Die Spätfolgen einer Covid-19-Pneumonie
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Bereits vor Monaten häuften sich Berichte über den schlechten Zustand von Patienten nach schweren Covid-19-Erkrankungen. Nun sind erste Daten aus prospektiven Kohorten verfügbar. Sie zeigen deutliche Einschränkungen der Lungen- und Herzfunktion, die jedoch zumindest bei einem Teil der Betroffenen reversibel sind.
Im Rahmen des diesjährigen Kongresses der European Respiratory Society (ERS) wurde die erste prospektive Studie zu den Spätfolgen einer schweren Covid-19-Erkrankung vorgestellt. Die Patienten kommen aus einem der ersten Covid-Hot-Spots in Europa: aus Tirol. Sie wurden an der Innsbrucker Universitätsklinik, dem Krankenhaus St. Vinzenz Zams und dem Reha-Zentrum Münster rekrutiert. Insgesamt wurden mittlerweile 150 konsekutive Patienten in die Studie eingeschlossen, Daten der ersten 86 Patienten wurden nun ausgewertet. Untersuchungen erfolgten sechs, zwölf und 24 Wochen nach der Entlassung aus der Klinik. Im Rahmen der Untersuchungen wurden Laborparameter erhoben, Blutgasanalysen, Lungenfunktionstests, Lungen-CT sowie Echokardiogramme durchgeführt. Die bereits ausgewerteten Patienten waren im Durchschnitt 61 Jahre alt und zu 65% Männer. Annähernd die Hälfte waren Raucher oder Exraucher und 65% übergewichtig oder adipös. Die Schwere der Erkrankung war sehr unterschiedlich: 18 Patienten (21%) mussten auf der Intensivstation behandelt, 16 (19%) davon invasiv beatmet werden. Der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt betrug 13 Tage.
Beobachtete Symptome
Insgesamt zeigte sich ein Bild persistierender Schäden, die sich jedoch im Laufe der Zeit besserten. Bei der ersten Visite klagte mehr als die Hälfte der Patienten über mindestens ein persistierendes Symptom – zumeist Dyspnoe und Husten. Bei 88% der Patienten waren im Lungen-CT Auffälligkeiten zu erkennen. Zwischen der ersten und der zweiten Visite ging der Anteil der Patienten mit auffälligem CT jedoch auf 56 zurück, 13 Patienten litten nach wie vor unter Dyspnoe. Im Rahmen der Lungenfunktionstestung wurden das forcierte Einsekundenvolumen (FEV1), die forcierte Vitalkapazität (FVC) sowie die Diffusionskapazität (DLCO) gemessen. Hier zeigten sich zwischen den Wochen sechs und zwölf Verbesserungen aller Werte. Bei der ersten Visite lag das FEV1 bei 20 Patienten (23%) unter 80% vom Soll, nach zwölf Wochen waren es nur noch 18 Patienten (21%). Während nach sechs Wochen 24 Patienten (28%) eine reduzierte FVC zeigten, besserte sich diese Zahl auf 16 Patienten (19%) zu Woche zwölf. Die DLCO lag nach sechs Wochen bei 28 Patienten (33%) unter 80% des Normalwerts, nach zwölf Wochen jedoch nur mehr bei 19 Patienten (22%). Ebenso normalisierte sich das Bild in der CT zunehmend. Während zu Woche sechs noch bei 74 Patienten (88%) eine Milchglastrübung („ground glass opacities“) zu sehen war, war dies sechs Wochen später nur noch bei 48 Patienten (56%) der Fall.
Auch der Herzultraschall war in vielen Fällen auffällig, und zwar im Sinne einer diastolischen Dysfunktion bei 48 Patienten. Auch verschiedene Marker für Myokardschädigung, Hyperkoagulabilität und Inflammation waren erhöht. „Wir denken nicht, dass eine linksventrikuläre diastolische Dysfunktion spezifisch für Covid-19 ist, sondern eher ein allgemeines Zeichen für eine schwere Erkrankung“, kommentierte Studienautorin Dr. Sabina Sahanic von der Medizinischen Universität Innsbruck. Schwere coronavirusassoziierte kardiale Dysfunktion wird in der Literatur beschrieben, trat in der Tiroler Kohorte jedoch nicht auf. Von der dritten Visite liegen noch keine Daten vor.1
Covid-19 und Rehabilitationsmaßnahmen
Eine weitere aktuelle Arbeit zeigt die Bedeutung von Rehabilitationsmaßnahmen für Patienten nach schweren Covid-19-Erkrankungen. Für die französische Studie wurde die Erholung der Probanden mit wöchentlichen 6-Minuten-Gehtests überprüft. Viele Patienten waren bei ihrer Ankunft in der Reha-Klinik überhaupt nicht in der Lage zu gehen. Nach der ersten Woche schafften sie 16% ihres Solls. Dieser Wert konnte über drei Wochen auf durchschnittlich 43% gesteigert werden, was immer noch eine erhebliche Behinderung bedeutet. Allerdings zeigte die Studie auch, dass die individuellen Ergebnisse umso besser waren, je früher mit der Rehabilitation begonnen wurde. Patienten, die in der ersten Woche nach Extubation bereits mit der Rehabilitation begannen, besserten sich schneller als Patienten, die erst zwei Wochen nach Entwöhnung vom Respirator ins Reha-Zentrum kamen.2
Bericht: Reno Barth
Quelle:
ERS International Congress 2020 virtual; 7.–9.September2020
Literatur:
1 Sahanic S et al.: Persisting pulmonary impairment following severe SARS-CoV-2 infection, preliminary results from the CovILD study. ERS 2020; abstract No. OA4143
2 Al Chikhanie Y et al.: New insights into determinants of patient-reported outcomes in chronic respiratory diseases. ERS 2020; abstract No. PA938
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