
Einblicke in die aktuelle Forschung
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Schweizer Nephrologinnen und Nephrologen gaben an ihrem Jahreskongress 2024 in Basel spannende Einblicke in ihre aktuelle Forschung. Wir stellen Ihnen hier einige dieser Arbeiten vor.
Prognose der klinischen und der Umwelt-Belastung durch CKD in der Schweiz bis 2032
Hintergrund: Chronische Nierenerkrankungen (CKD) sind eine der Hauptursachen für erhöhte Morbidität und Mortalität und betreffen weltweit über 840 Millionen Menschen. In der Schweiz sind schätzungsweise 10,9% der Bevölkerung betroffen, aber es fehlen Prognosen für die Zukunft. Ziel dieser Studie war es, die strategische Planung zu unterstützen, indem die Belastung durch CKD für die klinische Versorgung, die öffentliche Gesundheit und die Umwelt bis 2032 quantifiziert und prognostiziert wird.
Methoden: IMPACT-CKD, ein international validiertes Simulationsmodell auf Patientenebene, wurde angepasst, um die Entwicklung und die Outcomes von CKD in der Schweizer Bevölkerung über 10 Jahre zu quantifizieren und zu prognostizieren. Auf der Grundlage von Swiss Real-World Evidence (RWE) wurden einer Million simulierter Personen eine geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR), ein Urin-Albumin-Kreatinin-Verhältnis (UACR), Komorbiditäten und klinische Ereignisse zugeordnet. Das Modell teilte die Personen Nicht-CKD oder einem von sechs CKD-Stadien (KDIGO 1–5 und Dialyse/Transplantation) zu. Die Krankheitsprogression wurde anhand der jährlichen eGFR-Abnahme vorhergesagt. Die mit dem CKD-Stadium verbundenen Umweltauswirkungen wurden mithilfe der Lebenszyklusanalyse berechnet. Eingabeparameter und Ergebnisse wurden anhand von Literatur, RWE und Expertenkonsultationen validiert.
Ergebnisse: Das Modell prognostiziert für die Schweiz zwischen 2022 und 2032 einen Anstieg der CKD-Fälle um 6,7% auf 1,03Mio. Betroffene, von denen 65,5% undiagnostiziert bleiben könnten. Die Prävalenz der häufigsten Stadien wird sich den Prognosen zufolge von den Stadien 1 und 2 im Jahr 2022 (54,6%) auf die Stadien 3 bis 5 im Jahr 2032 (50,3%) verlagern, was zu einem erheblichen Anstieg der Zahl der CKD-bedingten Notfallaufnahmen (+22,8%), Hospitalisationen (+25,2%) und Todesfälle (+49,7%) führen wird. Auch die Zahl der Patient:innen, die eine Dialyse oder eine Transplantation benötigen, wird voraussichtlich um 51,4% resp. 62,3% zunehmen. Der damit verbundene Gesamtverbrauch an Süsswasser und die CO2-Produktion werden voraussichtlich um 17,3% resp. 12,9% steigen.
Schlussfolgerungen: Es wird erwartet, dass in der Schweizer CKD-Population bis 2032 eine Verlagerung hin zu späteren KDIGO-Stadien stattfinden wird, was zu einem höheren Verbrauch von Gesundheitsressourcen und zu erheblichen Umweltbelastungen führen wird. Um diese prognostizierte Verlagerung abzumildern, sind umfangreiche präventive Gesundheitsstrategien und Planungen erforderlich.
