Eine Revolution in der Facelift-Chirurgie?
Autorin:
Dr. Sabine Apfolterer, MBA
Ordination „Die Schönheitschirurgin“
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Das Extended Deep Plane Facelift stellt eine bedeutende Weiterentwicklung in der plastischen und ästhetischen Chirurgie dar. Diese innovative Technik hat sich als effektive Methode etabliert, um altersbedingte Veränderungen im Gesicht langfristig zu korrigieren und ein natürliches Aussehen zu bewahren.
Keypoints
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Lang anhaltende Ergebnisse
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Natürliches Aussehen ohne Identitätsverlust
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Effektives Anheben des Mittelgesichtes
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Besserer Kinn-Hals-Winkel
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Schnellere Erholungsphase
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Schönere Narben
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Jedoch: Langsamere Lernkurve im Vergleich zu anderen Facelift-Techniken und explizite anatomische Kenntnisse notwendig
Veränderung des Facelifts im Laufe der Zeit
Seit den Anfängen der Facelift-Techniken in den frühen 1900er-Jahren hat sich viel verändert. Ursprünglich konzentrierte man sich auf das einfache Straffen der Haut, was oft zu unnatürlichen Ergebnissen führte. Mit der Einführung des SMAS-Liftings (Superficial Musculo-Aponeurotic System) in den 1970er-Jahren wurde die Bedeutung tiefer liegender Gewebeschichten erkannt, was zu natürlicheren Ergebnissen führte. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Facelifting weiterentwickelt, wobei das Extended Deep Plane Facelift als eine der modernsten und effektivsten Methoden gilt. Als Vorreiter gilt hier insbesondere Dr. Sam T. Hamra und in weiterer Folge sein Schüler Dr. Andrew Jacono.
Indikation für ein Extended Deep Plane Facelift
Das Extended Deep Plane Facelift ist besonders für Patienten geeignet, die deutliche altersbedingte Veränderungen im Gesicht wie tiefe Nasolabialfalten, abgesunkene Wangen, ein erschlafftes Mittelgesicht und eine verwaschene Kinnlinie mit starken Jawls aufweisen. Diese Methode ist ideal für Patienten, die ein natürliches und gleichzeitig effektives Ergebnis wünschen und bereit sind, sich einer umfangreicheren Operation zu unterziehen, um lang anhaltende Ergebnisse zu erzielen.
Abb. 1: Anhebung SMAS nach Unterminierung
Vorteile zum herkömmlichen Facelift
Im Vergleich zu herkömmlichen Facelift-Methoden bietet das Extended Deep Plane Facelift zahlreiche Vorteile. Durch die Durchtrennung der wichtigsten „retaining ligaments“ im Gesicht und spannungsfreier Verlagerung und Straffung der tieferen Gewebeschichten werden wesentlich effektivere Ergebnisse im Bereich des Mittelgesichts und – in Kombination mit einem Deep Necklift – des Halses erzielt. Auch tiefere Nasolabialfalten können dadurch korrigiert werden. Dies führt zu einem natürlicheren und länger anhaltenden Ergebnis. Zudem bleibt die Mimik des Patienten weitgehend erhalten, was ein „maskenhaftes“ Aussehen vermeidet. Die Narbenbildung ist aufgrund des spannungsfreien Wundverschlusses minimal und meist unauffällig. Dr. Jacono schreibt dazu: „The deep plane facelift provides a more comprehensive lift of the facial tissues, resulting in a more natural and long-lasting outcome compared to traditional methods.“1 Im Vergleich zu einem isolierten Midfacelift hat es den Vorteil, dass es eben nicht nur die Wangen effektiv anhebt, sondern ebenfalls die Jawline und den Hals korrigiert. „As an isolated procedure, the deep-plane face-lift is more comprehensive in its rejuvenation because it addresses not only midface ptosis but also that of the jawline and neck.“2
Relevante Anatomie
Für ein erfolgreiches Extended Deep Plane Facelift ist ein tiefgehendes Verständnis der Gesichtsanatomie unerlässlich. Wichtige Strukturen sind das SMAS, die tiefen Fettkompartimente und die ligamentären Strukturen („retaining ligaments“) des Gesichts sowie bei zusätzlicher Behandlung die tiefen Strukturen der Halses (Glandula submandibularis und Venter anterior m. digastricus) und das Platysma. Diese Gewebeschichten spielen eine zentrale Rolle bei der Verlagerung und Straffung des Gewebes, um ein optimales ästhetisches Ergebnis zu erzielen. „The deep plane facelift differs from traditional SMAS facelifts by addressing not only the superficial layers but also the deeper structures, including the cheek fat and the platysma muscle, leading to a more natural and long-lasting result.“3
Das SMAS (Superficial Musculo-Aponeurotic System) ist eine fasziale Schicht, die sich zwischen Haut/Subkutis und mimischer Muskulatur des Gesichts befindet und aus Muskel- und Bindegewebe besteht. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der strukturellen Unterstützung des Gesichts.
