Das metaplastische Mammakarzinom
Autor:innen:
Priv.-Doz. Dr. med. Natalia Krawczyk1
Univ.-Prof. Dr. med. Eugen Ruckhäberle1
Prof. Dr. med. Tanja N. Fehm1
Priv.-Doz. Dr. med. Maggie Banys-Paluchowski2
1Universitäts-Frauenklinik Düsseldorf, Düsseldorf
2Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Korrespondierende Autorin:
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Selten, aber wegen der schlechten Prognose sehr ernst zu nehmen istdie Gruppe der metaplastischen Mammakarzinome. Der folgende Artikel gibt einen Überlick über praktische Handhabung der Entität.
Keypoints
-
Gruppe heterogener Mammakarzinome mit plattenepithelialer oder mesenchymaler Differenzierung
-
Hohes Malignitätspotenzial, meist G3 und TNBC
-
Prognose schlechter als bei TNBC-NST
-
Klinisch grosse, schnell wachsende Tumoren, hämatogene Metastasierung
-
Derzeit keine Empfehlung zur Neoadjuvanz aufgrund der Chemoresistenz
-
Immuntherapie mit vielversprechenden Ergebnissen in Studien
Das metaplastische Mammakarzinom (MpBC, «metaplastic breast cancer») stellt eine sehr heterogene Gruppe invasiver Mammakarzinome dar. Die Gemeinsamkeit aller dieser Tumoren ist die stattgehabte metaplastische Transformation der glandulären Tumorzellen, welche in diesem Zusammenhang plattenepitheliale und/oder mesenchymale Differenzierung aufweisen.
Nach der aktuellen WHO-Klassifikation wird das metaplastische Mammakarzinom anhand seiner Morphologie in verschiedene Subtypen unterteilt. Dabei werden «High-grade»-Formen mit sehr hohem malignem Potenzial von den «Low-grade»-Formen mit unklarem malignem Potenzial unterschieden (Tab. 1).1
Tab. 1: Subtypen des metaplastischen Mammakarzinoms nach der WHO-Klassifikation 2019
Klinische Eigenschaften
Das metaplastische Mammakarzinom macht je nach Definition 0,2–1% aller Mammakarzinome aus. Im Vergleich zu NST-Mammakarzinomen (invasiv-duktal) sind das mittlere Erkrankungsalter sowie das T-Stadium beim MpBC durchschnittlich höher, während diese Karzinome verhältnismässig selten nodal-positiv sind. Klinisch zeigen sich die MpBC als schnell wachsende Tumoren, die häufig hämatogen, vor allem pulmonal, metastasieren.2–4
Histologische Eigenschaften
Histologisch stellen die meisten MpBC schlecht differenzierte Tumoren vom tripelnegativen Subtyp dar. Je nach Studie beträgt der Anteil der tripelnegativen Karzinome bei MpBC in den grossen Kollektiven bis zu 79% (Tab. 2A). In den kleineren Analysen wird dieser Anteil noch höher angegeben.5 Darüber hinaus wurde bei MpBC eine Reihe molekularer Alterationen beschrieben, die gleichzeitig potenzielle Therapietargets darstellen (Tab. 2B). Neueren Untersuchungen zufolge zeigen diese Tumoren sehr häufig eine PD-L1-Positivität.6
Tab. 2 A: Immunhistochemische Subtypen bei metaplastischem Mammakarzinom
Tab. 2 B: Häufige molekulare Alterationen beim MpBC
Prognose
Die Prognose des MpBC ist signifikant schlechter im Vergleich zum klassischen Mammakarzinom, wobei die Prognoseverschlechterung mit dem Stadium der Erkrankung zunimmt.7 Dieser Effekt wird gleichermassen bei tripelnegativem und HR-positivem/HER2-negativem MpBC beobachtet, während der seltene HER2-positive MpBC-Subtyp (Tab. 2B) verglichen mit den anderen IHC-Subtypen in höheren Stadien eine deutlich bessere Prognose aufzeigt.3
Therapeutische Besonderheiten
