgelenksersatz beziehungsweise H&uuml;ftgelenksteilersatz die Therapie der Wahl dar.<br /> In den letzten Jahren konnte aufgrund der demografischen Entwicklung mit h&ouml;herer Lebenserwartung eine Zunahme der Komorbidit&auml;ten bei den Patienten mit h&uuml;ftnaher Oberschenkelfraktur beobachtet werden. Vorbestehende gerinnungshemmende Medikation erschwert die pr&auml;operative Vorbereitung dieser Patienten zus&auml;tzlich und f&uuml;hrt in vielen F&auml;llen zu zeitlichen Verz&ouml;gerungen bis zur Operation. Insgesamt ist diese Entwicklung mit einer Zunahme des perioperativen Risikos verbunden. Postoperative An&auml;mie kommt bei diesen Patienten regelm&auml;&szlig;ig vor und wird vor allem bei symptomatischem Verlauf mit Bluttransfusionen therapiert. Insbesondere Patienten mit vorbestehender gerinnungshemmender Medikation neigen zu erh&ouml;htem perioperativem Blutverlust.<br /> F&uuml;r die operative Versorgung einer medialen Oberschenkelhalsfraktur mit einem H&uuml;ftgelenks- oder H&uuml;ftgelenksteilersatz sind prinzipiell zwei Patientenlagerungen m&ouml;glich. Je nach Pr&auml;ferenz des Operateurs kann zwischen R&uuml;ckenlagerung und Seitenlagerung entschieden werden. In der Literatur sind keine Hinweise vorhanden, die Vor- beziehungsweise Nachteile der jeweiligen Lagerung im direkten Vergleich bei H&uuml;ftgelenks- und H&uuml;ftgelenksteilersatzoperationen nach medialer Oberschenkelhalsfraktur aufzeigen.<br /> Um die Frage zu beantworten, ob die Lagerungsart f&uuml;r die operative Versorgung einer medialen Oberschenkelhalsfraktur mit H&uuml;ftgelenks- und H&uuml;ftgelenksteilersatz eine Auswirkung auf den postoperativen Blutverlust hat, wurde an der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Unfallchirurgie der Medizinischen Universit&auml;t Wien die folgende Studie durchgef&uuml;hrt. <h2>Material und Methoden</h2> In einer retrospektiven Datenanalyse des Traumaregisters der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Unfallchirurgie der Medizinischen Universit&auml;t Wien wurden Patienten, welche nach medialer Oberschenkelhalsfraktur prim&auml;r mittels H&uuml;ftgelenksteilersatz (Hemiprothese) in Seitenlagerung in den Jahren zwischen 2009 und 2015 versorgt wurden, identifiziert. Aus demselben Zeitraum wurden im Anschluss Patienten, die nach medialer Oberschenkelhalsfraktur mit einer Hemiprothese in R&uuml;ckenlagerung versorgt wurden und in Bezug auf Alter und Geschlecht statistisch vergleichbar waren, als Kontrollgruppe eingeschlossen. In weiterer Folge wurde der postoperative Bedarf an Erythrozytenkonzentraten erhoben und zwischen den beiden Studiengruppen verglichen. <h2>Ergebnisse</h2> Es wurden insgesamt 152 Patienten identifiziert, welche im Zeitraum zwischen 2009 und 2015 bei medialer Oberschenkelhalsfraktur prim&auml;r mit einer Hemiprothese in Seitenlagerung an unserer Klinik versorgt wurden. Die gleiche Anzahl an Patienten, statistisch vergleichbar in Bezug auf Alter und Geschlecht, welche bei gleicher Indikation in R&uuml;ckenlagerung mit einer Hemiprothese versorgt wurden, wurde als Kontrollgruppe erhoben. Das mittlere Alter lag in beiden Gruppen bei 83 Jahren (Minimum/Maximum: R&uuml;ckenlage: 45&ndash;100 Jahre, Seitenlage: 44&ndash;97 Jahre). In beiden Gruppen war weibliches Geschlecht h&auml;ufiger, mit einem Anteil von 74 % in der R&uuml;ckenlagerung-Gruppe bzw. 72 % in der Seitenlagerung-Gruppe (m&auml;nnlich/weiblich: R&uuml;ckenlage: 39/113, Seitenlage: 42/110).