Die „retaining ligaments“ im Gesicht sind wichtige bindegewebige Strukturen, die die Haut und das darunterliegende Gewebe mit den tiefer liegenden Knochen und Muskeln verbinden. Sie spielen eine wesentliche Rolle bei der Stabilisierung und Positionierung der Weichteile des Gesichts und verhindern ein Absacken dieser Strukturen im Laufe der Zeit, gleichzeitig können sie aber auch ein effektives Anheben der Gewebeschichten beim Facelifting behindern.
Im Gesicht gibt es mehrere wichtige „retaining ligaments“, die eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung der Weichteile spielen. Zu den wichtigsten „retaining ligaments“ gehören:
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Ligamentum zygomaticum
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Ligamentum massetericum
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Ligamentum mandibulare
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Ligamentum orbitale
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Ligamentum platysma-auriculare
Der Nervus facialis (VII. Hirnnerv) verzweigt sich in fünf Hauptäste, die die mimische Muskulatur des Gesichts innervieren. Diese fünf Äste sind:
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Rami temporales
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Rami zygomatici
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Rami buccales
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Ramus marginalis mandibulae
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Ramus colli
Diese Äste des Nervus facialis spielen eine entscheidende Rolle bei der Mimik und der Beweglichkeit der Gesichtsmuskulatur und müssen bei der Sub-SMAS-Präparation der „retaining ligaments“ besonders beachtet und geschont werden.
Musculus orbicularis oculi
Der Musculus orbicularis oculi ist ein ringförmiger Muskel, der die Augenlider umgibt. Er ist die Leitstruktur zum Eingang in den präzygomatischen Raum.
Musculus zygomaticus major
Der Musculus zygomaticus major ist ein wichtiger mimischer Muskel, der vom Os zygomaticum zum Mundwinkel verläuft. Er ist verantwortlich für das Heben der Mundwinkel und erzeugt so das Lachen. Er wird auch als „red carpet“ bezeichnet und dient als Leitstruktur bei der Präparation unterhalb des SMAS.
Abb. 2: Intraoperativ während eines DPFLs
Platysma
Das Platysma ist ein flacher, oberflächlicher Muskel, der sich über die vordere und seitliche Halsregion erstreckt. Er beginnt im Bereich der Clavicula und der oberen Brust und zieht bis zur Mandibula und den unteren Gesichtspartien. Das Platysma spielt eine besondere Rolle bei der Konturierung des Halses und der Ausformung eines markanten Kinn-Hals-Winkels.
Ablauf der Operation
Nach steriler Reinigung und Abdeckung wird der zu präparierende Bereich mit einer Lösung aus Lokalanästhesie, Kochsalzlösung und Adrenalin unterspritzt. Nach ausreichender Einwirkzeit beginnt der operative Eingriff mit einem präzisen Schnitt entlang des Haaransatzes an der Schläfe und um die Ohren (prä- oder retrotragal) herum wieder in den Haarbereich hinter dem Ohr laufend.
Die Haut wird bei dieser Operationstechnik nur minimal (ca. 3cm präauriculär) subkutan unterminiert, weswegen Schwellungen und Hämatome postoperativ meist nur sehr gering ausgeprägt sind. Anschließend wird das SMAS entlang einer Linie vom lateralen Augenwinkel bis zum Kieferwinkel eingeschnitten und vorsichtig präpariert und angehoben, um die darunterliegenden Strukturen zu erreichen.
Um die „retaining ligaments“ zu lösen wird zuerst der „pre-masseteric space“ und dann der „pre-zygomatic space“ aufgesucht. In der richtigen Schicht befindlich, sind beide Räume leicht zu lösen, der schwierigere Teil besteht darin, die beiden Räume zu verbinden, das Ligamentum zygomaticum dabei zu lösen und die Rami buccales sowie entlang des Kieferastes den R. marginales mandibulae zu schonen. Die Rami temporales sind bei dieser Dissektion außerhalb des gefährdeten Bereiches. Im Halsbereich wird das Platysma ebenfalls angehoben und das Ligamentum platysma-auriculare durchtrennt.
Nachdem die „retaining ligaments“ vollständig gelöst sind, ist der entstandende Compositeflap aus Haut-, Fettgewebe und SMAS sowie Platysma völlig mobil und kann spannungsfrei angehoben und an der neuen, natürlichen Position refixiert werden. Dies führt zu einer sehr effektiven Repositionierung der Gesichtskonturen.
Die überschüssige Haut wird nun, wie üblich, entfernt und die Wundränder spannungsfrei vernäht. Um Nachblutungen möglichst auszuschließen, wird v.a. der Bereich hinter dem Ohr mit einem Auersvaldnet gesichert. In einigen Fällen wird zusätzlich ein Fibrinkleber im Bereich der Hautunterminierung eingebracht. Der Eingriff dauert in der Regel mehrere Stunden und wird unter Vollnarkose durchgeführt. Auf Redondrainagen kann in der Regel verzichtet werden.
