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Gynäkologische Endokrinologie in der Praxis

Was soll der Niedergelassene können?

<p class="article-intro">Einen Hormonbefund sollte jeder Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe interpretieren können. Das Wissen darum wird an den Ausbildungskliniken leider zu wenig gelehrt, sodass man sich diese Kenntnis anderorts erwerben sollte. Es gibt keinen Ordinationsalltag ohne hormonelle Fragestellungen. Die häufigsten Themen in der gynäkologischen Endokrinologie betreffen Fragen der Reproduktion, eng verwoben mit dem gegenteiligen Ansinnen – dem Verhüten einer Schwangerschaft. Hormone greifen weitreichend in die weibliche Gesundheit ein.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>In dieser Zusammenstellung werden folgende Themen behandelt:<br /> 1. Welche Hormone/Enzyme sind beteiligt?<br /> 2. Blutungsst&ouml;rungen<br /> 3. Amenorrh&ouml; prim&auml;r/sekund&auml;r<br /> 3.a. Hypogonadotrope Amenorrh&ouml;<br /> 3.b. Hypergonadotrope Amenorrh&ouml;<br /> 4. Hyperandrogen&auml;mie, PCOS<br /> 5. Hormonelle Verh&uuml;tung<br /> 6. Hyperprolaktin&auml;mie<br /> 7. Schilddr&uuml;se<br /> 8. Nebennierenrinde</p> <h2>Welche Hormone/Enzyme sind beteiligt?</h2> <p>Hauptdarsteller im weiblichen endokrinen Orchester sind die Gruppe der &Ouml;strogene, das Progesteron und seine Derivate sowie die verschiedenen Androgene. Als &uuml;bergeordnete Taktgeber sind die Gonadotropine zu nennen. Weiters ist f&uuml;r die Gesundheit der Frau das Funktionieren der Schilddr&uuml;sen- und der Nebennierenrindenhormone wichtig. Es gibt diffizile Enzymst&ouml;rungen, die durch das Fehlen oder den &Uuml;berschuss dieser Hormone bzw. deren nachfolgender Metaboliten zu Erkrankungen f&uuml;hren k&ouml;nnen. Hormonst&ouml;rungen k&ouml;nnen sich abh&auml;ngig vom Lebensalter unterschiedlich bemerkbar machen. In den fertilen Jahren sind Hormone in erster Linie f&uuml;r das Gelingen der Fortpflanzung wichtig und sorgen f&uuml;r Vitalit&auml;t, Gesundheit und Sch&ouml;nheit. In den postfertilen Lebensjahren macht sich das Fehlen der Hormone an fast allen Organsystemen bemerkbar und verursacht das weite Feld der menopausalen Symptome.</p> <h2>Blutungsst&ouml;rungen</h2> <p>Blutungsst&ouml;rungen werden gem&auml;&szlig; der Terminologie in Tabelle 1 eingeteilt.<br /> Sobald sich in der Pubert&auml;t ein hormonelles Gleichgewicht eingestellt hat, l&auml;uft der weibliche Zyklus Monat f&uuml;r Monat f&uuml;r die n&auml;chsten 30 bis 40 Jahre wie ein Pr&auml;zisionsuhrwerk ab. Physiologisch wird dieses Regelwerk durch den Eintritt von Schwangerschaften mit Stillzeiten unterbrochen. Willentlich wird dieser Kreislauf durch den Einsatz von hormonellen Verh&uuml;tungsmethoden stillgelegt. Manchmal kommt es aus einem von vielen anderen m&ouml;glichen Gr&uuml;nden zu krankhaften Ver&auml;nderungen, die dieses weibliche &bdquo;Urprogramm&ldquo; st&ouml;ren. Die Ursachen f&uuml;r die in Tabelle 1 genannten Blutungsst&ouml;rungen sind einerseits im hormonellen Gleichgewicht/ Ungleichgewicht zu finden, es kann sich andererseits