Schwellenwert für pulmonale Hypertonie gesenkt
Bericht: Reno Barth
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Die neue ERS/ESC-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der pulmonalen Hypertonie (PH) senkt unter anderem die Schwellenwerte für den Lungenhochdruck, der nun ab 20 mmHg mittlerem Pulmonalisdruck diagnostiziert werden kann. Auch der Gefäßwiderstand, ab dem von einer präkapillären PH gesprochen wird, wurde von drei auf zwei Wood Units reduziert.
„Pulmonale Hypertonie ist keine seltene Erkrankung, sondern betrifft rund ein Prozent der Weltbevölkerung. In der älteren Bevölkerung sind es sogar bis zu zehn Prozent“, so Prof. Dr. Marius M. Hoeper von der Medizinischen Hochschule Hannover im Rahmen der Präsentation der aktuellen gemeinsamen Leitlinie der europäischen Pulmologie- und Kardiologie-Gesellschaften ERS und ESC zu Diagnostik und Therapie der pulmonalen Hypertonie.1 Der größte Teil der Betroffenen leidet unter PH assoziiert mit Herz- oder Lungenerkrankungen, während sowohl die pulmonalarterielle Hypertonie (PH-Gruppe 1) als auch die pulmonale Hypertonie assoziiert mit Obstruktion der Lungenarterie (CTEPD/CTEPH) seltene Erkrankungen sind.
Eine der wichtigsten Änderungen in der aktualisierten Leitlinie betrifft bereits die Definition der pulmonalen Hypertonie, für die der Schwellenwert von 25 mmHg auf 20 mmHg Blutdruck in der Pulmonalarterie gesenkt wurde. Hintergrund sind Studiendaten, die einen Anstieg der Mortalität ab einem pulmonalarteriellen Druck von 20 mmHg zeigen.2
Gesenkt wurden auch die Schwellenwerte für den Gefäßwiderstand, die Aussagen darüber ermöglichen, ob eine prä- oder eine postkapilläre PH vorliegt. Von nun an spricht man bereits ab zwei Wood Units (WU) von einer präkapillären PH. Auch hier zeigen Studiendaten, dass die Obergrenze für einen normalen pulmonalen Gefäßwiderstand bei 2 WU liegt und dass alles darüber die Überlebenswahrscheinlichkeit reduziert.3 Auch der vor einigen Jahren aufgegebene Begriff einer PH unter Belastung („exercise PH“) wird in der aktualisierten Leitlinie wieder verwendet. Auch hier waren Daten zum langfristigen Überleben ausschlaggebend, die zeigen, dass Personen mit auffälliger Hämodynamik unter Belastung ein ungünstiges Outcome zeigen, auch wenn sie in Ruhe die Diagnosekriterien für eine PH nicht erfüllen.4
Hinsichtlich der Klassifikation der PH wurde die seit Jahren etablierte Einteilung in fünf Gruppen weitgehend übernommen. Neu ist eine Unterscheidung innerhalb der idiopathischen pulmonalarteriellen Hypertonie (PAH) in Responder und Non-Responder auf einen Vasoreaktivitäts-Test, der im Rahmen der Diagnosestellung mittels Rechtsherzkatheter vorgenommen werden soll. Ebenfalls neu ist die Aufnahme einer PAH mit venöser/kapillärer Beteiligung in die Klassifikation. Geändert wurde auch das Wording. Man spricht jetzt von PH „assoziiert mit“ Herz- oder Lungenerkrankungen. Dies sei, so Hoeper, eine sinnvolle Änderung, da eine kausale Zuordnung beispielsweise bei den Herzerkrankungen nicht gesichert sei.
Neu ist auch eine erste, wenn auch schwache Empfehlung einer medikamentösen Therapie für die mit Lungenerkrankungen assoziierte PH. Für Patienten mit PH assoziiert mit einer interstitiellen Lungenerkrankung (ILD) wird nun inhalatives Treprostinil empfohlen. Eine Therapie mit PDE-5-Inhibitoren kann in spezialisierten Zentren bei Patienten mit schwerer PH infolge einer ILD versucht werden. Alle anderen PAH-Medikamente werden bei PH assoziiert mit Lungenerkrankungen nicht empfohlen. Ebenso sollen bei PH assoziiert mit Herzerkrankungen keine PAH-Medikamente eingesetzt werden.
Quelle:
Session “Update on the diagnosis and treatment of pulmonary hypertension”, “ERS/ESC guidelines on pulmonary hypertension: clinical approach and changes from the previous guidelines”; Vortrag von Prof. Dr. Marius M. Hoeper, Hannover; ERS 2022 am 5. September 2022
Literatur:
1) Humbert M et al.: European Heart Journal 2022; doi: 10.1093/eurheartj
2) Maron BA et al.: Circulation 2016; 133(13): 1240-8
3) Maron BA et al.: Lancet Respir Med 2020; 8(9): 873-884
4) Ho JE et al.: J Am Coll Cardiol 2020; 75(1): 17-26
Das könnte Sie auch interessieren:
ERS Newsroom 2022
Hier können Sie sich zu den in Barcelona bzw. virtuell präsentierten Highlights vom ERS International Congress 2022 informieren!
Systemische Sklerose, Lungenhochdruck und interstitielle Lungenkrankheit
Innerhalb der Patientenpopulation mit pulmonalarterieller Hypertonie (PH) stellen Patienten mit systemischer Sklerose oder anderen Autoimmunerkrankungen eine besondere Population dar. ...
Abnahme der Lungenfunktion bei chronischem Husten
Die pathophysiologischen Hintergründe des chronischen Hustens sind nach wie vor teilweise ungeklärt. Aktuelle Daten zeigen nun jedoch, dass chronischer Husten Konsequenzen hat und sowohl ...