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Dermatoskopie entzündlicher Hauterkrankungen

<p class="article-intro">Die Auflichtmikroskopie kommt heutzutage nicht nur in der Beurteilung von pigmentierten bzw. unpigmentierten Hauttumoren zum Einsatz, sondern gewinnt auch in der Diagnose bei vielzähligen infektiösen, parasitären sowie entzündlichen Hautveränderungen immer mehr an Bedeutung.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Mit modernen Dermatoskopen, bei denen kein direkter Kontakt von Linse und Haut erforderlich ist, k&ouml;nnen vor allem Gef&auml;&szlig;strukturen als wichtigstes Kriterium in der Diagnosestellung entz&uuml;ndlicher Dermatosen unter Verwendung von polarisiertem Licht gut sichtbar gemacht werden. In diesem Artikel m&ouml;chten wir einen kurzen &Uuml;berblick &uuml;ber die wesentlichsten dermatoskopischen Kriterien allgemeindermatologischer Hauterkrankungen geben.</p> <h2>&bdquo;Inflammoskopie&ldquo; &ndash; Dermatoskopie entz&uuml;ndlicher Hautver&auml;nderungen</h2> <p><strong>Psoriasis vulgaris/Schuppenflechte</strong><br /> Typischerweise zeigt eine Psoriasisplaque, unter Auflichtmikroskopie betrachtet, punkt- und spiralf&ouml;rmige &ndash; oder kn&auml;uelige &ndash; Gef&auml;&szlig;e. Andere sichtbare Gef&auml;&szlig;muster, wie zum Beispiel lineare oder haarnadelf&ouml;rmige Gef&auml;&szlig;e, sollten Anlass f&uuml;r Zweifel geben, ob die Diagnosestellung korrekt ist. Punktf&ouml;rmige Gef&auml;&szlig;e lassen sich bei einigen entz&uuml;ndlichen Hauterkrankungen finden, charakteristisch f&uuml;r die Schuppenflechte sind jedoch die regelm&auml;&szlig;ige Anordnung der Punktgef&auml;&szlig;e sowie eine sichtbare wei&szlig;liche Schuppung. Zudem sollte auch die Farbe der Schuppung als diagnostisches Kriterium zur Differenzierung gegen&uuml;ber anderen erythemat&ouml;s-squam&ouml;sen Dermatosen herangezogen werden: Eine gelbliche Kruste spricht in erster Linie gegen das Vorliegen einer Schuppenflechte und l&auml;sst an ein Ekzem denken (Abb. 1a und 1b).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1603_Weblinks_Seite44.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <p><strong>Dermatitis/Ekzem</strong><br /> Auflichtmikroskopisch ist hierbei ein &auml;hnlicher Gef&auml;&szlig;typus wie bei der Psoriasis vulgaris mit punktf&ouml;rmigen Gef&auml;&szlig;en typisch. Im Unterschied zur Schuppenflechte ist die Anordnung der Gef&auml;&szlig;e jedoch inhomogen und asymmetrisch, mit fleckigem Verteilungsmuster. Au&szlig;erdem ist eine feine, diffus verteilte gelbliche Schuppung erkennbar, die entweder alleine oder in Kombination mit einer wei&szlig;lichen Schuppung auftritt. Diese gelbliche Schuppung kann sowohl bei akuter als auch bei chronisch bestehender Dermatitis beobachtet werden. Interessanterweise konnten diese auflichtmikroskopischen Kriterien in einigen Fallstudien best&auml;tigt werden, darunter F&auml;lle mit Kontaktdermatitis, nummul&auml;rem Ekzem, generalisierter Dermatitis, chronischer Dermatitis oder seborrhoischer Dermatitis.