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Postherpetische Neuralgie
DAM
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17.11.2016
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<p class="article-intro">Herpes Zoster (HZ), auch als Gürtelrose bekannt, wird durch die endogene Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus (VZV) verursacht. Eine der gefürchtetsten Komplikationen ist die postherpetische Neuralgie. Mit zunehmendem Alter bzw. bei geschwächtem Immunsystem steigt das Risiko, daran zu erkranken, beträchtlich.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p><p>Nahezu jeder Europäer (&gt;95 % ) ist VZV-positiv und etwa 25 % werden im Lauf ihres Lebens auch an Herpes Zoster erkranken, Frauen sogar etwas häufiger als Männer. Bedingt durch den Rückgang der spezifischen VZV-Immunität steigt mit zunehmendem Alter nicht nur das Risiko, einen Herpes Zoster zu entwickeln, stark an, sondern auch die Schwere der Erkrankung nimmt zu.<sup>1</sup><br /><br /><p>Zu den Komplikationen des Herpes Zoster zählen u.a. Meningoenzephalitis, Myelitis, Varicella-Zoster-Vaskulitis und die Post-Zoster-Neuralgie oder postherpetische Neuralgie (PHN). Segmentale Schmerzen, Hyperästhesie und Brennen sind typisch für einen akuten Herpes Zoster und treten oft bereits in der Prodromalphase auf, die selten länger als fünf Tage dauert. Die Dauer der Schmerzen im Rahmen einer akuten Zoster-Erkrankung beträgt durchschnittlich 2–4 Wochen. Von einer postherpetischen Neuralgie spricht man im Allgemeinen dann, wenn die Schmerzen, Dysästhesien bzw. das Brennen länger als 90 Tage bis über mehrere Jahre persistieren. Wo genau die Grenze zwischen Akutschmerz und PHN zu ziehen ist, ist nicht einheitlich definiert.<sup>2</sup><br /><br /><h2>Risikofaktoren für eine postherpetische Neuralgie<br /><br /><p>Etwa 10–20 % der Zoster-Patienten entwickeln eine PHN, mit zunehmendem Alter steigt das Risiko dafür deutlich an. So ist die Prävalenz bei den über 50-Jährigen 27,4-mal so hoch wie bei Personen unter 50 Jahren.<sup>3</sup> Mittlerweile scheint es ziemlich sicher, dass neben dem Alter heftige akute Schmerzen, schwerwiegendere Hautläsionen mit zahlreichen, manchmal blutenden Blasen, weibliches Geschlecht und Prodromalneuralgien als unabhängige Faktoren zur Entwicklung postherpetischer Neuralgien beitragen.<sup>4</sup> Ebenso haben Patienten mit einer Virämie zum Zeitpunkt der Herpes-Zoster-Erkrankung ein höheres Risiko, eine PHN zu entwickeln, als Patienten ohne Virämie.<br /><br /><h2>Prävention und Therapie<br /><br /><p>Die Entwicklung geeigneter Präventionsstrategien gegen PHN wird einerseits unterstützt durch die Kenntnis der Pathophysiologie und andererseits durch die Kenntnis der klinisch definierten Risikofaktoren für Schmerzintensität und Entzündungsgrad. Dabei haben sich zwei Therapieansätze als effektiv in der Behandlung der PHN erwiesen. Durch eine Impfung kann bereits im Vorfeld das Risiko einer Reaktivierung der VZV und somit einer akuten Infektion und einer PHN effektiv verringert werden. Die initiale Therapie der PHN unterscheidet sich nicht von der symptomatischen Behandlung des akuten Herpes-Zoster-Schmerzes.<sup>2</sup><br /><br /><p>Bei der akuten Herpes-Zoster-Infektion ist die Intensität des Schmerzes unabhängig von der VZV-Replikation. Antivirale Medikamente wie Aciclovir, Brivudin, Famciclovir und Valaciclovir hemmen allerdings die Virusreplikation. Dadurch verkürzt sich die Zeit, in der der Virus freigesetzt wird, Läsionen heilen schneller ab und die akuten Schmerzen werden gelindert. Wie bereits in mehreren randomisierten, kontrollierten, klinischen Studien und Metaanalysen gezeigt wurde, wirken sich antivirale Medikamente, egal ob oral oder intravenös verabreicht, positiv auf den Heilungsprozess aus und minimieren signifikant das Risiko für die Entstehung und die Dauer einer PHN.<sup>5–7</sup> Hinsichtlich der Prävention einer PHN sind Brivudin, Famciclovir und Val­aciclovir zu bevorzugen, sie verringern das Risiko um die Hälfte.<sup>8</sup> Aciclovir ist hier etwas unterlegen, es ist allerdings das einzige bei Kindern zugelassene Virostatikum.<br /><br /><p>Somit bleibt neben der Impfung die prompte Einleitung einer antiviralen Therapie bislang die einzige Präventionsmaßnahme zur Vermeidung einer PHN.</p></p>
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<p><strong>1</strong> Pinchinat S et al: BMC Infect Dis 2013; 13: 170 <strong>2</strong> Wollina U et al: Hautarzt 2016; 67(8): 653-65 <strong>3</strong> Choo PW et al: Arch Intern Med 1997; 157: 1217-24 <strong>4</strong> Jung BF et al: Neurology 2004; 62: 1545-51 <strong>5</strong> Dworkin RH et al: Clin J Pain 2000; 16: 90-100 <strong>6</strong> Johnson RW et al: Expert Opin Pharmacother 2004; 5: 551-9 <strong>7</strong> Wassilew SW et al: J Eur Acad Dermatol Venereol 2005; 19: 47-55 <strong>8</strong> Wassilew SW et al: JDDG 2006; 4: 871-81</p>
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