Literatur:
Buff S, Campbell-James T, Hall A, Rosemann T, Vecchio Rodriguez C: Projecting the clinical and environmental burden of CKD in Switzerland until 2032 – the IMPACT-CKD model in action. Swiss Med Wkly 2024; 154 (Suppl 284): 14S
CENSUS-EU: Prävalenz von Pruritus und Belastung dadurch im Zusammenhang mit chronischen Nierenerkrankungen in Europa
Hintergrund: Chronischer mit Nierenerkrankungen assoziierter Pruritus (CKD-aP) ist ein häufiges, belastendes Symptom bei Patient:innen unter Hämodialyse (HD), das die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) beeinträchtigt. Insbesondere Schlaf- und Stimmungsstörungen stehen in direktem Zusammenhang mit dem Schweregrad des Juckreizes. Daten aus der Dialysis Outcomes and Practice Patterns Study (DOPPS) zeigen, dass die Prävalenz von mindestens moderatem Pruritus zwischen 26% (in Deutschland) und 48% (im Vereinigten Königreich) liegt. Trotz der Bedeutung dieser Belastung fehlt es an Erkenntnissen über ihre Epidemiologie, was sich auf den derzeitigen Behandlungsstandard auswirkt. Es wird eine Zwischenanalyse von CENSUS-EU vorgestellt, einer Studie, mit der die Prävalenz von CKD-aP und dessen Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patient:innen in Europa, einschliesslich der Schweiz, untersucht werden.
Methoden: CENSUS-EU ist eine prospektive, multizentrische europäische Querschnittsstudie. Die teilnahmeberechtigten Patient:innen (≥18 Jahre und ≥3 Monate unter HD) wurden gebeten, 5 Fragebögen auszufüllen, darunter die Worst Itching Intensity Numerical Rating Scale (WI-NRS)sowie 4 Fragebögen zur Bewertung der HRQoL. Zusätzlich nahmen alle Teilnehmer:innen an einer Umfrage zur Kommunikation und zum Umgang mit dem Juckreiz sowie zur aktuellen juckreizstillenden Medikation teil. Schliesslich wurden die Krankenakten der Teilnehmer:innen im Hinblick auf Dialysecharakteristika, Behandlungs- und Versorgungsmuster analysiert.
Ergebnisse:Insgesamt wurden 1482 Patient:innen (42 aus der Schweiz) mit unterschiedlichen Schweregraden in die Studie aufgenommen. Die Gesamtprävalenz von CKD-aP betrug 52,6% (59,5% in der Schweiz), wobei 17,5% einen moderaten und 13,5% einen schweren Juckreiz aufwiesen. Die Patient:innen berichteten über grössere Auswirkungen auf die Lebensqualität sowie Schlafstörungen und Niedergeschlagenheit, wenn der Schweregrad des Pruritus zunahm. Dennoch erhielten 40,6% der HD-Patient:innen mit schwerem Pruritus keine juckreizstillende Behandlung.
Schlussfolgerungen: Die Zwischenergebnisse von CENSUS-EU deuten darauf hin, dass 31% der HD-Patient:innen unter mittelschwerem oder schwerem CKD-aP leiden, und ähnliche Schlussfolgerungen können auch aus den Schweizer Daten gezogen werden. Die Studie zeigt deutlich, dass Pruritus die HRQoL beeinträchtigt, CKD-aP jedoch immer noch unterschätzt und zu wenig erfasst wird.
Literatur:
Aregger F, Bantzi M, Ambühl PM, Grüter E, Flury S: CENSUS-EU: An observational study to investigate prevalence and burden of chronic kidney disease-associated pruritus in Europe. Swiss Med Wkly 2024; 154 (Suppl 284): 3S
Hypnose kann die Effizienz der Ultrafiltration bei der Hämodialyse verbessern
Hintergrund: Die Hämodialyse (HD) hat zwar die Überlebensraten verbessert, doch sind die Patient:innen mit verschiedenen negativen Folgen konfrontiert, darunter Krankenhausaufenthalte, Infektionen und Komplikationen im Zusammenhang mit dem Gefässzugang. Darüber hinaus leiden sie unter subjektiven Problemen wie Schmerzen und Krämpfen sowie psychischen Problemen wie Angst und Depressionen. Um diese Probleme anzugehen, wurden neben der pharmakologischen Therapie auch komplementäre Therapien wie die Hypnose untersucht. In dieser Studie wurde die Wirksamkeit von Hypnose zur Verbesserung der Ultrafiltration (UF) bei Patient:innen untersucht, die unter Schmerzen und starken Krämpfen leiden. Darüber hinaus führten die Autor:innen einen systematischen Review über die Anwendung von Hypnose in der HD-Population durch.