Nachbehandlung
Die Nachbehandlung nach einem Extended Deep Plane Facelift ist entscheidend für den Heilungsprozess und das Endergebnis. Patienten sollten in den ersten Tagen nach der Operation intensive körperliche Aktivitäten vermeiden und den Oberkörper hochlagern, um Schwellungen zu minimieren. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Chirurgen sind notwendig, um den Heilungsverlauf zu überwachen und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Ab dem 2. postoperativen Tag kann mit Lymphdrainagen und Softlaser begonnen werden, um den Heilungsverlauf weiter zu beschleunigen. Die ersten Fäden präauriculär werden ab dem 7. postoperativen Tag, die restlichen Fäden ab dem 12. Tag nach der Operation entfernt. Leichter Sport ist nach zwei Wochen, Vollbelastung nach 6 Wochen wieder möglich. Die meisten Patienten können nach etwa zwei bis drei Wochen ihre normalen Aktivitäten wieder aufnehmen. Mit dem Endergebnis ist nach ca. 4–6 Monaten zu rechnen.
Mögliche Risiken
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff gibt es auch beim Extended Deep Plane Facelift mögliche Risiken. Leichte bis mittlere Schwellungen und Blutergüsse sind normal und verschwinden in der Regel nach etwa 2–3 Wochen wieder. In sehr seltenen Fällen kann es zu Infektionen kommen, die meist konservativ behandelt werden können. Temporäre Nervenschwächen sind extrem rar und erholen sich üblicherweise nach 8–12 Wochen selbstständig wieder. Dr. Jacono untersuchte mögliche Risiken des Deep Plane Faceliftes und stellte fest: „The deep plane facelift had the lowest and same overall rate of temporary facial nerve injury as SMAS plication of 0.69%.“4 Durch die minimale Hautunterminierung sind eine schlechte Narbenbildung oder Durchblutungsstörungen die absolute Ausnahme. „The deep plane facelift allows for a more comprehensive and anatomically sound repositioning of the facial soft tissues, minimizing the chance of vascular compromise and providing more durable, natural results compared to other techniques.“5 Eine sorgfältige Patientenaufklärung und eine gewissenhafte Nachbehandlung sind essenziell, um diese Risiken zu minimieren.
Mögliche ergänzende Eingriffe
Um das Ergebnis eines Extended Deep Plane Facelifts zu optimieren, können ergänzende Eingriffe im Sinne einer Full-Face-Rejuvenation in Erwägung gezogen werden. Dazu gehören Augenlidstraffungen, Stirn- bzw. Schläfenliftings oder Fetttransfers, um verlorenes Volumen wiederherzustellen. Ist v.a. der Hals vom Alterungsprozess betroffen, wird das Extended Deep Plane Facelift regelmäßig mit einem Deep Necklift kombiniert. Auch minimalinvasive Methoden wie Laser- oder PRP-Behandlungen können das Gesamtergebnis v.a. in Bezug auf die Hautqualität weiter verbessern und für ein harmonischeres Erscheinungsbild sorgen.
Conclusio
Das Extended Deep Plane Facelift repräsentiert eine herausragende Entwicklung in der plastisch-ästhetischen Chirurgie, die natürliche und lang anhaltende Ergebnisse ermöglicht. Durch die gezielte Straffung tiefer Gewebeschichten und die Beachtung der individuellen Gesichtsanatomie können signifikante Verbesserungen erzielt werden, die das Erscheinungsbild der Patienten nachhaltig positiv beeinflussen. Für mich ist das Extended Deep Plane Facelift ein absoluter Gamechanger, wie man an meiner Patientin in Abb. 3 und 4. sieht.Hier wurde ein Deep Plane Facelift, Deep Necklift, Schläfenlift, Oberlider und ein Co2-Laser Fullface kombiniert. Trotz der höheren Komplexität und der möglichen Risiken bietet diese Methode eine vielversprechende Option für Patienten, die eine umfassende Verjüngung ihres Gesichts anstreben.
Abb. 3: Frontansicht vorher und nachher
Abb. 4: Seitansicht vorher und nachher
Literatur:
1 Jacono AA, Alemi AS, Russell JL: A meta-analysis of complication rates among different SMAS facelift techniques. Aesthetic Surgery Journal 2019 2 Jacono AA, Stong BC: Anatomic comparison of the deep-plane face-lift and the transtemporal midface-lift. Archives of Facial Plastic Surgery 2010; 12(5): 339-341 3 Dr. Sam T. Hamra: „Commentary on: total composite flap facelift and the deep-plane transition zone. Aesthetic Surgery Journal 2016 4 Jacono AA, Alemi AS, Russell JL: A meta-analysis of complication rates among different SMAS facelift techniques. Aesthetic Surgery Journal 2019 5 Sykes J, Dilger A, Cotofana S: Demystifying the deep plane facelift: What it means anatomically and why it works. Facial Plastic Surgery 2020
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