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Glenohumerale Instabilität: Diagnostik und Therapie

<p class="article-intro">Glenohumerale Instabilität (GHI) kann sich in mannigfaltigen Facetten präsentieren und stellt in vielen Fällen für Arzt und Patient eine Herausforderung dar. Präsentiert sich uns ein Patient mit Luxation oder Instabilitätsproblematik, ist daher die korrekte Diagnose für eine optimale Behandlung unabdingbar. Hierfür sind sequenzielle anamnestische, klinische und radiologische Schritte notwendig. Zur Unterstützung der Diagnose- und Therapiefindung existieren Klassifikationen und Algorithmen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Genaue Anamnese</li> <li>Exakte klinische Untersuchung</li> <li>Schonende Reposition</li> <li>Nativr&ouml;ntgen und MRI</li> <li>CT bei relevanten Knochendefekten</li> <li>Therapie basierend auf W&uuml;rdigung der anamnestischen, klinischen und radiologischen Befunde</li> <li>Operation durch erfahrenen Chirurgen</li> <li>Physiotherapeutisch begleitete Rehabilitation</li> </ul> </div> <p>Die Thematik der GHI ist ausserordentlich komplex und sprengt zweifelsohne den an dieser Stelle gegebenen Rahmen. Insofern konzentrieren wir uns im Folgenden auf die wichtigsten Aspekte von &Auml;tiologie, Diagnostik und Therapie. Ausgehend vom Erstkontakt mit dem Patienten in der Sprechstunde oder auf der Notfallstation soll versucht werden, eine begleitende Hilfestellung zu den wiederholt auftretenden grundlegenden Fragestellungen und Probleml&ouml;sungsstrategien zu geben.<br /><br /> Durch seinen grossen Kopf im Verein mit einer kleinen Pfanne erm&ouml;glicht das Glenohumeralgelenk den gr&ouml;ssten Bewegungsumfang aller Gelenke des menschlichen K&ouml;rpers. Unter regelhaften Umst&auml;nden erm&ouml;glichen sowohl passive (Labrum, Gelenkskapsel, Ligg. glenohumeralia, Caput humeri, Cavitas glenoidalis) als auch aktive Stabilisatoren (Rotatorenmanschette) eine stetige propriozeptive Zentrierung des Oberarmkopfes in der Gelenkspfanne des Schulterblattes.<sup>1, 2</sup> Wird dieses Gleichgewicht gest&ouml;rt oder kommt es zu signifikanten Ver&auml;nderungen der Stabilisatoren, so kann sich ein Ungleichgewicht zwischen kn&ouml;cherner und/oder Weichteil-Dynamik entwickeln und in einer Schultergelenksinstabilit&auml;t oder -luxation m&uuml;nden.<sup>3</sup></p> <h2>Epidemiologie und &Auml;tiologie</h2> <p>Die globale Inzidenz von Schulterluxationen liegt bei 1,7 % . Sie machen somit etwa 45 % aller Luxationen aus. 90 % finden hierbei in der zweiten Lebensdekade statt, wobei M&auml;nner dreimal h&auml;ufiger betroffen sind als Frauen.<sup>4&ndash;6</sup> Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Instabilit&auml;t und Hyperlaxit&auml;t. Die klassische Instabilit&auml;t wird als die Unf&auml;higkeit, den Humeruskopf in der Fossa glenoidalis zu zentrieren, definiert, w&auml;hrend es sich bei der Hyperlaxizit&auml;t um ein &uuml;berdurchschnittliches Ausmass an glenohumeraler Translation handelt. Eine Luxation liegt vor, wenn es zu einem permanenten vollen Kontaktverlust zwischen Humeruskopf und Glenoid kommt. Dieser kann traumatisch, habituell oder willk&uuml;rlich erfolgen. Subluxationen zeigen zwar eine vermehrte pathologische Translation, jedoch keinen vollen Verlust des Kontakts zwischen Kopf und Pfanne. Liegt eine traumatische (Erst-)Luxation vor, so bestimmt der Unfallmechanismus die Richtung der Luxation. Nur etwa 5 % luxieren nach posterior. In 95 % der F&auml;lle ist die Luxationsrichtung nach anteroinferior gerichtet.