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«Diagnose ist weiter als die Therapie»

Christian Bernhard ist Zone President Western Europe und frankophones Afrika bei General Electric Healthcare. Leading Opinions traf ihn bei der Eröffnung des Genolier Innovation Hub in Genf zum Interview über Trends im Gesundheitswesen.

Wie sehen Sie als Medizintechnik-Experte die Situation im Gesundheitswesen?
Die Gesundheitssysteme sind überall finanziell in einer schwierigen Situation. Es herrscht ein enormer Druck, das Gesundheitswesen wirtschaftlich auf vernünftige Füsse zu heben. Alle Indikatoren wie etwa die demografische Entwicklung zeigen, dass es mehr Healthcare braucht. Allerdings hat das System nicht die Voraussetzungen dafür, wie etwa die vielerorts steigenden Wartezeiten belegen. Werden sie nicht behoben, steigen die Folgekosten, weil Menschen spät therapiert werden.

Was bedeutet das für einen Hersteller wie General Electric Healthcare?
Für uns als Hersteller bedeutet das, dass die Zeit der Grossgeräte vorbei ist; wir müssen günstigere Geräte bringen. Ein anderes Thema ist die Radiologie als Service. Wir sehen zunehmend Spitäler und andere Einrichtungen, die alternative Finanzierungsmöglichkeiten anfragen; Pay per Scan ist so etwas.

Wie man es beim geleasten Drucker im Büro kennt?
Ja, genau. Das war lange in der Medizin unvorstellbar. Jetzt sehen wir solche flexiblen Modelle häufiger.

Ein anderes Thema ist, dass man als Beobachter zunehmend das Gefühl hat, dass die Technologie die Medizin und die Versorgungsstrukturen überholt. Wir können diagnostizieren, aber die Therapie und das Angebot fehlen?
Ja, wir sind in der Diagnose schon weiter. Die Frage ist aber der Zeitpunkt der Diagnose. Je früher wir eine Erkrankung erkennen, umso grösser sind die Heilungsmöglichkeiten.

Und was bringt Ihrer Meinung nach die Zukunft?
Wichtig werden integrierte Healthcare-Modelle. Das Ziel ist, dass Menschen weniger in Spitälern behandelt werden, sondern im ambulanten Bereich. Wir selbst machen das nicht, aber wir können Anbieter von solchen Modellen in vielem unterstützen – etwa im Bereich Telemedizin. Es gibt schon viele Ansätze für digitale Lösungen, etwa auch im Bereich Monitoring. Die Geräte werden tragbar und minimalinvasiv. Etwa ein kleines Ultraschallgerät für Mobiltelefone. Wichtig ist auch, die Prozesse zu digitalisieren – nicht nur im Krankenhaus. (Das Interview führte Martin Rümmele)

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