© Getty Images/iStockphoto

20. GOTS-Treffen Österreich

<p class="article-intro">Unter dem Motto „Herausforderung Sportmedizin“ wurde die Jubiläumsveranstaltung der österreichischen Sektion der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin mit einem interessanten und abwechslungsreichen Programm gebührend gefeiert.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Das Konferenzhotel Aldiana Salzkammergut in Bad Mitterndorf bew&auml;hrte sich erneut als freundlicher und gem&uuml;tlicher Austragungsort f&uuml;r das GOTS-Treffen &Ouml;sterreich und lockte vom 16. bis 19. M&auml;rz 2017 zahlreiche nationale und internationale Sport&auml;rzte sowie Physiotherapeuten zur interdisziplin&auml;ren Fortbildung.</p> <p>Das Ziel der Sportmedizin ist die optimierte Versorgung von Sportlerinnen und Sportlern aller Leistungsniveaus gem&auml;&szlig; dem GOTS-Motto &bdquo;Hochleistungsmedizin f&uuml;r Sportler&ldquo;. Ein hochmotivierter Athlet bietet zwar die idealen Patientenvoraussetzungen f&uuml;r gute Zusammenarbeit und Therapieumsetzung, jedoch wird die Sportmedizin des Bewegungsapparates regelm&auml;&szlig;ig unter hohem zeitlichem Druck und unter dem Blick der &Ouml;ffentlichkeit auf die Probe gestellt. Der olympische Leitspruch &bdquo;H&ouml;her, schneller, weiter&ldquo; erfordert Bewegungsausma&szlig;e in Grenzbereichen, die ein hohes Risiko f&uuml;r Verletzungen und Reverletzungen bergen. Somit wurde der Fokus dieser Veranstaltung auf die gr&ouml;&szlig;ten Herausforderungen der Sportmedizin des Bewegungsapparates gerichtet, n&auml;mlich auf den Umgang mit therapeutischen Misserfolgen und die &bdquo;return to sport evaluation&ldquo;. Renommierte &ouml;sterreichische Sport&auml;rzte und internationale Experten referierten zum Thema der optimierten sportmedizinischen Behandlung von Reverletzungen des Knie-, Schulter- und Sprunggelenks und gaben Einblicke in neueste Testbatterien f&uuml;r eine zeitlich sichere R&uuml;ckkehr in den Sport.</p> <p>Nach einleitenden Worten von GOTS-&Ouml;sterreich-Vizepr&auml;sident Dr. Gerhard Ober&shy;thaler (Salzburg) erfolgte ein einstimmender geschichtlicher R&uuml;ckblick auf die Sportmedizin durch Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer (Krems), welcher vor Kurzem zum GOTS-Pr&auml;sidenten der Schirmgesellschaft &Ouml;sterreich-Deutschland-Schweiz ernannt worden war. Weiters rekapitulierten ehemalige Vizepr&auml;sidenten der GOTS &Ouml;sterreich, Dr. Klaus Dann (Wien) und Dr. Karl-Heinz Kristen (Wien), die Highlights aus der nun 20-j&auml;hrigen GOTS-Aktivit&auml;t in &Ouml;sterreich als feierliche Er&ouml;ffnung der Veranstaltung.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Ortho_1703_Weblinks_s41.jpg" alt="" width="1454" height="948" /></p> <h2>Kniegelenk</h2> <p>Die Kongresstage wurden in Vormittags- und Nachmittagseinheiten gegliedert, wobei jeweils ein spezifisches Gelenk oder Thema adressiert wurde.<br />Die erste Vormittagseinheit hatte den Themenschwerpunkt &bdquo;Fehlschl&auml;ge in der Versorgung von Sportlern am Knie&ldquo;. Den Beginn machte der geladene Ehrengast Prof. Dr. Peter Angele (Regensburg), amtierender Pr&auml;sident der Gesellschaft f&uuml;r Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA) mit &uuml;berregionalem Ruf in Klinik und Wissenschaft auf dem Gebiet der regenerativen Gelenktherapie. In seinem Vortrag argumentierte er die Notwendigkeit einer genauen Problemanalyse bei insuffizientem vorderem Kreuzband (VKB) in Bezug auf Tunnelposition, Beinachse und Beschaffenheit des hinteren Kreuzbandes. Die erhobenen Daten sind essenziell f&uuml;r die optimierte Planung einer einzeitigen versus zweizeitigen Revisions-VKB-Plastik. Darauf aufbauend unterstrich Prim. Univ.