<sup>4&ndash;6</sup></p> <h2>Anamnese</h2> <p>Von gr&ouml;sster Relevanz sind die Erhebung des Unfallhergangs und der Lebensgewohnheiten, eine Berufs- und Sportanamnese, die Ber&uuml;cksichtigung des Alters, eine Objektivierung des Funktionsanspruches sowie die Quantifizierung der Instabilit&auml;tsereignisse und deren Dauer.</p> <h2>Klinische Untersuchung akuter Luxationen</h2> <p>Unverzichtbar sind sowohl die gr&uuml;ndliche und differenzierte klinische Untersuchung als auch die weiterf&uuml;hrende Bildgebung, um die zugrunde liegende Form der Instabilit&auml;t weiter eingrenzen zu k&ouml;nnen und auch um etwaige Begleitpathologien ausschliessen zu k&ouml;nnen.<br /> Wird ein Patient mit akut verhakter Luxation vorstellig, so ist bei der Inspektion und Palpation neben Schonhaltung und meist starken Schmerzen das sogenannte Epauletten-Ph&auml;nomen, eine eckige Kontur des Schultergelenks mit subakromialer Einziehung, zu sehen. Der Bewegungsumfang ist drastisch limitiert. Die &Uuml;berpr&uuml;fung der Motorik sowie die Kontrolle von Durchblutung und Sensibilit&auml;t sind von gr&ouml;sster Bedeutung, da es durch die Luxation zur Sch&auml;digung des Nervus axillaris, des Plexus brachialis oder der Arteria axillaris kommen kann. Die Indikation zur analgetischen Therapie ist hierbei grossz&uuml;gig zu stellen.<sup>4</sup></p> <h2>Erstr&ouml;ntgen</h2> <p>Im Anschluss an die klinische Untersuchung erfolgt in der Akutphase einer Luxation die Durchf&uuml;hrung eines Nativr&ouml;ntgens in mindestens zwei Ebenen (ap/Skapula- tangential). Nachdem die Luxationsrichtung definiert und kontraindizierende kn&ouml;cherne Begleitpathologien ausgeschlossen worden sind, erfolgt die Reposition, meist unter Analgosedation oder Kurznarkose.</p> <h2>Reposition</h2> <p>Als Repositionsman&ouml;ver haben sich die sitzende Variante nach Arlt und die liegende Variante nach Hippokrates etabliert. Essenziell ist die schonende Reposition mit grossz&uuml;giger Indikation zur Analgosedierung. Nach erfolgter Reposition wird eine erneute &Uuml;berpr&uuml;fung von Durchblutung, Motorik und Sensibilit&auml;t durchgef&uuml;hrt und die korrekte Artikulation mit einer erneuten R&ouml;ntgenserie nachgewiesen.</p> <h2>Klinische Untersuchung chronischer Zust&auml;nde</h2> <p>Auch Hyperlaxit&auml;ten, Subluxationen und habituelle Instabilit&auml;ten werden zun&auml;chst anamnestisch, klinisch sowie nativradiologisch begutachtet; multidirektionale Instabilit&auml;ten sind in den allermeisten F&auml;llen habituell bedingt.<sup>7</sup> Die klinische Untersuchung sollte hierbei &ndash; wie nach M&ouml;glichkeit auch bei bereits reponierten traumatischen Luxationen &ndash; einige relevante Tests beinhalten. Hierzu z&auml;hlen neben der Inspektion, Palpation, der Erhebung der ROM sowie einer generellen Schulteruntersuchung auch der Apprehension- Test, der Relocation-Test und der Jerk- Test. Auch auf ein eventuell vorhandenes Sulcus-Zeichen, eine subakromiale Einziehung bei axialer Traktion der oberen Extremit&auml;t, sollte geachtet werden.<sup>8</sup></p> <h2>Schnittbildgebung</h2> <p>Im Anschluss an die notfallm&auml;ssige Behandlung und ggf. Reposition erfolgt, wie auch bei chronischen Zust&auml;nden, die weitere Abkl&auml;rung mittels MRI, besser Arthro- MRI, bei relevanten kn&ouml;chernen Defekten gegebenenfalls auch Arthro-CT, da bei Luxationen klassischerweise sowohl Weichteil- als auch kn&ouml;cherne L&auml;sionen entstehen k&ouml;nnen.<sup>9, 10</sup></p> <h2>Verletzungsmuster</h2> <p>Die forcierte Translation f&uuml;hrt skapul&auml;r zu Sch&auml;den an Labrum und Glenoid. Strukturell betrachtet gibt es verschiedene Arten von Sch&auml;digungsmustern. Der klassische Abriss des Labrums vom knorpeligen Glenoid wird als Bankart-L&auml;sion bezeichnet (87&ndash;100 % ).