Zentral gestielte Bruststraffung mit innerem Corium-BH
Autor:
Dr. med. Paul H.B. Hubmann
aisthetikos – Praxisklinik für Plastische & Ästhetische Chirurgie,
Köln
E-Mail: hubmann@aisthetikos.com
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Durch eine stetig jünger werdende Klientel, die sich mit dem Wunsch nach einer Bruststraffung an uns wendet, müssen eine ganze Bandbreite neuer Erwartungen an diese Art von Eingriff erfüllt und ihre Auswirkungen beziehungsweise Einschränkungen berücksichtigt werden. Durch eine komplette Neuausrichtung unseres Herangehens an das Thema Bruststraffung konnten wir eine Technik entwickeln, die alle wichtigen Punkte aufgreift und eine hohe Patientinnenzufriedenheit ermöglicht.
Keypoints
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Eine neue Technik, welche die hohen Ansprüche einer jungen Klientel erfüllt
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Hohe Behandlungssicherheit und grosser Patientinnenkomfort bei geringer Ausfallzeit
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Geichbleibend besonders hohe Ergebnisqualität und Patientinnenzufriedenheit
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Für eine langanhaltend volle Brustform ohne Implantat
Warum eine neue Technik zur Bruststraffung?
Klassischerweise befanden sich Frauen, die sich mit dem Wunsch nach einer Bruststraffung an uns wandten, eher in der zweiten Lebenshälfte. Häufig verliehen das Ziehen der eventuellen Kinder in die Welt und das damit einhergehende Mehr an Zeit oder eine partnerschaftliche Neuorientierung dem Wunsch nach grösserem körperlichem Wohlbefinden Nachdruck. Seit den späten 2010er-Jahren jedoch sahen wir einen signifikanten Anstieg der Nachfrage bezüglich Bruststraffungen bei Patientinnen weit unter 50 Jahren. Diese Klientel wünschte sich meist eine Korrektur der eventuell bereits apparenten Ptosis sowie häufig eine überschaubare Volumenreduktion. Entweder um eine anlagebedingte Asymmetrie zu korrigieren oder um generell weniger Masse im Brustbereich mit sich herumzutragen, die bereits lange Einschränkungen bei der Wahl der Kleidung sowie der sportlichen Betätigung bedeutete, oder um sich grundsätzlich wohler in der eigenen Haut zu fühlen.
Der Grossteil dieser Patientinnen hatte bisher keine Kinder entbunden oder gestillt und ob Kinder überhaupt ein Teil der Lebensplanung werden würden, stand häufig noch gar nicht fest. Somit bekamen Aspekte wie der Erhalt der Stillfähigkeit, die Aufrechterhaltung des Gefühlsempfindens in der Mamille und eine langanhaltend straffe Form besonderes Gewicht. Besonders bei Patientinnen aus dem deutschsprachigen Raum stand zusätzlich häufig noch der Wunsch im Raum, eine volle und straffe Brust ohne Implantateinsatz (im Sinne einer Augmentationsmastopexie) zu erreichen. Zuletzt musste ein zu planender Eingriff auch mit dem häufig bereits durch berufliche und private Verpflichtungen gut gefüllten Terminkalender in Vereinbarung zu bringen sein.
Die neu aus der Wiege zu hebende Methodik sollte demnach folgende Aspekte berücksichtigen: überschaubare Ausfallszeit bezüglich Sport und Alltag; minimales Risiko für Einschränkungen des Gefühlsempfindens oder der Durchblutung der Brustwarzen; den Erhalt der Stillfähigkeit; volle Form bei Verzicht auf Brustimplantate; eine lang anhaltend jugendlich straffe Brustform.
Aspekte der Methodik
Um all diese Anforderungen zu erfüllen, entschieden wir uns zunächst, einen Ankerschnitt zu wählen. Somit können sämtliche Areale überschüssiger Haut adressiert werden. Des Weiteren wählten wir eine zentrale Stielung, um die Mamille vollständig mit dem darunter liegenden Brustdrüsengewebe in Verbindung zu belassen. Somit kann die Stillfähigkeit erhalten bleiben sowie eine hohe Sicherheit bezüglich der Mamillendurchblutung und -sensitivität gewährleistet werden. Um eine langfristig stabil gehobene Brustform zu ermöglichen sowie die Hautnähte spannungstechnisch zu entlasten, ergänzten wir diese Technik um zwei gesondert zu präparierende Coriumsegel.
Diese werden kaudal um den zentralen Stiel eingeschlagen und mit mehreren Nähten am Periost der Rippen fixiert.
