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Knochenspezifische Therapie optimiert Brustkrebsbehandlung
Jatros
30
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23.03.2017
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<p class="article-intro">Wie wirkt sich eine adjuvante Therapie bei Mammakarzinom auf die Knochen aus? Und was bewirkt die Behandlung des Knochenstoffwechsels beim Brustkrebs? Diesen Fragen ging Prof. Georg Pfeiler, Wien, in seinem Vortrag bei der Zuweiserveranstaltung Brustkrebstherapie 2016 nach.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Die Behandlung beim Mammakarzinom sei heutzutage sehr effizient, was zu sehr guten Überlebensraten geführt habe, erklärte Pfeiler. In der ABCSG-12-Studie liegen die 7-JahresÜberlebensraten bei über 95 % .<sup>1</sup> „Diese Patientinnen sterben nicht am Mammakarzinom“, sagte Pfeiler. Dadurch rücken aber auch Nebenwirkungen, besonders Langzeitfolgen der Therapie, in den Vordergrund, die in früheren Jahren keine Rolle gespielt haben. Eine dieser Therapiefolgen ist die Osteoporose, wobei Hüftfrakturen die wesentlichsten Komplikationen sind. Die Mortalität nach einer Hüftfraktur beträgt bei 60- bis 80-jährigen Frauen 14 bis 36 % und übersteigt damit die Mortalität beim Mammakarzinom gleichaltriger Frauen.<sup>2</sup></p> <h2>Die Krebstherapie beeinträchtigt den Knochen</h2> <p>Die Ursachen für den negativen Einfluss der Tumortherapie auf den Knochen sind unterschiedlich. So führen Ovariektomie und Antihormontherapien zu einem vorzeitigen Eintritt der Wechseljahre. Eine Chemotherapie kann die Ovarien dauerhaft schädigen, sodass es zu einem Chemotherapie-induzierten Hypogonadismus kommt. Auch Glukokortikoide beeinträchtigen die Gonaden. Dies alles führt zu einem verstärkten Knochenabbau, der im Verlust der Knochendichte und einer schlechteren Knochenqualität resultiert. Anders als bei der altersbedingten Osteoporose kann bei einer therapieinduzierten Osteoporose präventiv behandelt werden, zum Beispiel mit Bisphosphonaten.<sup>3</sup><br /> Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz des monoklonalen Antikörpers Denosumab. Ellis et al konnten zeigen, dass unter der Therapie mit dem Wirkstoff die Knochendichte von Brustkrebspatientinnen, die mit einem Aromatasehemmer behandelt wurden, über einen Zeitraum von 24 Monaten stetig ansteigt.<sup>4</sup> Ob dies auch tatsächlich die Frakturrate senkt, hat die ABCSG-18-Studie untersucht.<sup>5</sup> Der primäre Endpunkt war die Zeit bis zur ersten Fraktur. Im Placeboarm erlitt rund jede fünfte Patientin innerhalb von 72 Monaten eine osteoporotische Fraktur. Denosumab konnte diese Rate halbieren – konstant über den gesamten Untersuchungszeitraum (HR: 0,5; p=0,0001) (Abb. 1). Dabei war die Therapie sicher, wobei besonderes Augenmerk auf atypische Frakturen und Kiefernekrosen gelegt wurde. Beides wurde nicht festgestellt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Gyn_1701_Weblinks_s16_abb1.jpg" alt="" width="1456" height="990" /></p> <h2>Besseres Outcome durch knochenspezifische Therapie</h2> <p>Die präventive Gabe von Bisphosphonaten oder Denosumab kann jedoch nicht nur eine Osteoporose und damit einhergehende Frakturen verhindern. Sie unterstützt auch die Krebstherapie selbst. So zeigte sich, dass die Zugabe von Zoledronsäure zur Behandlung mit Tamoxifen oder Anastrozol das krankheitsfreie Überleben der Patientinnen verlängerte.<sup>6</sup> Eine Metaanalyse ergab, dass vor allem postmenopausale Patientinnen einen signifikanten Vorteil von der knochenspezifischen Therapie haben.<sup>7</sup> Der gleiche Effekt konnte bei Denosumab beobachtet werden. Auch diese Substanz beeinflusste das krankheitsfreie Überleben der Patientinnen positiv (Abb. 2).<sup>8</sup> Gleichzeitig verursacht Denosumab weniger Nebenwirkungen als Bisphosphonate.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: „Brustkrebstherapie 2016“, Zuweiserveranstaltung der
Abteilung für allgemeine Gynäkologie & gynäkologische
Onkologie der Universitätsklinik für Frauenheilkunde,
Wien, 13. Oktober 2016, Wien
</p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Gnant M et al: Zoledronic acid combined with adjuvant endocrine therapy of tamoxifen versus anastrozol plus ovarian function suppression in premenopausal early breast cancer: final analysis of the Austrian Breast and Colorectal Cancer Study Group Trial 12. Ann Oncol 2015; 26: 313-20 <strong>2</strong> Jiang HX et al: Development and initial validation of a risk score for predicting in-hospital and 1-year mortality in patients with hip fractures. J Bone Miner Res 2005; 20: 494-500 <strong>3</strong> Van Poznak C et al: Prevention of aromatase inhibitor-induced bone loss using risedronate: the SABRE trial. J Clin Oncol 2010; 28: 967- 75 <strong>4</strong> Ellis GK et al: Randomized trial of denosumab in patients receiving adjuvant aromatase inhibitors for nonmetastatic breast cancer. J Clin Oncol 2008; 26: 4875-82 <strong>5</strong> Gnant M et al: Adjuvant denosumab in breast cancer (ABCSG-18): a multicentre, randomised, doubleblind, placebo-controlled trial. Lancet 2015; 386: 433-43 <strong>6</strong> Gnant M et al: Adjuvant endocrine therapy plus zoledronic acid in premenopausal women with early-stage breast cancer: 62-month follow-up from the ABCSG-12 randomised trial. Lancet Oncol 2011; 12: 631-41 <strong>7</strong> Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (EBCTCG): Adjuvant bisphosphonate treatment in early breast cancer: meta-analyses of individual patient data from randomised trials. Lancet 2015; 386: 1353-61 <strong>8</strong> Presseinformation der Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group (ABCSG): „ABCSG 18: Monoklonaler Antikörper verbessert krankheitsfreies Überleben bei Brustkrebs“, 9. Dezember 2015, Wien</p>
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