Die operative Therapie des MpBC kann analog zur Therapie des klassischen NST-Mammakarzinoms erfolgen.9 In den publizierten Studien wurde beim MpBC häufiger eine Mastektomie durchgeführt, obgleich die brusterhaltende Therapie mit keiner Verschlechterung der Prognose assoziiert ist.2,4,10 Unabhängig von der Art der operativen Behandlung führt die adjuvante Bestrahlung zur signifikanten Verbesserung des brustkrebsspezifischen und des Gesamtüberlebens.10
Bezüglich der systemischen Therapie stellt die Chemotherapieresistenz eine typische Eigenschaft des MpBC dar. In den kleinen retrospektiven Kohortenstudien wurde trotz der Tripelnegativität ein schlechtes Ansprechen mit niedrigen Raten der pathologischen Komplettremission (pCR) von maximal 17% berichtet.11–15
Aus diesem Grund empfiehlt die AGO-Kommission Mamma auch bei höheren Tumorstadien derzeit keine neoadjuvante Therapie beim MpBC, während die adjuvante Chemotherapie mit +/- bewertet wird.9 Eine kürzlich publizierte retrospektive Analyse zeigt allerdings keine Prognoseverschlechterung für MpBC-Patient:innen im Falle einer neoadjuvanten Behandlung.16
Gleichzeitig wird der Einsatz der neoadjuvanten Chemotherapie beim MpBC aktuell im Rahmen prospektiver Studien untersucht (Tab. 3). In den neuesten Analysen konnten hier pCR-Raten von bis zu 23% beobachtet werden.17,18 In diesem Kontext stellt die Immuntherapie einen besonders vielversprechenden Behandlungsansatz dar.18,19
Tab. 3: Aktuell rekrutierende Studien zur Behandlung vom MpBC
Basierend auf diesen Daten kann eine neoadjuvante Immun-Chemotherapie bei tripelnegativem MpBC, unter engmaschigen Kontrollen des Ansprechens, analog zur Therapie des konventionellen tripelnegativen Mammakarzinoms erwogen werden. Bei einem positiven Hormonrezeptor-Status wird die endokrine Therapie nach Standard empfohlen.9 Bei HER2-Positivität scheint eine zielgerichtete Anti-HER2-Therapie die Prognose zu verbessern.3
Literatur:
1 Tan PH et al.: The 2019 World Health Organization classification of tumours of the breast. Histopathology 2020; 77(2): 181-5 2 Moreno AC et al.: Outcomes after treatment of metaplastic versus other breast cancer subtypes. JCancer 2020; 11(6): 1341-50 3 Schroeder MC et al.: Early and locally advanced metaplastic breast cancer: presentation and survival by receptor status in surveillance, epidemiology and end results (SEER) 2010–2014. Oncologist 2018; 23(4): 481-8 4 Nelson RA et al.: Survival outcomes of metaplastic breast cancer patients: results from a US population-based analysis. Ann Surg Oncol 2015; 22(1): 24-31 5 Lee JH et al.: Clinical characteristics and prognosis of metaplastic breast cancer compared with invasive ductal carcinoma: a propensity-matched analysis. Cancers 2023; 15(5): 1556 6 Joneja U et al.: Comprehensive profiling of metaplastic breast carcinomas reveals frequent overexpression of programmed death-ligand 1. J Clin Pathol 2017; 70(3): 255-9 7 Mills MN et al.: Histologic heterogeneity of triple negative breast cancer: a National Cancer Centre Database analysis. Eur J Cancer 2018; 98: 48-58 8 Wright PG et al.: Hormone receptor status does not affect prognosis in metaplastic breast cancer: a population-based analysis with comparison to infiltrating ductal and lobular carcinomas. Ann Surg Oncol 2014; 21(11): 3497-503 9 Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO): Kommission