Ablauf des Eingriffs
Die Anzeichnung findet wie gewohnt präoperativ bei der stehenden Patientin statt. Die Höhe der Inframammärfalte (im Folgenden IMF genannt) gilt uns hierbei als Prädiktor für die neue Mammillenposition. Dann erfolgt ein Einschlagen der Brust nach lateral und medial, wobei jeweils unter mässiger Spannung eine senkrechte Linie von der neu definierten Mamillenposition nach unten gezogen wird. Da die Länge der senkrechten Naht erst im Verlauf des Eingriffs festgelegt wird, kann hier auf eine genau Einhaltung der bei anderen Methoden üblichen 6–8 Zentimeter verzichtet werden. Die nun mit einer waagerechten Anzeichnung markierte IMF wird mit den senkrechten Strichen bogenförmig in Verbindung gebracht. So ist der die Ptose ausmachende Hautüberschuss, der reseziert werden soll, umschrieben. Vom Übergang der vertikalen zu den bogenförmigen Zeichnungen ausgehend werden die später gesondert zu präparierenden Coriumsegel markiert. Der in Rückenlage und Vollnarkose stattfindende Eingriff beginnt nach Abschluss aller präoperativen Massnahmen mit dem Umschneiden der Mamille sowie der Resektionsfigur. Besonders zu achten ist hierbei auf Schonung der Areale, aus denen die Coriumsegel präpariert werden. Die Mamille wird dann auf dem zentralen Pedikel thronend aus dem umliegenden Weichteilmantel herauspräpariert. Beim weiterführenden Freilegen des Brustdrüsengewebes sollte unserer Erfahrung nach unter der Haut eine circa 1,5 Zentimeter dicke Weichgewebsschicht belassen werden. Zum einen unterstützt dies eine sichere Durchblutung aller Hautareale, zum anderen zeigt sich die Brust hierdurch postoperativ mit einer harmonischen Oberflächenstruktur ohne sich gegebenenfalls abzeichnende Drüsenanteile. Dies wird bis gegebenenfalls an die Pectoralisfaszie reichend fortgeführt. Der zentrale Pedikel wird dann nach kranial verlagert und die zwei herausgearbeiteten Coriumsegel überlappend den Pedikel stützend am Periost der darunter liegenden Rippe fixiert. So wird das Gewicht des gesamten Pedikels wie von zwei Hängematten getragen, ohne später Zug auf die Hautnähte auszuüben. Auch wird so eine langbleibend ansprechend angehobene Brustform unterstützt. Die Mamille wird unter das umgebende Hauptniveau verlagert und die senkrechte Naht mit mehreren resorbierbaren Subkutannähten bereits adaptiert.
Nun werden im kaudalen Bereich lateral und medial bestehende Haut- und Weichgewebsüberschüsse exzidiert, die senkrechte Nahtlänge dadurch zur Brustformung verkürzt und nach Einlage und Ausleiten einer Drainage zweireihig verschlossen. Sobald diese Schritte an beiden Brüsten durchgeführt sind, wird die Patientin auf dem OP-Tisch in Oberkörperhochlagerung positioniert. So wird dann die finale Mamillenhöhe unter Berücksichtigung der gesamten Oberkörperform definiert und entsprechend zu deepithelialisierende Hautareale angezeichnet. Zum Schutz der Mamille wird durch die hierüber adaptierten Hautareale eine Kompresse über diese gelegt und hiernach Haut und falls indiziert Unterhautfettgewebe reseziert. Die Mamille wird auf Hautniveau eleviert und umlaufend eingenäht.
Weiterführend wird die senkrechte Naht intrakutan fortlaufend vernäht. Es erfolgt eine abschliessende Wundreinigung und Wundtrocknung, die Nähte werden mit Nahtpflastern beklebt und die angeschlossene Drainage unter Sog gesetzt. Vor dem Ausleiten wird ein Kompressions-BH angelegt und hiernach die Patientin in ihr Bett verbracht.
Bisherige Erfahrungen
Wir konnten diese Technik seit 2020 bei bald 100 Patientinnen durchführen und den Verlauf dokumentieren. Die postoperativen Kontrollen erfolgten eine, zwei und sechs Wochen nach dem Eingriff. Des Weiteren vereinbarten wir Nachsorgetermine drei, sechs und zwölf Monate postoperativ. Hierbei wurden wiederkehrend die folgenden Aspekte dokumentiert: Schmerzen, Wundheilungsstörungen, Perfusionsstörungen im Bereich der Mamillen, Veränderungen bezüglich des Gefühlsempfindens der Brustwarzen und übergreifende Patientinnenzufriedenheit.
