<p class="article-intro">Eine Vielzahl an diversen Verletzungscharakteristika determiniert die Methoden der Sehnenrekonstruktion und -refixation. Das vorliegende biomechanische Studiendesign testet eine neue Refixationstechnik. </p>
<hr />
<p class="article-content"><p> </p> <h2>Fragestellung</h2> <p>Angesichts der chirurgischen Behandlung von dislozierten knöchernen Beugesehnenausrissen begegnen wir einer Vielzahl an diversen Verletzungscharakteristika, welche die Methode der Sehnenrefixation bzw. -rekonstruktion determinieren. Das Ausmaß der Dislokation sowie auch die Größe des Ausrissfragmentes sind für die Implantatwahl und folglich auch für das postoperative Nachbehandlungsprotokoll wegweisend. Das Ziel dieser biomechanischen Studie war die Bestimmung der Zugkrafttoleranz und der Versagenseigenschaften einer innovativen chirurgischen Technik zur Refixation von knöchernen Ausrissen der Sehne des M. flexor digitorum profundus unter Anwendung eines Nahtankers, basierend auf dem Zuggurtungsprinzip. Zum Vergleich wurden die biomechanischen Eigenschaften von zwei weiteren bei dieser Verletzung etablierten Refixationstechniken erhoben.</p> <h2>Methodik</h2> <p>23 frisch gefrorene Handpräparate humaner Spenderleichen wurden in die Studie eingeschlossen. Die Simulation eines knöchernen Ausrisses der Sehne des M. flexor digitorum profundus erfolgte bei 45 Langfingern dieser Präparate. Nach randomisierter Zuteilung wurden 3 Studiengruppen gebildet. Bei einer Verteilung von 15 Präparaten pro Gruppe wurde die Refixation des knöchernen Ausrisses mit Minifragmentschrauben, interossären Nähten sowie einem Nahtanker unter Anwendung der neuen Technik durchgeführt. Alle refixierten Präparate wurden zyklisch zwischen 2 N und 15 N mit 5 N/s für insgesamt 500 Zyklen belastet. Nach jedem 100. Zyklus wurde eine Fotodokumentation unter standardisierten Bedingungen durchgeführt. Im Anschluss wurde eine Belastung bis zum Versagen der Versorgung durchgeführt. Zugkraft bei Versagen, Zugkraft bei erster nennenswerter Dislokation (> 2 mm), Elongation des Sehnenversorgungskomplexes, Lückenbildung an der Refixationsstelle nach der zyklischen Belastung und Versagensmechanismus wurden erhoben.</p> <h2>Ergebnisse</h2> <p>Eine statistisch signifikante Überlegenheit der biomechanischen Eigenschaften wurde hinsichtlich der Zugkraft bei Versagen (Mittel: 100,5 ± 21,0 N; p < 0,0001), der Zugkraft bei erster nennenswerter Dislokation (Mittel: 77,4 ± 25,8 N; p < 0,0001) und der Lückenbildung (Median: 0 mm, IQR: 0) nach Anwendung der neuen Technik beobachtet. Es konnte keine statistisch signifikante Dynamik bei der Elongation des Sehnenversorgungskomplexes erhoben werden (p = 0,124). Dies impliziert eine wünschenswerte Rigidität der Refixation. Nach Anwendung der neuen Refixationstechnik wurden kein Implantatausriss und keine Nahtruptur während der zyklischen Belastung beobachtet. Der Versagensmechanismus wurde bei maximaler Belastung in 12 Fällen als ein Anker-/Fadenausriss und in 3 Fällen als ein Ausriss des Fingerendgliedes aus der Prüfanordnung identifiziert.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1905_Weblinks_j_ortho_1905_abb1_s77_halat.png" alt="" width="700" height="475" /></p> <h2>Schlussfolgerung</h2> <p>Die vorgestellte innovative Refixationsmethode scheint den hier mituntersuchten, derzeit etablierten chirurgischen Techniken biomechanisch überlegen zu sein. Dies insbesondere in Anbetracht eines intendierten frühen Mobilisierungsprotokolls. Obwohl es sich hier um ein rein biomechanisches Studiendesign handelt, erwarten wir aufgrund der subkutanen Lage des Implantates sowie einer geringen Materiallast eine potenzielle Reduktion von peri- und postoperativen Komplikationen. Unter Berücksichtigung unserer Ergebnisse sehen wir einen Bedarf an klinischen Untersuchungen während und nach der Anwendung dieser Refixationstechnik, um die postulierten Vorteile in vivo validieren zu können.</p> <h2>Weitere Wissenschaftspreise der 55. ÖGU-Jahrestagung</h2> <p>Mehr Preisträger und Selected Abstracts der ÖGU-Jahrestagung finden Sie ab Seite 61 in unserer ePaper-Ausgabe:<br /> <em><a href="https://at.universimed.com/files/data/Zeitungen_2019/Jatros_Ortho_1905/e-papers/65/index.html">JATROS Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 5/2019</a></em></p></p>