Methoden: Präsentiert wird ein vorläufiger Bericht über zwei Patienten, die während der HD unterstützt von einer spezialisierten Krankenschwester von Hypnosesitzungen profitierten. Die über einen Zeitraum von etwa 10 Monaten gesammelten Daten umfassen Details und Effizienz der HD-Sitzungen, die UF-Leistung und den Flüssigkeitsstatus des Patienten. Für die Literaturrecherche durchsuchten die Autor:innen die Datenbanken MedLine, Embase, Web of Science und Cochrane systematisch nach Fallberichten oder Serien über Hypnose bei HD-Patient:innen.
Ergebnisse: Im Laufe eines Jahres ermöglichte die Hypnose bei den beiden Patienten eine erhebliche Reduktion des Gewichts nach der HD (6,6kg und 5,4kg). Schwere Krämpfe und Muskel-/Skelettschmerzen verringerten sich (visuelle Analog- und numerische Bewertungsskala). Bei der Dialyseeffizienz (Kt/V) wurden keine Veränderungen beobachtet.
Die Literaturrecherche ergab 22 Artikel mit insgesamt 2865 Proband:innen. Es wurden keine unerwünschten Wirkungen der Hypnose berichtet. Die meisten Patient:innen berichteten über eine Verringerung der Ängste sowie eine Verbesserung des emotionalen Wohlbefindens, der depressiven Symptome und des Schmerzmanagements. Insbesondere lassen 12 Studien (n=325) auf eine deutliche Verbesserung der Angstzustände schliessen, während 7 Studien (n=2416) über eine Verbesserung der depressiven Symptome, des emotionalen Wohlbefindens und der Schmerzkontrolle berichten. Schliesslich deuten die Daten auch auf eine verbesserte Therapietreue hin.
Schlussfolgerungen: Hypnose scheint eine vielversprechende ergänzende Behandlung für HD-Patient:innen zu sein, die zur Bewältigung der Symptome und zur Verbesserung des subjektiven Erlebens beiträgt. Diese vorläufige Analyse deutet darauf hin, dass die Hypnose die Effizienz der UF verbessern kann, insbesondere wenn Schmerzen die Behandlung erschweren.
Literatur:
Cozzo D, Isella G, Forni Ogna V, Cartellà A, Bellasi A: Hypnosis can enhance ultrafiltration efficiency in hemodialysis: a preliminary experience and a systematic review of the literature. Swiss Med Wkly 2024; 154 (Suppl 284): 6-7S
Überleben von Patient:innen unter Hämodialyse und Peritonealdialyse: eine Schweizer Perspektive
Hintergrund:Die Forschung zum Überleben von Patient:innen unter Hämodialyse (HD) und Peritonealdialyse (PD) kommt zu unterschiedlichen Ergebnissen. Einige Studien deuten auf einen Vorteil der HD hin, während andere keine signifikanten Unterschiede feststellen oder vermuten, dass die PD für bestimmte Patientengruppen überlegen sein könnte. Ziel dieser Studie war es, festzustellen, ob es in der Schweiz Unterschiede in den Überlebensraten zwischen den beiden Dialyseverfahren gibt.
Methoden: Die Daten von 8045 Dialysepatient:innen im Zeitraum von 2014 bis 2023 stammen aus dem Schweizerischen Dialyseregister (srrqap). Die Kohorte umfasste 6945 Patient:innen mit HD und 1100 mit PD. Um die Sterblichkeitsraten zwischen PD- und HD-Population zu vergleichen, wurde eine Intention-to-treat-Analyse mit ursachenspezifischer Cox-Regression verwendet.
Ergebnisse: Die Ausgangscharakteristika der Dialysepopulation, stratifiziert nach Modalität, sind in Tabelle 1 aufgeführt. Die rohe Sterblichkeitsrate war in der HD-Population mit 1350 Todesfällen pro 10000 Personenjahre höher als in der PD-Population mit 1153 Todesfällen pro 10000 Personenjahre. Eine Analyse der kumulativen Sterblichkeitsrate unter Berücksichtigung von Transplantation und Erholung der Niere als konkurrierende Risiken ergab eine signifikant höhere Sterblichkeit bei Patient:innen unter HD im Vergleich zu solchen unter PD (p=0,013). Nach Adjustierung für Alter, Geschlecht, BMI und Charlson-Score zeigte die ursachenspezifische Cox-Regressionsanalyse jedoch, dass die HD im Vergleich zur PD mit grösseren Überlebenschancen verbunden ist (HR: 0,857; 95% CI: 0,756–0,961; p=0,008).