aber auch um eine organische Ursache handeln. &Ouml;strogene und Progesteron (und deren Metaboliten) sind jene Haupthormone, die f&uuml;r die Zyklusstabilit&auml;t verantwortlich sind. Fehlt eines oder ist eines im &Uuml;berschuss vorhanden, so kommt es zu St&ouml;rungen der Blutungsdauer und -intensit&auml;t, was im Extremfall im Ausbleiben der Regel resultieren kann. Die Art der Therapie richtet sich nach der Ursache. Es kann eine hormonelle Behandlung, aber auch eine chirurgische Intervention erforderlich sein.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s6_tab1.jpg" alt="" width="300" height="338" /></p> <h2>Amenorrh&ouml;</h2> <p>Das Ausbleiben der Blutung f&uuml;r l&auml;nger als 3 Monate wird als Amenorrh&ouml; bezeichnet. Nach Eintritt der Erstblutung (Menarche) spricht man von sekund&auml;rer Amenorrh&ouml;, ist noch nie eine Blutung eingetreten, von prim&auml;rer Amenorrh&ouml; (Tab. 2).<br /> Die Ursachen einer prim&auml;ren/sekund&auml;ren Amenorrh&ouml; werden in hormonelle und anatomische Ursachen eingeteilt, wobei sich die hormonellen Ursachen nach Eintritt der Menarche zu jedem Lebenszeitpunkt &auml;ndern k&ouml;nnen; dann wird von einer sekund&auml;ren Amenorrh&ouml; gesprochen. F&uuml;r eine prim&auml;re Amenorrh&ouml; gibt es auch anatomische Gr&uuml;nde (Dysgenesie bzw. Aplasie der inneren weiblichen Organe). In jungen Jahren kann eine schwerwiegende hormonelle Ursache in Form einer Hypergonadotropin&auml;mie oder Hypogonadotropin&auml;mie mit Hypo&ouml;strogen&auml;mie vorliegen (Tab. 3).<br /> Anatomische Ursachen ohne chromosomale Ver&auml;nderungen k&ouml;nnen oftmals mittels Uteruschirurgie behoben werden. Chromosomale Ver&auml;nderungen sind zum heutigen Zeitpunkt nicht korrigierbar. Der Dysgenesie/Aplasie der Ovarien kann nur durch eine Hormonsubstitutionstherapie wirkungsvoll begegnet werden, um die fehlenden Hormone zu ersetzen (&Ouml;strogen/ Progesteron/Androgen).<br /> In vielen F&auml;llen k&ouml;nnen die Ursachen der sekund&auml;ren Amenorrh&ouml; gefunden werden und entsprechende Therapiema&szlig;nahmen m&uuml;ssen ergriffen werden. Eine der wichtigsten und einfachsten Ma&szlig;nahmen ist in vielen F&auml;llen die Gewichtsnormalisierung. Das klingt sehr trivial, ist aber gerade bei jungen M&auml;dchen die wirkungsvollste Ma&szlig;nahme, um die hormonelle Situation des Gesamtorganismus zu verbessern.<br /> Mit dem &auml;u&szlig;eren Zeichen des Nichtblutens (Amenorrh&ouml;) geht oft eine Ovarialinsuffizienz (Tab. 4) einher, die im Hormonstatus erkannt werden kann. Aber auch andere Ursachen wie Schilddr&uuml;senst&ouml;rungen und Hyperprolaktin&auml;mie werden im Hormonstatus festgestellt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s7_tab2-4.jpg" alt="" width="300" height="1268" /></p> <p><strong>Hypogonadotrope Amenorrh&ouml;</strong><br />Dies ist eine schwerwiegende hormonelle St&ouml;rung, oft schon bei jungen M&auml;dchen. Dabei kommt es zu keinem ad&auml;quaten LHund FSH-Impuls der Hypophyse und somit zu keiner &Ouml;strogenbildung. Die Ursachen sind schwer zu finden und es gibt keine kausale