© Getty Images/iStockphoto

Osteosynthesen im Kindesalter

<p class="article-intro">Jede Osteosynthese im Kindesalter sollte so ausgeführt werden, dass der erste Eingriff auch der letzte ist (ausgenommen Materialentfernung). Im artikulären und metaphysären Bereich wird vor allem mit K-Drähten und Schrauben stabilisiert. K-Drähte sind die einzigen Implantate, die eine wachstumsaktive Epiphysenfuge kreuzen dürfen. ESIN stellen den Goldstandard für die operative Versorgung der meisten kindlichen Schaftfrakturen dar. Bei komplexeren Frakturen, wie Trümmerzonen, kurzen peripheren Fragmenten, sowie bei älteren und schwergewichtigen Patienten muss an Alternativen zur ESINFixierung gedacht werden. Unter den zahlreichen Implantaten gibt es viele, die diese Aufgabe erfüllen. Welches Implantat zur Anwendung kommt, muss individuell anhand der lokalen Situation, des Zustandes des Patienten und nicht zuletzt anhand der Erfahrung des Chirurgen entschieden werden (Tab. 1).</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Kinder weisen optimale Voraussetzungen f&uuml;r die Frakturheilung auf und tolerieren die Ruhigstellung einer Extremit&auml;t im Gipsverband wesentlich besser als Erwachsene.</li> <li>Eine Osteosynthese im Kindesalter sollte mit geringstem Aufwand das Maximum erreichen.</li> <li>Eine operative Frakturstabilisierung darf die guten k&ouml;rpereigenen Korrektur- und Reparaturmechanismen des Kindesalters nicht st&ouml;ren.</li> <li>Um das 12. Lebensjahr nehmen die Korrekturmechanismen ab und die operative Versorgung von Frakturen gleicht sich der des Erwachsenenalters an.</li> </ul> </div> <p>Die kindliche Frakturheilung unterscheidet sich ganz wesentlich von der im Erwachsenenalter. Die Kallusbildung erfolgt rascher und umfangreicher, ebenso wie der Kallusabbau. Zumeist bestehen ausgezeichnete Hautweichteilverh&auml;ltnisse, wodurch eine l&auml;ngere Immobilisation und Ruhigstellung einer Extremit&auml;t anstandslos toleriert wird. Einen der gr&ouml;&szlig;ten Vorteile stellt die M&ouml;glichkeit dar, prim&auml;re Fehlstellungen durch das Wachstum zu korrigieren. Dem stehen auch Nachteile gegen&uuml;ber, wie eine oftmals mangelnde Kommunikation mit Patienten im Kleinkindalter oder auch mit &uuml;berbesorgten Eltern. Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, dass das wachsende Skelett einer st&auml;ndigen Wandlung unterliegt. Somit hat es der Behandler nicht, wie im Erwachsenenalter, mit einem Skelett, sondern mit &bdquo;vielen Skeletten&ldquo; zu tun. Das zeitliche Auftreten und Verschwinden von Knochenkernen sowie die morphologischen Ver&auml;nderungen einer anatomischen Region m&uuml;ssen beherrscht werden, um eine richtige Diagnose und die daf&uuml;r ad&auml;quate Therapie anbieten zu k&ouml;nnen.<br /> Der Vorteil einer raschen Frakturkonsolidierung hat auch den Nachteil, dass das Zeitfenster f&uuml;r die Entscheidungen zwischen Belassen einer Fehlstellung, notwendiger Reposition oder erforderlicher Operation eng ist. Prinzipiell sollte die Therapie einer kindlichen Fraktur vermeiden, dass es zu wiederholten Repositionsman&ouml;vern kommt, da dies zu Wachstumsst&ouml;rungen f&uuml;hren kann. Ebenso sollte beim Entschluss, eine Therapie in Narkose durchzuf&uuml;hren, diese mit einer definitiven Stabilisierung (Gipsverband und/oder operative Fixierung) erfolgen.