<p class="article-intro">Isoflavone sind die am besten publizierte „alternative“ Therapie in der Peri- und Menopause. Standardisierte Vertreter wie MF11RCE sollten es möglich machen, auf der Basis von Studien endlich die therapeutische Rolle der Isoflavone zu festigen.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>In der neuen Auslegung der WHI-Studie ist eine frühere, perimenopausale Hormonersatztherapie ausdrücklich empfohlen, eine präventive Wirkung ist nicht mehr ausgeschlossen. Die Therapie sollte individualisiert und dosisadaptiert sein.</li> <li>Der aktuelle internationale Konsensus benennt Isoflavone als die erste Wahl bei vasomotorischen Wechselbeschwerden.</li> <li>MF11RCE sind qualitätsgesicherte, standardisierte, rotkleebasierte Isoflavone, wurden systematisch, experimentell und klinisch in prospektiven, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Crossover- Studien untersucht und sind signifikant wirksam bei primären und sekundären menopausalen Beschwerden.</li> <li>MF11RCE-Isoflavone haben neben einer direkten agonistischen Wirkung vor allem einen upregulierenden Effekt am Östrogenrezeptor ß. Diese Eigenschaft verstärkt die Wirkung des vorhandenen Serumöstrogens und erklärt die „Anflutungszeit“ von ca. 3 Wochen ab Therapiebeginn.</li> </ul> </div> <p>Fast zeitgleich mit der zunehmend kritischen Haltung zur Hormonersatztherapie kam es um die Mitte der 1990er- Jahre zu einem deutlichen Anstieg der Forschung zu den Isoflavonen. Die erste Interpretation der WHI-Studie (Women's Health Initiative)<sup>1</sup> hat die konventionelle Hormonersatztherapie in Verruf gebracht und Behandlungen mit synthetischen Hormonen praktisch auf Einzelereignisse reduziert. Ab dem Moment der vorzeitigen Veröffentlichung der WHI-Daten wurden diese aber auch schon kontrovers diskutiert. Das fortgeschrittene Alter der Studienteilnehmerinnen (Durchschnittsalter 63), die orale Applikation der Studienmedikation und die Dosierung wurden hinterfragt. Die Autoren selbst relativierten die Ergebnisse in einer aktuellen Stellungnahme im „New England Journal of Medicine“.<sup>2</sup> Für eine Mehrzahl der symptomatischen peri- und postmenopausalen Frauen ohne zusätzliche Risikofaktoren ist nach Aussage der Autoren eine frühere Hormonersatztherapie (HET) (also Therapiebeginn bereits in der Perimenopause) ausdrücklich empfohlen, eine präventive Wirkung ist nicht mehr ausgeschlossen. Voraussetzung ist allerdings eine individualisierte und dosisadaptierte Anwendung der HET.<br /> Diesem Leitbild entsprechend lautete die Empfehlung von Prof. Christian Egarter im Rahmen des österreichischen Menopausekongresses: „Die Therapie soll an die individuelle Situation der Patientin angepasst werden. Sie sollte, solange die Beschwerden andauern, mit der individuell niedrigstmöglichen effektiven Hormondosis durchgeführt werden.“ Ein internationales Konsensuspapier geht noch weiter und benennt Isoflavone überhaupt als die erste Wahl bei vasomotorischen Wechselbeschwerden.<sup>3</sup> Für den Einstieg in der individualisierten Therapie gibt es also verschiedene Ansätze, es wird aber zunehmend empfohlen, die Therapie mit einem Isoflavon alleine oder ergänzend zu beginnen.</p> <h2>Valide Daten zu Isoflavonen in den Wechseljahren</h2> <p>Die Datenlage zum Thema der Wirksamkeit und Sicherheit von Isoflavonen, aber auch zu deren biochemischen Eigenschaften ist hervorragend. Die medizinische Suchmaschine PubMed.com findet mehr als 16 000 Publikationen zum Thema der Isoflavone und der sekundären Pflanzenstoffe.<br /> Isoflavone, gewonnen aus dem Rotklee (Qualitätsstandard MF11RCE), verhalten sich wie ein SERM (ein selektiver Östrogenrezeptormodulator) agonistisch am Östrogenrezeptor ß (ERß) und kompetitiv antagonistisch am Östrogenrezeptor a (ERa). Sie wirken als Phytoöstrogen schwach aktivierend am ERß (im Sinne einer Hormonersatztherapie) und „blockieren“ andererseits den ERa, indem sie ihn in Konkurrenz mit dem endogenen Serumöstradiol besetzen, gleichzeitig aber nur äußerst schwach aktivieren (Abb. 1, 2).<br /> Im Weiteren führt diese Situation zur Upregulation der ERß-Dichte und damit zur Sensibilisierung auf das endogene Östrogen. Das bedeutet, dass Rotklee-Isoflavone die Fähigkeit besitzen, die perimenopausale Frau auf ihren eigenen, wenn auch erniedrigten Östrogenspiegel zu sensibilisieren, ohne dass der Östrogenspiegel selbst dabei verändert wird (Abb. 3).<br /> Die menopausale Symptomatik wird dadurch jedoch positiv beeinflusst. Ein günstiger „Nebeneffekt“, da sie auch den ERa besetzen und „blockieren“, ist, dass eine unerwünschte Aktivierung des ERa (vor allem an der Brust als ERa-Organ) nicht eintritt. Diese Tatsache ist die Grundlage der Theorie, wieso im asiatischen Raum (hoher Anteil von Isoflavonen in der Nahrung) Hitzewallungen, aber auch Mammakarzinome mit einer deutlich niedrigeren Inzidenz beobachtet werden (Abb. 4).