Therapie. Manchmal &bdquo;w&auml;chst sich&ldquo; das Problem im Laufe der n&auml;chsten Jahre &bdquo;aus&ldquo;. Wobei auch hier der wichtigste Regulator das K&ouml;rpergewicht ist. Sollte sich eine Besserung nicht innerhalb von 2&ndash;3 Jahren einstellen, ist eine Hormonsubstitution (&Ouml;strogen und Progesteron, evtl. sogar ein leichtes Androgen) notwendig, um andere hormonabh&auml;ngige Organsysteme (Knochen, Gehirn) f&uuml;r das weitere Leben zu sch&uuml;tzen. Nicht hilfreich ist eine Unterdr&uuml;ckung der hypophys&auml;ren Achsen mittels hormoneller Kontrazeption. Dabei w&uuml;rde zwar eine Blutung erzeugt werden (wenn die Geb&auml;rmutter nicht atrophisch ist), aber in der hormonellen Bilanz schadet es der jungen Frau mehr, als es n&uuml;tzt.</p> <p><strong>Hypergonadotrope Amenorrh&ouml;</strong><br /> Diese Form der Amenorrh&ouml; ist in der Menopause physiologisch. Der FSH-Spiegel ist hoch, der &Ouml;stradiol-Spiegel niedrig. Allerdings kann sich solch ein Zustand auch in den fertilen Jahren einstellen, dann spricht man von &bdquo;premature ovarian failure&ldquo; (PMOF). Dies impliziert, dass die ovarielle Fruchtbarkeit nicht mehr gegeben ist, Hormone exogen zugef&uuml;hrt werden sollten und bei vorhandenem Kinderwunsch andere medizinische Wege beschritten werden m&uuml;ssen.</p> <h2>Hyperandrogen&auml;mie und PCOS</h2> <p>Die Terminologie &bdquo;polyzystisches Ovarsyndrom&ldquo; (PCOS) verunsichert &Auml;rzte und die betroffenen Frauen auf mehrfache Weise. Das Pr&auml;fix &bdquo;poly&ldquo; bedeutet &bdquo;viel&ldquo;. Doch was ist zu viel in meinem K&ouml;rper? Das Wort &bdquo;Zyste&ldquo; klingt dramatisch f&uuml;r die Patientin und die &Auml;rzteschaft, bedeuten doch Zysten oftmals etwas Unheilvolles, m&ouml;glicherweise sogar einen Tumor. Schlie&szlig;lich &bdquo;Syndrom&ldquo;. Ist dies wom&ouml;glich eine chromosomale Ver&auml;nderung, die die ganze Person betrifft? Die oftmals voreilige Diagnose eines PCOS ist f&uuml;r beide Seiten nachteilig. Deshalb w&auml;re es im Zusammenhang mit j&uuml;ngeren Frauen von medizinisch-sprachlichem Vorteil, die physiologischen Ver&auml;nderungen der Eierst&ouml;cke in der Pubert&auml;t und den Jahren danach besser als &bdquo;multifollikul&auml;res Ovar&ldquo; zu bezeichnen.<br /> Die Gr&uuml;nde sind wie folgt:</p> <ol> <li>Jedes Ovar in der Pubert&auml;t ist multifollikul&auml;r = polyzystisch.</li> <li>Dieser physiologische Zustand ist essenziell f&uuml;r die weitere gesunde Entwicklung des Eierstocks mit all seinen zuk&uuml;nftigen Funktionen (Follikulogenese, Ovulation, Luteinisierung).</li> <li>Der multifollikul&auml;re Zustand w&auml;chst sich in den n&auml;chsten 3 bis 5 Pubert&auml;tsjahren fast immer aus. Der Eierstock &bdquo;reift&ldquo; und organisiert sich von selbst &ndash; wenn man ihn l&auml;sst.</li> <li>Die erste Hormongruppe, die vom Ovar in der Pubert&auml;t im &Uuml;berma&szlig; gebildet wird, sind Androgene. Diese sind essenziell und bedingen in weiterer Folge die &Ouml;stradiolbildung. D.h.: ohne Androgene kein gesundes Funktionieren der Eierst&ouml;cke.