<br /> Die Kenntnis der lokalen Korrekturmechanismen ist von entscheidender Bedeutung, da es durch belassene Fehlstellungen der Fraktur auch zu einer Aggravierung durch das weitere Wachstum kommen kann.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1902_Weblinks_jatros_ortho_1902_s23_tab1.jpg" alt="" width="750" height="800" /></p> <h2>Operative Therapie</h2> <p>Vor 25 Jahren war die operative Therapie kindlicher Frakturen noch die Ausnahme, wobei es sich fast ausschlie&szlig;lich um offene Frakturen und solche mit Gef&auml;&szlig;- Nerven-Schaden sowie schwer dislozierte Gelenkfrakturen handelte. In der Zwischenzeit hat sich die Situation jedoch deutlich gewandelt. Einerseits sind heute Kinder und Adoleszente wesentlich rascher &bdquo;reif&ldquo; und weisen durch die Lebensumst&auml;nde oftmals einen h&ouml;heren BMI auf, andererseits erleiden sie infolge risikobehafteter Trendsportarten wesentlich komplexere Verletzungen. Ebenso ist der sozio&ouml;konomische Druck auf Familien und Kinder massiv gestiegen. Daher sind eine wochenlange Extensionsbehandlung oder konservative Therapie und die damit verbundene Abwesenheit vom Schulbetrieb kaum mehr akzeptabel, abgesehen von den hygienischen Begleitumst&auml;nden dieser Behandlung (Abb. 1).<br /> All diese Faktoren f&uuml;hrten dazu, dass neben den absoluten insbesondere die relativen Indikationen zur operativen Frakturversorgung im Kindes- und Jugendalter deutlich ausgeweitet wurden (Tab. 2). Au&szlig;erdem kam es in den letzten Jahren zur Entwicklung neuer Implantate, welche die operative Frakturstabilisierung erleichterten und das Operationstrauma verringern halfen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1902_Weblinks_jatros_ortho_1902_s22_abb1.jpg" alt="" width="250" height="226" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1902_Weblinks_jatros_ortho_1902_s24_tab2.jpg" alt="" width="550" height="236" /></p> <h2>Regionenspezifische Probleme</h2> <p>Neben den morphologischen Einteilungen wie der Salter-Harris-Klassifikation oder der neueren AO-Ped-Klassifikation k&ouml;nnen kindliche Frakturen grob in Schaftund Gelenksfrakturen sowie in solche des diametaphys&auml;ren &Uuml;berganges eingeteilt werden. Bei allen gilt, dass durch den geringsten Aufwand der maximale Effekt erzielt und erste Eingriffe so viel an Stabilit&auml;t erzeugen sollten, dass keine Folge-OPs erforderlich sind. Die Therapiewahl wird vom lokalen Korrekturpotenzial des Patienten bestimmt, welches umso st&auml;rker ausgebildet ist, je j&uuml;nger das Kind ist, je n&auml;her die Verletzung an einer wachstumspotenten Fuge liegt und je mehr die Fehlstellung in der Funktionsebene einer Extremit&auml;t liegt (z. B. Sagittalebene).<br /> F&uuml;r Gelenksfrakturen gilt:</p> <ul> <li>Meist liegen einfache Frakturlinien vor, welche leicht zu reponieren sind.</li> <li>Durch die Osteosynthese muss nicht obligatorisch &Uuml;bungsstabilit&auml;t erreicht werden (K-Dr&auml;hte).</li> <li>keine prophylaktische Stabilisierung unverschobener Frakturen</li> <li>Es treten auch bei langer Ruhigstellung kaum posttraumatische Gelenksteifen ein.</li> <li>Falls eine instabile Fraktur vorliegt, ist die alleinige Reposition und Gipsfixierung nicht sinnvoll, da es zu Redislokationen kommt und mehrfache Repositionen eine m&ouml;gliche Wachstumsst&ouml;rung bedingen k&ouml;nnen.