
Schweiz verlor durch Corona 140 000 Lebensjahre
Eine neue Studie zeigt, wie viele Lebensjahre in europäischen Ländern aufgrund der Corona-Pandemie verloren gingen – mit teils überraschenden Ergebnissen.
London. In einer aktuellen Studie, durchgeführt von britischen Forscher:innen, wurden für die Jahre 2020 bis 2022 in der Schweiz rund 140 000 verlorene Lebensjahre ermittelt. Neben den direkten Auswirkungen von Covid-19 spielten auch die Begleiterscheinungen der Pandemie, wie etwa Störungen in der medizinischen Versorgung, eine wichtige Rolle. Die Untersuchung mit Daten aus 18 europäischen Ländern schätzt, dass insgesamt knapp 17 Millionen Lebensjahre verloren gingen. Die Schweiz liegt mit um die 25 verlorenen Jahren pro 1000 Einwohner:innen unter den Top drei der 18 Länder, die in der Studie untersucht wurden. Besonders stark war der Verlust in Ländern wie Estland und Polen, während neben der Schweiz Länder wie Schweden und Dänemark weniger Verluste verzeichneten. Wie auch die Schweiz hatten Schweden und Dänemark verglichen mit anderen europäischen Ländern eher liberalere oder auf bestimmte Bevölkerungsgruppen fokussierte Quarantäne- und Lockdown-Regelungen.
Aus der Studie geht ausserdem hervor, dass die Impfkampagnen der Länder halfen, die auf Covid-19 zurückzuführende Übersterblichkeit zu senken. Dennoch gab es einen hohen Anteil verlorener Lebensjahre (zwischen 3,6 und 5,3 Millionen), die nicht direkt auf Covid-19 zurückzuführen sind. Dem konnten auch die Covid-Impfungen nichts entgegensetzen, im Gegenteil: Die Nicht-Covid-Übersterblichkeit stieg in den meisten Ländern im Untersuchungszeitraum sogar an. Die Studie zeigt, dass mehr als die Hälfte der verlorenen Lebensjahre in weitestgehender Gesundheit verbracht werden hätte können, und verdeutlicht, dass sich die sozioökonomischen und geschlechtsspezifischen Unterschiede während der Pandemie noch verstärkt haben. Länder mit höherem Bruttoinlandsprodukt – die Schweiz liegt hier an der Spitze – konnten den Verlust insgesamt besser begrenzen, während Frauen im Vergleich zu Männern deutlich weniger Lebensjahre verloren. Laut Studienleiterin Sara Ahmadi-Abhari vom Imperial College London unterstreicht vor allem die Übersterblichkeit bei Personen, die nicht an oder mit Covid-19 starben, die dringende Notwendigkeit eines umfassenden Programms zur Pandemie-Vorbereitung, das sowohl kurzfristige als auch langfristige Effekte auf die öffentliche Gesundheit berücksichtigt. (red)
SERVICE/Quelle: Publikation
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