<sup>11</sup> Liegt zus&auml;tzlich auch eine Fraktur des Glenoidrandes vor, was eine entscheidende Rolle in der Wahl der Therapie spielen kann, so wird diese als kn&ouml;cherne Bankart-L&auml;sion definiert (27 % ). Nach Bigliani unterscheidet man drei Typen.<sup>12</sup><br /> Liegt ein Labrumabriss in Kombination mit einem Knorpelschaden vor, so bezeichnet man dies als GLAD-L&auml;sion (&laquo;gleno- labral articular disruption&raquo;).<sup>13</sup><br /> Eine Perthes-L&auml;sion findet sich, wenn zus&auml;tzlich zum Labrumabriss ein Abriss des inferioren glenohumeralen Ligaments (IGHL) vom Skapulahals besteht. Geht diese in eine chronische Form &uuml;ber, so kommt es zu einer ALPSA-L&auml;sion (&laquo;anterior labrum periostal sleeve avulsion&raquo;). Hierbei bildet sich ein Narbenwulst am Boden einer Tasche, gebildet aus dem abgerissenen IGHL und Periost.<sup>13</sup> Je &auml;lter der Patient ist, desto h&ouml;her wird die Wahrscheinlichkeit einer zus&auml;tzlich oder auch separat auftretenden Rotatorenmanschettenl&auml;sion, da die Kapsel jenseits der zweiten bis dritten Lebensdekade zunehmend rigider wird und sich der Locus minoris resistentiae am osteoligament&auml;ren &Uuml;bergang der Rotatorenmanschette findet.<br /> Zu den Pathologien auf der glenoidalen Seite geh&ouml;ren regelm&auml;ssig auch humerale L&auml;sionen; das Anschlagen und/oder Verhaken des posterosuperioren Aspekts des Humeruskopfes bei Luxationen nach anteroinferior f&uuml;hrt zu einer Impressionsfraktur, dem sogenannten Hill-Sachs-Defekt (47&ndash;84 % ).<sup>14</sup> Diese wird nach Calandra in drei Schweregrade eingeteilt.<sup>15</sup> Vice versa kommt es bei posterioren Luxationen zu einem sogenannten &laquo;reverse&raquo; Hill-Sachs am anterioren Anteil des Oberarmkopfes.<br /> Ligament&auml;r kann es humeralseitig zu einem Abriss des IGHL und auch des MGHL vom inferioren Aspekt des Humeruskopfes kommen, was als HAGL-L&auml;sion (&laquo;humeral avulsion of glenohumeral ligaments &raquo;) bezeichnet wird (3 % ).<sup>9</sup><br /> Auf der Seite des Glenoids k&ouml;nnen akute kn&ouml;cherne Bankart-L&auml;sionen, die ein Ausmass von mehr als 15 % &uuml;berschreiten, zu einer drastisch erh&ouml;hten Reluxationswahrscheinlichkeit f&uuml;hren.<sup>16, 17</sup> Neben der von Baudi beschriebenen Pico-Methode haben auch Sugaya, Huijsmans sowie Nofsinger Methoden zur Berechnung des Defektausmasses vorgestellt.<sup>18&ndash;21</sup><br /> Zu den chronischen kn&ouml;chernen Defekten z&auml;hlt man einerseits eine Erosionsfraktur, verursacht durch eine chronische (Sub-)Luxationssituation, andererseits fehlverheilte Bankart-Fragmente.<sup>12</sup> Auf der humeralen Seite kann ein weit medial gelegener, tiefer Hill-Sachs-Defekt als sogenannte &laquo;Off-track&raquo;-L&auml;sion in abduzierter Aussenrotation mit dem vorderen Glenoid verhaken und somit ebenso zu einer Reluxation f&uuml;hren.<sup>22</sup></p> <h2>Klassifikationen</h2> <p>Nach erfolgter Diagnostik sollten Klassifikationen und Scores Orientierung in der Therapieentscheidung geben. Eine g&auml;ngige und simple, wenngleich nicht ganz kritikfreie Klassifikation ist jene von Thomas und Matsen. Sie unterteilt in zwei Gruppen: TUBS (&laquo;traumatic&raquo;, &laquo;unidirectional &raquo;, &laquo;Bankart lesion&raquo;, &laquo;surgery&raquo;) und AMBRII (&laquo;atraumatic&raquo;, &laquo;multidirectional&raquo;, &laquo;bilateral&raquo;, &laquo;rehabilitation&raquo;, &laquo;inferior capsular shift&raquo;, &laquo;interval closure&raquo;). Erstere Gruppe sind traumatische Zust&auml;nde, die meist chirurgische Intervention ben&ouml;tigen. Letztere Gruppe sind meist habituelle Zust&auml;nde und es wird zun&auml;chst konservativ im Sinne einer Rotatorenmanschettenkr&auml;ftigung und Physiotherapie verfahren.