</li> <li>Gerade im artikul&auml;ren Bereich kann es auch bei optimaler Osteosynthesetechnik durch L&auml;sion eines lokalen Gef&auml;&szlig;es zur Ausbildung einer Nekrose mit nachfolgendem Reparaturkallus und im Extremfall zu einer Wachstumsst&ouml;rung kommen. Es ist daher sinnvoll, pr&auml;operativ die Eltern &uuml;ber diese Komplikation zu informieren, die trotz perfekter OPTechnik auftreten kann, und eine regelm&auml;&szlig;ige radiologische Nachuntersuchung von etwa 18 Monaten Dauer durchzuf&uuml;hren.</li> </ul> <p>Bei Schaftfrakturen gilt:</p> <ul> <li>Die einfachste Therapieform ist die beste.</li> <li>Die initiale Therapie sollte die definitive sein (&bdquo;primary definitive fracture care&ldquo;), daher ist eine gewisse Prim&auml;rstabilit&auml;t erforderlich.</li> <li>Eine anatomische Reposition ist f&uuml;r eine optimale Funktion nicht erforderlich.</li> <li>Die Reposition muss die Achsausrichtung, inkl. Rotation, grob wiederherstellen.</li> <li>Ein ann&auml;hernder L&auml;ngenausgleich sollte erfolgen.</li> <li>Je j&uuml;nger, desto mehr Remodelling- Kapazit&auml;t gibt es.</li> </ul> <p>Frakturen des diametaphys&auml;ren &Uuml;berganges sind charakterisiert durch:</p> <ul> <li>oftmals schwierige Retentionsm&ouml;glichkeiten,</li> <li>die Anforderung an Implantate, die Reposition in jeder Ebene &ndash; auch in der Rotation &ndash; zu halten.</li> </ul> <h2>Implantate</h2> <p><strong>K-Dr&auml;hte</strong><br /> K-Dr&auml;hte stellen wohl die am h&auml;ufigsten verwendeten Implantate bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen dar. Da durch sie keine gro&szlig;e Stabilit&auml;t erzeugt wird, ist in den meisten F&auml;llen ein zus&auml;tzlicher stabilisierender Gipsverband erforderlich, welcher aber in dieser Altersgruppe ausgezeichnet toleriert wird. Lediglich ab dem 12. Lebensjahr sollte dabei eine Thromboseprophylaxe mit niedermolekularen Heparinen bei Ruhigstellung der unteren Extremit&auml;ten erfolgen. Ob eine Versenkung der Bohrdrahtenden unter das Hautniveau unbedingt erforderlich ist oder ob die Enden &uuml;ber dem Hautniveau durch ein Gipsfenster herausstehend gelassen werden k&ouml;nnen, ist nicht entschieden. Letzteres wird in den angloamerikanischen L&auml;ndern zumindest f&uuml;r die obere Extremit&auml;t empfohlen, da keine Nachteile beobachtet wurden, die Materialentfernung aber wesentlich einfacher ist.<br /> Bohrdr&auml;hte sind das einzige Implantat, das die Epiphysenfuge kreuzen darf, ohne Wachstumsst&ouml;rungen zu erzeugen. Allerdings sollten unbedingt mehrfache Bohrversuche und ein m&ouml;glichst steiler Eintrittswinkel zur Fugenebene angestrebt werden, um eine L&auml;sion zu vermeiden. Hinsichtlich allgemeiner Richtlinien (Implantatst&auml;rke, Kreuzen jenseits des Frakturspaltes, Verankerung in der Gegenkortikalis) gelten die gleichen Regeln wie bei Erwachsenen (Abb. 2).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1902_Weblinks_jatros_ortho_1902_s24_abb2.jpg" alt="" width="750" height="283" /></p> <p><strong>Schrauben</strong><br /> Die eingebrachten Schrauben dienen vor allem dazu, eine anatomisch reponierte und &bdquo;wasserdichte&ldquo; Osteosynthese zu erreichen, und werden daher vor allem im artikul&auml;ren und metaphys&auml;ren Bereich eingesetzt. Hierbei ist bei offenen Fugen auf eine minuti&ouml;se Technik zu achten, bei welcher die Schraubenlage parallel, aber streng au&szlig;erhalb der Epiphysenfuge verl&auml;uft, um eine Sch&auml;digung zu vermeiden. Bei Jugendlichen hingegen liegen im Gelenksbereich meist sog. &bdquo;&Uuml;bergangsfrakturen&ldquo; vor, wobei die Fugen bereits funktionell inaktiv sind und daher eine Schraube problemlos kreuzen darf, ohne eine Wachstumsst&ouml;rung hervorzurufen.