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ACO(S) – wenn Asthma und COPD zusammenkommen

<p class="article-intro">Das Asthma bronchiale und die COPD sind klar definiert, und die GINA-Guidelines sowie die GOLD-Richtlinien geben eindeutige Behandlungsmöglichkeiten vor. Bei einigen Patienten kommt jedoch ein Mischbild beider Erkrankungen vor, an das die Therapie individuell anzupassen ist.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Wenn Patienten ab dem 40. Lebensjahr klinisch eine deutlich eingeschr&auml;nkte Lungenfunktion zeigen, ist nicht immer ganz eindeutig, ob nun ein Asthma bronchiale oder eine COPD oder gar ein Asthma- COPD-Overlap Syndrom (ACOS) vorliegt. Nicht selten werden Kriterien beider Erkrankungen erf&uuml;llt (Tab.).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1708_Weblinks_dam_1707+08_s26_tab.jpg" alt="" width="1417" height="840" /></p> <h2>Asthmamerkmale</h2> <p>Mit einer exakten Erhebung der Anamnese und dem dokumentierten klinischen Krankheitsverlauf mit wiederholter Spirometrie ist Asthma in der Regel als sich relativ fr&uuml;h manifestierende chronischentz&uuml;ndliche Atemwegserkrankung mit variabler Lungenfunktion (exspiratorische Flussvariabilit&auml;t) zu erkennen. Entsprechend den exogenen oder endogenen Risikofaktoren und Triggern werden verschiedene Asthmaformen unterschieden. Die Aeroallergie folgt dabei dem Allesoder- nichts-Prinzip.</p> <h2>Therapeutische Ma&szlig;nahmen bei Asthma</h2> <p>In den letzten Jahren hat es einen Wandel in der Asthmadiagnose und Schweregradeinteilung gegeben. Das Ziel der therapeutischen Ma&szlig;nahmen ist die Asthmakontrolle, d.h., der Patient soll sich subjektiv beschwerdefrei und in seinen Lebensaktivit&auml;ten nicht eingeschr&auml;nkt f&uuml;hlen. Von zentraler Bedeutung in der Behandlung sind die inhalativen Kortikosteroide, die bei der Eskalationstherapie in Kombination mit Broncholytika (Betamimetika) in gesteigerter Dosis zum Einsatz kommen, bis die Asthmakontrolle erreicht ist. Ab der Stufe 4 besteht nach GINA die M&ouml;glichkeit, Tiotropium als bronchienerweiterndes Medikament einzusetzen. Neu im Vergleich zu den Vorjahren sind auf der Stufe 5 die beim schweren Asthma entsprechend dem definierten Ph&auml;notypus verwendeten Anti-IgE-Antik&ouml;rper und Antieosinophilen-Antik&ouml;rper (Biologika), die das systemische Kortison in den Hintergrund gedr&auml;ngt haben.</p> <h2>COPD-Charakteristika</h2> <p>Typisch f&uuml;r die COPD sind neben dem sp&auml;teren Auftreten (l&auml;ngere Latenzzeit nach entsprechender externer Schadstoffbelastung) die nicht reversible oder nur teilreversible Lungenfunktionseinschr&auml;nkung sowie eine eingeschr&auml;nkte Diffusionskapazit&auml;t f&uuml;r Sauerstoff. An erster Stelle der exogenen Noxen stehen die Inhaltsstoffe von Zigaretten.</p> <h2>Therapie der COPD</h2> <p>Bei der COPD gibt es nach GOLD 2017 eine neue Einteilung in zwei Schritten, wobei die Lungenfunktionseinschr&auml;nkung einerseits sowie die Exazerbationsh&auml;ufigkeit und die vom Patienten wahrgenommenen Symptome andererseits unabh&auml;ngig voneinander bewertet werden. Dies hat mancherorts f&uuml;r Verunsicherung in der Therapiewahl gesorgt. Der COPD-Patient mit mehrfachen Exazerbationen inklusive station&auml;re Aufenthalte bedarf engmaschigerer Kontrollen und einer Therapieanpassung im Sinne von Therapieerweiterung als der Patient, der sich bei hochgradiger Lungenfunktionseinschr&auml;nkung beschwerdefrei f&uuml;hlt.