Mamma Leitlinien & Empfehlungen | Guidelines: Empfehlungen gynäkologische Onkologie. Online unter https://www.ago-online.de/leitlinien-empfehlungen/leitlinien-empfehlungen/kommission-mamma . Abgerufen am 21.9.2023 10 Thomas HR et al.: Metaplastic breast cancer: a review. Crit Rev Oncol Hematol 2023; 182: 103924 11 Wong W et al.: Poor response to neoadjuvant chemotherapy in metaplastic breast carcinoma. NPJ Breast Cancer 2021; 7(1): 96 12 Cimino-Mathews A et al.: A clinicopathologic analysis of 45 patients with metaplastic breast carcinoma. Am J Clin Pathol 2016; 145(3): 365-72 13 Han M et al.: Metaplastic breast carcinoma: a clinical-pathologic study of 97 cases with subset analysis of response to neoadjuvant chemotherapy. Mod Pathol 2019; 32(6): 807-16 14 Al-Hilli Z et al.: Metaplastic breast cancer has a poor response to neoadjuvant systemic therapy. Breast Cancer Res Treat 2019; 176(3): 709-16 15 Corso G et al.: Metaplastic breast cancer: prognostic and therapeutic considerations. J Surg Oncol 2021; 123(1): 61-70 16 Ladipo OL et al.: Does treatment sequence affect outcomes in patients with metaplastic breast cancer? Am J Surg 2021; 221(4): 701-5 17 Yam C et al.: Molecular characterization and prospective evaluation of pathologic response and outcomes with neoadjuvant therapy in metaplastic triple-negative breast cancer. Clin Cancer Res 2022; 28(13): 2878-89 18 Abuhadra N et al.: Prospective evaluation of pathologic response with neoadjuvant chemo-immunotherapy in metaplastic breast cancer. JClin Oncol 2023; 41(Suppl. 16): 606 19 Adams S et al.: Amulticenter phase II trial of ipilimumab and nivolumab in unresectable or metastatic metaplastic breast cancer: cohort 36 of dual anti-CTLA-4 and anti-PD-1 blockade in rare tumors (DART, SWOG S1609). Clin Cancer Res 2022; 28(2): 271-8
«Conflict of interest»-Statement
MBP erhielt Travel Grants von Eli Lilly, ExactSciences, Pierre Fabre, Pfizer, Daiichi Sankyo, Roche; Honorare für Vorträge/beratende Tätigkeiten von Roche, Novartis, Pfizer, pfm, Eli Lilly, Onkowissen, Seagen, AstraZeneca, Eisai, Amgen, Samsung, Canon, MSD, GSK, Daiichi Sankyo, Gilead, Sirius Medical, Syantra, resitu, Pierre Fabre, ExactSciences sowie Studienunterstützung von EndoMag, Mammotome, MeritMedical, Sirius Medical, Gilead, Hologic, ExactSciences.
ER erhielt Travel Grants von Pfizer, MSD, Pierre Fabre; Honorare für Vorträge/beratende Tätigkeiten von Roche, Astra Zeneca, GSK, Pfizer, Eisai, Novartis, MSD, Pierre Fabre, sowie Studienunterstützung von Roche, Novartis.
Weitere Autor:innen geben keine Interessenkonflikte an.
Das könnte Sie auch interessieren:
Adjuvantes Osimertinib reduziert ZNS-Rezidive bei EGFR-mutierter Erkrankung
Etwa 30% der Patienten mit nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) präsentieren sich mit resezierbarer Erkrankung und werden einer kurativen Operation unterzogen. Viele Patienten ...
Highlights zu Lymphomen
Assoc.Prof. Dr. Thomas Melchardt, PhD zu diesjährigen Highlights des ASCO und EHA im Bereich der Lymphome, darunter die Ergebnisse der Studien SHINE und ECHELON-1
Aktualisierte Ergebnisse für Blinatumomab bei neu diagnostizierten Patienten
Die Ergebnisse der D-ALBA-Studie bestätigen die Chemotherapie-freie Induktions- und Konsolidierungsstrategie bei erwachsenen Patienten mit Ph+ ALL. Mit einer 3-jährigen ...