Leitlinie zur Radiofrequenzdenervation bei Kreuzschmerz erschienen
Bericht:
Dr. med. Felicitas Witte
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Patienten mit Rückenschmerzen wegen ihrer Facettengelenke oder wegen ihres Iliosakralgelenks (ISG) können von einer Radiofrequenzdenervation profitieren. Gute Ergebnisse werden aber nur dann erzielt, wenn die Indikation streng gestellt wird. Auf der anderen Seite sollen aber nicht zu strenge Kriterien angewendet werden, um keinem Patienten die Therapie vorzuenthalten. Eine neue Leitlinie aus Deutschland beschreibt detailliert, wie bei der Diagnose und bei der Auswahl der Patienten vorzugehen ist.
Wie oft Facettengelenke oder das ISG Ursache von Rückenschmerzen sind, variiert je nach Studie zwischen 10% und mehr als 70%. Diese Unterschiede sind unter anderem dadurch zu erklären, dass die Diagnose schwierig zu stellen ist. Anamnese und Untersuchung können einen Hinweis auf Facettengelenkschmerz geben, es gibt aber keinen Test, der diese Gelenke als ursächlich für die Schmerzen beweist. Im Falle des ISG stehen einige Tests zur Verfügung, die einzeln angewendet wenig aussagen, aber in Kombination auf das ISG als Ursache weisen können. Eine korrekte Diagnose ist wichtig, um die Patienten auszuwählen, die von einer Radiofrequenzdenervation profitieren können. Wie man in der Praxis vorgeht und worauf man achten muss, erklärt eine neue Leitlinie aus Deutschland.1
Die Leitlinie ist 113 Seiten lang, aber es gibt für den raschen Überblick auch eine Kurzversion. Ausserdem sind am Anfang der Leitlinie 33 wichtige Punkte knapp zusammengefasst. Neben Grundlagen zu Anamnese, Untersuchung und Bildgebung wird in 8 Punkten auf die diagnostischen Blockaden eingegangen. Das weist darauf hin, wie wichtig den Autoren das Thema Diagnostik ist: Der Nachweis einer spezifischen Schmerzursache mit ausreichender diagnostischer Sicherheit sei wichtig, da mit der Radiofrequenzdenervation eine spezifische Therapie zur Verfügung stehe. Die Indikation zu dieser Behandlung bestehe nur, wenn ein spezifischer Facettengelenkschmerz oder Schmerz im ISG vorliege. Um die Diagnose zu sichern, sollen daher Testblockaden der afferenten Nerven – also Medial-Branch-Block an den Facettengelenken oder Lateral-Branch-Block am ISG – mit Lokalanästhetikum durchgeführt werden. Lindert das die Schmerzen um mehr als die Hälfte, hat eine Radiofrequenzdenervation Sinn.
Welche Patienten von einer Radiofrequenzdenervation profitieren und wie man in der Praxis vorgeht, erläutert eine Leitlinie der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft1
In der Behandlung werden die afferenten Nerven der Facettengelenke koaguliert und damit die Schmerzen nicht mehr an das Gehirn weitergeleitet. Es wird damit also nicht die Ursache der Schmerzen in den Gelenken therapiert. Ziel ist es, den Nerv über eine möglichst lange Strecke zu veröden. Es gibt Hinweise darauf, dass der schmerzlindernde Effekt dann länger anhält.
Ein Problem, das die Leitlinie nicht lösen kann, ist die unzureichende Datenlage zur Wirksamkeit. Die Evidenz der analysierten Studien ist generell nur moderat bis sehr niedrig. In den Studien wurden verschiedene Techniken der Radiofrequenzdenervierung angewendet, die Indikation wurde unterschiedlich gestellt und die Einschlusskriterien waren nicht einheitlich. In die meisten Studien waren nur wenige Teilnehmer eingeschlossen, manche wichtige Fragen wurden nur in einer einzigen Studie beantwortet und manchmal waren Randomisierung oder Verblindung unzureichend oder nicht klar. Die Autoren versuchen in ihrer Leitlinie, anhand der Evidenz Empfehlungen bezüglich Indikation und Durchführung der Radiofrequenzablation zu geben. Detailliert beantworten sie Fragen aus der Praxis und belegen ihre Empfehlungen mit der zugrundeliegenden Literatur. So erklären sie beispielsweise, welche und wie viele diagnostische Blocks empfehlenswert sind, welche Medikamente hierfür eingesetzt werden sollten und welche Bildgebung für die Radiofrequenzdenervierung am besten ist (Durchleuchtung). Ob die Leitlinie ihr Ziel erreicht – nämlich eine angemessene Versorgung zu unterstützen und optimale Ergebnisse zu erzielen – müssen dann Studien aus der Praxis zeigen.
Literatur:
1 Klessinger S, Wiechert K, Deutsche Wirbelsäulengesellschaft: S3-Leitlinie Radiofrequenz-Denervation der Facettengelenke und des ISG. www.awmf.org; Registernummer 151-004
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