CPAP nach Möglichkeit nicht beenden
Autor:
Reno Barth
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Eine Assoziation zwischen dem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSA) mit einer Vielzahl kardiovaskulärer Risikofaktoren und in der Folge erhöhter kardiovaskulärer Mortalität gilt als gesichert. Weniger klar beantwortet werden kann die Frage nach der Wirksamkeit von Interventionen. Dies gilt insbesondere für die häufig eingesetzte CPAP-Beatmung («continuous positive airway pressure»). Aktuelle, im Rahmen des ERS-Kongresses präsentierte Daten zeigen nun, dass es jedenfalls keine gute Idee sein dürfte, eine verordnete CPAP-Beatmung zu beenden.
In ihrer vorgestellten Arbeit verband eine französische Gruppe Daten aus der «Pays de la Loire Sleep Cohort» und der nationalen Versicherungsdatenbank und untersuchte die Frage, welche Auswirkungen abgebrochene CPAP-Anwendung im Vergleich zu fortgesetzter CPAP-Anwendung auf die Inzidenz eines kombinierten Endpunkts aus kardiovaskulärer Mortalität, Schlaganfall und kardiovaskulären Ereignissen (MACE) hat.1 CPAP-Anwendung wurde definiert als Einsatz des Geräts für mindestens vier Stunden pro Nacht. Die Studie erhob auch die Einnahme kardiovaskulär aktiver Medikation wie Lipidsenker, Thrombozyten-Aggregationshemmer, Betablocker und Antihypertensiva sowie die Adhärenz gegenüber dieser Medikation, gemessen als «medication possession ratio» (MPR). Die Assoziation des Abbruchs einer CPAP-Therapie mit dem Risiko für Ereignisse im Sinne des primären Endpunkts wurde in einem zeitabhängigen Cox-Überlebensmodell adjustiert hinsichtlich kardiovaskulärer Risikofaktoren und Medikamenteneinnahme berechnet.
Die Studie ergab, dass das Beenden der CPAP-Therapie im Vergleich zu fortgesetzter adhärenter CPAP-Anwendung nach Adjustierung hinsichtlich wichtiger Störfaktoren inklusive Medikamentenadhärenz mit einer Erhöhung des MACE-Risikos um 39 % assoziiert war. Noch deutlicher war der Effekt auf die Gesamtmortalität mit einer Risikoerhöhung um 65 %. Unter den einzelnen Komponenten von MACE erreichte nur das Ergebnis für den Schlaganfall mit einer Risikoerhöhung von 52 % Signifikanz, die anderen Komponenten traten numerisch, nicht jedoch signifikant erhöht auf. Der Schweregrad der Schlafapnoe hatte einen signifikanten Einfluss auf das Ergebnis. Insbesondere ausgeprägte Hypoxie führte nach dem Absetzen von CPAP zu einer sehr deutlichen Erhöhung des Risikos. Subgruppenanalysen zeigen, dass das Ergebnis für MACE unabhängig von Alter, Geschlecht, kardiovaskulärer Vorerkrankung etc. konsistent war.
Abbruch der CPAP-Therapie und mangelnde Medikamentenadhärenz
Nach einem medianen Follow-up von acht Jahren hatten 1130 (24 %) der 4775 Patienten ein MACE-Ereignis erlitten. In dieser Zeit hatten 1679 Personen ihr CPAP abgesetzt, während 3096 weiterhin CPAP verwendeten. Dabei erwies sich das Absetzen von CPAP auch als signifikant assoziiert mit mangelnder Medikamentenadhärenz. Insbesondere Lipidsenker und Antihypertensiva wurden häufig abgesetzt. Studienautor Dr. AbdelKebir Sabil von der IRSR Pays de la Loire Sleep Cohort Study Group weist in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass die Medikamentenadhärenz bei jenen Patienten, die die CPAP-Therapie abbrachen, nach dem Behandlungsabbruch weiter abnahm.
Zu einem sehr ähnlichen Ergebnis gelangte ein Team am Institut de Recerca Biomèdica de Lleida (IRBLleida) in Spanien, das alle 3638 OSA-Patienten, die in Katalonien im Jahr 2011 beschlossen hatten, ihre CPAP-Therapie abzubrechen, auf Basis von «propensity score matching» mit 3638 OSA-Patienten verglich, die ihre CPAP-Therapie zumindest bis 2015 oder bis zu ihrem Tod fortgesetzt hatten. Ein Vergleich der Gruppen zeigte über ein medianes Follow-up von 4,5 Jahren, dass Patienten, die fortgesetzt CPAP verwendeten, eine um 40 % geringeres Gesamtmortalität, eine um 36 % reduzierte kardiovaskuläre Mortalität sowie ein um 18 % geringeres Risiko für eine Hospitalisierung aus kardiovaskulären Gründen aufwiesen.2
Quelle:
Session «Positive airway pressure for sleep-disordered breathing: adherence and outcomes», ERS 2023 am 11. September 2023
Literatur:
1 Sabil A et al.: Cardiovascular morbidity and mortality after positive airway pressure (PAP) discontinuation in obstructive sleep apnea (OSA) patients. Präsentation ID 3285 am ERS 2023 2 De Batlle J et al.: Impact of CPAP treatment on cardiovascular outcomes: a Catalan nationwide database analysis. Präsentation ID 3290 am ERS 2023
Das könnte Sie auch interessieren:
ERS Newsroom 2023
Informieren Sie sich hier über die Highlights des ERS International Congress 2023 in Mailand.
Wirksame Strategie gegen chronischen Husten
Eine Analyse der Studien COUGH-1&-2 sowie ROCC zeigt, dass Patienten, die erst seit Kurzem unter chronischem Husten leiden, ebenso gut auf eine Behandlung mit Gefapixant ansprechen wie ...
Alterslimit für Lungentransplantationen
In einer Pro-Contra-Session debattierten zwei namhafte Experten zum Thema Alterslimit bei Lungentransplantationen. Für Univ.-Prof. Dr. Konrad Hötzenecker, Wien, ist die Zeit der ...