Von den Besonderheiten der dunklen Haut
Autor:
Reno Barth
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Dunklere Haut unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von heller Haut, wobei Letztere in praxi nach wie vor als Standard in der dermatologischen Diagnostik und Therapie betrachtet wird. Das kann für Menschen mit „skin of colour“ nachteilig sein, zumal die spezifischen Präsentationen unterschiedlicher Hauterkrankungen auf dunkler Haut zu Fehleinschätzungen und Fehldiagnosen führen können.
Die Bezeichnung „skin of colour“ wird heute auf die Haut einer sehr breiten Population von Menschen angewandt, die sich selbst als nicht weiß bezeichnen. Diese Bezeichnung ist nicht ideal, wie Prof. Dr. Andrew F. Alexis, Weill Cornell Medicine, New York, betont. Alternativen wie „melanocompetent“ oder „ethnic skin“ wurden vorgeschlagen, hätten jedoch ebenfalls Limitationen. Morphologisch werde diese Bezeichnung für Haut gewählt, die stärker pigmentiert ist, mehr Melanin in der Epidermis aufweist und auch stärker zu Reaktivität der Melanozyten und damit auch zu Pigmentstörungen neigt. Weltweit weist die Mehrheit der Menschen einen derartigen Hauttyp auf.
Im Umgang mit der dunklen Haut seien neben strukturellen und funktionellen Besonderheiten auch kulturbedingte Schönheitsstandards sowie ein kulturell bedingter Umgang mit Haut und Haar zu beachten. Neben Pigmentstörungen sind Keloide, Erkrankungen der Haare und der Kopfhaut sowie Multisystemerkrankungen mit dermatologischen Manifestationen wie Sarkoidose oder diskoider Lupus bei Personen mit afrikanischer Abstammung häufiger. Pigmentstörungen sind in dieser Population auch als Komplikationen, beispielsweise nach Behandlung mit einem ungeeigneten Laser oder einer zu aggressiven Einstellung des Lasers, keine Seltenheit. Diese Komplikationen können entstellend sein, so Alexis, weshalb bei Laserbehandlungen an dunkler Haut Vorsicht und Erfahrung geboten sind. Bei Menschen mit dunkler Haut sei daher die Risikoabwägung zwischen den Vorteilen eines Eingriffs und dem Risiko für Pigmentstörungen und Narbenbildung anders zu treffen als bei Menschen mit heller Haut. Das bedeute nicht, dass solche Behandlungen nicht angewandt werden dürfen, es bedeute lediglich, dass man über potenzielle Probleme Bescheid wissen und die Patienten auch entsprechend aufklären müsse.
Atlas zur Erkennung von Ekzemen bei unterschiedlichen Hauttypen
Ebenso sei zu beachten, dass zahlreiche Hauterkrankungen, die in allen Populationen vorkommen, sich in bestimmten ethnischen Gruppen oder bei dunklerer Hautfarbe in ihrer Präsentation von den in den Lehrbüchern angegebenen „weißen“ Standards unterscheiden. Tatsächlich zeigt eine aktuelle Untersuchung, dass die spezifische Präsentation verschiedener Hautkrankheiten auf dunkler Haut in zahlreichen Standardwerken der Dermatologie überhaupt nicht vorkommt.1 Dementsprechend fühlen sich in den USA auch fast 50 % der Dermatologen nicht adäquat ausgebildet, um Hauterkrankungen bei Patienten mit dunkler Haut zu diagnostizieren. Untersuchungen zeigen auch eine schlechtere Trefferquote in der Diagnose von Erkrankungen dunkler Haut.2
Die betrifft beispielsweise die atopische Dermatitis, deren typisches Erythem auf dunkler Haut nicht als Rötung auffällt. Für die Praxis empfiehlt Alexis, zunächst das Auge an der gesunden Haut des Patienten zu „kalibrieren“. Erst dann fallen Veränderungen der Hautfarbe auf. Studiendaten zeigen, dass der Schweregrad einer atopischen Dermatitis bei Kindern mit dunkler Haut tendenziell unterschätzt wird.3 Ähnliches gilt für die Psoriasis, deren Läsionen auf dunkler Haut ein anderes Farbspektrum zeigen. Ein neuer Atlas für die Präsentation von Ekzemen auf unterschiedlichen Hauttypen soll in Zukunft die Diagnosequalität verbessern.4
Die Lebensqualität ist im Falle einer Psoriasis in Populationen mit dunkler Hautfarbe stärker beeinträchtigt als bei Weißen.5 Damit steigen auch die Patientenansprüche an den Therapieerfolg und es müssen längere Behandlungszeiten einkalkuliert werden, um diesen zu erreichen. Studien, die spezifisch in Populationen mit dunkler Haut durchgeführt werden, laufen beispielsweise mit dem Anti-IL-23-Antikörper Guselkumab. Eine weitere Erkrankung mit unterschiedlicher Präsentation in Abhängigkeit von der Hautfarbe ist die Pityriasis rosea, die auf dunkler Haut zu einer stärker papulösen Präsentation neigt. Die seborrhoische Dermatitis kann zu Hypopigmentierung in den betroffenen Arealen führen. Hautkrebs tritt in Abhängigkeit von Hautfarbe und Ethnizität bevorzugt an unterschiedlichen Lokalisationen auf.6 Sowohl Basalzellkarzinome als auch Plattenepithelkarzinome können sich bei Patienten mit dunkler Haut pigmentiert präsentieren.7 Melanome treten bei Menschen afrikanischer Abstammung häufig an den Akren auf und zeigen eine schlechtere Prognose als in anderen Populationen.8 Dazu könnten sowohl schlechterer Zugang zu medizinischer Versorgung als auch mangelnde Awareness in der Community beitragen.
Nicht zuletzt weist Alexis darauf hin, dass die Einteilung dunkler Haut nach Fototyp auf der Fitzpatrick-Skala problematisch sein könne, zumal alleine der erste optische Eindruck nichts über die genetische Herkunft der Person aussage. An Alternativen, wie zum Beispiel der „Eumelanin Human Skin Colour Scale“, werde gearbeitet.9
Quelle:
Alexis AF: Diagnostic and therapeutic pitfalls in skin of colour. EADV 2023, Präsentation PLC-03 am 14. Oktober in Berlin
Literatur:
Harp T et al.: J Am Acad Dermatol 2022; 87(1): e39-e41
Diao JA, Adamson AS: J Am Acad Dermatol 2022; 86(4): 950-1
Ben-Gashir MA, Hay RJ: Br J Dermatol 2002; 147(5): 920-5
Silverberg JI et al.: Dermatitis 2023. doi: 10.1089/derm.2023.0051
Takeshita J et al.: J Invest Dermatol 2022; 142(9): 2528-31.e3
Hogue L, Harvey VM: Dermatol Clin 2019; 37(4): 519-26
McCall CO, Chen SC: J Am Acad Dermatol 2002; 47(4): 524-9
Qian Y et al.: J Am Acad Dermatol 2021; 84(6): 1585-93
Dadzie OE et al.: Br J Dermatol 2022; 187(1): 99-104
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