</li> <li>Als Folge der (transienten) Hyperandrogen&auml;mie leiden Haut und Haar, was zu dieser Zeit von den M&auml;dchen/M&uuml;ttern und &Auml;rzten als besonders nachteilig empfunden wird.</li> <li>Bei St&ouml;rungen der physiologischen ovariellen Reifungsschritte, die 3 bis 5 Jahre in Anspruch nehmen k&ouml;nnen, kann es leider passieren, dass der Eierstock in einer der Entwickungsstufen stehen beibt. Exogene, aber auch endogene Einfl&uuml;sse k&ouml;nnen daran beteiligt sein.</li> </ol> <p>Je nachdem, wo die Entwicklung sistiert, bleibt das eine oder andere Krankheitsbild erhalten. Es kann somit eine reine Hyperandrogen&auml;mie die Frau ein Leben lang begleiten, mit oder ohne multifollikul&auml;re Ovarien. Die Zyklusregelm&auml;&szlig;igkeit kann gest&ouml;rt sein, die Fruchtbarkeit leidet. Langfristig kann &ndash; durch das K&ouml;rpergewicht mitverursacht (zu gering oder zu hoch) &ndash; die metabolische Lage belastet sein und den Weg zur Entwicklung eines metabolischen Syndroms ist geebnet.<br /> Aus den verschiedenen ovariellen Entwicklungsstufen erkl&auml;ren sich auch die heterogene Gruppe von Frauen, die unterschiedliche Altersverteilung und die diversen Ph&auml;notypen des Krankheitsbildes.<br /> Das Vollbild des echten PCOS wird mit einer Pr&auml;valenz von 6&ndash;20 % angegeben.<br /> Die Androgen Excess PCOS Society (AE-PCOS) hat auf dieses Faktum Bezug genommen und schl&auml;gt eine Einteilung gem&auml;&szlig; Tabelle 5 vor.<br /> Bei einem PCOidem Krankheitsbild ist es wichtig zu wissen, dass die pathologische Morphologie der Ovarien sich ver&auml;ndern oder sich auch vollst&auml;ndig zur&uuml;ckbilden kann. Metabolische Sp&auml;tfolgen bedingt durch die Hyperandrogen&auml;mie entwickeln sich erst nach vielen Jahren. Deshalb ist es wichtig, sich um den Androgenhaushalt zu k&uuml;mmern. Als relevante Androgene werden Testosteron, Androstendion sowie DHEA-S bestimmt, auch SHBG und damit der freie Androgenindex. Weiters sollten der &Ouml;stradiolwert sowie TSH und PRL bestimmt werden.<br /> Androgene haben im weiblichen Leben eine dimorphe Rolle &ndash; Segen und Fluch zugleich.<br /> Die Therapie bei Hyperandrogen&auml;mie/ PCOS und den damit verbundenen klinischen Auspr&auml;gungen richtet sich nach dem Alter der Patientin, nach der H&ouml;he der Androgenwerte, nach der metabolischen Manifestation sowie dem K&ouml;rpergewicht und nach dem Status der Familienplanung.</p> <h2>Hormonelle Verh&uuml;tung</h2> <p>Dieses wichtige Kapitel ist aus der Gyn&auml;kologie nicht mehr wegzudenken. Die Fruchtbarkeit auf diese Art zu regeln hat f&uuml;r die Frau im Lauf von &uuml;ber 60 Jahren eine Ver&auml;nderung gro&szlig;en Ausma&szlig;es gebracht. Die Palette an hormonellen Verh&uuml;tungsma&szlig;nahmen ist in den letzten Jahrzehnten dementsprechend stark angewachsen. Die M&ouml;glichkeit, zur Verh&uuml;tung Hormone an den verschiedensten K&ouml;rperstellen der Frau zu applizieren, scheint aber ausgesch&ouml;pft zu sein. Die Vielfalt der Pr&auml;parate ist wichtig. Umso schwieriger ist es aber geworden, eine individuelle Ma&szlig;nahme zu finden. Die Beratung