<br /> Eine weitere oft applizierte Klassifikation wurde von Gerber und Nyfeller beschrieben, wobei hier sechs verschiedene traumatische und atraumatische Typen unterschieden werden:<sup>7</sup></p> <ol> <li>chronisch verhakte Luxation</li> <li>unidirektionale Instabilit&auml;t ohne Hyperlaxizit&auml;t</li> <li>unidirektionale Instabilit&auml;t mit multidirektionaler Hyperlaxit&auml;t</li> <li>multidirektionale Instabilit&auml;t ohne Hyperlaxit&auml;t</li> <li>multidirektionale Instabilit&auml;t mit multidirektionaler Hyperlaxit&auml;t</li> <li>willk&uuml;rliche Instabilit&auml;t</li> </ol> <p>Auch die Stanmore-Klassifikation soll hier nicht unerw&auml;hnt bleiben. Sie teilt je nach &Auml;tiologie in drei Typen mit jeweiligen Subgruppen ein: <sup>23</sup></p> <ol> <li>traumatisch strukturell</li> <li>atraumatisch strukturell</li> <li>habituell nicht strukturell (neuromuskul&auml;re Koordination)</li> </ol> <p>Als klinische Scores k&ouml;nnen unter anderem der Instability Severity Index Score (ISIS), der Western Ontario Shoulder Instability Index (WOSI), der Walch-Duplay sowie der Oxford Shoulder Instability Score (OSIS) pr&auml;- und posttherapeutisch herangezogen werden.<sup>23</sup></p> <h2>Therapie</h2> <p>Nachdem alle diagnostischen Schritte durchlaufen worden sind, sollte die Wahl der optimalen Therapie erfolgen. <br /><br /><strong>Konservativ</strong><br /> Zur konservativen Therapie eignen sich all jene Patienten, die entweder habituell luxieren und nicht strukturelle Instabilit&auml;ts- oder Luxationsursachen aufweisen, und jene, die traumatisch erstmalig luxierten, jedoch keine massiven strukturellen Sch&auml;den aufweisen, keinen Kontakt- oder Wettkampfsport betreiben und deren funktioneller Anspruch gering ist.<sup>3, 7</sup><br /> Nach akuter Luxation und Reposition wird in aller Regel der Arm f&uuml;r 1&ndash;3 Wochen immobilisiert. In welcher Stellung, ob in Innenrotation, Neutralstellung, Aussenrotation oder Kombinationen, ist bis heute Gegenstand von Diskussionen.24&ndash;26 Wir empfehlen 3&ndash;4 Wochen Immobilisierung in Innenrotation in einer Schlinge mit anschliessender Physiotherapie.<br /><br /> <strong>Operativ</strong><br /> Versagt die konservative Therapie beziehungsweise liegen absolute oder relative OP-Indikationen vor, so stehen je nach Sch&auml;digungsmuster Dutzende offene als auch arthroskopische, anatomische und extraanatomische Weichteil- und Knochenoperationen zur Verf&uuml;gung.<br /><br /> <strong>Weichteil-OPs:</strong> Weichteiloperationen betreffen meist das Labrum und die Kapsel. Ziel ist, das Schultergelenk mittels Labrumrefixation und Kapselverkleinerung zu stabilisieren. Der klassische Bankart- Repair besteht aus der Refixation des Labrums am Glenoid. Zus&auml;tzlich wird ein Teil der Gelenkskapsel mit einem S&uuml;d- Nord-Shift mitgerafft (Abb. 1). Die Operation wird heutzutage meist arthroskopisch unter Zuhilfenahme von Fadenankern durchgef&uuml;hrt, wenngleich die offene Operation zu gleichen klinischen Ergebnissen f&uuml;hren kann.<sup>3, 27</sup><br /> Der offene Kapselshift nach Neer stellt eine T-f&ouml;rmige Inzision der Kapsel und deren konsekutive Duplikatur dar. Neben Neer haben auch Matsen, Warren und Jobe offene Kapseloperationen beschrieben.<br /> Findet sich am Humeruskopf ein grosser oder weit medial gelegener, einhakender Hill-Sachs-Defekt, so besteht die operative Therapie, neben eventueller Adressierung der ventralen Pathologien, in einer sogenannten Remplissage, dem Einn&auml;hen der Infraspinatussehne in den Defekt, mit Fadenankern, welche direkt in die Impressionsfraktur gesetzt werden.