Weniger toxische Therapieoption für Hochrisikopatient:innen
Bericht:
Dr. Ine Schmale
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Die akute Promyelozytenleukämie ist eine seltene Form der akuten myeloischen Leukämie mit spezifischen klinischen, morphologischen und genetischen Merkmalen. Der toxische Behandlungsstandard könnte bald durch eine ATO-haltige Option ersetzt werden.
Die Erstbehandlung der akuten Promyelozytenleukämie (APL) mit All-trans-Retinsäure (ATRA) plus Chemotherapie (AIDA-Regime) ist eine wirksame, wenn auch – hauptsächlich aufgrund eines erhöhten Infektionsrisikos – erheblich toxische Therapie. Etwa 20% der Patient:innen erleiden zudem ein Rezidiv. In der offenen, multizentrischen, prospektiven Phase-III-Studie APOLLO wurde bei neu diagnostizierten APL-Patient:innen mit Hochrisikomerkmalen (Leukozytenwert >10 GPt/l) untersucht, ob Arsentrioxid (ATO) in Kombination mit ATRA und auf zwei initiale Dosen reduziertem Idarubicin im Vergleich zum klassischen AIDA-Regime weniger toxisch ist. Primärer Endpunkt war das ereignisfreie Überleben (EFS), mit einem Ereignis definiert als Nichterreichen der hämatologischen kompletten Remission nach Induktionstherapie, Nichterreichen einer molekularen Remission nach letzter Konsolidierungsgabe, hämatologisches oder molekulares Rezidiv, Tod oder sekundäre Myelodysplasie oder Leukämie. Es konnten 133 Patient:innen rekrutiert werden. Die Auswertung mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 31 Monaten (Spanne 1,7–71,5 Monate) bestätigte eine geringere Hämatotoxizität im ATRA-ATO- versus den ATRA-Chemotherapie-Studienarm. Während der Induktionstherapie wurden Thrombozytopenien (Grad 1–4) über >15 Tage bei 15% versus 22% der Patient:innen und Neutropenien (Grad 3–4) über >15 Tage bei 22% versus 46% der Patient:innen berichtet. Unter der Konsolidierungstherapie wurden Thrombozytopenien und Neutropenien im ATRA-ATO-Arm bei ≤1% der Patient:innen beobachtet gegenüber bis zu 56% der Patient:innen im ATRA-Chemotherapie-Arm. 93% versus 90% der Patient:innen erreichten ein komplettes Ansprechen (CR/CRi) und 7% versus 10% verstarben vor Erreichen einer Remission. Eine molekulare Resistenz wurde bei 1,7% versus 5,5% der Patient:innen beobachtet (p=0,268) und ein Krankheitsrückfall innerhalb von 2 Jahren bei 1,6% versus 14,0% (p=0,011). Das EFS betrug nach 2 Jahren 88% im ATRA-ATO-Arm versus 70% im ATRA-Chemotherapie-Arm (p=0,02) und nach 5 Jahren 87% versus 55% (p=0,0034). Das Gesamtüberleben (OS) war mit einer 2-Jahres-Rate von 93% versus 87% und einer 5-Jahres-Rate von 93% versus 82% ebenfalls unter der ATRA-ATO-Therapie verlängert (p=0,17).
Fazit: Die Erstlinientherapie mit ATRA-ATO und zwei initialen Dosen Idarubicin führte zu einem überlegenen EFS im Vergleich mit dem konventionellen ATRA-Chemotherapie-Regime. Die Ergebnisse der APOLLO-Studie protegieren das Regime als neuen Standard für Patient:innen mit Hochrisiko-APL.
Quelle:
Platzbecker U et al.: First results of the APOLLO trial: a randomized phase III study to compare ATO combined with ATRA versus standard AIDA regimen for patients with newly diagnosed, high-risk acute promyelocytic leukemia. EHA 2024; Abstr. #S102
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