</p> <h2>Intramedull&auml;re N&auml;gel</h2> <p>Elastisch stabile intramedull&auml;re N&auml;gel (ESIN)<br /> Sie stellen den Goldstandard in der Fixierung von Schaftfrakturen langer R&ouml;hrenknochen dar. Ebenso k&ouml;nnen sie bei Sonderformen metaphys&auml;rer Frakturen zum Einsatz kommen (z. B. suprakondyl&auml;re Humerusfraktur, Radiusk&ouml;pfchen, distale Femurfraktur). Die Fixation bei Schaftfrakturen beruht auf einer Dreipunktabst&uuml;tzung, welche an der Eintrittstelle, an der Nagelspitze und an der Kortexinnenseite der Diaphyse verlaufend erfolgt. In den meisten gr&ouml;&szlig;eren Knochen werden zwei ESIN gegenl&auml;ufig eingebracht, welche ein bogenf&ouml;rmiges Konstrukt bilden, das durch seine Elastizit&auml;t die einwirkenden Kr&auml;fte aufnimmt und bis zu einem bestimmten Grad verformt werden kann. Durch seine elastischen R&uuml;ckstellkr&auml;fte tr&auml;gt es wieder zur Reposition in die Ausgangsstellung bei. Um eine entsprechende Stabilit&auml;t zu erreichen, sollten die Nagelst&auml;rken bei zwei N&auml;geln insgesamt ca. 60 % und bei einem Nagel 30 % des Markraumdurchmessers betragen. In besonderen Situationen k&ouml;nnen die N&auml;gel auch unilateral statt gegenl&auml;ufig eingebracht werden, wozu eine eigene Technik notwendig ist. Dabei muss auf einen Abstand von mindestens 1 cm der Nageleintrittsstellen geachtet werden, um keine Fraktur zu erzeugen. Weiters muss ein Nagel S-f&ouml;rmig und der andere bogenf&ouml;rmig geformt werden, damit eine entsprechende r&auml;umliche Aufspreizung entsteht.<br /> OP-Technik: metaphys&auml;re Er&ouml;ffnung des Markraumes ca. 1 cm entfernt von der Epiphysenfuge mit einem Pfriem oder einem Bohrer. Bei zwei ESIN sollen Implantate gleicher St&auml;rke verwendet werden, deren Eintrittspunkt auf gleicher H&ouml;he liegt, da sonst Achsabweichungen provoziert werden. Unter Reposition der Fraktur wird der Nagel so weit es geht mit drehenden Bewegungen vorgeschoben und die Fraktur passiert. Danach wird die Nagelspitze in der Metaphyse verankert, wo sie im harten Knochen guten Halt findet. Eine bekannte Schwierigkeit stellt der sog. &bdquo;Korkenzieher- Effekt&ldquo; dar, bei dem sich der zweite eingef&uuml;hrte ESIN um den ersten wickelt, wodurch eine symmetrische Aufspreizung der Implantate unm&ouml;glich wird. Dadurch kommt es zu einem Stabilit&auml;tsverlust, da beide N&auml;gel funktionell wie einer wirken.<br /> Unabh&auml;ngig von technischen Schwierigkeiten der ESIN-Osteosynthese bzw. von Fehlern in der chirurgischen Technik gibt es einige Situationen, in denen elastische N&auml;gel Schwierigkeiten aufweisen:</p> <ul> <li>Bei Frakturen am diametaphys&auml;ren &Uuml;bergang oder bei Tr&uuml;mmerfrakturen k&ouml;nnen die intramedull&auml;ren Implantate ihre biomechanischen Eigenschaften nur eingeschr&auml;nkt entfalten.</li> <li>Bei l&auml;ngsinstabilen Frakturformen (Tr&uuml;mmerzonen, lange Spiralfrakturen, multifragment&auml;re Fx, lange Drehkeile etc.) drohen ein Zusammensintern und ein Repositionsverlust. Besonders sind davon Frakturen der unteren Extremit&auml;t bei &auml;lteren und schwergewichtigen Patienten betroffen.