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TP53 – der Schlüssel im Kampf gegen Krebs?
Jatros
30
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25.05.2017
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<p class="article-intro">Der TP53-Genstatus steht nachweislich in Zusammenhang mit der Wirksamkeit von Krebsbehandlungen. Wir haben mit der Initiatorin der Forschungsgruppe p53-Research, Univ.-Prof. Dr. Daniela Kandioler, MBA, von der Medizinischen Universität Wien über neueste Erkenntnisse zum p53-Gen und die damit verbundenen Vorteile für die Auswahl der geeignetsten Therapiemaßnahme bei Krebs gesprochen.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p><strong>Möchten Sie uns kurz etwas über die Forschungsgruppe p53-Research und die MARK53<sup>®</sup>-Analyse erzählen?<br /><br /> D. Kandioler:</strong> Die Forschungsgruppe, die innerhalb der chirurgischen Forschungslabors der Universitätsklinik für Chirurgie der Meduni Wien entstanden ist, gibt es seit 1996. Sie verfolgt das Ziel, das p53-Gen als prädiktiven Biomarker in die klinische Anwendung zu bringen. Deshalb betreiben wir translationelle Forschung, ein Mittelding zwischen Grundlagenforschung und klinischer Forschung. Nach vielen Jahren sind wir nun mit unseren Studien so weit gekommen, dass wir jetzt mit Sicherheit sagen können, dass dieser Marker eine bedeutende Rolle in der klinischen Krebsbehandlung spielen wird.<br /><br /> <strong>Inwieweit fließen diese bisherigen Erkenntnisse über das p53-Gen bereits in die Praxis ein?<br /><br /> D. Kandioler:</strong> Wir sind nicht die Einzigen, die sich auf das p53-Gen fokussiert haben. Dieses Gen ist eines der am besten erforschten Gene weltweit. Seine besonderen Eigenschaften legten immer schon nahe, dass dieses Gen etwas mit dem Ansprechen auf Therapien zu tun haben muss. In den vergangenen 15 Jahren konnten wir das auch immer wieder in unseren Studien zeigen. Und schließlich ist es uns nun gelungen, zu zeigen, warum andere Studiengruppen weltweit das nicht immer nachvollziehen konnten. Entscheidend dabei ist die korrekte Durchführung des p53-Gentests, also der Nachweis, ob eine Mutation im p53-Gen vorliegt oder nicht und ob diese Mutation relevant ist. Uns ist aufgefallen, dass die p53-Analysen weltweit Fehlerraten von bis zu 20 % aufweisen. Der Grund dafür ist, dass herkömmliche genetische Analysemethoden die besonderen Eigenschaften des p53-Gens nicht berücksichtigen. Es war eine Analysemethode erforderlich, die speziell auf das p53-Gen abgestimmt ist, und diese haben wir entwickelt.<br /><br /> <strong>Wäre es sinnvoll, diese Analyse bei allen Patienten durchzuführen, die eine Chemotherapie bekommen sollen?<br /><br /> D. Kandioler:</strong> Ja. Der Vorteil von p53 als Biomarker ist, dass er universell ist, also bei allen Krebserkrankungen, ob solide Tumoren oder hämatologische Erkrankungen, relevant ist. Mutationen im p53-Gen treten bei allen Krebserkrankungen auf, unterschiedlich ist lediglich die Häufigkeit bei den einzelnen Tumorarten. Ebenso werden bei verschiedensten Karzinomen die gleichen Chemotherapien eingesetzt, beispielsweise werden sehr häufig 5-FU, Cisplatin oder Gemcitabin verwendet. Für die Wirksamkeit dieser Substanzen ist es entscheidend, ob das p53-Gen normal oder mutiert ist. Damit ist klar, dass der p53-Status für alle Menschen, die Chemotherapie bekommen sollen, relevant ist. Wir haben inzwischen über 1000 Patienten mit unterschiedlichen Karzinomen analysiert und konnten diesen Zusammenhang immer reproduzieren. Wenn die verabreichte Chemotherapie nicht zum individuellen p53-Status des Patienten passt, weil z.B. der p53-Status nicht erhoben oder berücksichtigt wurde, dann schadet diese Therapie dem Patienten eher, statt dass sie hilft. In unserer rezenten Dickdarmkrebsstudie konnten wir nachweisen, dass die Standardchemotherapie tatsächlich das Überleben der p53-mutierten Patienten verkürzte, und zwar signifikant um mehrere Jahre, während die gleiche Chemotherapie bei p53-normalen Patienten extrem wirksam war (Abb. 1). Diese Erkenntnis hat auch Auswirkung auf viele moderne Therapien, z.B. Antikörpertherapien, die ja meist nicht als Monotherapien gegeben, sondern mit einer Chemotherapie kombiniert werden. Wenn man nicht weiß, ob die kombinierte Chemotherapie zum individuellen p53-Status des Patienten passt, könnte der möglicherweise gute Effekt des Antikörpers verloren gehen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1703_Weblinks_s85_abb1.jpg" alt="" width="1458" height="983" /><br /><br /> <strong>Und mit welchen Kosten wäre das verbunden?<br /><br /> D. Kandioler:</strong> Die hochsensitive p53-Genanalyse, die MARK53<sup>®</sup>-Analyse, kostet derzeit 1800 Euro. Aufgrund dieser Analyse könnte man von vornherein auf bestimmte Therapeutika verzichten, da sie gegen den getesteten Tumor ohnehin nicht wirken. Dadurch erspart man sich nicht nur Nebenwirkungen, sondern auch Kosten. Diejenigen, die neben den Patienten am meisten davon profitieren, sind also die Krankenversicherungen, die auf diese Weise unendlich hohe, sinnlose Therapiekosten einsparen können. Chemotherapie könnte also durch diesen Test wesentlich wirksamer, besser verträglich und gleichzeitig kostengünstiger werden.<br /><br /> <strong>Ist der entwickelte Gentest (MARK53<sup>®</sup>- Analyse) in großen Gendatenbanken integriert?<br /><br /> D. Kandioler:</strong> Es gibt riesige Datenbanken, in denen sämtliche p53-Mutationen registriert werden, die weltweit in Journalen publiziert werden, sofern die Mutationen einem bestimmten Standard entsprechend beschrieben wurden. Dort bringen wir auch unsere Daten ein. Wenn man in diesen Datenbanken die Mutationshäufigkeiten vergleicht, sieht man, wie sehr sich die Ergebnisse der MARK53<sup>®</sup>-Analyse von denen anderer p53-Tests unterscheiden. Diese uneinheitlichen und teilweise sehr schlechten p53- Tests sind unter anderem der Grund, warum in Metaanalysen das p53-Gen derzeit noch als nicht so signifikanter Marker ausgewiesen wird.<br /> <strong>Vielen Dank für das Gespräch!</strong></p></p>
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