Acht Fragen zum Follow-up nach Covid-19
Bericht: Reno Barth
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Bei einem Teil der Covid-Patienten endet die Covid-Symptomatik nicht mit dem Abklingen der akuten Erkrankung. Die European Respiratory Society (ERS) erarbeitete daher anhand der mittlerweile reichlichen publizierten Evidenz Empfehlungen für das längerfristige Follow-up dieser Patienten.
Rund zehn Prozent aller Covid-19-Erkrankten zeigen nach der akuten Infektion anhaltende Symptome, die in ihrer Ausbildung sehr unterschiedlich sein und verschiedene Organe betreffen können. Dieser beunruhigende Befund veranlasste die ERS, ein Statement zum Follow-up dieser Patienten zu erstellen. Dieses Statement ist in acht Fragen gegliedert, wie Prof. Dr. Antonio Spanevello, Mailand, im Rahmen des ERS-Kongresses ausführte. Die Fragen im Einzelnen:
Gibt es charakteristische Eigenschaften der akuten Erkrankung, die persistierende Symptome, insbesondere Fatigue, erwarten lassen?
Die Auswertung der verfügbaren Evidenz ergab, dass das Risiko für persistierende Symptome nicht von der Schwere der akuten Erkrankung abhängig ist. Gefunden wurden allerdings Assoziationen mit dem Alter, weiblichem Geschlecht sowie der Anzahl der Symptome in der ersten Woche der Erkrankung. Hinsichtlich pulmonaler Konsequenzen der Infektion wie eingeschränkter Diffusionskapazität und interstitieller Lungenerkrankung erwiesen sich Oxygenierung, Modalitäten der Beatmung, radiologische Daten sowie biochemische Marker von Inflammation und Gerinnung als die besten Prädiktoren.
Welche Follow-up-Strategien sollen thromboembolische Ereignisse erfassen?
Spanevello betont, dass Hyperkoagulabilität bei hospitalisierten Patienten mit Covid-19 häufig beobachtet wird und sich in unterschiedlichen thromboembolischen Ereignisse manifestieren kann. Dies sollte im Follow-up von Patienten mit persistierender Dyspnoe berücksichtigt werden, sofern keine Anzeichen einer interstitiellen Lungenerkrankung sowie normale Lungenvolumina vorhanden sind. In solchen Fällen sind eine Abklärung mittels Ultraschall und kontrastverstärkter CT sowie eine Untersuchung der Lungenperfusion (SPECT oder DECT) indiziert. Ergibt sich dabei ein Verdacht auf einen signifikanten Lungenhochdruck, soll die Überweisung an ein spezialisiertes PH-Zentrum erwogen werden.
Welche Untersuchungen sollten im Hinblick auf die Lungenphysiologie gewählt werden?
Die Mehrzahl der Studien zu Veränderungen der Lungenphysiologie nach Covid-19 identifizierten ein obstruktives Muster (das durch das FEV1/FVC-Verhältnis bestimmt werden kann), ein restriktives Muster (das durch die totale Lungenkapazität – TLC – diagnostiziert wird) sowie Einschränkungen des Gasaustauschs (die sich in einer eingeschränkten DLCO äußern). In einigen Studien kamen auch der Sechs-Minuten-Gehtest sowie CPET („cardiopulmonary exercise testing“) zum Einsatz. Spanevello weist auf die hohe Prävalenz einer reduzierten DLCO drei bis sechs Monate nach der Akuterkrankung hin, die auch bei Patienten mit unauffälligem Thorax-CT gefunden wurde.
Welche Methoden der Bildgebung sollen im Follow-up von Patienten mit Post-Covid-Symptomatik zum Einsatz kommen?
Die Taskforce der ERS empfiehlt das hochauflösende CT (HRCT) statt Thoraxröntgen oder Ultraschall. Die verfügbaren Studien berichten von einer hohen Prävalenz von Auffälligkeiten in den Scans von Covid-Patienten bei Entlassung aus dem Krankenhaus. Häufig werden im Verlauf des Follow-ups Fibrose-ähnliche Läsionen gesehen, die jedoch reversibel sein dürften. Es ist unklar, ob und wann aus diesen Auffälligkeiten auf eine irreversible Schädigung der Lunge geschlossen werden kann.
Welche Maßnahmen zur Infektionskontrolle sollen gesetzt werden?
Hier empfiehlt die ERS, mangels wissenschaftlicher Evidenz, sich an „lokale Follow-up-Strategien“ zu halten. Bei Immundefizienten und anderen Risikopatienten kann eine wiederholte PCR-Testung sinnvoll sein, um eine persistierende Infektion mit SARS-CoV-2 zu erkennen.
Wie sollen langfristige kognitive, psychologische und die Lebensqualität betreffende Konsequenzen einer Covid-19-Erkrankung langfristig beobachtet werden?
Psychosoziale Komplikationen nach einer Covid-Erkrankung können auf eine posttraumatische Stresserkrankung hindeuten, bei der es einer psychologischen Unterstützung bedarf. Hinsichtlich des Prozederes besteht aktuell jedoch kein Konsens. Es gibt Anzeichen dafür, dass eine frühe Intervention die Chancen auf ein gutes Outcome verbessert.
Wie soll mit längerfristiger Behinderung umgegangen werden?
Manche Covid-Patienten leiden auch mehr als vier Wochen nach der akuten Infektion unter Dyspnoe und Fatigue, die die funktionelle Performance und die Lebensqualität beeinträchtigen. Für diese Patienten wird ein systematisches Follow-up empfohlen. Strategien des Managements dieser Erkrankung sind noch zu entwickeln, Rehabilitation dürfte hilfreich sein.
Welchen Stellenwert haben Telemedizin und Telerehabilitation?
Telemedizin und Telerehabilitation werden explizit als Chance gesehen und daher empfohlen. Diese Methoden sollen vorsichtig in die bestehenden Gesundheitssysteme integriert werden. Ein Vorteil dieser Methoden liegt darin, dass sie – im Gegensatz zu persönlichen Konsultationen – zu keiner erhöhten Übertragungsgefahr während der Pandemie führen.
Quelle:
„ERS statement on long COVID-19 follow-up”, Vortrag von Antonio Spanevello am ERS 2022, Barcelona
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