-Doz. Dr. Thomas M&uuml;llner (Wien) die strikte anatomische Rekonstruktion eines normalen VKB bei rezidivierender Knieinstabilit&auml;t nach wiederholten VKB-Operationen, wobei zuallererst m&ouml;gliche &uuml;bersehene Begleitverletzungen ausgeschlossen werden m&uuml;ssen. Als Transplantat der Wahl bei solchen Revisionseingriffen wurde ein Achillessehnen-Allograft genannt. Danach widmete sich Dr. Erich Altenburger (Wien) dem heiklen Thema der Kniegelenksinfektion nach VKB-Plastik und betonte die heterogene klinische Pr&auml;sentation dieser schweren Komplikation. Eine schnelle und konsequente chirurgische/antimikrobielle Therapie ist grundlegend, da der hyaline Knorpel bereits nach 24&ndash;48 Stunden irreversible Sch&auml;den erleidet. Dr. Florian Dirisamer (Puchenau) betonte die Wichtigkeit der Versagensanalyse nach Meniskusnahtversagen f&uuml;r die effiziente Planung einer Reoperation mit den Zielen Schmerzreduktion, Funktionserhalt und Chondroprotektion. Abschlie&szlig;end beleuchtete Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer (Krems) die ausgiebige Analyse nach Fehlschl&auml;gen einer operativen Knorpeltherapie hinsichtlich patienten-, gelenk- und defektspezifischer Faktoren f&uuml;r die weitere operative Planung. Als Moderator dieser Vormittagseinheit leitete Prof. Dr. Nehrer anschlie&szlig;end eine Frage- und Diskussionsrunde mit reger Beteiligung des Auditoriums. Danach erfolgte ein Location-Wechsel auf die Sch&ouml;ni-Alm f&uuml;r weitere Fallbesprechungen im Rahmen des &bdquo;Alpine Meeting&ldquo;. Die Mittagspause beinhaltete auch einen spannenden Knie-Workshop und ein alpines Sicherheitstraining.</p> <h2>Return to Sports</h2> <p>Die erste Nachmittagseinheit trug den Titel &bdquo;Herausforderung Return to Sports&ldquo;. In zwei Vortr&auml;gen erl&auml;uterte Priv.-Doz. Dr. Thore Zantop (Straubing) die Verletzungsmechanismen einer VKB-Ruptur unter Ber&uuml;cksichtigung von erh&ouml;hter Vulnerabilit&auml;t bei &uuml;bers&auml;uerten Spielern; er verk&uuml;ndete die ern&uuml;chternde Nachricht, dass ein &bdquo;return to sports&ldquo; auf &bdquo;pre-injury level&ldquo; &ndash; wenn &uuml;berhaupt &ndash; oft erst nach zwei Jahren m&ouml;glich ist. Seine eindrucksvollen Methoden der 3D-Bewegungsanalysen zur Darstellung der Knieinstabilit&auml;t im rehabilitativen Verlauf wurden pr&auml;sentiert. Im Einklang mit diesen Visualisationstechniken pr&auml;sentierte Assoc. Prof. Dr. Christian Fink (Innsbruck) eine Testbatterie f&uuml;r den Wiedereinstieg in den Sport mit der Voraussetzung eines Wiedererlangens von neuromuskul&auml;ren Kontrollmechanismen. Dr. Adalbert Selhofer (Salzburg) argumentierte die Rumpfstabilit&auml;t als wichtigsten Faktor zur Vermeidung einer VKB-L&auml;sion und ein Kraftdefizit der ischiocruralen Muskulatur mit verringerter exzentrischer Kraft als Pr&auml;diktor f&uuml;r Muskelverletzungen. Zuletzt erl&auml;uterte