<br /> Im Zentrum der therapeutischen Bem&uuml;hungen stehen bei der COPD die Broncholytika, die als Kombination von lang wirksamen Parasympatholytika und Betamimetika zum Einsatz kommen. Die inhalativen Kortikosteroide haben ihre Bedeutung weitgehend verloren, au&szlig;er Sputumund Blutanalysen best&auml;tigen eine Eosinophilie oder Mehrfachexazerbationen haben zu einem rapiden Lungenfunktionsverlust gef&uuml;hrt. Die pulmonale Rehabilitation hat ab dem Stadium II der COPD mit dem Risiko B einen fixen Stellenwert in der Therapieplanung.</p> <h2>Gibt es ACO &uuml;berhaupt?</h2> <p>Bei 10 bis 15 % der Patienten mit einer chronischen Atemwegsobstruktion liegt ein Mischbild beider Erkrankungen vor. Ein 60-j&auml;hriger Patient, der Raucher ist und schon in der Kindheit durch giemende Atemger&auml;usche und Husten beim Laufen oder akute Atemnotsanf&auml;lle aufgefallen war, wird es schwierig sein, bei entsprechender Klinik mit Kurzatmigkeit und Auswurf sowie 40 Packungsjahren (py) die Differenzialdiagnose Asthma oder COPD zu stellen.</p> <h2>Welche Kriterien sprechen f&uuml;r ein ACO?</h2> <ul> <li>Alter &gt;40, aber Symptome seit der Kindheit oder Jugend</li> <li>Symptome mit wechselnder Auspr&auml;gung, darunter auch belastungsinduzierte Atemnot</li> <li>Atemflusseinschr&auml;nkung variabel, nicht vollst&auml;ndig reversibel</li> <li>anamnestisch Allergie, Asthma, famili&auml;re Belastung, aber auch Exposition gegen&uuml;ber einer Noxe (Rauch)</li> <li>Symptombesserung unter Therapie, jedoch Progression der Atemwegsobstruktion</li> <li>hoher Medikamentenbedarf</li> <li>geh&auml;ufte Exazerbationen</li> <li>Eosinophilie und/oder Neutrophilie im Sputum</li> </ul> <h2>Warum ist es wichtig, ACO-Patienten &bdquo;herauszufischen&ldquo;?</h2> <p>Die Betroffenen haben meist einen schweren Krankheitsverlauf mit vielen akuten Sch&uuml;ben, gekennzeichnet durch eine Atemflussvariabilit&auml;t, und auff&auml;lligem, das hei&szlig;t raschem und irreversiblem, Lungenfunktionsverlust. In weiterer Folge entwickelt sich eine schlechtere Prognose als beim klassischen Asthma. ACO setzt voraus, dass eine COPD vorliegt, also in der Broncholyse eine h&ouml;chstens geringf&uuml;gige Lungenfunktionsverbesserung erzielt werden kann. Zeichen des Asthmas sind akute Verschlechterungen mit akuten Atembeschwerden wie Atemnot durch exogen allergische Ausl&ouml;ser, die vom Betroffenen als lebensbedrohend wahrgenommen wird, und die eosinophile Entz&uuml;ndung.</p> <h2>Therapiewahl, wenn Asthma und COPD zusammenkommen</h2> <p>Es gilt f&uuml;r die behandelnden &Auml;rzte, statt in einem respiratorischen Eintopf zu w&uuml;hlen und wahllos jedem Patienten alles an bronchienwirksamen Medikamenten zu verordnen, um &bdquo;alles abzudecken&ldquo;, eine klare Differenzialdiagnose zu stellen, damit eine Therapieoptimierung und dadurch eine Beeinflussung der Progredienz der Erkrankung bewirkt werden k&ouml;nnen.<br /> Der ACO-Patient mit st&auml;rkerer Asthmakomponente wird von der inhalativen Kortikosteroidtherapie mehr profitieren als der Patient mit der st&auml;rkeren COPD-Charakteristik von der maximalen Broncholyse (= Kombination eines LAMA und LABA). Als unverzichtbar als therapeutische Intervention ist in jedem Fall die Raucherentw&ouml;hnungstherapie zu sehen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei der Verfasserin</p> </div> </p>
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