Digitale Technologien verbessern die Adhärenz bei Asthma
Bericht:
Dr. rer. nat. Torsten U. Banisch
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Digitale Technologien sind auch in der klinischen Praxis auf dem Vormarsch, doch sind sie wirklich wichtig und können sie bei der Behandlung helfen? Gerade im Setting von chronischen Erkrankungen und besonders bei Kindern und Jugendlichen scheinen mobile Apps und andere Anwendungen zu Verbesserungen in der Adhärenz zu führen. In Zukunft könnten sie einen hohen Stellenwert auch bei der persönlichen Begleitung der Patient:innen haben.
„Der Siegeszug der digitalen Technologien verändert alle Bereiche unserer Gesellschaft. Diese Transformation ist im klinischen Setting besonders im Kontext chronischer Erkrankungen spürbar“, erklärte Prof. Dr. Giuliana Ferrante von der Universität von Verona. Die sogenannte „digitale Gesundheit“ spielt laut der Expertin eine immer zentralere Rolle beim personalisierten Asthmamanagement. So haben mobile Apps die traditionellen Tagebücher von Asthmapatient:innen ersetzt, smarte Inhalatoren helfen dabei, die Adhärenz im eigenen Heim zu überprüfen, und portable Spirometer haben die Peak-Flow-Meter praktisch ersetzt. Im pädiatrischen Asthma-Setting werden ebenfalls Anwendungen der digitalen Gesundheit getestet, mit unterschiedlichem Erfolg.1 Gerade hier besteht laut Ferrante ein hoher Bedarf an neuen Technologien, da Asthma noch immer eine große Belastung für Kinder und Jugendliche darstellt, aufgrund einer schlechten Symptomkontrolle und einer geringen Behandlungsadhärenz von nur 50 bis 70 %. Dazu erschwert die episodische Natur der Erkrankung mit oft langen Phasen ohne spürbare Symptome die Adhärenz. Auch stehen Eltern teilweise den inhalativen Kortikosteroiden (ICS) kritisch gegenüber, was mögliche Nebenwirkungen angeht, und die Kosten der Behandlung sind für rund ein Drittel der Eltern zu hoch, so Ferrante: „Es besteht also ein Bedarf an wirkungsvollen und kosteneffizienten unterstützenden Maßnahmen, gerade weil Interventionen, die die Adhärenz verbessern, essenziell für die Verbesserung des Outcomes bei Asthma sind.“
Mobile Apps können die Adhärenz und die Behandlungsergebnisse verbessern
Jüngere Generationen sind vermehrt daran interessiert, mittels digitaler Gesundheitsanwendungen ihre Krankheit besser zu verstehen und zu handhaben, was auch an der einfachen Zugänglichkeit liegt, so Ferrante. Die breite Anwendung und der Nutzen von mobilen Apps in der respiratorischen Medizin wurden kürzlich in einem Überblicksartikel zusammengefasst. Darin wurden klare Vorteile vor allem bei der Adhärenz betont, besonders durch Push-Benachrichtigungen, die es den Patient:innen erleichtern, ihre Behandlungen und Untersuchungstermine zu organisieren und wahrzunehmen. Vor allem bei Asthma gibt es bereits eine große Auswahl an unterstützenden Anwendungen. Sie erlauben eine bessere Kontrolle über die Medikationen und geben unter anderem Rückmeldung zur aktuellen Luftqualität oder zur Pollenbelastung.
Sie können mit anderen Technologien wie Inhalatoren und Datenbanken verlinkt werden und so mehr Informationen für Patient:innen und behandelnde Ärzt:innen liefern, was die patient:innenfokussierte Behandlung nachhaltig verbessert.2 Ein nachweislicher Nutzen wurde in mehreren Studien an insgesamt 3739 Patient:innen erbracht. Hier konnten 87 % der benutzten digitalen Technologien die Adhärenz der Asthmapatient:innen verbessern und 53 % zeigten verbesserte Behandlungsergebnisse.3 Auch eine rezente Metaanalyse von 40 randomisierten klinischen Studien (n=15 207 Erwachsene und Kinder) konnte zeigen, dass digitale Interventionen nicht nur die Adhärenz, sondern auch die Kontrolle von Asthma signifikant verbessern konnten.4 Trotz der positiven Daten unterscheiden sich mobile Apps stark in ihrer Qualität. Nicht alle Technologien sind ausgereift und es können Probleme mit der Konnektivität, der Privatsphäre und der Datensicherheit auftreten.
Der „soziale Roboter‘‘ als Begleiter auf dem Patientenweg
Ein sozialer Roboter ist ein autonomer oder halbautonomer Roboter, der mit Menschen nach vorgegebenen Verhaltensnormen interagiert und kommuniziert. Mit diesen Eigenschaften können soziale Roboter auch im Gesundheitswesen eingesetzt werden, um unterstützende Funktionen auszuführen. Neben den eher klassischen Anwendungsgebieten wie dem Monitoring oder einer unterstützenden Funktion bei Operationen finden sie seit Neuestem auch eine Anwendung als Therapiebegleiter. Dabei können sie Trost spenden, Ängste abbauen und motivieren, was natürlich hohe Ansprüche an die Kompetenz der sozialen Roboter stellt. In der Pädiatrie kommt zum Beispiel der humanoide Roboter „Pepper“ zum Einsatz, der über einen Touchscreen und eine Chatbot-basierende Dialogkomponente verfügt und einfach verständlich Asthmatherapien und deren richtige Anwendung erklärt und dokumentiert.5 Wie auch bei den mobilen Apps gibt es auch hier noch zu adressierende Punkte, wie die hohen Kosten, die Qualitätssicherung und die Regulierung. Zudem gibt es noch keine klinischen Studien zum Nutzen von sozialen Robotern.
Laut Ferrante sind weiterhin Interventionen zu Verhaltensänderung, wie die soziale Unterstützung, Aufklärung und Belohnungssysteme in der Behandlung, die optimale Strategie, um das Asthma-Selbstmanagement zu verbessern. In Zukunft könnten KI-gestützte Technologien den Patientenweg begleiten und auch verbessern.6
Quelle:
Session „Little humans and machines, getting the balance right in childhood asthma“, „Managing childhood asthma: the potential contributions of digital technologies“, Vortrag von Prof. Giuliana Ferrante, Verona; ERS 2024, 8. September 2024, Wien
Referenzen:
Drummond D et al.: Home monitoring in asthma: towards digital twins. Curr Opin Pulm Med 2023; 29(4): 270-6
Koyuncu A et al.: Filling the gaps in the evaluation and selection of mobile health technologies in respiratory medicine. Expert Rev Respir Med 2024; 18(3-4): 159-74
Ramsey RR et al.: Systematic review of digital interventions for pediatric asthma management. J Allergy Clin Immunol Pract 2020; 8(4): 1284-93
Chan A et al.: Digital interventions to improve adherence to maintenance medication in asthma. Cochrane Database Syst Rev 2022; 6(6): CD013030
Licari A et al.: In ERS Monograph, Digital Respiratory Healthcare 2023
Pinnock H et al.: In ERS Monograph, Digital Respiratory Healthcare 2023
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