FH-Prof. Ing. MMag. Dr. Anton Sabo (Wien) Neuerungen in der Ski- und Bindungsentwicklung im Hinblick auf Verletzungsprophylaxe und schilderte die Schwierigkeiten, den vielf&auml;ltigen Anforderungen verschiedenster Anspr&uuml;che unter optimalem Preis-Leistungs-Verh&auml;ltnis gerecht zu werden. Die Fragerunde sowie der GOTS-Konsensus wurden von Dr. Gerhard Oberthaler (Salzburg) geleitet. Die Bestimmung des geeigneten Zeitpunkts f&uuml;r den Wiedereintritt in den Sport stellt f&uuml;r Athleten und Sport&auml;rzte eine gro&szlig;e Herausforderung dar, um Folgeverletzungen zu vermeiden und das Erreichen des &bdquo;pre-injury level&ldquo; zu erm&ouml;glichen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Ortho_1703_Weblinks_s42.jpg" alt="" width="1454" height="876" /></p> <h2>Schultergelenk</h2> <p>Die zweite Vormittagseinheit befasste sich mit Fehlschl&auml;gen in der Versorgung von Sportlern an der Schulter. Im ersten Vortrag betonte OA Dr. Michael Hexel (Wien) die Notwendigkeit einer realistischen Erwartungshaltung bei Sportlern mit erneuter Instabilit&auml;t nach Schulter&shy;operation, wobei eine Re-OP gut &uuml;berlegt werden sollte und allgemein h&auml;ufig ein Karriereende droht. Dr. Rolf-Michael Krifter (Judenburg) wies auf die lediglich geringe Anzahl an Re-OP-M&ouml;glichkeiten nach SLAP-Repair und Bizepstenodeseversagen hin, wobei die Auswahl einer geeigneten, individuell angepassten Option von gr&ouml;&szlig;ter Wichtigkeit ist. Im Rahmen von zwei Vortr&auml;gen erl&auml;uterte PD Dr. Knut Beitzel (M&uuml;nchen) das funktionelle Dreieck der Schulter und erinnerte daran, dass eine falsche pr&auml;operative Patientenselektion die h&auml;ufigste Ursache f&uuml;r ACG-Reinstabilit&auml;ten darstellt. Des Weiteren pr&auml;sentierte er ein aufbauendes Rehabilitationsregime anhand einer komplexen Testbatterie, um Sportler nach Schulterstabilisierung erneut wettkampff&auml;hig zu machen. Danach befasste sich Dr. Leo Pauzenberger (Wien) mit der Schultergelenksinfektion nach Rotatorenmanschettennaht mit h&auml;ufig subklinischem Verlauf. Als h&auml;ufigster Erreger wird Propionibacterium acnes identifiziert, wobei eine perioperative antibiotische Prophylaxe das Infektionsrisiko signifikant senkt und die aggressive Behandlung des Infektes den Goldstandard darstellt. Nachdem sich die Referenten den Fragen und Kommentaren des Auditoriums souver&auml;n gestellt hatten, fasste Dr. Klaus Dann (Wien) im GOTS-Konsensus die wichtigsten Eckdaten der postoperativen Reinstabilit&auml;t und Infektion zusammen.</p> <h2>Fu&szlig; und Sprunggelenk</h2> <p>Die zweite und somit letzte Nachmittagseinheit lief unter dem Titel &bdquo;Fehlschl&auml;ge in der Versorgung von Sportlern am Sprunggelenk und der Achillessehne&ldquo;. Zun&auml;chst wurde das Sprunggelenk als h&auml;ufigstes verletztes Gelenk von PD Dr. Manuel Sabeti (Wien) thematisch behandelt. Nach Erl&auml;uterung der Anatomie des medialen/lateralen Bandkomplexes und der Syndesmose wurden &bdquo;Lege artis&ldquo;-Operationstechniken bei chronischer Sprunggelenksinstabilit&auml;t dargestellt. Anschlie&szlig;end explorierte Dr. Karl-Heinz Kristen (Wien) die anatomischen Gegebenheiten bei Achillessehnenruptur sowie die darauf folgenden Schwierigkeiten bei der geeigneten Therapieplanung. Dr. Karin Pieber (Wien) pr&auml;sentierte