Nachwuchs in der österreichischen urologischen Fachgesellschaft

Neue Ausbildungskommission der ÖGU

2024 hat die Österreichische Gesellschaft für Urologie (ÖGU) eine Ausbildungskommission ins Leben gerufen, die u.a. die Qualität der österreichischen urologischen Ausbildung hochhalten und sicherstellen soll.

Im folgenden Beitrag stellt sich die Ausbildungskommission der ÖGU vor, die ein hochmotiviertes und engagiertes Team aus Vertreter:innen der österreichischen urologischen Fachgemeinschaft repräsentiert.

Die Kommissionsmitglieder sind eine ausgewogene Mischung aus jungen Talenten (Dr. Livia Huber, Wien, Dr. Robin Zeder, Leoben, die Vorsitzenden des Arbeitskreises [AK]der Assistenzärzt:innen), exzellenten Forscher:innen sowie Kliniker:innen (beispielhaft genannt seien Univ.-Prof. Dr. Isabel Heidegger-Pircher, Innsbruck, PD Dr. Bernhard Grubmüller, Krems). Mit Mitgliedern von der Universitätsklinik bis zur Praxis (Dr. Ingrid Schauer, Wien), von Assistenzärzt:innen bis zu Primarärzten, von West bis Ost (Primar PD Dr. Stefan Aufderklamm, Bregenz, Primar Dr. Martin Haydter, Wr. Neustadt) und mit den beiden Gründern und Initiatoren der Austrian School of Urology, ASU,Primar PD Dr. Martin Marszalek, Wien, Primar PD Dr. Stephan Hruby, Zell am See, haben wir alle wichtigen Bereiche und Aspekte der urologischen Weiterbildung abgedeckt. Die Mitglieder wurden dem Vorstand vorgestellt und agieren seitdem auch mit eigenem Logo (Abb. 1). Den Vorsitz der Kommission hat Ass.Prof. Dr. Marianne Leitsmann aus Graz (ÖGU-Vorstandswahl 11/2023).

Abb. 1: v.l.n.r. obere Reihe: Dr. Livia Huber (Wien), Prim. PD Dr. Martin Marszalek (Wien), PD Dr. Bernhard Grubmüller (Krems), Prim. Dr. Martin Haydter (Wr. Neustadt), Dr. Ingrid Schauer (Wien); untere Reihe: Prim. PD Dr. Stephan Hruby (Zell am See), Prim. PD Dr. Stefan Aufderklamm (Bregenz), Dr. Robin Zeder (Leoben), Univ.-Prof. Dr. Isabel Heidegger-Pircher (Innsbruck), Ass. Prof. PD Dr. Marianne Leitsmann (Graz)

Die offiziellen Aufgaben

Nach §16 der ÖGU-Statuten beinhalten die Aufgaben der Ausbildungskommission die Wahrnehmung sämtlicher Ausbildungsbelange. Die Kommission spielt somit eine zentrale Rolle bei der Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen und standardisierten Ausbildung, die den Anforderungen moderner medizinischer Praxis gerecht wird. Regelmäßige Berichte über Aktivitäten und Projekte sowie Finanzen werden erwartet. Die Vorsitzende hat außerdem die Aufgabe, die Kommission bei nationalen und internationalen Gremien, die sich mit der Facharztausbildung befassen (z.B. Österreichische Ärztekammer [ÖÄK], European Board of Urology [EBU]), zu vertreten, und ist Ansprechpartnerin für Prüfungsbelange. Weitere Kommissionsmitglieder sind im Rahmen der EBU-Prüfungen engagiert, was einen guten Kommunikationsfluss ermöglicht.

Unsere Ziele

Das zentrale Ziel der neu gegründeten Ausbildungskommission ist die Sicherung und Weiterentwicklung des Zukunftsfaches Urologie. Darüber hinaus ist die (inter)nationale Vernetzung ein wichtiges Anliegen. Diese Ziele möchten wir mit der Unterstützung bzw. Umsetzung einer Reihe wichtiger Initiativen erreichen, die insbesondere den Ausbildungsärzt:innen, aber auch den betreuenden Kliniken zugutekommen sollen.

1. Einheitliche Strukturen und Qualitätssicherung

Grundlegend sind die enge und gute Zusammenarbeit und ein regelmäßiger Austausch mit dem AK für Assistenzärzt:innen. Dies gilt insbesondere für die Unterstützung bei der Planung von Veranstaltungen, Kursen und Rotationen. Die Qualität der urologischen Ausbildung an allen Weiterbildungsstätten einheitlich hochzuhalten, erfordert die regelmäßige Erfassung der Ausbildungslandschaft in Österreich. Es gilt sicherzustellen, dass die Assistenzärzt:innen alle notwendigen Kompetenzen, Kenntnisse und praktischen Fähigkeiten erwerben, um später eigenständig und sicher als Urolog:innen arbeiten zu können.Definierte Standards gewährleisten überall in Österreich, dass alle die gleichen Mindestanforderungen erfüllen und auf nationaler sowie internationaler Ebene konkurrenzfähig sind. Versäumnisse während der Ausbildungszeit sind später nur schwer nachzuholen.

