Hochauflösender funktioneller Ultraschall bei Sportverletzungen

<p class="article-intro">In den letzten Jahren haben sich für den Bewegungsapparat optimierte moderne High-End-Geräte mit hochauflösenden Sonden technisch rasant entwickelt.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Aktuelle Ger&auml;te haben eine zehnmal h&ouml;here Bildaufl&ouml;sung als eine Standard- MRT-Untersuchung und erlauben wie bei CT- oder MRT-Untersuchungen z. B. Tomografien mit Koronarschnitten (Schnittdicke 0,1 mm) und 3D-Rekonstruktionen zur besseren r&auml;umlichen Darstellung. Dadurch k&ouml;nnen wir heute in der Medizin des Bewegungsapparates Gelenke oder Weichteile statisch-anatomisch, dynamisch- funktionell und insbesondere im klinischen Kontext pr&auml;ziser untersuchen. Die neueren Entwicklungen der Sonografie mit immer h&ouml;herer Aufl&ouml;sung haben zur Entwicklung des Begriffes &laquo;Sonohistologie &raquo; gef&uuml;hrt. Fundierte Kenntnisse der Sonoanatomie sind unabdingbare Voraussetzungen, um Pathologien zu erkennen. In diesem frei zug&auml;nglichen Artikel finden Sie detaillierte sonomorphologische Beschreibungen verschiedener Gewebestrukturen: https://issuu.com/efsumb/docs/ecbse-ch14-msk.</p> <p>Im Ultraschall gut abgrenzbare Strukturen sind: Sehnen, B&auml;nder, Muskeln, Nerven, Bursen, synoviales Gewebe, Knochen und Knorpel. Zudem f&uuml;hren ultraschallgesteuerte Interventionen zu h&ouml;heren und erfolgreicheren diagnostischen Punktionen (auch sehr kleiner Strukturen) und zu wirkungsvolleren gezielten therapeutischen Injektionen.<br /> Der moderne hochaufl&ouml;sende und dynamische muskuloskelettale Ultraschall (hrMSUS) findet seinen Einsatzort in verschiedenen Fachdisziplinen, wie u. a. in der Rheumatologie, Orthop&auml;die, Sportmedizin oder in der Traumatologie. Eine Auswahl sonografisch detektierbarer Pathologien in der Sportmedizin:</p> <ul> <li><strong>Sehnen, Syndesmosen und B&auml;nder:</strong> partielle, komplette Rupturen, sekund&auml;re Verkalkungen, sekund&auml;re Ossifikationen, Rupturen mit kn&ouml;chernem Ausriss; mechanische oder inflammatorische Tenosynovitiden; Retinaculuml&auml;sionen mit Sehneninstabilit&auml;ten; Ringbandl&auml;sionen an der Hand, Stener-L&auml;sionen am Daumen</li> <li><strong>Muskeln:</strong> partielle, komplette Rupturen, Morell-Lavall&eacute;-L&auml;sionen; apophyseale L&auml;sionen, L&auml;sionen in den myotendin&ouml;sen &Uuml;berg&auml;ngen; Faszienl&auml;sionen mit H&auml;matomen; sekund&auml;re Muskelhernien; Myonekrosen, sekund&auml;re Infekte; Kompartmentsyndrome; posttraumatische Narben, ektope Ossifikationen</li> <li><strong>Nerven:</strong> L&auml;sionen; sekund&auml;re Neurome; prim&auml;re Neurome</li> <li><strong>Bursen:</strong> Bursitiden (entz&uuml;ndlich, posttraumatisch, h&auml;morrhagisch)</li> <li><strong>Synoviales Gewebe:</strong> inflammatorische oder mechanisch induzierte Synovitis</li> <li><strong>Knochen, Knorpel:</strong> Fissur, Fraktur, Avulsionsfraktur, Periostl&auml;sionen; L&auml;sionen des hyalinen Knorpels, des Faserknorpels oder von sesamoidalem Knorpel; osteochondrale L&auml;sionen</li> </ul> <p>Wir verweisen auf folgende Atlanten und Publikationen, wo Richtlinien und Sonopathologien nachgeschlagen werden k&ouml;nnen: http://www.irheuma.com/rheumatology-a-z/m/msus-musculoskeletal-ultrasound.</p> <p>Im Folgenden werden sonomorphologische Befunde je nach Fragestellung und Pathologie erl&auml;utert (Differenzierung von nicht traumatologischen und traumatologischen L&auml;sionen, mod. nach: Muskuloskelettaler Ultraschall. In: Atlas der Sonoanatomie und Sonopathologie des Bewegungsapparates, 4. Ausgabe; irheuma, Basel 2018, ISBN 978-3-7431-6381-2).</p> <p>H&auml;matom</p> <ul> <li>Echounregelm&auml;ssige (hypo- bis hyperechogene), komprimierbare Struktur mit Zeichen von Gewebssch&auml;digung?</li> <li>Unterschiedliche Binnenechos (z. B. fadenf&ouml;rmig/ Sediment usw.)?</li> <li>fl&uuml;ssig oder solid?