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Alphablocker – ja oder nein?
Urologik Digital
30
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08.02.2017
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<p class="article-intro">Sind Alphablocker geeignete Medikamente für eine medikamentös expulsive Therapie (MET) oder nicht? Zwei Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Urologik Digital_Uro_1701_Weblinks_istock-kidneystones.jpg" alt="" width="2836" height="912" /><span style="color: #808080;">©iStock</span></p> <p>Aktuelle Leitlinien, etwa die der EAU<sup>1</sup>, sehen den Off-Label-Gebrauch von Alphablockern als eine Therapieoption bei Patienten mit neu aufgetretenen, unkomplizierten Harnsteinen <10mm an. Die Substanzen sollen den Abgang der Steine erleichtern, da sie zu einer Entspannung der glatten Muskulatur der Harnwege führen. Allerdings beruhen die Empfehlungen meist auf kleineren Studien. Eine große Multicenterstudie mit mehr als 1.100 Patienten sollte Klarheit bringen. Die Patienten wurden in drei Gruppen randomisiert und erhielten entweder den Alphablocker Tamsulosin, den Kalziumantagonisten Nifedipin oder Placebo. Primärer Endpunkt war die Zahl der Patienten, bei denen innerhalb von vier Wochen nach der Randomisierung keine Interventionen zum Entfernen des Steins nötig waren. Es zeigte sich kein Vorteil der Medikamente gegenüber Placebo.<sup>2</sup></p> <p>Diesem Ergebnis widerspricht eine aktuelle Metaanalyse.<sup>3</sup> Insgesamt flossen die Ergebnisse von 55 randomisierten, kontrollierten Studien mit nahezu 6.000 Patienten in die Auswertung ein. Primärer Endpunkt war der Anteil der Patienten, bei denen die Harnsteine abgingen. Als sekundäre Endpunkte wurden erfasst: die Zeit bis zum Abgang des Steins, die Anzahl der Schmerzepisoden, wie viele Patienten einen Eingriff benötigten oder in eine Klinik eingewiesen wurden sowie die unerwünschten Effekte. Die Wahrscheinlichkeit eines Steinabgangs war in der Therapiegruppe um 49 % höher als in der Placebogruppe. Die Qualität der Evidenz bezeichneten die Autoren als „moderat“. Ein Vorteil zeigte sich vor allem bei Steinen von 5 bis 10mm. Hier lag die Wahrscheinlichkeit eines Abgangs ohne weitere Eingriffe um 57 % höher als in der Vergleichsgruppe. Die Lokalisation der Steine spielte dagegen keine Rolle. Auch bei den sekundären Endpunkten schnitt die Therapie mit Alphablockern besser ab als Placebo. Bei den unerwünschten Effekten gab es keine Unterschiede.</p> <p>Das Fazit der Autoren: Angesichts der guten Verträglichkeit der Therapie und der Vorteile bei größeren Konkrementen sei ein Behandlungsversuch mit Alphablockern bei allen konservativ zu behandelnden Harnsteinen gerechtfertigt.</p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> Türk C et al: EAU Guidelines on Diagnosis and Conservative Management of Urolithiasis. Eur Urol 2016; 69: 468-74 <strong>2</strong> Pickard R et al: Medical expulsive therapy in adults with ureteric colic: a multicentre, randomised, placebo-controlled trial. Lancet 2015; 386: 341-9 <strong>3</strong> Hollingsworth JM et al: Alpha blockers for treatment of ureteric stones: systematic review and meta-analysis. BMJ 2016; 355: i6112</p>
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