<br /> Insgesamt ben&ouml;tigten 107 Patienten (35,2 % ) zumindest eine Blutkonserve. Davon wurden 58 Patienten (54,2 % ) in R&uuml;ckenlage und 49 Patienten (45,8 % ) in Seitenlage operiert, was statistisch keinen signifikanten Unterschied ergab (p=0,186). Der mittlere Bedarf an Erythrozytenkonzentraten im postoperativen Verlauf &uuml;ber beide Gruppen betrug 1 (Minimum/Maximum: 0&ndash;14) Konserve. Es konnte kein signifikanter Unterschied im Bedarf an postoperativen Erythrozytenkonzentraten zwischen den beiden Studiengruppen festgestellt werden (R&uuml;ckenlagerung vs. Seitenlagerung: 1,26 vs. 0,76; p=0,189). Es konnte in weiterer Folge kein Unterschied im postoperativen Bedarf an Blutkonserven zwischen den beiden Geschlechtern gefunden werden (m&auml;nnlich vs. weiblich: 0,91 vs. 1,04; p=0,306). <h2>Diskussion</h2> Insbesondere bei Operationen mit potenziell gr&ouml;&szlig;erem Blutverlust, zum Beispiel dem H&uuml;ftgelenksersatz, k&ouml;nnen vorbestehende Erkrankungen und Antikoagulation zu einer Erh&ouml;hung des Bedarfs an Blutkonserven postoperativ f&uuml;hren. Zus&auml;tzlich sind Frakturen des Oberschenkelhalses mit einem erh&ouml;hten Blutverlust, unabh&auml;ngig von der Versorgungsart, verbunden. Durch die Zunahme der Komorbidit&auml;ten und h&auml;ufiger vorbestehender gerinnungshemmender Therapie bei Patienten mit medialer Schenkelhalsfraktur ist es von entscheidender Bedeutung, die bestehende operative Therapie laufend zu evaluieren. Insgesamt ist in den letzten Jahren ein steigender Aufwand an pr&auml;operativer internistischer und an&auml;sthesiologischer Vorbereitung zu beobachten. Bei dieser Studie konnten wir zeigen, dass trotz demografischer Entwicklung, einhergehend mit einer Zunahme der Vorerkrankungen und umfangreicher Medikamentenanamnese, der postoperative Bedarf an Blutkonserven nach Versorgung mittels H&uuml;ftgelenksteilersatz bei medialer Oberschenkelhalsfraktur im durchaus akzeptablen Bereich liegt.<br /> Die Resultate zusammenfassend, stellten wir in dieser Studie fest, dass es zwischen den beiden untersuchten Lagerungstechniken (R&uuml;ckenlagerung und Seitenlagerung) bei Patienten mit medialer Schenkelhalsfraktur, die mittels H&uuml;ftgelenksteilersatz versorgt wurden, keinen signifikanten Unterschied in Bezug auf Bedarf an Erythrozytenkonzentraten im postoperativen Verlauf gibt. Insgesamt beobachteten wir einen geringen Bedarf an Blutkonserven &uuml;ber beide Gruppen mit keinem Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern. Die beiden Lagerungstechniken warten mit unterschiedlichen Vor- beziehungsweise Nachteilen auf. W&auml;hrend f&uuml;r die Seitenlagerung eine aufwendigere pr&auml;operative Vorbereitung notwendig ist, ist bei der R&uuml;ckenlagerung in der Regel eine zus&auml;tzliche Operationsassistenz erforderlich. Die vorgestellte Studie unterst&uuml;tzt die allgemeine Auffassung, dass alleine die Pr&auml;ferenz des Operateurs &uuml;ber die Art der Patientenlagerung beim H&uuml;ftgelenks(teil)- ersatz bei Patienten mit medialer Oberschenkelhalsfraktur entscheiden soll.</div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Verfassern</p> </div> </p>
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