Die Europäische Fachgesellschaft für Urologie bietet hier über die European Association of Urology (ESU) standardisierte Programme mit dem Ziel, alle postgraduellen Lehr- und Bildungsaktivitäten auf höchstmöglichem Niveau zu fördern, zu koordinieren und zu organisieren. Das „Standardization in surgical education“-(SISE)-Programm dient z.B. als Referenzrahmen, in dem ein praktisches Trainingsprogramm („Hands-on“-Training) die Entwicklung und Übung individueller Fähigkeiten für Auszubildende und Ausbilder anbietet und auf die Standardisierung und Verbesserung der Ausbildung und des Trainings von Assistenzärzt:innen ab dem ersten Jahr abzielt.1 Das ESU-Bootcamp, das als erste Stufe des SISE-Programms gilt, wurde dieses Jahrerneutvom AK für Assistenzärzt:innen auf der ASU ausgerichtet und hat sich dort mittlerweile als fixer Programmpunkt etabliert.2 Die ASU, als zentrale Veranstaltung zur Unterstützung der Ausbildung der Assistenzärzt:innen in Österreich, ist konzeptuell an das European Urology Residents Education Programme (EUREP) angelehnt und wird in ihrer Weiterentwicklung durch die Ausbildungskommission unterstützt (siehe dazu auch: https://eurep.uroweb.org ).

Insbesondere externe Einflüsse wie die Covid-19-Pandemie, Personalknappheit und Ressourcenmangel sowie ein gewisser Versorgungsdruck stellen die Ausbilder:in-nen vor zusätzliche Herausforderungen,was die Weiterbildung betrifft.3 Eine stabile Basis wie z.B. ein strukturiertes Ausbildungscurriculum, wie es bereits in der aktuellen Konsultationsfassung des neuen Rasterzeugnisses umzusetzenversucht wurde (z.B. Anpassung der OP-Zahlen), kann dabei unterstützen, einen Standard anzubieten, der auch auch in Krisenzeiten eine Richtlinie bietet. Ein solcher Plan definiert klare Ziele für jede Ausbildungsstufe und stellt sicher, dass alle wichtigen Bereiche der Urologie abgedeckt werden. Dazu gehören u.a. klinische Tätigkeiten, chirurgische Eingriffe, Administration, Forschung sowie der Erwerb von Soft Skills, wie z.B. Zusammenarbeit im Team und Kommunikation mit Patienten, ebenso wie eine intersektorale und interdisziplinäre Denkweise.

Das Rasterzeugnis für die urologische Weiterbildung wurde zuletzt insbesondere nach praktischen Aspekten überarbeitet und liegt aktuell der ÖÄK zur Begutachtung vor. Der AK der Assistenzärzte:innen hatte hier die Aufgabe und damit auch eine Chance, die Inhalte aktiv mitzugestalten. Bei der Umsetzung der dort geforderten Kurse wird die Ausbildungskommission eine zentrale Rolle spielen. Der Fokus liegt auf Praxis und Uroonkologie. Rotationen betreffend lohnt sich auch der Blick nach Deutschland, wo das Programm „Weiterbildungscurriculum Urologie“ (WECU) als Gemeinschaftsprojekt der Fachgesellschaft (DGU), des Berufsverbandes (BvDU) und der Vereinigung von Assistenzärzt:innen in Weiterbildung zum Facharzt für Urologie in Deutschland (GeSRU) mit dem Ziel der Qualitätssicherung und Strukturierung der Weiterbildung mittlerweile erfolgreich umgesetzt wird.4

2. Unterstützung und Mentoring

Die Ausbildungskommission strebt an, dass Assistenzärzt:innen nicht nur fachlich, sondern auch persönlich unterstützt werden. In diesem Sinne wären Mentoring-Programmevorstellbar, bei denen erfahrene Fachärzt:innen als Berater:innen und Unterstützer:innen der jungen Kolleg:innen fungieren. Ein solcher Austausch kann helfen, sich im Klinikalltag besser zurechtzufinden, klinische Fähigkeiten zu verbessern und sich bei komplexen Fällen sicherer zu fühlen. Außerdem können hier auch Interessen diskutiert und evtl. zukünftige Schwerpunkte festgelegt werden, um eine zielorientierte berufliche Entwicklung der Assistenzärzt:innen zu unterstützen.

Für ihr besonderes Interesse an der Uroonkologie wurden dieses Jahr erstmalig drei Jungkolleg:innen mit dem Award „Young Urooncology Austria 2024“ ausgezeichnet (Abb. 2). Dieser Preis wurde von der Ausbildungskommission als wichtiger Bestandteil zukünftiger Nachwuchsförderung ins Leben gerufen. Die Preisverleihung erfolgte bei der größten Veranstaltung nur für Assistenzärzt:innen („Think out of the box“, Wien) und warheuer die Abschlussveranstaltung bei den sogenannten „Round tables“ (kleinen Runden von 8–10 Jungkolleg:innen, die österreichweit uroonkologische Fälle präsentierten und im Beisein eines Experten/einer Expertin diskutierten).