Die Schmerzen hielten nie länger als zwei Wochen postoperativ an, zu keinem Zeitpunkt wurde bei einer der Patientinnen ein Schmerzlevel oberhalb von sechs von zehn auf der visuellen Analogskala festgestellt. Die Schmerzen waren zu allen Zeiten mit nichtsteroidalen Antirheumatika behandelbar.
Bei fünf Fällen ergab sich eine verzögerte Wundheilung, eine davon führten wir auf eindringlichen Wunsch der Patientin einem oberflächlichen operativen Debridement zu. Bei allen zeigte sich eine Restitutio ad Integrum bis zum Abschluss der sechsten postoperativen Woche. Es trat ein Fall einer passageren Minderdurchblutung der Brustwarze auf. In sechs Fällen kam es zu einer herabgesetzten Sensitivität der Mamille, alle beschrieben bis zum Abschluss des sechsten postoperativen Monats wieder volles Gefühlsempfinden. Eine Patientin beschrieb eine anhaltend vermehrte Empfindlichkeit der Mamille, dies wurde von ihr nicht als negativ bewertet. Alle Patientinnen konnten nicht später als zwei Wochen postoperativ an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.
Abb. 1: Patientin I vor der Behandlung (a) und nach 6 Monaten (b)
Die übergreifende Patientinnenzufriedenheit massen wir anhand von drei Fragen:
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Entspricht das Ergebnis Ihren Erwartungen? Diese Frage wurde von 97% der Patientinnen mit Ja beantwortet.
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Würden Sie die Prozedur bei heutigem Kenntnisstand erneut durchführen lassen? Diese Frage wurde von 98% der Patientinnen mit Ja beantwortet.
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Würden Sie diese Operationsmethode anderen empfehlen, die eine Bruststraffung durchführen lassen möchten? Diese Frage wurde ebenfalls von 98% der Patientinnen mit Ja beantwortet.
Abb. 2: Patientin II vorher (a) und nach einem Jahr (b)
«Unser neuer Goldstandard»
Diese Methode hat sich mittlerweile zu unserer bevorzugten Technik für Bruststraffungen und Brustreduktionen entwickelt. Dennoch möchten wir gewisse Einschränkungen dieser Methode nicht unerwähnt lassen. Aufgrund der bei zentraler Stielung notwendigen Perfusion durch die Brustwandperforatoren sollte diese Methode nicht mit einem Brustimplantat kombiniert werden, da hier sonst das Abheben des Musculus pectoralis von der Brustwand zu Durchblutungsschwierigkeiten im Bereich der Drüse und Mamillen führen könnte. Auch haben wir diese Technik bisher nicht mit einzeitigem Eigenfetttransfer, beispielsweise zur Akzentuierung des Dekolletés, kombiniert. Durch die bei starkem Befüllen der verhältnismässig dünnen subkutanen Fettschicht entstehenden Druckverhältnisse würden wir randständige Durchblutungsstörungen der unterminierten Hautareale befürchten. Auch lassen sich durch Fokussierung des Resektionsareals auf den kaudalen Anteil und den erwünschten Erhalt des Drüsenkomplexes quasi in toto mit aufsitzender Mamille keine grossvolumigen Reduktionen erreichen. Ebenso scheint diese Technik mit einer eher flachen Lernkurve behaftet zu sein, da im Gegensatz zu anderen Methodiken präoperativ kein starres geometrisches Konstrukt mit fixen Massen zum Anzeichnen auf die Mamma projiziert, sondern dynamischer im Operationsverlauf auf die individuellen Gegebenheiten eingegangen wird.
Bei Beherrschung der Technik führt dieser hochindividualisierte Approach jedoch zu schon früh postoperativ und dennoch langanhaltend sehr schönen Ergebnissen und erfährt bei uns hohe Akzeptanz seitens der Patientinnen.
Ausblick
Für uns zeigt diese zentral gestielte Bruststraffung mit innerem Corium-BH eine gleichbleibend hohe Behandlungs- und Ergebnissicherheit. Patientinnen, die ohne Einsatz von alloplastischem Material eine jugendhafte und ansprechende Brustform wiedererlangen möchten, profitieren unserer Einschätzung nach stark von den diese Technik ausmachenden Ansätzen. Insbesondere Patientinnen, die rasch ins Berufs- und Alltagsleben zurückkehren möchten, ermöglicht diese Technik kurze Ausfallzeiten und subjektiv ansprechende Ergebnisse bereits ab der sechsten postoperativen Woche.
Wir freuen uns mit unseren Patientinnen, mit dieser Methodik den Zeitgeist aufgreifen und ausgesprochen schöne Ergebnisse erreichen zu können.
Literatur:
beim Verfasser
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