bez&uuml;glich Individualit&auml;t in der Verh&uuml;tung stellt eine wichtige Grunds&auml;ule in der gyn&auml;kologischen Ordination dar. Jedes Produkt unterscheidet sich vom anderen, sodass Nuancen &uuml;ber Vertr&auml;glichkeit und Nebenwirkungswahrscheinlichkeit entscheiden k&ouml;nnen. Der Gyn&auml;kologe muss demnach nicht nur die Inhaltsstoffe von Pille &amp; Co gut kennen, sondern muss auch wissen, dass Ovulationshemmer der Kontrazeption dienen und die Aktivit&auml;t des Eierstocks unterdr&uuml;cken (sic) und nicht zur Hormonsubstitution verwendet werden d&uuml;rfen.</p> <h2>Hyperprolaktin&auml;mie</h2> <p>Prolaktin ist ein bedeutendes Hormon in der Frauenheilkunde. Somit hat es auch Auswirkungen auf das Zyklusverhalten und in weiterer Folge auch auf die Fruchtbarkeit.<br /> In Tabelle 6 sind physiologische und pathologische Ursachen der Prolaktinerh&ouml;hung zusammengefasst. 5 % sind idiopathisch. Viele der Ursachen sind auch iatrogen bedingt (Tab. 7).<br /> Makroprolaktin (Big-Prolaktin und Bigbig- Prolaktin) wird intravasal durch Immunkomplexbildung von Prolaktin mit Autoantik&ouml;rpern gebildet (23kDa schweres Molek&uuml;l), ist biologisch nicht oder kaum aktiv und f&uuml;hrt bei zahlreichen Prolaktin- Immunoassays zu falsch positiven Resultaten (falsche Hyperprolaktin&auml;mie).<br /> Da die Immunkomplexe das Gef&auml;&szlig;system nicht verlassen, ist Makroprolaktin <em>in vivo</em> an Gewebsrezeptoren nicht verf&uuml;gbar und somit gr&ouml;&szlig;tenteils inaktiv. Wegen der verz&ouml;gerten renalen Ausscheidung des Makromolek&uuml;ls (&gt;150kD) akkumuliert Makroprolaktin in der Blutbahn. Da alle kommerziellen Prolaktin-Assays in unterschiedlichem Ma&szlig; auch Makroprolaktin erfassen, f&uuml;hren hohe Serumkonzentrationen von Makroprolaktin zu erh&ouml;hten Prolaktinwerten.<br /> Mithilfe von Polyethylenglykol (PEG) k&ouml;nnen die Makroprolaktinimmunkomplexe pr&auml;zipitiert und damit vom monomeren Prolaktin getrennt werden, das in einem zweiten Ansatz erneut bestimmt wird. In circa 10 % der F&auml;lle ist die Erh&ouml;hung des Prolaktins durch Makroprolaktin bedingt, d.h., nach PEG-F&auml;llung befindet sich die Prolaktinkonzentration im Referenzbereich.<br /> Die Therapie bei Hyperprolaktin&auml;mie besteht in der Verabreichung eines Dopaminagonisten. Als diagnostische Ma&szlig;nahme sollte bei hohen Prolaktinwerten &ndash; nachdem es zu keiner ad&auml;quaten Senkung des Prolaktins nach 3-monatiger Therapie gekommen ist &ndash; ein MRT der Hypophyse durchgef&uuml;hrt werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s8_tab5+6.jpg" alt="" width="450" height="550" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s9_tab7.jpg" alt="" width="300" height="249" /></p> <h2>Schilddr&uuml;se</h2> <p>Die Schilddr&uuml;se als endokrines Organ hat f&uuml;r die weibliche Gesundheit einen hohen Stellenwert. So wie das Ovar macht auch die Schilddr&uuml;se eine &bdquo;Pubert&auml;t&ldquo; durch, nur nicht so offensichtlich. Man merkt dies erst, wenn St&ouml;rungen bei jungen M&auml;dchen diagnostiziert werden, meist sind es Hypothyreosen.