patientenbasierte Frageb&ouml;gen und funktionelle Tests f&uuml;r &bdquo;Return to sports&ldquo;-Entscheidungsprozesse nach OSG-Instabilit&auml;t und hob die Wichtigkeit des Seitenvergleichs hervor. Nach einer wiederum wertvollen Diskussions- und Frage-Session, geleitet von Dr. Bernd Hiller (Salzburg), wurde im GOTS-Konsensus erneut die Komplexit&auml;t der Behandlung des Sprunggelenks mit hoher Rezidivrate nach erstmaligem Supinationstrauma erw&auml;hnt, wobei eine patienten- und sportadaptierte Therapie notwendig ist, um einen sicheren Wiedereintritt in den sportlichen Wettkampf zu erm&ouml;glichen.</p> <h2>Weitere Highlights</h2> <p>Den kr&ouml;nenden Abschluss des Nachmittags bildete die Premiere einer Einheit namens &bdquo;Uuups &ndash; der unerwartete Behandlungsverlauf&ldquo;, in der unter der Moderation von Doz. Dr. Gerald Gruber (Graz) von Kongressteilnehmern vier ungl&uuml;cklich und folgenschwer verlaufene Patientenf&auml;lle pr&auml;sentiert wurden, mit darauf folgender interdisziplin&auml;rer Diskussion zur zuk&uuml;nftigen Vermeidung eines &auml;hnlichen Outcomes.<br />W&auml;hrend des gesamten Kongresses konnten die Teilnehmer im Rahmen der Industrieausstellung Informationen &uuml;ber die neuesten sportmedizinischen Produkte einholen. Die Firma Arthrex pr&auml;sentierte dem Auditorium r&ouml;ntgentransparente Platten f&uuml;r die osteosynthetische Versorgung und neueste Entwicklungen von TightRopes. Weiters wurde der allj&auml;hrliche &bdquo;Otto Bock GOTS &Ouml;sterreich Nachwuchsf&ouml;rderpreis&ldquo; f&uuml;r eine gelungene wissenschaftliche Arbeit verliehen. Er ging an Emil Petsovits f&uuml;r seine Arbeit &bdquo;Ist eine klinische pathologische Fu&szlig;ver&auml;nderung in den Maximaldruckwerten eindeutig erkennbar?&ldquo;. Stefan Nehrer rief auch heuer wieder junge Nachwuchstalente auf, ihre Bachelor- oder Masterarbeiten einzureichen: &bdquo;Junger Forschergeist wird gef&ouml;rdert und die GOTS m&ouml;chte junge Menschen auffordern, innerhalb der Gesellschaft pr&auml;sent zu sein.&ldquo;</p> <p>Als Parallelveranstaltung wurde heuer zum zweiten Mal der GOTS-Sportarzt-Zertifikatskurs angeboten, der auch viele Kollegen aus Deutschland und der Schweiz anlockte.<br />Auf sportlicher Seite wurde das schon zur Tradition gewordene GOTS-Ski-/Snowboardrennen trotz suboptimaler Wetterbedingungen durchgef&uuml;hrt; die tapferen Teilnehmer wurden bei der abendlichen Siegerehrung geb&uuml;hrend gefeiert. <br />Als Ehrengast durfte der Hochleistungssportler Matthias Walkner (MX3-Weltmeister 2012, Rallye-Weltmeister Motorrad 2015) begr&uuml;&szlig;t werden. Anhand des packenden Dokumentarfilms &bdquo;One Track Back&ldquo; erz&auml;hlte er die Geschichte seiner Motorsportkarriere und wie er nach komplizierter Oberschenkelfraktur bei der Rallye Dakar 2016 heuer ein erstaunliches Comeback mit 2. Gesamtrang feiern konnte.<br />Zusammenfassend ist zu sagen, dass das 20. GOTS-Treffen &Ouml;sterreich ein enormer Erfolg und von h&ouml;chster akademischer und sportlicher Wertigkeit war. An dieser Stelle herzlichen Dank an die Referenten und Teilnehmer, das GOTS-Team und alle Freunde der GOTS, sowie an die seit &uuml;ber 20 Jahren unterst&uuml;tzend wirksamen Sponsoren! Eine erneute Austragung im n&auml;chsten Jahr kann mit Vorfreude erwartet werden.</p></p>
Back to top