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Gyn_1701_Weblinks_s31_abb1.jpg" alt="" width="1051" height="817" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Gyn_1701_Weblinks_s31_abb2.jpg" alt="" width="1051" height="830" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Gyn_1701_Weblinks_s31_abb3.jpg" alt="" width="1417" height="840" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Gyn_1701_Weblinks_s31_abb4.jpg" alt="" width="1417" height="1105" /></p> <h2>Linderung unterschiedlicher Wechseljahresbeschwerden</h2> <p>MF11RCE, gewonnen aus Trifolium pratense, ist eine qualitätsgesicherte, standardisierte, rotkleebasierte Isoflavon-Präparation. MF11RCE-Isoflavone selbst wurden systematisch, experimentell und klinisch in prospektiven, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Cross-over-Studien untersucht. Neben der Wirksamkeit bei klimakterischen Beschwerden im engeren Sinn (Hitzewallungen, Nachtschweiß) ist auch ein Effekt auf klimakterische Beschwerden im weiteren Sinn (depressive Verstimmung, verminderte Konzentration und Schlafqualität, Störung der Wortfindung, aber auch der Haut und Hautanhangsgebilde) gezeigt worden. Die Sicherheit und Wirkungsweise (z.B. die kompetitive antagonistische Wirkung am ERa) wurden zum einen durch die Messung des Endometriums und des Karyopyknose-Indexes, zum anderen an MCF-7-Mammakarzinomzelllinien und in DNA-Chip-Arrays untersucht.<sup>4–6</sup><br /> Neben der gut belegten klinischen Wirkung wurde in einer aktuellen Arbeit unserer Arbeitsgruppe die Bioverfügbarkeit in einer semiklinischen Studie beleuchtet. <sup>7</sup> Alle Probandinnen wiesen zu Studienbeginn niedrige Serumspiegel der Isoflavone Formononetin, Biochanin A und Daidzein auf. Die Isoflavone wurden nach der Einnahme des Rotklee-Extrakts rasch resorbiert. Wie Abbildung 5 zeigt, stieg die Konzentration der Inhaltsstoffe innerhalb von zwei Stunden an, und die Maximalwerte (C<sub>max</sub>) wurden nach durchschnittlich 7,1 ± 4,2 Stunden für Biochanin und nach 6,1 ± 3,4 Stunden für Formononetin erreicht. Die methylierten Isoflavone Biochanin A und Formononetin wurden rasch demethyliert, was zu einem hohen Spiegel von Daidzein und Genistein (nicht dargestellt) führte. Der Serumspitzenspiegel von Daidzein war nach durchschnittlich 14,2 ± 7 Stunden erreicht. Oligofruktose hatte keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die Bioverfügbarkeit der Inhaltsstoffe.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Gyn_1701_Weblinks_s31_abb5.jpg" alt="" width="1417" height="839" /></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> Der Standard, Isoflavone als erste Stufe der peri- und menopausalen Therapie einzusetzen, entspricht dem Vorschlag mehrerer Konsensuskonferenzen. Eine hohe Dichte an hochwertigen Publikationen zur Wirksamkeit und Sicherheit, die langjährige klinische Erfahrung und die Tatsache, dass endlich qualitätsgesicherte, standardisierte und substanzspezifisch untersuchte Präparate auf den Markt kommen, erleichtert es, die Rotklee-Isoflavone am Anfang der menopausalen Beschwerden, also bereits in der Perimenopause, einzusetzen. Sie sollten hier als First-Line-Therapie fungieren und erst bei nicht ausreichender Reduktion der Beschwerden durch synthetische Hormone ergänzt oder ersetzt werden.<sup>8</sup></div></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> WHI Investigators: Risks and benefits of estrogen plus progestin in healthy postmenopausal women. JAMA 2002; 288: 321-33 <strong>2</strong> Manson J et al: M enopause management – getting clinical care back on track. N Engl J Med 2016; 374: 803-6 <strong>3</strong> Schmidt M et al: Consensus: soy isoflavones as a first-line approach to the treatment of menopausal vasomotor complaints. Gynecol Endocrinol 2016; 32: 427-30 <strong>4</strong> Lipovac M et al: The effect of red clover isoflavone supplementation over vasomotor and menopausal symptoms in postmenopausal women. Gynecol Endocrinol 2012; 28: 203-7 <strong>5</strong> Lipovac M et al: Effect of red clover isoflavones over skin, appendages, and mucosal status in postmenopausal women. Obstet Gynecol Int 2011; 2011: 949302 <strong>6</strong> Imhof M et al: Effects of soy isoflavones on 17beta-estradiol-induced proliferation of MCF-7 breast cancer cells. Toxicol In Vitro 2008; 22: 1452-60 <strong>7</strong> Lipovac M et al: Improvement of postmenopausal depressive and anxiety symptoms after treatment with isoflavones derived from red clover extracts. Maturitas 2010; 65: 258-61 <strong>8</strong> Lipovac M et al: Red clover isoflavone metabolite bioavailability is decreased after fructooligosaccharide supplementation. Fitoterapia 2015; 105: 93-101</p>
</div>
</p>