
Industrie warnt vor Versorgungskrise
Der Ständerat hat im Kostendämpfungspaket 2 wichtige Entscheidungen getroffen. Interpharma sieht dadurch die Versorgung und die Planbarkeit für die Pharmaindustrie gefährdet.
Basel. Der Ständerat hat im Rahmen der Differenzbereinigung zum Kostendämpfungspaket 2 (KP2) wichtige Entscheidungen getroffen, die laut Interpharma, dem Verband der forschenden Pharmaunternehmen, die Versorgung der Patient:innen in der Schweiz bedrohen. Besonders problematisch sei die geplante Einführung von Mengenrabatten auf innovative Medikamente, da dies den Pharmastandort Schweiz schwächen könnte. «Schon heute ist es ratsamer, in Konstanz anstatt in Kreuzlingen zu wohnen, weil für eine Patientin oder einen Patienten in der Schweiz rund die Hälfte der neuen innovativen Arzneimittel nicht verfügbar ist», kritisiert René Buholzer, CEO von Interpharma. Der Verband fordert, dass der Fokus künftig auf den Zugang zu Arzneimitteln gelegt wird, anstatt weiterhin ausschliesslich Kostensenkungen zu verfolgen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Änderung im Gesetzestext, die dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) weitreichende Kompetenzen bei der Preisüberprüfung von Medikamenten zuspricht. Dies mache den Preisfestsetzungsprozess für die Pharmaunternehmen unplanbar und könnte zu einer Versorgungskrise führen. Interpharma fordert den Nationalrat auf, diesen Entscheid zu korrigieren. Zudem wird die vorzeitige Umsetzung von Kostenfolgemodellen durch das BAG als rechtswidrig und inakzeptabel bezeichnet. Der Verband erwartet daher, dass das BAG die gesetzlichen Vorgaben beachtet und diese Modelle erst umsetzt, wenn der Bundesrat die entsprechenden Bestimmungen verabschiedet hat.
Positiv wird die Entscheidung des Ständerates zur «vorläufigen Vergütung ab Tag 0» bewertet, die es ermöglicht, innovative Medikamente, die ein beschleunigtes Verfahren bei Swissmedic durchlaufen, schneller den Patient:innen zur Verfügung zu stellen. Allerdings wird auch hier kritisiert, dass die verabschiedete Version des Vorschlags weit von den ursprünglichen Vorstellungen der Branche entfernt ist, weshalb der Erfolg dieser Massnahme noch ungewiss bleibt. (red)
Quelle: Interpharma
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