©
iStockphoto/rvimages
März 2020: unerwartet rückläufige Herzinfarkt-Zahlen in Österreich
Jatros
30
Min. Lesezeit
15.04.2020
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Im Verlauf des März 2020 hat sich die Zahl der in österreichischen Krankenhäusern mit Herzinfarkt aufgenommenen Patienten um ca. 40 % verringert. Diese Zahlen wurden in 17 österreichischen Herzkatheter-Zentren unter Berücksichtigung von etwa 700 Patienten ermittelt, wobei der erstaunliche Trend in den verschiedenen Bundesländern vergleichbar war. Verschiedene Ursachen, von Rücksichtnahme auf das öffentliche Gesundheitswesen bis hin zu weniger Sport, sind denkbar.</p>
<hr />
<p class="article-content"><h2>Rückgang aus pathophysiologischer Sicht nicht erklärbar</h2> <p>„Durch Infekte oder Entzündungen wird der Herzmuskel vermehrt belastet, weiters kommt es im Blut zur vermehrten Freisetzung von entzündungsfördernden Substanzen, sogenannten Zytokinen. Wie große Studien bereits gezeigt haben, treten diese beiden Faktoren auch bei einer Covid-19-Infektion auf und können einen Herzinfarkt auslösen oder zumindest begünstigen. Daher ist der zuletzt in Österreich beobachtete Rückgang der Herzinfarkt-Zahlen aus pathophysiologischer Sicht nicht erklärbar, vielmehr wäre sogar ein Anstieg zu erwarten“, sagte Univ.-Prof. Dr. Bernhard Metzler, MSc, Generalsekretär und President Elect der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG), von der Medizinischen Universität Innsbruck am Mittwoch. Die genannten Daten werden demnächst im „European Heart Journal“ publiziert.</p> <h2>Andere Hintergründe für den Rückgang sind noch unklar</h2> <p>Der beobachtete Rückgang scheint in Zusammenhang mit dem vermehrten Auftreten von Covid-19 in der österreichischen Bevölkerung bzw. auch indirekt und paradoxerweise mit den seit März verschärften Maßnahmen im öffentlichen Leben einherzugehen. „Die Maßnahmen waren und sind für die Eindämmung der Pandemie sehr wichtig und richtig. Aber es ist natürlich denkbar, dass Patienten ihre Herzinfarkt-Beschwerden nun nicht ernst genug nehmen oder diese nicht dem Herz, sondern einer möglichen Lungenentzündung zuordnen und keine ärztliche Hilfe aufsuchen. Die Angst, sich im Krankenhaus mit Covid-19 zu infizieren, sowie Rücksichtnahme auf das öffentliche Gesundheitswesen könnten hier ausschlaggebend sein“, so Metzler weiter. Eine weitere Erklärung könnten die durch die allgemeinen Beschränkungen reduzierten körperlichen und sportlichen Aktivitäten sein, die damit als mögliche Auslösemechanismen für Infarkte ausfallen. Als dritte mögliche Ursache sieht Professor Metzler, dass „man allenfalls schwer an Covid-19 erkrankte Patienten, deren Todesursache möglicherweise ein Herzinfarkt war, in den letzten Wochen nicht als Herzinfarkt-Patientinnen und -Patienten registriert hat“.</p> <h2>Bei Verdacht auf Herzinfarkt genau hinschauen</h2> <p>„Als Kardiologe ist es mir wichtig, an die Patienten und an die behandelnden Ärzte zu appellieren, trotz der Covid-19-Pandemie die nach wie vor häufigen und bisweilen lebensbedrohlichen Herzbeschwerden nicht zu übersehen, genau abzuklären und zu behandeln“, unterstrich Metzler.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Presseaussendung, 8. April 2020
</p>
Das könnte Sie auch interessieren:
Sekundäre Hypertonie: Formen, Diagnostik & Therapiemöglichkeiten
Die Häufigkeit einer sekundären Ursache für eine arterielle Hypertonie liegt bei 10%. Bei Verdacht auf eine sekundäre Hypertonie sollte eine gezielte Abklärung erfolgen, um idealerweise ...
ESC-Guideline zur Behandlung von Herzvitien bei Erwachsenen
Kinder, die mit kongenitalen Herzvitien geboren werden, erreichen mittlerweile zu mehr 90% das Erwachsenenalter. Mit dem Update ihrer Leitlinie zum Management kongenitaler Vitien bei ...
ESC gibt umfassende Empfehlung für den Sport
Seit wenigen Tagen ist die erste Leitlinie der ESC zu den Themen Sportkardiologie und Training für Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen verfügbar. Sie empfiehlt Training für ...