</li> <li>Ebenso setzen ESIN einer massiven Gewalteinwirkung relativ wenig Widerstand entgegen (Abb. 3).</li> </ul> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1902_Weblinks_jatros_ortho_1902_s25_abb3.jpg" alt="" width="750" height="523" /></p> <p>An Komplikationen treten vor allem Weichteilirritationen und Schmerzen an den PinEintrittsstellen auf. Meist sind diese relativ harmlos, bei intensiver Irritation und Nagelmigration mit Repositionsverlust muss jedoch eine Revision erfolgen (Abb. 4). Somit werden die Komplikationsraten von ESINFixierungen nicht unwesentlich von den vorliegenden Frakturformen bestimmt und schwanken zwischen 12,5 % (Querfraktur) und 66,7 % (l&auml;ngsinstabile Frakturen) je nach untersuchtem Kollektiv. Als Prophylaxe werden verschiedene Verankerungssysteme (Laschen am Nagelende f&uuml;r fixierende Schrauben, fixierte Nagelendkappen) angegeben, die aber kontrovers diskutiert werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1902_Weblinks_jatros_ortho_1902_s26_abb4.jpg" alt="" width="750" height="247" /></p> <p>Rigide intramedull&auml;re N&auml;gel (IMN)<br /> Gerade in der Altersgruppe zwischen dem 9. Lebensjahr und dem Wachstumsabschluss k&ouml;nnen Frakturstabilisierungen mit ESIN Probleme hervorrufen, wenn sie bei schwergewichtigen Patienten, l&auml;ngsinstabilen Frakturen und Adoleszenten vorgenommen werden. Neben der submuskul&auml;ren Plattenstabilisierung gew&auml;hren hier rigide Nagelsysteme eindeutig eine bessere Stabilit&auml;t und Verankerung. Die klassische Marknagelosteosynthese mit Eintritt in der Fossa piriformis birgt die &ndash; wenn auch nur minimale &ndash; Gefahr einer avaskul&auml;ren Kopfnekrose durch Verletzung der A. circumflexa colli femoris medialis und ihrer &Auml;ste. Bei einem lateralen Eintrittspunkt am Trochanter major wird zwar die Trochanterapophyse gequert, jedoch scheint in der betroffenen Altersgruppe ab dem 9. Lebensjahr die Aktivit&auml;t der Fuge zum Gro&szlig;teil erloschen, sodass eine reaktive Coxa valga oder eine Schenkelhalsverschm&auml;lerung kaum zu erwarten sind. Die Patienten mit vorzeitigem Apophysenschluss oder einer entwickelten Coxa valga waren in der Literatur fast ausnahmslos beschwerdefrei bei normalem Gang.<br /> Prinzipiell werden f&uuml;r den Einsatz von rigiden IMN ein Alter jenseits der 8 Jahre, ein Markraumdurchmesser von mindestens 8 mm und ein Patientengewicht von mehr als 45 kg gefordert. Die entsprechenden modernen Nagelsysteme weisen entsprechend d&uuml;nne Durchmesser im Schaftbereich auf und bieten auch die Option, Schrauben in den Schenkelhals einzubringen, was f&uuml;r gerade kurze Fragmente oder bei Revisionen von Vorteil ist (Abb. 5).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1902_Weblinks_jatros_ortho_1902_s26_abb5.jpg" alt="" width="750" height="556" /></p> <p><strong>Fixateur externe (F. E.)</strong><br /> Der Haupteinsatz des F. E. liegt dzt. wie bei Erwachsenen beim Polytrauma, bei schweren Weichteilsch&auml;den und offenen Frakturen sowie septischen Komplikationen. Dabei gelten die gleichen Prinzipien wie bei Erwachsenen. Als Prim&auml;rtherapie hat der F. E. besonders bei Schaftfrakturen des Femurs eine Bedeutung erlangt, insbesondere bei kurzem metaphys&auml;rem Fragment. Weiters wird von bestimmten Zentren die Fixation hoch instabiler suprakondyl&auml;rer Humerusfrakturen mit dem F. E. bef&uuml;rwortet. Die Vorteile des F. E. sind seine ubiquit&auml;re Verf&uuml;gbarkeit (Dritte Welt!), die rasche Montage und der geringe Weichteilschaden sowie die M&ouml;glichkeit der sekund&auml;ren Stellungskorrektur. Als Nachteile gelten eine verz&ouml;gerte Frakturheilung bei zu starrer Konstruktion, die M&ouml;glichkeit eines &bdquo;Pin track&ldquo;Infektes sowie die Gefahr einer Refraktur.