</li> </ul> <p>Gelenkserguss</p> <ul> <li>Echoarmer, komprimierbarer Gelenksinhalt?</li> <li>Binnenechos (Sedimente, Septen, Luft-/ Gaseinschl&uuml;sse, Fremdk&ouml;rper, freie Gelenkk&ouml;rper, Knorpel-Knochen-Fragment)?</li> <li>Synovitis?</li> </ul> <p>Bursitis/H&auml;matobursa</p> <ul> <li>Echoarme, von einer Wand umgebene, komprimierbare, meist oval&auml;re Struktur mit oder ohne Synovitis?</li> </ul> <p>Fremdk&ouml;rper</p> <ul> <li>Echoreicher Reflex mit Kometenschweifartefakt?</li> <li>Schallausl&ouml;sung?</li> <li>An- oder hypoechogener Saum?</li> <li>Abszedierung?</li> </ul> <p>Fraktur</p> <ul> <li>Unterbrochene, hyperechogene Knochenlinie mit Motilit&auml;t der Fragmente?</li> <li>Reverberationsecho (Kaminph&auml;nomen) im Bruchspalt?</li> <li>Echoarmer Saum &uuml;ber Bruchspalt?</li> </ul> <p>Muskelkontusion/Einblutung</p> <ul> <li>Fokale Muskelschwellung mit Irregularit&auml;ten?</li> <li>Aufgehobene Muskelarchitektur?</li> <li>An-, hypo- oder hyperechogene Zonen</li> <li>Muskelriss (siehe unten)</li> </ul> <p>Muskelzerrung/-riss</p> <ul> <li>In der Regel am Muskel-Sehnen-&Uuml;bergang, seltener an der Faszie, Aponeurose und im Muskelbauch. Grad 0: klinische Zerrung ohne sonografisches Korrelat? Grad I: schlecht definierbarer hypo- oder hyperechogener intramuskul&auml;rer Bereich oder angeschwollene Aponeurose? Grad II/III: partielle oder komplette Muskeldiskontinuit&auml;t (kranialer und kaudaler Muskelstumpf)?</li> <li>H&auml;matom (an- bis hyperechogen)?</li> </ul> <p>Partielle Sehnenl&auml;sion</p> <ul> <li>Fokaler Befund mit irregul&auml;rer Echotextur (nicht durchgehend)?</li> <li>Hypoechogene, intratendin&ouml;se Spalten?</li> <li>Muskelbewegungen bei passiver Extension/ Flexion?</li> <li>Aktive Muskelbewegung m&ouml;glich?</li> </ul> <p>&nbsp;</p> <p>Totale Sehnenruptur</p> <ul> <li>Komplette, d. h. durchgehende Unterbrechung der Sehnentextur</li> <li>An-, hypo-, hyperechogene Zwischenr&auml;ume?</li> <li>Retraktion der Sehne?</li> <li>Fehlende Muskelbewegung bei passiver Extension/Flexion?</li> <li>Keine aktive Muskelbewegung m&ouml;glich?</li> </ul> <p>Ligament&auml;re Zerrung/Teilruptur</p> <ul> <li>Verdicktes Ligament</li> <li>Hypo- bis hyperechogene Zonen?</li> <li>Teilkontinuit&auml;tsunterbrechung?</li> <li>Anliegendes H&auml;matom?</li> </ul> <p>Ligament&auml;re Totalruptur</p> <ul> <li>Verdicktes Ligament</li> <li>Hypo-, hyperechogene Zonen?</li> <li>Totale Kontinuit&auml;tsunterbrechung mit beweglichen Bandenden?</li> <li>Hypo- bis hyperechogenes H&auml;matom zwischen den beiden Bandenden?</li> </ul> <p>An zwei Fallbeispielen werden im Folgenden technische M&ouml;glichkeiten exemplarisch illustriert.</p> <h2>Fall 1</h2> <p>Die 35-j&auml;hrige amerikanische Patientin stellt sich zu einer Zweitmeinung vor. In letzter Zeit habe sie intensiv trainiert und w&auml;hrend des Trainings sei sie vielen schnellen Richtungswechseln und Start-Stopp-Bewegungen ausgesetzt gewesen. Im Rahmen des Power-Yogas habe sie h&auml;ufig und stark den Schneidersitz durchgef&uuml;hrt und sei regelm&auml;ssig in die tiefe Hocke gegangen. Nun kommt es immer wieder zu einem subjektiven Instabilit&auml;tsgef&uuml;hl mit Schmerzen in den Bereichen des medialen Gelenkspaltes am Knie ohne Blockade oder Schnappph&auml;nomenen, allerdings mit Verst&auml;rkung der Schmerzen bei Belastung. Es besteht das Gef&uuml;hl einer lokalen Schwellungsneigung. Die klinischen Meniskustests waren positiv, lokal bestand eine druckdolente Verh&auml;rtung. Die sonografische Untersuchung zeigte einen Meniskusriss und ein sekund&auml;res (klinisch tastbares) parameniskales multizystisches Ganglion (Abb. 1), das punktiert wird (Abb. 2). Die Befunde wurden in der MRT best&auml;tigt.