<br /> <br /><strong> Lichen ruber planus/Kn&ouml;tchenflechte</strong><br /> Die Kn&ouml;tchenflechte ist durch rot-livide, juckende Papeln an der Haut charakterisiert. Der klinische Verdacht wird zumeist durch das sogenannte Wickham-Zeichen (wei&szlig;e, netzartige Streifen) an den Schleimh&auml;uten best&auml;tigt. Auflichtmikroskopisch findet man &auml;hnlich dem Bild der Schleimhaut auch bei kutanen L&auml;sionen wei&szlig;e, netzartige Streifen und polymorphe lineare und punktf&ouml;rmige Gef&auml;&szlig;e (Abb. 2a).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1603_Weblinks_Seite45.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <p><strong>Pityriasis rosea/R&ouml;schenflechte</strong><br /> Die R&ouml;schenflechte imponiert initial als eine solit&auml;re, r&ouml;tliche Plaque mit der Collerette-artigen, f&uuml;r die Krankheit typischen gelblichen peripheren Schuppenkrause. Ein bis zwei Wochen nach dem Auftreten dieser Prim&auml;rl&auml;sion kommt es zu einer &ndash; vor allem stammbetonten &ndash; Aussaat in Form von Herden mit kleief&ouml;rmiger Schuppung. Da die Diagnose beim Fehlen der charakteristischen Prim&auml;rl&auml;sion nicht immer einfach ist, kann man auch hier die auflichtmikroskopische Untersuchung zu Hilfe nehmen. Es zeigt sich ein dermatosko&shy;pisches Erscheinungsbild mit punktf&ouml;rmigen Gef&auml;&szlig;en &auml;hnlich wie bei der Psoriasis und Dermatitis, wobei jedoch die Gef&auml;&szlig;anordnung irregul&auml;r verteilt bzw. gruppiert ist (Abb. 2b).<br /> <br /><strong> Kutane Sarkoidose</strong><br /> Bei der Hautsarkoidose, einer sehr seltenen Entz&uuml;ndung, bilden sich histopathologisch epitheloidzellige Granulome in der Dermis. H&auml;ufig manifestiert sie sich an den Akren und zeigt unter dem Auflichtmikroskop betrachtet orange bis gelbliche Strukturen mit globul&auml;rem oder strukturlosem Muster in Assoziation mit linear angeordneten Gef&auml;&szlig;en. Diese orangefarbenen bis gelblichen Strukturen sind auch typisch f&uuml;r andere granulomat&ouml;se Dermatosen, wie den Lupus vulgaris oder die kutane Leishmaniose.<br /> <br /><strong> Diskoider Lupus erythematodes/Schmetterlingsflechte</strong><br /> Der diskoide Lupus erythematodes, ein Subtyp des kutanen Lupus erythematodes, kann &ndash; je nach Krankheitsstadium &ndash; verschiedene heterogene dermatoskopische Kriterien aufweisen. Im akuten Stadium sind perifollikul&auml;r wei&szlig;e, pigmentlose Ringe (&bdquo;Halos&ldquo;) sowie verstopfte Follikel und eine wei&szlig;liche Schuppung dermatoskopisch sichtbar. Chronisch bestehende Hautver&auml;nderungen beim diskoiden kutanen Lupus erythematodes zeigen teleangiektatische Gef&auml;&szlig;e und sowohl hyperpigmentierte als auch wei&szlig;e, strukturlose Areale.<br /> <br /><strong> Rosazea</strong><br /> Die Couperose stellt als erythemat&ouml;s-teleangiektatische Form der Rosazea das Anfangsstadium der Erkrankung dar und zeigt charakteristische, polygonal angeordnete Gef&auml;&szlig;e. Die Erweiterung dieser Kapillargef&auml;&szlig;e verursacht das typische Erythem. Teleangiektasien k&ouml;nnen auch bei chronisch lichtgesch&auml;digter Haut und altersbedingter Hautatrophie beobachtet werden, wobei jedoch ihre polygonale Anordnung einzigartig f&uuml;r die Rosazea ist. Weitere dermatoskopische Merkmale der Couperose sind wei&szlig;e, amorphe Strukturen im Follikel und eine wei&szlig;liche Schuppung. Die Ursachen f&uuml;r die Entstehung