<br /> Ein ausgeglichener Schilddr&uuml;senhormonhaushalt ist nicht nur f&uuml;r die Energiegewinnung (Muskelkraft und K&ouml;rpergewicht, Gehirnstoffwechsel) von immenser Bedeutung, sondern auch f&uuml;r Zyklusstabilit&auml;t und Fertilit&auml;t.<br /> Es sind die hormonsensiblen Jahre der Frau, in denen sich vermehrt Schilddr&uuml;senst&ouml;rungen manifestieren: in der Pubert&auml;t, w&auml;hrend oder nach einer Schwangerschaft sowie perimenopausal und auch nach der Menopause.<br /> Am h&auml;ufigsten sind Unterfunktionen, oft begleitet von einer immunologischen Komponente. Aber auch &Uuml;berfunktionen und Entz&uuml;ndungen werden diagnostiziert. Die internistische Zusammenarbeit auf diesem Gebiet sollte auf jeden Fall erfolgen.<br /> Die Therapie besteht in der entsprechenden Substitution oder ggf. Unterdr&uuml;ckung der Schilddr&uuml;se. Folgende Parameter sollten bei Verdacht auf eine Schilddr&uuml;senst&ouml;rung bestimmt werden: TSH, fT3, fT4, TPO, TRAK, TGAK.<br /> Bei besonderen Fragestellungen kann auch ein TRH-Test durchgef&uuml;hrt werden (Tab. 8).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s9_tab8.jpg" alt="" width="300" height="249" /></p> <h2>Nebennierenrinde</h2> <p><strong>Cortisol</strong><br /> Im Bereich der Zona fasciulata der Nebennierenrinde wird Cortisol synthetisiert. Cortisol ist zwar f&uuml;r den Gyn&auml;kologen nicht das &bdquo;Haupthormon&ldquo;, dennoch sollten wir auch dar&uuml;ber Bescheid wissen. Der Hypercortisolismus kann durch eine zentrale/periphere oder iatrogene Ursache ausgel&ouml;st sein. Die Ursachen eines Cushing- Syndroms k&ouml;nnen sein:</p> <ul> <li>Zentrales Cushing-Syndrom (hypothalamisch- hypophys&auml;r): erh&ouml;hte Produktion von ACTH (adrenokortikotropes Hormon) im Hypophysenvorderlappen (Morbus Cushing, Cushing&rsquo;sche Erkrankung), seltener erh&ouml;hte Produktion von CRH im Hypothalamus mit anschlie&szlig;end vermehrter Kortikoidfreisetzung aus der Nebennierenrinde.</li> <li>Adrenales Cushing-Syndrom: gesteigerte Sekretion von Gluko- oder Mineralokortikoiden aus der Nebennierenrinde im Zuge von Neoplasien (Adenome oder Karzinome der Nebennierenrinde) mit nachfolgend unterdr&uuml;ckter ACTHAussch&uuml;ttung aus dem Hypophysenvorderlappen.</li> <li>Ektopisches (paraneoplastisches) Cushing- Syndrom: Bildung von ACTH (oder sehr selten CRH) in ektopem Gewebe, meist im Rahmen eines kleinzelligen Bronchialkarzinoms.</li> <li>Iatrogenes (durch &auml;rztliche Therapie verursachtes) Cushing-Syndrom: Ausbruch der Symptomatik nach regelm&auml;&szlig;iger systemischer Gabe von ACTH oder Kortikoiden im Rahmen der Behandlung von Erkrankungen, etwa Autoimmunerkrankungen oder Allergien.</li> </ul> <p>Zur Diagnostik wird h&auml;ufig ein Dexamethason- Test (DST) eingesetzt. Beim DST wird eine kleine Menge Dexamethason (synthetisch hergestelltes Cortisolderivat) oral oder intraven&ouml;s gegeben. Dies bewirkt eine Hemmung der Cortisolproduktion und f&uuml;hrt bei l&auml;ngerer Applikation zu einer Unterdr&uuml;ckung der ACTH-Aussch&uuml;ttung. Beim gesunden Organismus ist ein signifikanter Abfall (Suppression) des Cortisolblutwertes nachzuweisen, im Falle eines Cushing-Syndroms aber nicht.