Schlussfolgerungen: Die Studie zeigt, dass die rohe Überlebensrate bei HD-Patient:innen im Vergleich zu PD-Patient:innen zwar niedriger ist, der Unterschied jedoch nach Anpassung an Faktoren wie Alter, Geschlecht, BMI und Charlson-Score abnimmt. Die ursachenspezifische Cox-Regressionsanalyse zeigt eine leicht höhere Überlebenschance für HD-Patient:innen, wenn diese Variablen kontrolliert werden. Es sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die Behandlungsstrategien zu verfeinern und die Nuancen der Dialyse-Outcomes zu verstehen.
Literatur:
Guidotti R, Hoessly L, Ambühl PM: Survival of hemodialysis versus peritoneal dialysis patients: A Swiss perspective. Swiss Med Wkly 2024; 154 (Suppl 284): 15S
Sehr langfristige Ergebnisse von AB0-inkompatiblen Nierentransplantationen am Universitätsspital Basel
Hintergrund:Ziel dieser Studie war es, die klinischen Ergebnisse zwischen AB0-kompatiblen (AB0c) und AB0-inkompatiblen (AB0i) Lebendspende-Nierentransplantationen (LDKT) am Universitätsspital Basel über einen Zeitraum von fast 20 Jahren zu untersuchen und zu vergleichen.
Methoden: Es wurde eine retrospektive Analyse einer Kohorte von 441 Patient:innen aus einem einzelnen Zentrum durchgeführt, die sich zwischen Januar 2005 und Juli 2022 einer LDKT unterzogen hatten. 348 Patient:innen erhielten AB0c-Transplantate und 93 AB0i-Transplantate. Die Ausgangscharakteristika der Patient:innen und relevante Nachsorgeparameter wurden systematisch bewertet. Für AB0i-LDKT wurde ein Desensibilisierungsprotokoll verwendet.
Ergebnisse: Das Überleben der Patient:innen unterschied sich in dieser Kohorte nicht signifikant zwischen Empfänger:innen von AB0c- und solchen von AB0i-Transplantaten (p=0,84; Abb.1). Auch die todeszensierten Transplantatüberlebensraten waren zu allen Zeitpunkten ähnlich (p=0,57). Die Komplikationsraten, einschliesslich verzögerter Transplantatfunktion, primärer Nichtfunktion und Infektionen, unterschieden sich nicht signifikant zwischen den Gruppen. Die Nierenfunktion (eGFR) war in beiden Gruppen über den gesamten Beobachtungszeitraum vergleichbar (nach 1 Jahr: 57ml/min/1,73m2 in beiden Gruppen; p=0,96; Abb.2). Subklinische und klinische bioptisch nachgewiesene antikörpervermittelte Abstossungsepisoden traten bei AB0i-Empfänger:innen häufiger auf (46,2% vs. 10,6%; p<0,001), ebenso wie klinische Abstossungen (41,9% vs. 25,6%; p<0,002). Die multivariate Analyse identifizierte klinische bioptisch nachgewiesene Abstossungen (ABMR + TCMR) als signifikanten Risikofaktor für den Transplantatverlust (OR: 4,13, 95% CI: 1,66–10,25; p=0,002).
