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ELGA-Testbetrieb in Kassenpraxen

Täglich eine Stunde Mehrarbeit

<p class="article-intro">Die aktuellen Meldungen der ELGA-Macher über den Testbetrieb der E-Medikation in Ordinationen des steirischen Bezirkes Deutschlandsberg erinnern stark an das Schönfärben in Sachen Zuverlässigkeit des E-Card-Systems. Heißt es jetzt „ELGA funktioniert technisch einwandfrei“, so hat diese Behauptung einen ähnlichen Wahrheitsgehalt wie der Spruch des Hauptverbandes „Eine Milliarde Mal berührt, eine Milliarde Mal ist nix passiert …“ anlässlich des 10. Geburtstags der Chipkarte.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Erinnerung an &bdquo;10 Jahre e-card &ndash; 10 Jahre &Auml;rgernis f&uuml;r Haus&auml;rzte&ldquo;</h2> <p>Wir erinnern uns an den Ausspruch des ehemaligen Vorsitzenden im Hauptverband der &ouml;sterreichischen Sozialversicherungstr&auml;ger, Dr. Hans J&ouml;rg Schelling: &bdquo;Eine Milliarde E-Card-Steckvorg&auml;nge &ndash; diese Zahl steht f&uuml;r die hohe Verf&uuml;gbarkeit und Performance des E-Card-Systems.&ldquo; &Uuml;ber das chaotische Krisenmanagement der Chipkarten-Gesellschaft verliert der damalige HV-Chef kein Wort. Seit Einf&uuml;hrung der e-card geh&ouml;ren Ausf&auml;lle des Systems zum t&auml;glichen Brot des Vertragsarztes. Meist ein Horrorszenario f&uuml;r die Kassenpraxis. Chefarztrezepte m&uuml;ssen umst&auml;ndlich per Fax bewilligt werden. Der aktuelle Versicherungsstand des Patienten bleibt im Unklaren, weil nicht abrufbar. Fehlende Daten m&uuml;ssen nach Behebung des Ausfalls in umst&auml;ndlicher Weise nachgetragen werden. Alle Versuche, der Chipkarten-Gesellschaft ein besseres Krisenmanagement abzuringen, sind gescheitert.<br /> Meist dauert es Tage, bis der Fehler im System gefunden und die St&ouml;rung behoben ist. Erst Ende vergangenen Jahres war zum Beispiel ein Kassen-Allgemeinmediziner in Strasshof im E-Card-System pl&ouml;tzlich nicht mehr existent. In einem Zeitraum von 12 Tagen ist es nicht gelungen, den Fehler zu beheben. Gleichzeitig gab es allein in Nieder&ouml;sterreich drei weitere Vertrags&auml;rzte, denen es ebenso erging. Es ist daher klar, dass gerade wir Haus&auml;rzte mit E-Card-Anbindung den Versprechungen der ELGA-Macher keinen Glauben schenken.<br /> ELGA und die Chipkarte e-card sind untrennbar miteinander verbunden. Die e-card ist der T&uuml;r&ouml;ffner f&uuml;r ELGA. Chipkarten-Gesellschaft und ELGA-Betreiber arbeiten unter einem Dach. Beide sind in H&auml;nden des Hauptverbandes der Sozialversicherungstr&auml;ger. Die Unf&auml;higkeit, St&ouml;rungen rasch und unb&uuml;rokratisch zu beheben, ist hundertmal belegt. Wer nicht einmal das begrenzte System der e-card st&ouml;rungsfrei betreiben kann, der steht beim Gro&szlig;projekt ELGA vor einem unl&ouml;sbaren Problem.</p> <h2>Irref&uuml;hrende Behauptung: &bdquo;Keine Verz&ouml;gerung in der t&auml;glichen Routine!&ldquo;</h2> <p>Wenn jetzt in einer Presseaussendung behauptet wird: &bdquo;Entgegen vereinzelten Erfahrungen beobachten wir bereits jetzt, dass es praktisch zu keiner Mehrarbeit und Zeitverz&ouml;gerung in der t&auml;glichen Routine kommt&ldquo;, dann muss das als irref&uuml;hrende Behauptung hingestellt werden. Ein Kassen-Allgemeinmediziner, der seine Teilnahme am Testbetrieb Ende Juli vorzeitig beendet hat, formuliert den Hauptgrund seines Ausstiegs klipp und klar: &bdquo;Eine Stunde Mehrarbeit pro Ordinationstag.&ldquo; Das konnte er weder den Patienten noch seinem Praxisablauf zumuten.</p> <h2>&bdquo;Situatives Opt-out&ldquo; in Deutschlandsberg unter den Teppich gekehrt?</h2> <p>Laut Vorgabe des ELGA-Gesetzes muss der Arzt vor Eingabe der Medikamente jeden Patienten &uuml;ber sein Recht aufkl&auml;ren, einzelne, von ihm gew&uuml;nschte Pr&auml;parate ausblenden zu lassen. Selbst Jahre nach dem ELGA-Start ist das Wissen &uuml;ber dieses sogenannte &bdquo;situative Opt-out&ldquo; in der breiten Bev&ouml;lkerung gleich null. Daf&uuml;r tr&auml;gt der Hauptverband die Verantwortung. Wie bei unz&auml;hligen anderen b&uuml;rokratischen Schikanen auch ist es den Sozialversicherern gelungen, diese Knochenarbeit von den Angestellten der Krankenkassen fernzuhalten. Die notwendige Aufkl&auml;rung wurde den Vertrags&auml;rzten als neuer, zus&auml;tzlicher &bdquo;Schwarzer Peter&ldquo; zugeschoben. Selbstverst&auml;ndlich haben die an der E-Medikation teilnehmenden &Auml;rzte diese Aufkl&auml;rungsarbeit auch zu dokumentieren. Wer da noch behauptet, die E-Medikation br&auml;chte den &Auml;rzten keine Mehrarbeit, der entlarvt sich als M&auml;rchenerz&auml;hler.</p></p>
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