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Uhrentest erkennt demente Hypertoniker
Leading Opinions Digital
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27.08.2018
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<p class="article-intro">Patienten mit Hypertonie haben ein erhöhtes Risiko ein „Cognitive Impairment“ und eine Demenz zu entwickeln. Als Screening-Tool zeigt sich der einfache Uhrentest besser geeignet als der Mini-Mental-Status, zeigt eine argentinische Studie, die im Rahmen des ESC 2018 vorgestellt wurde.</p>
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<p class="article-content"><h2>Hohes Demenzrisiko</h2> <p>Hypertonie erhöht nicht nur das Demenzrisiko, sondern auch ist eine häufige Ursache subkortikaler, vaskulärer Gehirnschäden. Die Folge ist eine Störung der exekutiven Funktionen, die aus der Unterbrechung der Konnektivität zwischen präfrontalem Kortex und subkortikalen Strukturen resultiert. Im Rahmen der argentinischen Heart-Brain Study wurde nun die Prävalenz kognitiver Einschränkung (Cognitive Impairment – CI) und gestörter Exekutivfunktion in einem Kollektiv von mehr als 1400 Patienten mit Hypertonie an insgesamt 18 Zentren untersucht. „Patienten mit Hypertonie und kognitiver Beeinträchtigung haben ein hohes Risiko, innerhalb von fünf Jahren eine Demenz zu entwickeln. Obwohl dies gut bekannt und dokumentiert ist, wird die kognitive Funktion im Management von Hypertonie-Patienten nicht regelmäßig kontrolliert“, sagt Studienautor Dr. Augusto Vicario von der Heart and Brain Unit am Cardiovascular Institute of Buenos Aires. Im Rahmen der Studie wurden auch zwei Testverfahren verglichen: der Mini-Mental-Status-Test (MMSE) und der Uhren-Test (clock drawing test – CDT).</p> <h2>Disparität zwischen den beiden Tests</h2> <p>Die Studienpatienten wiesen durchschnittlich einen Blutdruck von 143,6 ± 21,2mmHg systolisch und 83,6 ± 12,3mmHg diastolisch auf, waren im Durchschnitt 60 Jahre (18-95) alt und zu 62 % Frauen. Die Probanden wurden in drei Blutdruckgruppen (kontrolliert, unkontrolliert, unbehandelt) sowie nach Bildungsgrad stratifiziert. Der durchschnittliche MMSE betrug 26,7 ± 3,5 und der CDT 5,5 ± 1,7. Bei einem Cut-off für Cognitive Impairment von 24 im MMSE und von 5 im CDT lag die Prävalenz eines Cognitive Impairments nach dem MMSE bei 20,7 % (n=293) und nach dem CDT bei 36,1 % (n=511). Unter den Patienten mit normalem MMSE zeigten 29,3 % einen auffälligen Uhrentest. Eine Korrelation mit den drei Blutdruckgruppen wurde nicht festgestellt. Demnach waren also auch gut eingestellte Patienten betroffen. Insgesamt lag die Prävalenz von Cognitive Impairment nach dem Uhren-Test bei 36 % im Vergleich zu 21 % mit dem MMSE. Die Disparität zwischen den Tests war bei Patienten mittleren Alters am ausgeprägtesten. Ein höheres Bildungsniveau korrelierte mit besserem Abschneiden im CDT.</p> <h2>Uhrentest zeigt Beeinträchtigungen besser an</h2> <p>Alles in allem biete sich der Uhrentest als Screening-Tool für Demenzerkrankungen bei Patienten mit Hypertonie an, so Vicario. Der Uhrentest sei besser geeignet, Beeinträchtigung der exekutiven Funktionen wie Planung, visuospatiale Fähigkeiten, Entscheidungsfähigkeit und Sinn für Details abzubilden. Im Gegensatz dazu korreliere der MMSE nur schlecht mit den exekutiven Funktionen. Zu diesen Befunden passend, wurde auch eine Korrelation zwischen dem CDT und bestimmten Fragen im MMSE, die visuelle Fähigkeiten und Aufmerksamkeit reflektieren, gefunden.<br /> Vicario unterstreicht, dass der Uhrentest als einfach anzuwendendes Screening-Tool für kognitive Einschränkungen bei Hypertonikern optimal geeignet sei und damit auch eine Voraussetzung für weitere klinische Studien liefert. Denn die entscheidende Frage, ob nämlich verstärkte Interventionen im Stadium des Cognitive Impairments die Entwicklung einer Demenz hinauszögern können, sei nach wie vor ungeklärt. Vicario: „Die Fähigkeit, die Nummern auf einem Ziffernblatt sowie eine bestimmte Zeit zu zeichnen, ist ein einfacher Test, um bei Patienten mit Hypertonie kognitive Beeinträchtigung zu entdecken. Gelingt es uns, diese Patienten zu identifizieren, dann können wir vielleicht intervenieren, bevor eine Demenz eingetreten ist.“</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Cerezo GH et al. The abstract “Utility of the clock drawing test as cognitive screening in patients with arterial hypertension. ESC 2018, Poster P4785
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