Abb. 1: Kaplan-Meier-Kurve für das Überleben der Patient:innen nach AB0-kompatibler oder AB0-inkompatibler Nierentransplantation
Abb. 2: Mediane Transplantatfunktion über einen Beobachtungszeitraum von 10 Jahren nach AB0-kompatibler resp. AB0-inkompatibler Nierentransplantation
Schlussfolgerungen: AB0-inkompatible LDKT haben in dieser Kohorte im Vergleich zu AB0-kompatiblen LDKT ein ausgezeichnetes Ergebnis hinsichtlich des Patienten- und Transplantatüberlebens sowie der Transplantatfunktion während der Langzeitnachbeobachtung. Die inkompatible Nierentransplantation erhöht die Zahl der LDKT um 20%, verringert den Organmangel und gibt mehr Patient:innen die Möglichkeit einer präemptiven Transplantation. Obwohl in der AB0i-Gruppe mehr antikörpervermittelte und klinische Abstossungsreaktionen beobachtet wurden, bestand kein erhöhtes Risiko für einen Transplantatverlust. Diese Studie zeigt, dass die AB0i-LDKT bei Patient:innen, für die kein kompatibles Transplantat zur Verfügung steht, bei Verwendung eines geeigneten Desensibilisierungsprotokolls ein sicheres Verfahren mit vergleichbaren Ergebnissen wie bei der AB0c-LDKT ist.
Literatur:
Fontana C, Diebold M, Aschwanden M, Staub D, Siegemund M et al.: Very long-term outcome of AB0 incompatible kidney transplantation at the University Hospital Basel. Swiss Med Wkly 2024; 154 (Suppl 284): 17S
Nierenzellkarzinom nach Nierentransplantation: Kohortenstudie am Universitätsspital Zürich
Hintergrund: Die Inzidenz des Nierenzellkarzinoms (RCC) steigt nach einer Nierentransplantation (KT) an und ist etwa 5- bis 10-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung, wobei die meisten Karzinome in den nativen Nieren gefunden werden. Klinische Studiendaten zum RCC-Screening fehlen, und die meisten Leitlinien empfehlen kein routinemässiges RCC-Screening bei Nierentransplantatempfänger:innen (KTR), obwohl ein Screening in Hochrisikogruppen von Vorteil sein könnte.
Methoden: In die Studie wurden Patient:innen aufgenommen, die zwischen dem 1. Januar 2002 und dem 31. Dezember 2021 am Universitätsspital Zürich oder am Kinderspital Zürich eine Nierentransplantation erhalten hatten. Die Hauptkohorte bestand aus 1282 KTR. Bei 604 KTR wurde nach der Transplantation ihre native Niere mittels CT, MRI, PET/CT oder Histologie untersucht – bei den meisten dieser KTR lagen Daten über eine erworbene zystische Nierenerkrankung (ACKD) vor.
Ergebnisse: Es wurden 27 RCC identifiziert, was einer Inzidenzrate von 2,65 Fällen pro 1000 Personenjahre in der gesamten Kohorte und von 6,62 Fällen pro 1000 Personenjahre in der Untergruppe mit Beurteilung der nativen Niere nach der Transplantation (ohne asymptomatische Fälle) entspricht. Das RCC wurde im Median 5,8 Jahre (IQR: 2,7–11) nach der Nierentransplantation diagnostiziert und 7,9 Jahre (IQR: 5,4–15) nach dem Beginn der Dialyse. Das RCC-Risiko war signifikant erhöht für KTR mit Glomerulonephritis (Hazard Ratio [HR]: 4,09) im Vergleich zu allen anderen Nierenerkrankungen zusammen und für KTR mit Hochrisiko-CMV-Status (HR: 4,6) im Vergleich zum mittleren oder niedrigen Risikostatus. In der Untergruppe der 604 Patient:innen war die ACKD mit einem signifikant erhöhten Risiko für RCC verbunden (HR: 3,9). Der Anteil der KTR mit ACKD verdoppelte sich von 17% auf 37% zum Zeitpunkt der Beurteilung der nativen Niere, die im Median 5,7 Jahre (IQR: 2,2–11) nach der ersten Nierentransplantation erfolgte.
Schlussfolgerungen: Glomerulonephritis, Hochrisiko-CMV-Status und ACKD sind in der Zürcher Nierentransplantationskohorte mit einem erhöhten Risiko für RCC verbunden. Für diese Hochrisikogruppen sollte ein Screening erwogen werden.
Literatur:
Harmacek D, Grüter D, Weidmann L, Castrezana Lopez K, Rho E et al.: Renal cell carcinoma after kidney transplantation: observational cohort study from University Hospital Zurich. Swiss Med Wkly 2024; 154 (Suppl 284): 55S
Quelle:
Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Nephrologie (SGN-SSN), 5. und 6. Dezember 2024, Basel
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