Ciltacabtagene autoleucel in frühen Therapielinien effektiv
Bericht: Dr. Ine Schmale
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Die CAR-T-Zell-Therapie etabliert sich bei verschiedenen Entitäten, darunter auch beim multiplen Myelom. Wurde sie erst bei austherapierten Patient:innen angewendet, rückt sie nun in frühere Therapielinien vor. In der Phase-III-Studie CARTITUDE-4 wurden Lenalidomid-refraktäre Myelompatient:innen nach 1‒3 Therapielinien mit Cilta-cel behandelt.
Ciltacabtagene autoleucel (Cilta-cel) ist eine dual-bindende BCMA-gerichtete CAR-T-Zell-Therapie, mit der bei intensiv vorbehandelten Myelompatient:innen mit ≥3 vorangegangenen Therapielinien ein medianes progressionsfreies Überleben (PFS) von etwa 3 Jahren erreicht werden konnte. Die T-Zell-Funktion und damit die CAR T-Zell-Aktivität ist in weniger intensiv vorbehandelten Patient:innen besser. Daher wurde in der CARTITUDE-4-Studie die Therapie mit Cilta-cel gegenüber Daratumumab/Pomalidomid/Dexamethason (DPd) oder Pomalidomid/Bortezomib/Dexamethason (PVd) nach 1‒3 vorangegangenen Therapielinien geprüft. Da Lenalidomid meistens in der ersten Therapielinie eingesetzt wird, war die Lenalidomid-Refraktärität ein Einschlusskriterium. Die mediane Nachbeobachtungszeit der beim EHA präsentierten Auswertung lag bei 15,9 Monaten.
Es wurden 419 Myelompatient:innen in die zwei Studienarme randomisiert. In beiden Studienarmen wurde die Therapie mit PVd oder DPd begonnen, dies bei Patient:innen im Cilta-cel-Arm nach der Apherese als Bridging für ≥1 Therapiezyklus.
Die Studie erreichte ihren primären Endpunkt, eine Verlängerung des PFS, mit einer Hazard Ratio von 0,26 (95% CI 0,18‒9,38; p<0,0001). Nach 12 Monaten lebten 76% versus 49% der Patient:innen der ITT-Population ohne Progress. Der Median war im experimentellen Arm noch nicht erreicht und betrug 11,8 Monate im Kontrollarm. Alle präspezifizierten Subgruppen profitierten signifikant besser von der CAR-T-Zell-Therapie. Die Ansprechrate war mit insgesamt 84,6% versus 67,3% sowie 73,1% versus 21,8% Komplettremissionen (sCR+CR) im Cilta-cel-Arm signifikant überlegen (p<0,0001). Auch der Anteil an Patient:innen mit MRD-Negativität war mit 60,6% versus 15,6% (ITT-Population) bzw. 87,5% versus 32,7% (bezüglich MRD auswertbare Population) höher im Cilta-cel-Arm.
Wurden nur die tatsächlich behandelten Patient:innen des Cilta-cel-Studienarms berücksichtigt (n=176), so betrug die Ansprechrate 99,4%, die ≥CR-Rate 86,4%, die MRD-Negativitätsrate 72% und die 12-Monats-PFS-Rate 90%.
An Nebenwirkungen traten bei 90% versus 85% der Patient:innen Neutropenien, meistens Grad 3/4, und bei 54% versus 26% Anämien auf. Infektionen wurden bei 62% versus 71% der Patient:innen beobachtet (Grad 3/4: 27% vs. 25%). Covid-19 trat bei 29 (13,9%) versus 55 (26,4%) der Patient:innen auf, und es verstarben 7 versus 1 Patient:in daran. Zytokinsturm (CNS) wurde bei 76,1% der Patient:innen im Cilta-cel-Arm beobachtet, bei 1,1% mit Grad 3/4. CAR T-Zell-assoziierte Neurotoxizität trat bei 20,5% (Grad 3/4: 2,8%) der Patient:innen auf.
Die Autor:innen schlussfolgerten, dass die CAR-T-Zell-Therapie mit Cilta-cel das Potenzial hat, ein neuer Standard für Patient:innen mit Lenalidomid-refraktärem Myelom nach erstem Krankheitsrückfall zu werden. Vorsichtsmaßnahmen sollten bezüglich einer Covid-19-Infektion getroffen werden.
Quelle
Einsele H et al.: Phase 3 results from CARTITUDE-4: Cilta-cel versus standard of care (PVd or DPd) in lenalidomide-refractory multiple myeloma. EHA 2023, Abstr. #S100
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