Therapie der Alopecia areata
Autor:
Reno Barth
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Zweijahresdaten zur Therapie der Alopecia areata mit dem JAK-Inhibitor Baricitinib erlauben nicht nur Aussagen über die Wirksamkeit des Medikaments, sondern geben auch Einblicke in die Biologie der Erkrankung. Insbesondere zeigen sie, dass sich ein Ansprechen von Augenbrauen und Wimpern langsamer entwickelt als an der Kopfhaut und ein voller Therapieerfolg an diesen Körperstellen – und damit ein tiefes Ansprechen – bei vielen Patienten erst über viele Behandlungsmonate erreicht wird.
„Wir wissen aus mittlerweile mehreren Phase-III-Studien, dass Januskinase-Inhibitoren die neue Therapie für die Alopecia areata sind“, sagt Dr. Brett King, Yale School of Medicine, New Haven, USA, der selbst mehrere dieser Studien geleitet hat. Der orale, selektive Januskinase-Inhibitor Baricitinib erwies sich in der Phase-II/III-Studie BRAVE-AA1 und der Phase-III-Studie BRAVE-AA2 in der Indikation Alopecia areata (AA) als wirksam im Hinblick auf den SALT-Score, der das prozentuale Ausmaß des Haarausfalls auf der Kopfhaut erfasst.1 Als sekundärer Endpunkt wurde in diesen Studien jedoch auch das Clinician-Reported Outcome (ClinRO) für Haarausfall an den Augenbrauen und den Wimpern erhoben. Baricitinib erwies sich auch in dieser Hinsicht im Vergleich zu Placebo als überlegen. Bei diesen Endpunkten handelte es sich um Einschätzungen durch den Behandler. King: „Wir sehen auf den Haarwuchs, wir sehen auf die Augenbrauen und Wimpern. Es ist allerdings auch relevant, wie die Betroffenen selbst ihre Situation erleben und wie sie ihre Kopfbehaarung, Augenbrauen und Wimpern wahrnehmen.“ Solche Patient-Reported Outcomes (PRO) wurden in einer gepoolten Auswertung der BRAVE-AA-Studien erhoben und nun für eine Behandlungsdauer von 104 Wochen ausgewertet. King präsentierte im Rahmen des EADV-Kongresses in Berlin die Ergebnisse.2
Patient-Reported Outcomes im zweiten Behandlungsjahr
Für die Auswertung kamen drei Instrumente zum Einsatz, nämlich das Scalp Hair Assessment PRO mit einer Fünf-Punkte-Skala sowie die PRO-Scores für Augenbrauen und Wimpern mit jeweils vier Punkten. Ein höherer Score zeigt bei allen PRO-Messungen schwerere Erkrankung an. Ein Therapieansprechen an Kopf, Augenbrauen und Wimpern wurde jeweils durch einen Score von 0 oder 1 bei gleichzeitiger Verbesserung von Baseline um mindestens zwei Punkte definiert und zu den Wochen 52, 76 und 104 abgefragt. Dabei kamen nur Patienten in die Auswertung, die im Hinblick auf den SALT-Score angesprochen hatten und daher über volle 104 Wochen in der Studie verbleiben und mit 2 oder 4 mg Baricitinib behandelt werden konnten. Die Ansprechraten für die diversen PRO wurden nur erhoben, wenn diese bei Einschluss in die Studie entsprechend hoch waren. King weist darauf hin, dass ein PRO-Score von 0 oder 1 allenfalls minimale Lücken in Kopfbehaarung, Augenbrauen oder Wimpern bedeutet.
Insgesamt 65 und 129 Patienten aus den Gruppen mit Baricitinib 2 mg und 4 mg erreichten ein SALT-Ansprechen zu Woche 52 und wurden daher in die Studie aufgenommen. Dazu betont King, dass die Selbstwahrnehmung der Patienten ziemlich exakt der Bewertung durch die Behandler entsprach, die in BRAVE-AA gewählten Endpunkte also gut mit der Einschätzung der Betroffenen korrelieren. Die große Mehrheit dieser Patienten war mit hohen PRO in die Studie eingestiegen und nahm daher den eigenen Haarverlust an Kopf und Augenbrauen initial als schwerwiegend oder total wahr. Hinsichtlich der Wimpern gaben rund die Hälfte der Patienten einen PRO Score von 3 oder 4 an. Häufig waren sowohl die Augenbrauen als auch die Wimpern in Mitleidenschaft gezogen. Zwischen den Wochen 52 und 104 lag der Anteil der Patienten mit einem berichteten Ansprechen hinsichtlich der Kopfbehaarung zwischen 72 und 81 % in der 2-mg-Gruppe und zwischen 86 % und 90 % in der 4-mg-Gruppe, was im Wesentlichen bedeutet, dass ein erreichtes Ansprechen auch über das zweite Behandlungsjahr erhalten blieb.2
Mehr als die Hälfte der Patienten nach zwei Jahren an Augenbrauen und Wimpern erscheinungsfrei
In derselben Zeit nahm der Anteil der Patienten mit Augenbrauen-Ansprechen von 56 % auf 67 % unter Baricitinib 2 mg sowie von 64 % auf 75 % unter Baricitinib 4 mg zu. Das Ansprechen hinsichtlich der Wimpern verbesserte sich von 52 % auf 70 % und von 56 % auf 74 % in den 2- und 4-mg-Gruppen. Der Anteil der Patienten mit einem simultanen Ansprechen sowohl der Augenbrauen als auch der Wimpern nahm in beiden Gruppen von 46 % auf mehr als 60 % zu. Auch der Anteil der Patienten, die volle Augenbrauen bzw. Wimpern (PRO = 0) angaben, verbesserte sich vom Einschluss in die Studie über 104 Wochen kontinuierlich und lag schließlich bei 57 % und 60 % mit Baricitinib 2 mg sowie 62 % und 66 % mit Baricitinib 4 mg.2 King: „Das ist wirklich tiefes Ansprechen.“ Die Autoren schließen aus diesen Daten, dass bei erfolgreich behandelter Alopecia areata das Nachwachsen von Augenbrauen und Wimpern mehr Zeit benötigt als das Nachwachsen der Kopfhaare. Man lerne aus diesen Daten also auch etwas über die Biologie der Alopecia areata, so King.
Quelle:
Session „Free Communications I“, EADV 2023, 12. Oktober 2023, Berlin
Literatur:
King B et al.: N Engl J Med 2022; 386(18): 1687-99
ing B et al.: Patient reported outcomes for scalp, eyebrow and eyelash hair loss in patients with severe alopecia areata treated with baricitinib: 104 week results from two phase 3 clinical trials. EADV 2023; Präsentation FC01.2
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