<br /> Da der Cortisolspiegel starken tageszeitlichen und stressbedingten Schwankungen unterliegt, sind abh&auml;ngig vom eingesetzten Test mehrere Blutentnahmen erforderlich.<br /> Die einmalige Cortisolbestimmung aus dem Blut sollte am Vormittag erfolgen.<br /> Cortisol hat f&uuml;r den Uterus eine wichtige Bedeutung: Zu viel Cortisol vermindert die uterinen &Ouml;strogenrezeptoren und kann somit auch zur uterinen Amenorrh&ouml; beitragen.</p> <h2>Hyperandrogen&auml;mien durch St&ouml;rungen von Enzymen der Nebennierenrinde</h2> <ul> <li>21-beta-Hydroxylase-Defekt (Abb. 1)</li> <li>3-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase- Defekt (Abb. 2)</li> <li>11-beta-Hydroxylase-Defekt (Abb. 3)</li> </ul> <p>Das adrenogenitale Syndrom (AGS) ist eine Gruppe autosomal-rezessiv vererbter Stoffwechselkrankheiten (21-beta-Hydroxylase), die durch eine St&ouml;rung der Hormonsynthese in der Nebennierenrinde gekennzeichnet sind. Dabei ist die Bildung von Cortisol und Aldosteron gest&ouml;rt. Durch &Uuml;berstimulation der Nebennierenrinde werden vermehrt Nebenwege des Stoffwechsels aktiviert und Vorstufen (z.B. Pregnenolon, 21-OH-Progesteron) gebildet. Der Mangel an Cortisol f&uuml;hrt zur kompensatorischen Stimulierung der gesamten Nebenniere durch den Hypothalamus und die Hypophyse. Da die Bildung der Sexualhormone &ndash; welche dabei nicht gest&ouml;rt ist &ndash; ebenfalls in der Nebennierenrinde erfolgt, kommt es bei M&auml;dchen zur Verm&auml;nnlichung beziehungsweise bei Knaben zur vorzeitigen Geschlechtsentwicklung. Der Mangel an Aldosteron f&uuml;hrt zu St&ouml;rungen im Salzhaushalt mit Fl&uuml;ssigkeitsverlust (&bdquo;classic 21-OH deficiency&ldquo;).<br /> Es gibt sehr starke Auspr&auml;gungsgrade, wobei in der Frauenheilkunde bei einer Hyperandrogen&auml;mie mit Virilisierungserscheinungen auch ein Late-Onset-AGS die Ursache sein kann (&bdquo;nonclassic 21-OH deficiency&ldquo;, NC21OHD).<br /> Die Hauptleitsymptome sind Akne, Hirsutismus, androgenetische Alopezie, Tempoanomalien mit Sterilit&auml;tsproblematik. Das Leithormon im Hormonbefund ist 17-OH-Progesteron. Bei den anderen Enzymst&ouml;rungen sind meist die Androgene sowie 17-OH-Pregnenolon erh&ouml;ht (Abb. 1&ndash;3).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s9_abb1+2.jpg" alt="" width="650" height="1019" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s10_abb3.jpg" alt="" width="650" height="499" /></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Hormonelle St&ouml;rungen in unterschiedlichen Auspr&auml;gungsgraden kommen in allen Lebensphasen der Frau vor. Die Bestimmung der Hormonparameter muss dementsprechend zyklusgerecht erfolgen, je nachdem, was untersucht werden soll. Auf die Bestimmung der Schilddr&uuml;senwerte und Prolaktin darf nicht vergessen werden. Die korrekte Interpretation der Werte setzt sehr viel Erfahrung voraus.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei der Verfasserin</p> </div> </p>
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