Ein Einblick in die Schweizer Facharztausbildung
Autor:innen:
Evelin Beizermann
Nele Hempel
Korrespondierende Autorin:
Evelin Beizermann
Frauenklinik, Universitätsspital Zürich
Präsidentin des Jungen Forums der gynécologie suisse
Repräsentantin der Schweiz im ENTOG
E-Mail: evelin.beizermann@gmail.com
Das Junge Forum organisierte in Zusammenarbeit mit dem European Network of Trainees in Obstetrics and Gynecology eine einwöchige Veranstaltung in verschiedenen Schweizer Spitälern. Diese bestand aus einer dreitägigen Hospitation, an der internationale Ärzt:innen teilnahmen, gefolgt von einem abschliessenden Kongresstag. Das Ziel war es, den internationalen Gästen einen umfassenden Einblick in das Schweizer Gesundheitssystem sowie in die Facharztausbildung im Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe zu vermitteln.
Das European Network of Trainees in Obstetrics and Gynecology (ENTOG) ist eine gemeinnützige Organisation, die die Vereinigung von Weiterbildungsassistent:innen in Gynäkologie und Geburtshilfe in Europa repräsentiert. Ihr Ziel besteht darin, die medizinische Ausbildung und Weiterbildung in diesem Fachgebiet zu verbessern. Dies ist unter anderem durch den Einblick in die unterschiedlichen Ausbildungscurricula der Länder möglich. Der Aufbau eines europäischen Netzwerkes zwischen den Mitgliedsstaaten ist ein weiteres Anliegen. Zudem setzt sich ENTOG in der EBCOG («European Board and College of Obstetrics and Gynaecology») für die Interessen der Assistenzärzt:innen ein.
Tab. 1: Übersicht über die fachärztliche Weiterbildung in der Schweiz
Der jährlich stattfindende ENTOG-Austausch, gefolgt von einem Scientific Meeting, wird jedes Jahr von einem der 35 Mitgliedsländer organisiert. 2024 war die Schweiz Gastgeber dieses besonderen Ereignisses.
ENTOG-Exchange 2024
Abb. 1: Impressionen von den Hospitationen der Gastärzt:innen
Abb. 2: Impressionen vom Scientific Meeting und den Übungsstationen
Abb. 3: Impressionen vom Freizeitprogramm sowie Gala-Abend
Vom 9.9.bis 11.9.2024 wurden die europäischen Kolleg:innen in den Schweizer Spitälern herzlich willkommen geheissen. Die 40 Teilnehmer:innen des ENTOG-Austauschprogramms wurden je nach Möglichkeiten, Grösse und Kapazitäten der Kliniken sowie entsprechend den Sprachkenntnissen der jeweiligen Regionen aufgeteilt. Insgesamt boten elf Spitäler Einblicke in das schweizerische Gesundheits- und Ausbildungssystem: das Universitätsspital Zürich, das Stadtspital Triemli, das Spital Zollikerberg, das Inselspital Bern, die Hôpitaux universitaires de Genève, das Bethesda Spital Basel, das Kantonsspital Schaffhausen, das Kantonsspital Luzern – Sursee, das Spital Thurgau (Standorte Münsterlingen und Frauenfeld), das Kantonsspital Baden sowie das Spital Männedorf. Für drei Hospitationstage wurden die Gastärzt:innen in den Spitalalltag der Schweizer Ärzt:innen integriert. Sie bekamen Einblicke in unterschiedliche Sprechstunden, den Gebärsaal, den Operationssaal sowie die Stationsarbeit und Polikliniken der zugeteilten Spitäler.
Am 12. September 2024 trafen sich alle Teilnehmer:innen des Austauschs sowie weitere Interessierte und Delegierte aus ganz Europa in Zürich. Sie nahmen an der darauffolgenden ENTOG-Mitgliederversammlung sowie am Scientific Meeting, das am nächsten Tag im Universitätsspital Zürich stattfand, teil. Bei der ENTOG-Vollversammlung wurden die Wahlen für den ENTOG-Vorstand durchgeführt, und Georgien wurde als neues ENTOG-Mitglied aufgenommen. Des Weiteren wurden Erfahrungsberichte ausgetauscht und die jeweiligen nationalen Weiterbildungs- und Gesundheitssysteme der Teilnehmer:innen mit dem Schweizer System verglichen. Der Nachmittag wurde durch einen Workshop zum Thema «Sexuelle und reproduktive Gesundheit» unter der Leitung von Prof. Dr. med. Bitzer und von Prof. Dr. med. Merki abgerundet.