<sup>13</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Ortho_1803_Weblinks_s18_abb1.jpg" alt="" width="350" height="407" /><br /><br /> <strong>Knochenblock-OPs:</strong> Besteht ein signifikanter Glenoiddefekt, so muss dieser operativ saniert werden, um weiteren Luxationen vorzubeugen. Ziel ist, die glenoidale Gelenkfl&auml;che wiederherzustellen oder zu vergr&ouml;ssern. Eine weitverbreitete Methode ist die Latarjet-Operation, bei welcher der Rabenschnabelfortsatz mitsamt der Sehnen des kurzen Bizepskopfes als auch des Coracobrachialis abgesetzt und durch einen Subskapularis-Split ventral an das Glenoid verschraubt wird (Abb. 2, 3).<sup>28, 29</sup><br /> Als weitere Knochenblockoperation eignet sich die J-Span-Technik. Hierbei wird aus einem vom Beckenkamm entnommenen bikortikalen Knochenspan durch Entfernen der Spongiosa ein J-f&ouml;rmiges Implantat gefr&auml;st. Dieses wird ohne Hardware in Press-fit-Technik in einer Teilosteotomie des antero-inferioren Glenoids eingefalzt.<sup>30, 31</sup><br /> Als weitere Methode kann auch ein trikortikaler Beckenkamm verwendet werden, welcher mittels Kompressionsschrauben am vorderen Glenoid fixiert wird.<br /> Sugaya beschrieb eine arthroskopische Technik, bei welcher Fadenanker in den Glenoiddefekt gesetzt werden, um den Knochen-Labrum-Komplex zu reponieren. Dieser Eingriff eignet sich jedoch meist nur f&uuml;r kleinere Knochendefekte.<br /><br /> Die postoperative Phase besteht bei den Weichteiloperationen in einer Immobilisierung zwischen 3 und 6 Wochen mit Schlinge oder Abduktionskissen. Bei Knochenblockoperationen kann nach einer einw&ouml;chigen Ruhigstellung mit schmerzadaptierter fr&uuml;hfunktioneller Mobilisierung begonnen werden. Wie bei der konservativen Therapie herrscht &uuml;ber die Stellung des Schultergelenkes w&auml;hrend der Immobilisierung &ndash; ob Innen-, Aussenrotation oder Neutralstellung &ndash; kein Konsens in der Literatur. Passive Mobilisierung und Gewichtsbelastung sollen anfangs vermieden werden.<sup>13, 25, 26</sup> Unsere Empfehlung nach Bankart-Operation ist: 3 Wochen Schlinge oder Gilet in Innenrotation und weitere 3 Wochen Immobilisierung nur nachts mit passiver sowie assistiver Mobilisierung tags&uuml;ber; aktive Physiotherapie nach der 6. Woche. Nach Latarjet-Operation empfehlen wir 2&ndash;4 Tage Schlinge, dann funktionelle Mobilisierung ohne Belastung. Risikosport und hohe Belastungen sind 8 Wochen lang zu vermeiden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Ortho_1803_Weblinks_s20_abb2_3.jpg" alt="" width="350" height="980" /><br /><br /> <strong>Offen vs. arthroskopisch</strong><br /> Die allermeisten Eingriffe k&ouml;nnen in offener oder arthroskopischer Manier durchgef&uuml;hrt werden. In vergleichenden Studien findet sich meist kein signifikanter klinischer Unterschied im finalen Ergebnis.<sup>25</sup> Relevant f&uuml;r Arzt und Patient ist, dass nach korrekter Diagnose die korrekte konservative Therapie oder operative Methode gew&auml;hlt und Letztere von einem spezialisierten Chirurgen durchgef&uuml;hrt wird.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Gohlke F: Orthopade 2000; 29(10): 834-44 <strong>2</strong> Huber WP, Putz RV: Arthroscopy 1997; 13(6): 680-91 <strong>3</strong> Farrar NG et al.: Open Orthop J 2013; 7: 338-46 <strong>4</strong> Khiami F et al.: Orthop Traumatol Surg Res 2015; 101(1 Suppl): S51-S57 <strong>5</strong> Kirkley A et al.: Arthroscopy 2005; 21(1): 55-63 <strong>6</strong> Zacchilli MA, Owens BD: J Bone Joint Surg Am 2010; 92(3): 542-9 <strong>7</strong> Gerber C, Nyffeler RW: Clin Orthop Relat Res 2002; (400): 65-76 <strong>8</strong> Buckup J: Clinical Tests for the Musculoskeletal System. 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