der Rosazea sind noch nicht endg&uuml;ltig gekl&auml;rt. Unter anderem wird eine Immunreaktion gegen die Haarbalgmilbe Demodex folliculorum als Entstehungsfaktor f&uuml;r die Entz&uuml;ndung diskutiert. Es wird vermutet, dass die wei&szlig;en, amorphen Strukturen, die gelegentlich sichtbar sind, Teile der Haarbalgmilbe darstellen. Im zweiten Stadium der Rosazea, der papulopustul&ouml;sen Form, k&ouml;nnen Pusteln, die mit dem freien Auge nicht sichtbar sind, dermatoskopisch diagnostiziert werden, was die Differenzierung von der Schmetterlingsflechte erlaubt.<br /> <br /><strong> Urtikaria/Quaddelsucht &ndash; Urtikaria-Vaskulitis</strong><br /> Bei der Urtikaria lassen sich auflichtmikroskopisch lineare Gef&auml;&szlig;e in einer netzartigen, retikul&auml;ren Anordnung objektivieren. Dieses Netzwerk umgibt mitunter als morphologisches Korrelat des massiven dermalen &Ouml;dems auch gef&auml;&szlig;&shy;lose Areale. Im Gegensatz dazu treten bei der Urtikaria-Vaskulitis Purpura oder Globuli auf orange-braunem Hintergrund auf. Weder das netzartige Gef&auml;&szlig;muster noch die Purpura sind spezifische Kriterien, aber dennoch erlaubt das Vorhandensein von Purpura die Unterscheidung zwischen einer Urtikaria und einer Urtikaria-Vaskulitis.<br /> <br /><strong> Mycosis fungoides</strong><br /> Die Mycosis fungoides (MF) ist ein Beispiel daf&uuml;r, dass die Dermatoskopie nicht nur bei entz&uuml;ndlichen, sondern auch bei neoplastischen Hauterkrankungen hilfreich sein kann. Auflichtmikroskopisch weist die Mycosis fungoides eine Gef&auml;&szlig;morphologie mit kurzen, linearen Gef&auml;&szlig;en und orange-gelben Arealen auf. Bei entsprechendem klinischem Befund sollte also bei linear angeordneten Gef&auml;&szlig;en das Vorhandensein einer MF in Betracht gezogen werden. Es zeigten sich jedoch bei ca. 50 % der MF-F&auml;lle spezielle &bdquo;spermatozoenartige&ldquo; Gef&auml;&szlig;strukturen &ndash; bestehend aus einer Kombination von linearen und punktf&ouml;rmigen Gef&auml;&szlig;en.</p> <h2>&bdquo;Entomodermatoskopie&ldquo; &ndash; Dermatoskopie infekti&ouml;ser und parasit&auml;rer Hautver&auml;nderungen</h2> <p>Skabies/Kr&auml;tzmilbe<br /> Das f&uuml;r die Skabies repr&auml;sentativste dermatoskopische Merkmal, das &bdquo;Delta-Zeichen&ldquo;, ist als dunkles P&uuml;nktchen erkennbar. Es wurde prim&auml;r von Argenziano et al beschrieben.<sup>1</sup> Dieses Delta-Zeichen findet sich am Ende des gewundenen Milbengangs und entspricht dem vorderen pigmentierten Anteil des Parasiten. Seither wurde der Stellenwert der Dermatoskopie in der Diagnosestellung der Skabies, wo sie einen &auml;hnlichen Stellenwert wie die mikroskopische Untersuchung hat, vielfach gepr&uuml;ft. An einigen dermatologischen Zentren hat die Dermatoskopie als in vivo anwendbare Untersuchungstechnik die mikroskopische Diagnostik von Skabies sogar weitgehend abgel&ouml;st.<sup>2</sup></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Argenziano G et al: A new approach to in vivo detection of Sarcoptes scabiei. Arch Dermatol 1997; 133(6): 751-3 <br /><strong>2</strong> Lallas A et al: Dermoscopy in general dermatology. Dermatol Clin 2013; 31(4): 679-94</p> </div> </p>
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