
Weltweites Pandemieabkommen der WHO ist fertig
Die WHO-Mitgliedsstaaten haben sich auf einen Pandemievertrag geeinigt, mit dem die Welt besser auf Gesundheitskrisen vorbereitet werden soll. Wochenbulletin zeigt die Details.
Genf. Die nächste Pandemie kommt bestimmt, sind sich Expert:innen einig. Doch wie bekommt man einen Überblick, wie die Situation in einzelnen Staaten ist, und wie kann man verhindern, dass Schutzkleidung fehlt, Medikamente an Grenzen zurückgehalten werden oder Impfungen ungleich verteilt sind? Nach gut drei Jahren Verhandlungen und zuletzt nächtelangen Diskussionen in Genf stimmten die WHO-Unterhändler:innen nun einem Pandemieabkommen zu. Er soll am Jahrestreffen der 194 Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation im Mai in Genf verabschiedet werden.
«Nach mehr als drei Jahren intensiver Verhandlungen ist den WHO-Mitgliedsstaaten ein grosser Schritt nach vorn gelungen in ihren Bemühungen, die Welt sicherer vor Pandemien zu machen», sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die Mitglieder hätten bewiesen, «dass die Nationen in unserer gespaltenen Welt immer noch zusammenarbeiten können». «Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Welt nach der Ratifizierung viel besser auf eine weitere Pandemie vorbereitet sein wird und diese besser und gerechter überstehen wird», sagte Gian-Luca Burci, Professor im Zentrum für globale Gesundheit der Genfer Universität Graduate Institute, gegenüber Agenturen. Die Vereinbarung gilt auch als ein wichtiger Sieg für die globale Gesundheitsorganisation. Ihr drohen drastische Kürzungen, sollte die US-Regierung von Donald Trump weniger Geld zur Verfügung stellen. Trump hat einen WHO-Ausstieg abgeordnet.
Mitgliedsländer verpflichten sich, ihre Gesundheitssysteme und die Überwachung des Tierreichs so zu stärken, dass Krankheitsausbrüche schnell entdeckt und möglichst im Keim erstickt werden. Den Europäer:innen war es ein Anliegen, dass auch Antibiotika-Resistenzen bekämpft werden. Was im Falle einer Pandemie gebraucht und geliefert wird, soll für alle Länder gleichermassen zugänglich sein. Gesundheitspersonal soll zuerst versorgt werden. In der Corona-Pandemie hatten Länder Masken oder Impfstoffe gehortet und teils die Ausfuhr verhindert. Während in reichen Staaten schon die dritte Impfung verabreicht wurde, warteten Menschen in armen Ländern noch auf die erste Spritze.
Wichtige Informationen wie die DNA-Sequenz über Pathogene sollen frei ausgetauscht werden, damit Medikamente und Impfstoffe entwickelt werden können. Im Gegenzug sollen Pharmaunternehmen der WHO zehn Prozent ihrer Produktion als Spende zur Verteilung in ärmeren Ländern abtreten. Weitere Produktionsanteile sollen zumindest günstig zur Verfügung gestellt werden. Firmen sollen ihr Know-how zur Herstellung von Medikamenten und Impfstoffen teilen, auch um Produktionen in anderen Ländern zu ermöglichen. Den europäischen Unterhändler:innen war es wichtig, dass die Beteiligung der Firmen freiwillig bleibt. Der Text hat allerdings viele schwammige Formulierungen. Verpflichtungen gelten etwa «je nach nationalen Gesetzen», bei Auflagen gibt es Einschränkungen wie «in gegenseitigem Einvernehmen». (red)
Quelle: WHO, Agenturen
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