</p> <p>An diesem Beispiel werden die koronare Technik mit 0,1mm-Schnittf&uuml;hrung und die 3D-Technik der hochaufl&ouml;senden Sonografie dargestellt. Beim Nachweis von Ganglien u. a. am Knie, an der Schulter oder z. B. in der H&uuml;fte sollten immer L&auml;sionen des faserknorpeligen Labrums/Meniskus gesucht bzw. ausgeschlossen werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Ortho_1901_Weblinks_lo_ortho_1901_s7_abb1.jpg" alt="" width="550" height="336" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Ortho_1901_Weblinks_lo_ortho_1901_s7_abb2.jpg" alt="" width="550" height="312" /></p> <h2>Fall 2</h2> <p>Der franz&ouml;sische Rugbyspieler erlitt bei unklarem Unfallhergang eine Schulterkontusion mit Sturz w&auml;hrend eines Spieles. Eine extern durchgef&uuml;hrte MRT-Untersuchung zeigte keine klare L&auml;sion der Rotatorenmanschette. Bei persistierenden anteromedialen, belastungsabh&auml;ngigen und in Ruhe vorliegenden Schmerzen erfolgt eine dynamische Schulteruntersuchung. Die Sonografie zeigt einen intakten Oberrand der Subscapularissehne (SSC), keine L&auml;sion des medialen Pulley (u. a. Superior-glenohumeral- Ligament, SGHL) und eine intakte lange Bizepssehne (LBT) (Abb. 3 links). Der Processus coracoideus war unauff&auml;llig. Als pathologische Befunde wurden eine Bursitis subdeltoidea und ein Kortikalisunterbruch am Tuberculum minus erhoben. Hierbei wird die Diagnose einer Tuberculum-minus-Fraktur gestellt und in der CT-Untersuchung best&auml;tigt (Abb. 3 rechts).</p> <p>Die hochaufl&ouml;sende Sonografie ist ein ausgezeichnetes Instrument in der Frakturdiagnostik in technisch zug&auml;nglichen Regionen. Bei anterioren Schulterschmerzen kann mit hrMSUS die Intervallzone der Rotatorenmanschette statisch und dynamisch exakt untersucht werden (Abb. 4).</p> <p>In der Intervallzone k&ouml;nnen mit hoher Sensitivit&auml;t und Spezifit&auml;t u. a. folgende L&auml;sionen dargestellt werden: Pathologien der langen Bizepssehne im intraartikul&auml;ren Bereich, Pulley-L&auml;sion, intervallnahe L&auml;sionen der Rotatorenmanschette, Knorpel-/Knochenl&auml;sionen intraartikul&auml;r, Kapsulitis mit Verdickung und Inflammation des korakohumeralen Ligamentes. Die detaillierte Sonoanatomie der Intervallzone mit exemplarischen Pathologien finden Sie hier: <a href="https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5568533/">https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5568533/</a>.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Ortho_1901_Weblinks_lo_ortho_1901_s8_abb3.jpg" alt="" width="550" height="243" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Ortho_1901_Weblinks_lo_ortho_1901_s8_abb4.jpg" alt="" width="550" height="324" /></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Ein besonderer Vorteil des modernen hochaufl&ouml;senden dynamischen muskuloskelettalen Ultraschalls (hrMSUS) ist die kombinierte Anwendung einer klinischen fach&auml;rztlichen Beurteilung und die additive M&ouml;glichkeit einer sofortigen Intervention, wie z. B. mittels diagnostischer Punktion oder therapeutischer Infiltration.<br /> Der Einsatz des hrMSUS bedingt eine fundierte Ausbildung, detaillierte Kenntnisse der Anatomie, der Sonoanatomie, der disziplin&uuml;bergreifenden Sonopathologie und eine st&auml;ndige Weiter- und Fortbildung, damit dieses unbestritten untersucherabh&auml;ngige Werkzeug in hoher Qualit&auml;t den Bed&uuml;rfnissen der Patientinnen und Patienten gerecht wird. Bez&uuml;glich Qualit&auml;tssicherung im hrMSUS wird auf folgende Publikation verwiesen: Qualit&auml;tssicherung im diagnostischen und interventionellen rheumatologischen Ultraschall. Praxis 2017 (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28055325).</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>&bull;Tamborrini G et al.: Imaging of the Shoulder. iRheuma, Basel 2018; ISBN 978-3-7347-8173-5 &bull; Tamborrini G et al.: Musculoskeletal Ultrasound - Sonoanatomy Guidelines. iRheuma, Basel 2018, ISBN 978-3-7460-6295-2</p> <p><br /><span style="text-decoration: underline;"><strong>Weitere Literatur:</strong></span><br /> beim korrespondierenden Verfasser</p> </div> </p>
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