
©
Universimed 2020
„Ich habe eine Grippe!“
DAM
Autor:
Dr. Dagmar Prinz
Ärztin für Allgemeinmedizin, Maria Enzersdorf<br> E-Mail: office@prinz-med.at
30
Min. Lesezeit
21.12.2017
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Diesen Satz hören wir in der kalten Jahreszeit ziemlich oft von unseren Patienten. Zum Glück haben nicht alle Betroffenen eine echte Grippe. Oftmals handelt es sich doch nur um einen grippalen Infekt.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Allerdings ist die Verwechslung nicht nur eine umgangssprachliche Ungenauigkeit, denn die Symptome einer Influenza sind nicht immer leicht von einem banalen respiratorischen Infekt zu unterscheiden. Bei beiden Erkrankungen handelt es sich um Tröpfcheninfektionen, wobei das Virus über die Schleimhäute eindringt. Da die Erkrankung auch über Körperkontakt übertragen werden kann, sollte zum Beispiel auch Händeschütteln vermieden werden. Aber auch Haltegriffe in der U-Bahn oder im Bus sind „Gefahrenquellen“. Daher ist vor allem in der Grippezeit eine intensive Händehygiene notwendig.</p> <h2>Die Grippe – Influenza</h2> <p>Dies ist eine schwere Infektionskrankheit, welche durch Influenzaviren ausgelöst wird. Da diese die Eigenschaft haben, sich durch Mutation ständig zu verändern, bietet eine Influenzaimpfung nur einen zeitlich begrenzten Schutz. Üblicherweise kommt es einmal im Jahr zu einem wellenartigen Anstieg der Erkrankung („Grippewelle“). Dieser dauert im Schnitt etwa 2 Monate an. Die Inkubationszeit beträgt 2–4 Tage.<br /> Charakteristisch beginnt die Influenza mit plötzlich einsetzendem hohem Fieber bis 40° C, begleitet von schwerem Krankheitsgefühl. Typisch sind auch Kopf- und Gliederschmerzen sowie ein trockener Husten. Leider sind auch eine verstopfte Nase oder ein geröteter Hals eine häufige Begleiterscheinung, wodurch die Abgrenzung zu einem grippalen Infekt erschwert wird.<br /> In unkomplizierten Fällen klingt die Erkrankung nach 1–2 Wochen wieder ab. Allerdings können sich die Betroffenen noch länger krank fühlen, wie etwa durch ein allgemeines Schwächegefühl oder Inappetenz. In schweren Fällen, besonders bei Risikogruppen wie älteren Patienten über 65 Jahre, chronisch kranken Personen oder kleinen Kindern, kann es zu lebensgefährlichen Komplikationen kommen. Aber auch bei Schwangeren besteht eine herabgesetzte Immunabwehr, wodurch eine Grippe schwerer verlaufen kann. Zu den Komplikationen zählen häufig durch Bakterien verursachte Zweitinfektionen. Dies sind etwa eine Pneumonie, eine Herzmuskelentzündung oder eine Enzephalitis. In diesen Fällen muss eine antibiotische Therapie begonnen werden.</p> <h2>Therapieoptionen bei einer Grippe</h2> <p>Schon seit Längerem steht mit den Neuraminidasehemmern eine spezifische Therapie zur Verfügung. Allerdings wurde gezeigt, dass sie nur bei einer Verabreichung innerhalb der ersten 48 Stunden nach Krankheitsbeginn die Stärke sowie die Dauer der Symptome vermindern. Weiters führen sie zu einer Reduktion der schweren Komplikationen. Diese Medikamente werden bei bestehender Influenza 2x täglich für 5 Tage eingenommen. Auch zur Postexpositionsprophylaxe eignen sich diese Substanzen. Allerdings werden sie bei dieser Indikation nur 1x pro Tag für 10 Tage eingenommen. Ein Ersatz für eine Grippeimpfung sind diese Medikamente allerdings nicht.<br /> Welche alternativen Therapien sind sonst noch möglich? Zur Fiebersenkung und Schmerzlinderung können nichtsteroidale Antirheumatika verabreicht werden. Zusätzlich sollten die Patienten auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine körperliche Schonung achten.<br /> Die Grippeimpfung wird im österreichischen Impfplan prinzipiell allen Menschen empfohlen. Insbesondere die bereits oben beschriebenen Risikogruppen sowie Menschen, welche im Gesundheitssystem arbeiten, sollten sich impfen lassen.</p> <h2>Grippaler Infekt</h2> <p>Über 100 verschiedene Arten von Viren, wie etwa die Rhino- oder die Parainfluenzaviren, können einen grippalen Infekt auslösen. Die Erkrankung tritt gehäuft in der kalten Jahreszeit auf und verläuft meist harmlos. Typischerweise entwickelt sich ein viraler Infekt im Gegensatz zu einer Influenza eher schleichend und ist selten mit hohem Fieber verbunden. Charakteristisch ist dabei auch eine „laufende“ Nase. Die Symptome treten häufig nacheinander auf oder lösen einander ab. Die Dauer beträgt meist eine Woche. Sollten die Beschwerden sich jedoch verschlechtern oder der Infekt verlängert verlaufen, sollte man an eine bakterielle Superinfektion denken. Dies könnte zum Beispiel eine Sinusitis, eine Otitis media oder eine Pneumonie sein. Ansonsten wird symptomatisch behandelt, wie etwa mit nichtsteroidalen Antirheumatika oder mit abschwellenden Nasentropfen oder -sprays. Aber auch pflanzliche oder homöopathische Substanzen können die Beschwerden verbessern.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1710_Weblinks_s20_tab.jpg" alt="" width="1417" height="818" /></p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p>bei der Verfasserin</p>
</div>
</p>
Das könnte Sie auch interessieren:
Update smarter medicine
Die internationale Kampagne startete in der Schweiz vor rund 12 Jahren mit der ersten Top-5-Liste. Wie ist der Stand heute, mit welchen Herausforderungen ist der eigens gegründete Verein ...
Wandel im Denken: smarter medicine – Floskel oder sinnvolle Notwendigkeit?
Das Bewusstsein, dass viel Medizin nicht immer auch zu einer besseren Gesundheit führt, sondern – im Gegenteil – dem Patienten auch schaden kann, hat durch die «Smarter medicine»- ...
Smarter medicine – ein Beitrag zum ökologischen Wandel in der Medizin
Expert:innen des Universitätsspitals Genf (HUG) stellten am Frühjahrskongress der SGAIM die Projekte «Choosing greenly» und «smarter medicine soins intensifs» vor, die seit einigen ...