</p> <h2>Plattenosteosynthese</h2> <p>Kompressionsplatte<br /> Urspr&uuml;nglich war die Plattenosteosynthese das Standardverfahren bei Schaftfrakturen im Kindesalter. Die weit offenen Zug&auml;nge mit entsprechendem Weichteiltrauma und St&ouml;rung der Vaskularit&auml;t f&uuml;hrten auch im Kindesalter zu Komplikationen wie Infekten, verz&ouml;gerten Heilungen und Refrakturen. Daneben war auch eine kosmetische Komponente mit breiter Narbenbildung wichtig. Heute werden Kompressionsplatten vor allem im Bereich von Korrekturosteotomien eingesetzt.</p> <p>Minimal invasive Plattenosteosynthese (MIPO), submuskul&auml;re Platte<br /> Mit Einf&uuml;hrung winkelstabiler Plattensysteme setzte sich auch in der Kindertraumatologie die Anwendung perkutaner oder minimal invasiver Plattensysteme durch. Diese vermeiden die Nachteile der offenen Plattenosteosynthese. Sie bieten aber insbesondere im Bereich des diametaphys&auml;ren &Uuml;berganges eine verl&auml;ssliche Retention der Fraktur, auch hinsichtlich der Rotation (Abb. 6). In Vergleichsstudien sind sie insbesondere bei l&auml;ngeninstabilen Frakturformen des Femurs und &auml;lteren, schwergewichtigen Patienten einer ESINFixierung &uuml;berlegen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1902_Weblinks_jatros_ortho_1902_s27_abb6.jpg" alt="" width="750" height="266" /></p> <h2>K&uuml;nftige Entwicklungen</h2> <p>Inwieweit der Verwendung von Stahloder Titanimplantaten der Vorzug gegeben werden soll, ist z. T. Gegenstand heftiger Diskussionen. Unbestritten ist, dass es auch bei Titanimplantaten zur Ionenabgabe kommt und dass diese teilweise aufgrund optimaler Osteointegration Schwierigkeiten bei der Materialentfernung bieten. Inwieweit biodegradable Implantate, welche eine Implantatentfernung ersparen w&uuml;rden, k&uuml;nftig eine Option bei der Versorgung von Frakturen im Kindesund Jugendalter sind, muss durch k&uuml;nftige breit angelegte prospektive Studien erarbeitet werden.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>&bull; Abbott MD et al.: J Pediatr Orthop 2013; 33(5): 519-23 &bull; Allen JD et al.: J Pediatr Orthop 2018; 38(3): e111-7 &bull; Canavese F et al.: Int Orthop 2016; 40(12): 2627-34 &bull; Elgohary HS, El Adl WA: Eur J Orthop Surg Traumatol 2014; 24(7): 1229-35 &bull; Hampton M et al.: Acta Orthop Belg 2016; 82(4): 829-35 &bull; Hosalkar HS et al.: J Am Acad Orthop Surg 2011; 19(8): 472-81 &bull; Kruppa C et al.: Orthop Rev 2017; 9(4): 7493 &bull; Moroz LA et al.: J Bone Joint Surg Br 2006; 88(10): 1361-6 &bull; Parikh SN et al.: Clin Orthopaedics Relat Res 2014; 472(9): 2735-44 &bull; Pretell-Mazzini J et al.: Int Orthop 2010; 34(7): 931-8 &bull; Rapp M et al.: Unfallchirurg 2018; 121(1): 47-57 &bull; Schneidm&uuml;ller D et al.: Unfallchirurg 2018; 121(10): 817-24 &bull; Sutphen SA et al.: Orthopedics 2016; 39(6): 353-8 &bull; Zhang YT et al.: Acta Orthop Belg 2016; 82(4): 673-80 &bull; Zlowodzki M et al.: J Trauma 2007; 63(5): 1061-5</p> </div> </p>
Back to top