
H+ sieht dramatische Unterfinanzierung im spitalambulanten Bereich
Der Dachverband der öffentlichen und privaten Schweizer Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen drängt auf Tarifkorrekturen, um die Qualität der Gesundheitsversorgung zu sichern.
Bern. Es ist ein lauter und deutlicher Ruf, den Anne-Geneviève Bütikofer, Direktorin von H+, dieser Tage formuliert hat: «Die Situation ist untragbar.» Und weiter: «Statt sich auf die medizinische Versorgung zu konzentrieren, müssen die Spitäler um das finanzielle Überleben kämpfen.» Mit diesen Worten weist die Direktorin des Dachverbandes der öffentlichen und privaten Schweizer Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen auf die aus ihrer Sicht prekäre Lage hin. Demnach zeige eine neue Auswertung des Vereins Spitalbenchmark, dass insbesondere im spitalambulanten Bereich die aktuellen Tarife die realen Kosten bei Weitem nicht decken würden: Es bestehe eine Unterfinanzierung von 25 Prozent. Für die Spitäler bedeute dies, dass sie die notwendigen Gewinne für einen nachhaltigen Betrieb schlicht nicht erwirtschaften könnten. Dies gefährde in der Folge die wirtschaftliche Stabilität und würde auch auf die Versorgungssicherheit durchschlagen.
Als Konsequenz fordert H+ deshalb sofortige Tariferhöhungen. Zusätzlich seien im Rahmen des neuen ambulanten Gesamttarifsystems, das per 1. 1. 2026 in Kraft treten wird, schrittweise Anpassungen der Tarife an die realen Kosten nötig. Die politisch gewollte Verlagerung von Leistungen in den ambulanten Bereich sei nur möglich, wenn Spitäler diese wirtschaftlich tragbar erbringen können. «Die Ambulantisierung ist sinnvoll und die Spitäler und Kliniken sind bereit, diesen Weg zu gehen», sagt Bütikofer.
Gerade im Zusammenhang mit der Einführung des neuen ambulanten Gesamttarifsystems, welches den veralteten TARMED ablösen wird, appelliert die Direktorin an die Politik und Versicherer. Zumal sich über die Hälfte der Spitäler und Kliniken aufgrund der chronischen Unterfinanzierung in teilweise jahrelangen Tarifstreitigkeiten mit den Krankenversicherern befinden würden. «Wenn jetzt keine Lösung kommt, riskieren wir eine Verschlechterung der Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung und neue kostspielige juristische Verfahren.» (red)
Quelle: H+ Die Spitäler der Schweiz
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