Rilzabrutinib ist potenzielle Therapieoption bei primärer und sekundärer ITP
Mit dem oralen Bruton-Tyrosinkinase(BTK)-Inhibitor Rilzabrutinib wurde ein spezieller Wirkstoff entwickelt, der bei intensiv vorbehandelten Patienten mit Immunthrombozytopenie (ITP) eine vielversprechende Wirksamkeit bei hoher Sicherheit zeigt. Erste Ergebnisse der Phase-I/II-Studie wurden beim EHA präsentiert.
Rilzabrutinib ist ein oraler BTK-Inhibitor, der speziell für immun-vermittelte Krankheiten konzipiert wurde. Der Wirkstoff inhibiert sehr selektiv BTK, ist reversibel und verfügt über eine kurze Halbwertszeit im Blut, während BTK über einen langen Zeitraum inhibiert wird. Im Gegensatz zu Ibrutinib beeinträchtigt Rilzabrutinib die Plättchenaggregation nicht. In einer adaptiven, offenen Phase-I/II-Dosisfindungsstudie wurde orales Rilzabrutinib bei Patienten mit rezidivierter oder refraktärer ITP untersucht. Eingeschlossen wurden Patienten mit rezidivierter oder refraktärer ITP, die primär oder sekundär aufgetreten war und für die keine andere Therapieoption mehr zur Verfügung stand. Die Patienten mussten bei mindestens zwei Untersuchungen vor Studieneinschluss eine Plättchenzahl <30 000/µl aufweisen.
Im Phase-I-Teil der Studie wurde die höchste Dosierung von 400 mg bid als Dosierung für die weitere Entwicklung identifiziert. Primärer Endpunkt des Phase-II-Teils war eine Plättchenzahl ≥50 000/µl in wenigstens zwei konsekutiven Messungen ohne Benötigung einer Rescue-Medikation. Es wurden insgesamt 47 Patienten in die Studie eingeschlossen, von denen 32 Patienten mit der 400 mg bid-Dosierung behandelt wurden. Die Patienten waren im Median 50 Jahre alt und mit einer medianen Anzahl von 6 vorangegangenen Therapien bereits intensiv vorbehandelt. Im Median waren die Patienten mehr als 7 Jahre an einer ITP erkrankt und 28% waren einer Splenektomie unterzogen worden. 66% der Patienten erhielten wenigstens eine begleitende ITP-Medikation und zeigten darunter ein inadäquates Ansprechen.
Im Ergebnis sprachen 43% aller Patienten auf die Therapie mit Rilzabrutinib an. Bei Patienten, die bereits ≥12 Wochen mit 400 mg bid behandelt wurden, betrug die Ansprechrate 50%. Die Therapie führte zu einer schnellen Wirksamkeit. Bereits an Tag 8 betrug die Plättchenzahl ≥30 000/µl bei 53% der Patienten unter Rilzabrutinib-Dosierung von 400 mg bid, was 79% der ansprechenden Patienten gemäß dem primären Endpunkt ausmachte. Bei Patienten mit Ansprechen war die Plättchenzahl in 71% der Studienzeit ≥50 000/µl und in 88% der Studienzeit ≥20 000/µl über dem Wert zu Studienbeginn. Subgruppenanalysen zeigten ein Ansprechen bei 40% der Patienten mit ≥4 vorangegangenen Therapien und vergleichbare Ansprechraten bei Patienten mit alleiniger Rilzabrutinib-Therapie (44%) und mit begleitenden Medikationen (42%).
Bezüglich des Sicherheitsprofils wurden insgesamt bei 45% der Patienten transiente Nebenwirkungen von Grad 1–2 berichtet. Die häufigsten Nebenwirkungen unter der 400 mg bid-Dosierung waren Diarrhö (Grad 1: 34%; Grad 2: 6%), Übelkeit (Grad 1: 25%; Grad 2: 3%) und Fatigue (Grad 1: 9%; Grad 2: 3%). Es traten keine therapieassoziierten Blutungen oder thrombotische Ereignisse auf.
Fazit
Mit dem oralen BTK-Inhibitor Rilzabrutinib (400 mg bid) erreichte die Hälfte der Patienten bei Behandlung von ≥12 Wochen den primären Endpunkt. Das Ansprechen setzte früh ein und war bei der Mehrheit der ansprechenden Patienten dauerhaft. Die Medikation war über alle Dosierungen gut verträglich.
Quelle: Kuter D et al.: Safety and efficacy of rilzabrutinib (PRN1008), an oral bruton tyrosine kinase inhibitor, in relapsed/refractory patients with primary or secondary immune thrombocytopenia: Phase I/II adaptive study. EHA 2020, Abstr. #S316
Bericht: Dr. Ine Schmale
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