Neben dem fachlichen Wissenszuwachs kam auch die Freizeitgestaltung nicht zu kurz, sodass die internationalen Gäste die Schweiz nicht nur im medizinischen Bereich besser kennenlernen konnten. Dadurch wurden die Kontakte zu den Vertreter:innen der europäischen Länder gestärkt und neue Netzwerke geknüpft. Im Lindt-Museum erhielten die Teilnehmenden spannende Einblicke in die Geschichte und Herstellung der Schweizer Schokolade, die sie mit einer Schokoladenverkostung am Schokoladenbrunnen krönten. Nach dieser süssen Verführung folgte ein traditionelles Käsefondue in einer gemütlichen Beiz in der Zürcher Innenstadt, wo die Gäste den Tag in entspannter Atmosphäre ausklingen liessen.
Scientific Meeting: Innovation in Gynäkologie und Geburtshilfe
Am 13. September 2024 fand am Universitätsspital Zürich das Highlight der Woche statt: das Scientific Meeting und der Blockkurs zum Thema «Innovation in Gynäkologie und Geburtshilfe». Auf der Agenda standen zukunftsweisende Vorträge wie zum Beispiel «Supermicrosurgery of lymphatic vessel after axillary dissection» von Prof. Dr. med. Lindenblatt oder «The artificial placenta - a future technology to overcome extreme premature?», vorgestellt von Dr. med. Julia Zepf. Die Themen wurden gezielt zukunftsorientiert gewählt, sodass Vorträge zur DaVinci-Chirurgie in der Gynäkologie und Urogynäkologie selbstverständlich nicht fehlten. Neben den renommierten Referent:innen gab es auch ein breites Angebot an Simulationstrainern, darunter mehrere Laparoskopie-Stationen, eine DaVinci-Station, eine Übungsstation für die Einlage von Intrauterinpessaren (IUD) sowie Hysteroskopie-Stationen und sogar eine VR-Simulationsstation.
Hier konnten die Teilnehmer:innen an verschiedenen Übungsstationen ihre praktischen Fähigkeiten verbessern und ihr Geschick unter Beweis stellen. Erst dank der Unterstützung und Grosszügigkeit der Sponsoren war die Durchführung des Scientific Meetings möglich. Besonders zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang die Frauenklinik des Universitätsspitals Zürich sowie die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG).
Krönender Abschluss mit Gala-Dinner
Die ereignisreiche Woche fand ihr gebührendes Ende mit einem festlichen Gala-Dinner, bei dem auch der kulturelle Aspekt nicht zu kurz kam. Neben Stand-up-Comedians sorgten Alphornbläser für musikalische Höhepunkte. In feierlicher Atmosphäre genoss man den Abend gemeinsam und liess ihn mit Musik bis in die frühen Morgenstunden ausklingen.
Insgesamt war die Veranstaltung ein voller Erfolg, der den Teilnehmenden eine wertvolle Gelegenheit zur persönlichen Weiterentwicklung bot. Sie erweiterte den Horizont und ermöglichte den Gewinn zahlreicher neuer Erfahrungen. Der kollegiale Austausch auf europäischer Ebene eröffnete nicht nur neue berufliche Chancen, sondern förderte vor allem auch das Knüpfen von neuen Bekanntschaften und Freundschaften.
Ausblick: ENTOG-Exchange 2025
Der ENTOG-Exchange 2025 wird in Deutschland stattfinden, und das Scientific Meeting wird im Rahmen des EBCOG-Kongresses abgehalten. Weitere Informationen zur Arbeit von ENTOG finden Sie unter www.entog.eu oder im direkten Austausch mit dem Jungen Forum der SGGG. Das Junge Forum vertritt die Assistenzärzt:innen im Fachbereich Gynäkologie und Geburtshilfe auf nationaler Ebene in der Schweiz. Bei Interesse an unserer Arbeit im Jungen Forum oder bei Fragen zu unseren Aufgabenbereichen kontaktieren Sie uns gern über unsere Mailadresse jfor@jfor.ch oder über Instagram @jfor.sggg. Einen Überblick erhalten Sie ebenfalls auf unserer Website www.sggg.ch/jfor .
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