Abb. 2: Preisverleihung „Young Urooncologist Austria“ 2024: Dr. Wolfgang Loidl, Ao. Univ.-Prof. Dr. Gero Kramer, Dr. Livia Huber, Dr. Heidemarie Ofner, Dr. Robin Zeder, Dr. Julia Peters

Auch das „Mentor-Mentee-Programm“, bei dem ein:e engagierte:r Bewerber:in aus dem Kreis des Nachwuchses von einem Experten/einer Expertin begleitet in die Kongresswelten (EAU, ESMO, DGU) eingeführt wird, ist ein schönes Erfolgsbeispiel.

Insgesamt sollte eine transparente Kommunikation zum Thema Karrierebildung ermöglicht werden. Neben der fachlichen Ausbidlung sollen auch die persönliche Entwicklung und soziale Kompetenzen gefördert werden, als wesentlicher Bestandteileiner ganzheitlichen Ausbildung. Eine solche Betreuung schafft zudem eine solide Basis für die zukünftige Selbstständigkeit und Verantwortung in der ärztlichen Tätigkeit. In diesem Zusammenhang bietet die EAU z.B. seit diesem Jahr das „Talent Incubator“-Programm an, das darauf abzielt, insbesondere nichtmedizinische Kompetenzen wie Selbstbewusstsein und Selbstfürsorge weiterzuentwickeln. Der erste Termin fand im Jänner diesen Jahres erfreulicherweise in Österreich (Innsbruck) statt.5

Umgekehrt ermöglicht das Treffen auch einen regelmäßigen Austausch unter Ausbilder-:innen, um die Ausbildung voranzubringen. Überlegungen, hierzu ein Programm auf die Beine zu stellen, gibt es ebenso, wie einen „teacher of the year“ zu ernennen.

Herausforderungen und Fortschritt

Ansprüche, Erwartungen und Herausforderungen der Ausbilder:innen decken sich oft nicht mit jenen der jungen Generation in Bezug auf ihre berufliche Entwicklung. Themen wie Teilzeitarbeit, Lehrpraxen, die praktische onkologische Weiterbildung und die chirurgische Ausbildung, insbesondere von Frauen (z.B. betreffend Wiedereingliederung nach Karenz), werden uns in Zukunft weiter beschäftigen.

Auch werden digitale Tools und Hilfsmittel unseren Arbeitsalltag und viele weitere Aspekte nachhaltig beeinflussen und verändern. Hier gilt es, Chancen auch zur Weiterentwicklung der Ausbildung ausfindig zu machen und zu nutzen. Die Herausforderung besteht darin, zukünftige Urolog:innen sowohl in traditionellen Fähigkeiten als auch im Umgang mit digitalen Technologien auszubilden. Es ist wichtig, dass sie technologische Kompetenzen entwickeln, ohne dabei die manuellen Fertigkeiten und das klinische Urteilsvermögen zu vernachlässigen.

Die enge Zusammenarbeit von Ausbildungskommission, Assistenzärzt:innen und Ausbilder:innen spielt eine entscheidende Rolle bei der kontinuierlichen Verbesserung der Ausbildungsqualität. Durch regelmäßige Evaluierung der Ziele im Hinblick auf die aktuellen Erfordernisse der Ausbildung soll gesichert werden, dass die Inhalte den neuesten fachlichen Standards entsprechen. Dies ermöglicht eine praxisnahe und zukunftsorientierte Ausbildung, die den Bedürfnissen der Assistenzärzt:innen gerecht wird und sie optimal auf ihre zukünftigen beruflichen Herausforderungen vorbereitet.

1 Somani B et al.: Standardization in surgical education (SISE): development and implementation of an innovative training program for urologic surgery residents and trainers by the European School of Urology in Collaboration with the ESUT and EULIS sections of the EAU. Eur Urol 2021; 79(3): 433-4 2 European Association of Urology: ESU Urology Boot Camp. https://www.urologybootcamp.be; zuletzt aufgerufen am 11.11.2024 3 Aksoy C et al.: Impact of the Covid-19 pandemic on urology residency training programs in Germany. Aktuelle Urol 2022; 53(4): 317-24 4 Berufsverband der Deutschen Urologie: Das Programm Weiterbildungscurriculum Urologie – WECU. https://www.urologenportal.de/fachbesucher/fuer-urologen/curriculum/das-programm.html ; zuletzt aufgerufen am 11.11.2024 5 European Association of Urology: EAU Talent Incubator Programme. https://uroweb.org/eau-talent-incubator-programme ; zuletzt aufgerufen am 11.11.2024

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